Die Österreichische Eisenstraße

bung, doch nach der Trennung des Abbau- und Schmelzbetriebs in eine Vordernberger und eine lnnerberger (= Eisenerzer) Seite, entstanden auch zwei Hammerbezirke. Der lnnerberger Bezirk dehnte sich bald weit in die nördlich des Erzbergs liegenden Gebie– te der Obersteiermark sowie in das angrenzende Ober– österreich mit dem Enns- und Steyrtal und Niederöster– reich zwischen Ybbs und Erlauf aus. Der Grund dafür lag in dem Wasser- und Waldreichtum dieser Gebiete, der die entsprechende Energieversorgung gewähr– leistete . Im 16. Jahrhundert gab es im lnnerberger Hammerbezirk 49 Welschhämmer, drei bis vier Deutsch– hämmer und 94 kleine Hämmer. Die in diesen Werken erzeugten Halbfabrikate wurden in zahlreichen Werk– stätten zu Endprodukten weiterverarbeitet. Der Vordernberger Bezirk war wesentlich größer und re ichte vom Semmering bis nach Murau, hier existier– ten im 16. Jahrhundert etwa 70 welsche und deutsche Hämmer. 33 Die Struktur des Kleineisengewerbes Bachinger 34 erläutert die Struktur der Kleineisen– industrie, wie sie sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts beispielsweise in der niederösterreich ischen Eisen– wurzen darstellte: Die Welschhämmer waren große Hämmer zur Erzeugung von Eisenzeug und Stahl. Die kleineren Zerrennhämmer, in denen das Roheisen zu Eisen oder Stahl umge– schmiedet wurde, erzeugten Materialeisen, das in Streck– hämmern zu Stabeisen ausgeschlagen wurde. Eine spe– zielle Betriebsart waren die Knittelhämmer, die das Roh– material für die Sensenwerke lieferten. Eine Verbes– serung der Frischung des Eisens in den üblichen Zer– rennfeuern ergab sich durch das englische Puddling– verfahren , das in unserem Gebiet aber nur zögernd Ver– wendung fand . Ebenfalls Halbfertigprodukte wurden in den Blechhämmern und Drahtzügen hergestellt. Die gro– ße Zahl von Betrieben der Region befaßte sich jedoch mit der Erzeugung von Endprodukten für den Handel und für den Letztverbraucher und zwar entweder unter Ver– wendung von Handhämmern oder in Hammerwerken. Er,1de des 13. Jahrhunderts ist am Erzberg das erste selb– ständige Hammerwerk nachgewiesen . Die neuen Hr mmerwerke errichtete man in weitem Umkreis um den Erzberg, zum Beispiel in Waidhofen , am Semmering und ~ Murau. 35 In Oberösterreich gab es Hammerwerke in inreifling, Reichraming und Weyer. Da die steirischen e im Vergleich zu anderen europäischen Vorkommen niger eisenhaltig waren und daher die Transportkosten DIE RAHMENBEDINGUNGEN für rohe Erze sehr hoch gewesen wären, war diese Tren– nung von Verhüttung und Weiterverarbeitung erforderlich. Der Erzabbau am Erzberg und die Verhüttung des Erzes in den Hochöfen von Innerberg (Eisenerz) und Vordernberg beanspruchten sämtliche Wälder in der Umgebung. Da– her wurde verhindert, daß sich auch die weiterverarbei– tenden Betriebe hier ansiedelten - sie ließen sich entlang der Handelswege nieder. Besonders die Enns und ihre Nebenflüsse, aber auch die Region von Ybbs und Erlauf wurden - im Norden des Erzberges - Zentren der Hammerwerke. Im Westen reichte der Einflußbereich bis ins Almtal , teilweise auch darüber hinaus, im Norden bis Steyr, im Osten bis Purgstall und Wieselburg. Schmiede - Alleskönner und Spezialisten Zuerst - etwa im 11. und 12. Jahrhundert - war das Arbeitsgebiet der bürgerl ichen Schmiede in den Städ– ten und Märkten noch weit gesteckt, jeder Handwerker deckte große Bereiche der Produktpalette selbst ab. 36 Die Ausdifferenzierung im Spätmittelalter führte dazu, daß die Vielfalt der Produkte und damit der spezialisier– ten Berufe fast unüberschaubar wurde. 37 Bei der Erzeu– gung von Waffen waren es z.B: Schwertfeger, Klingen– und Messerschmiede, Sporer, Brünner (stellten Ketten– hemden her), Plattner(Erzeugung von Plattenharnischen - ihre Zentren waren in den großen Städten bzw. im Nahbereich der Höfe, in Innsbruck, Wien und Graz), Bogner, Haubenmacher, Pfeilschmiede und Spieß– macher. Mit der Verbreitung von Feuerwaffen kamen Büchsenschmiede dazu. In engem Zusammenhang mit der Waffenherstellung standen die ersten Polier- und Schleifmühlen. Zu den Schmieden, die nicht Waffen erzeugten , gehörten: Huf-, Hacken- und Zeugschmiede, Messerer, Schlosser, Nadler (im 19. Jahrhundert erzeug– ten sie vor allem Fischangeln) , Nagel-, Bohrer- und Löffelschmiede, Kessel- und Pfannenschmiede, Klein– pfannenschmiede (sie erzeugten die Stiele und Füße für Eisenpfannen) Feilenhauer, Zirkel- und Ketten– schmiede , Klampferer, Spengler, Drahtzieher, Blech– schmiede, Ahlenschmiede (die im 19. Jahrhundert auch Fenster- und Bettbeschläge erzeugten) , Kraut– messerschmiede (die auch Bügeleisen, Bratspieße , Feuerzangen und verschiedenste Werkzeuge herstell– ten) , Säge- , Reifmesser- , Scheren- , Striegel-, Scher– messerschmiede (erzeugten Rasiermesser und -klin– gen), Spalierhagel-, Schlageisen- und Maultrommel– schmiede . Besondere Bedeutung , die weit über den regionalen Raum hinaus reichte, erlangten die Sichel– und Sensenschmiede. Die Zahl der Werkstätten läßt sich kaum genau fest– stellen , aber allein in Waidhofen/Ybbs existierten am

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2