Die Österreichische Eisenstraße

DIE RAHMENBEDINGUNGEN Förderer, Häuer, Schmelzer, Schmied. Der Erzabbau und die Weiterverarbeitung machten eine differenzierte Aufgliederung von Berufen notwendig. Neben der festen Eisenluppe fiel bei dieser Schmelz– methode auch flüssiges Eisen an , das nicht schmiedbar war, Gußeisen, Graglach oder Waschwerk. Zuerst wurde es für Kunstguß, für Kanonen und Kanonenkugeln ver– wendet. Durch Frischen in Zerrennhämmern konnte es auch schmiedbar gemacht werden. Erst mit dem Frischen in sogenannten Floßöfen im 18. Jahrhundert begann eine neue Ära im Eisenwesen , die Voraussetzung für die Eisen– erzeugung im großtechnischen Maßstab war. Parallel mit der Einführung der größeren Stucköfen ver– lief - spätestens im 14. Jahrhundert - auch die Trennung der Schmelz- oder Blähhäuser von den Hammerwerken. In den in Eisenerz bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts verwendeten Stucköfen wurde in einem Arbeitsgang , der etwa 17 Stunden dauerte, ein großer Eisenklumpen , die Maß, erschmolzen. Sie enthielt etwa 40% niedrig gekohltes Eisen , das einen sehr qualitätsvollen Stahl, den Scharsachstahl, lieferte. Dieser wurde vor allem für qualitativ hochwertige Produkte (etwa in der Messerer– zeugung) verwendet. Die äußeren Schichten der Maß und die Abfallsorten mußten erst entkohlt werden , um schmiedbar zu werden . Daraus wurde weicher Stahl hergestellt. Das rohe Abfalleisen ging als sogenanntes Provianteisen im Tausch gegen Lebensmittel an die Ei– senhändler in Scheibbs, Purgstall und Gresten zur Wei– terverarbeitung in den dortigen Hammerwerken. 29 Die Stucköfen lieferten Eisen in sehr hoher Qualität, jedoch unter Verbrauch großer Mengen von Kohle. Im 18. Jahr– hundert - später als in anderen Regionen - begann in Eisenerz die Umstellung auf den Hochofenbetrieb. Das in den Floßöfen erzeugte Roheisen wurde durch Fri– schen zu Schmiedeeisen bzw. zu Stahl verarbeitet. Der Hochofen ermöglichte einen ununterbrochenen Betrieb, da das flüssige Eisen durch eine Öffnung dicht am Bo– den des Ofens abgelassen werden konnte. Allerdings zwang diese Methode auch zum ständigen Betrieb . Während ein Stuckofen jederzeit vorübergehend still- gelegt werden konnte, mußte der Hochofen Tag und Nacht sieben Tage in der Woche laufen. Dies stellte hohe Anforderungen an Investitionen und laufende Betriebs– kosten und war wohl der Grund für die späte Einführung trotz vieler Vorteile, besonders des niedrigen Kohlever– brauchs. Auf Betreiben der Kammerbehörden wurden dann zwischen 1750 und 1770 alle Stucköfen in Vordernberg und Innerberg durch Floßöfen ersetzt. Während Ende des 18. Jahrhunderts in England bereits die Umstellung auf Steinkohle begann, geschah dies in den Alpenländern erst ab den Siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Bis dahin wurden nur Verbesserun– gen des Hochofenbetriebes auf Holzkohlebasis durch– geführt, und zwar durch Veränderungen der Hochöfen, Anwendung leistungsfähigerer Gebläse, Nutzung der erhitzten Gebläseluft und Verbesserungen der Erzauf– bereitung.30 Die Produkte In der frühmittelalterlichen Gesellschaft, die durchweg landwirtschaftlich bestimmt war, wurde nur sehr wenig Eisen gebraucht. 31 Die meisten Werkzeuge und Gegen– stände für den alltäglichen Bedarf waren aus Holz oder anderen Materialien, die aus der Eigenproduktion des Hofes oder des Dorfes zur Verfügung standen, wie etwa Horn und Leder, Eisenwerkzeuge waren vor allem bei der Holzbearbeitung nötig. Mehr Eisen wurde im Kriegs– wesen gebraucht. Daraus ergibt sich die besondere Stellung des Schwertschmieds in der Mythologie. Im Mittelalter war das Schmiedehandwerk in der Regel an die großen Gutsherrschaften des Hochadels und der Kirche gebunden. Der erste in der Steiermark urkund– lich nachweisbare Schmied arbeitete um 1135 für die Besitzungen des Stiftes Admont. 32 Zuerst erfolgte wohl die Weiterverarbeitung des am Erz– berg gewonnenen Eisens in der unmittelbaren Umge- 15

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