Die Österreichische Eisenstraße

Der Abbau des Erzes erfolgte ursprünglich in einfachen Tagebauen in der Form, daß der weiche Brauneisen– stein , wo man ihn antraf, abgegraben wurde, das tau– be Gestein blieb in der Grube zurück. Als Werkzeug diente jahrhundertelang das spitze Eisen , das mit dem Schlägel in den Felsen geschlagen wurde. Nicht um– sonst wurden Schlägel und Eisen zum eigentlichen Sym– bol des Bergbaus. Weniger festes Gestein wurde mit der Berghaue, einem eisernen Pickel, gewonnen. Am Ende des 15. Jahrhunderts war die Oberfläche des Berges bereits in eine Unzahl von Bergrechten aufge– teilt. Im Lauf des 16. Jahrhunderts ging man wegen der Erschöpfung der oberflächlich liegenden Brauneisen– steinpartien auf den Grubenbau über. Seit der Berg– ordnung Maximilians 1507 begann man mit dem Vor– trieb von Schächten und Stollen , von einem geregel– ten , planmäßigen Abbau kann man aber erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts sprechen. 24 Zu dieser Zeit wurde am Erzberg auch die Sprengung mit Sch ießpu l– ver eingeführt. 25 Der ungeregelte Untertagebau wurde zunehmend zu einer großen Gefahr, da es bis ins 19 . Jahrhundert nicht üblich war, die entstandenen Hohlräume mit taubem Gestein zu verfüllen . Es kam immer wieder zu Bergbrüchen . In der ersten Hälfte des 19 . Jahrhunderts trat neben den Untertagebau allmäh– lich der geregelte Tagbau in Etagen. Die das Bild des Erzbergs heute prägende Form der gleichmäßigen durchlaufenden Stufen wurde 1881 begonnen und bis 1907 weitgehend abgeschlossen . Die Höhe der Etagen beträgt 12 bzw. 24 Meter. Der Steirische Erzberg bei Eisenerz nach Beginn des Terrassenabbaus im Jahr 1881. Ursprünglich wurden für den Abt ransport des Erzes ins Tal Pferdefuhrwerke verwendet, welche wegen der Steil– heit der Wege statt der Hinterräder Schleifbäume be– saßen. 1564 wurde aus Ersparnisgründen der Sackzug eingeführt. Dabei wurden Halbwagen verwendet, die so 14 DIE RAHMENBEDINGUNGEN klein waren, daß ein Mann sie führen konnte. Darauf wurde ein mit Erz gefüllter Sack festgeschnallt, der un– gefähr 140 kg faßte . Das Wägelchen mußte dann wie– der hinaufgetragen werden. Die Wege waren mit Stein– platten gepflastert, um den Sackzug zu ermöglichen. Der Weitertransport zur Verhüttung erfolgte weiterhin mit Pferdefuhrwerken , wobei der Aufwand beträchtlich war. Zu Beginn des 19 . Jahrhunderts mußte jeder Vordernberger Radmeister für d ie Erzzufuhr allein 18 bis 20 Pferde halten und für die Erneuerung der Wagen– beschläge jährlich 3000 kg Eisen verwenden. Ab 1831 wurde die Erzförderbahn zum Abtransport ausgebaut. Verhüttung Die Eisengewinnung aus Eisenerz ist ein relativ einfa– cher thermochemischer Prozeß , bei dem Eisenoxyde bei hohen Temperaturen unter Luftzufuhr reduziert wer– den.26 Das Schmelzprodukt enthält dabei auch Kohlen– stoff. Bei den alten direkten Methoden der Eisen– gewinnung verläuft der Schmelzprozeß unterhalb des Schmelzpunktes des Eisens, das Produkt enthält we– nig Kohlenstoff und ist schmiedbar. Bei der indirekten Met hode der Eisenerzeugung erreichen die Tempera– turen im Ofen den Schmelzpunkt, das flüssige Eisen nimmt viel Kohlenstoff auf und muß erst in einem wei– teren Fertigungsschritt entkohlt (gefrischt) werden , be– vor es weiterverarbeitet werden kann . Über die frühen Methoden 27 der Verhüttung des steiri– schen Eisens fehlen verläßliche Hinweise, jedoch dürf– ten zugewanderte Slawen im 7 . und 8. Jahrhundert ,,Rennöfen" aus Lehm verwendet haben, in denen Eisen– luppen erzeugt wurden, die als Rohmaterial für verschie– dene Werkzeuge dienten. Ähn liche Rennöfen - an ihre Stelle traten später die größeren Stucköfen (benannt nach der Bezeichnung Stuck für Luppe) - sind aus dem 12. Jahrhundert nachgewiesen , d ie Luppen dürften unter 50 kg gewogen haben und bedurften vor der Weiterverarbeitung eines neuerl ichen Schmelzens und Ausschmiedens. Mit der Vergrößerung des Ofendurch– messers - die größere Luppen ermöglichte -waren stär– kere Blasbälge erforderlich , zu deren Betrieb schon im 13. Jahrhundert Wasserräder benutzt wurden. Der Be– griff Radwerk für diese Bläh- oder Schmelzhäuser wur– de erst im 15. Jahrhundert verwendet. Ab diesem Zeit– punkt war es erforderlich , die Schmelzöfen an die Wasserläufe zu verlegen . In der letzten Zeit der Ent– wicklung der Stucköfen wuchs die in einem Arbeits– gang erzeugte „Mass" bis zu einem Gewicht von etwa 1.000 kg an, sie konnte nur mehr mit Winden aus dem Ofen gezogen werden und mußte vor dem Schmieden sofort zerteilt werden. 28

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