Die Österreichische Eisenstraße

Österreich abzuzeichnen , die unter den ersten Habs– burgern zu einer rechtlichen Verselbständigung des Landes ob der Enns wurde. 1363 faßte Herzog Rudolf IV. alle Rechte, Befugnisse und Einnahmen , über die der Hauptmann ob der Enns in Vertretung des Landes– fürsten verfügte, in der Institution der Hauptmannschaft ob der Enns zusammen . Unsere „Eisenstraßen-Region" hatte sich als landes– fürstliche Herrschaft Steyr im Hochmittelalter zu einem großen geschlossenen Herrschaftsbezirk entwickelt. Sie ging von Dietmar von Steyr an Ottokar von Böhmen , um 1255 wurde der bayerische Herzogsbesitz um Hall einbezogen . Um 1325 gehörten dazu die Verwaltungs– bezirke (Ämter) Ternberg, Molln, Dietach, Mühlbach, Laussa, Mitterberg, Arzberg, Großraming, Steinbach , Ramsau , Kniewas, Hirt und Hall. Unter den Habsbur– gern wurde die Herrschaft Steyr von Richtern oder Pfle– gern verwaltet, die ähnliche Rechte wie ein Landes– hauptmann hatten. Erst im 15. Jahrhundert konnte der Hauptmann ob der Enns seine Befugnisse auf die Herr– schaft Steyr ausdehnen . Linz wird erstmals 1490 als Hauptstadt des Fürstentums Österreich ob der Enns genannt. 1492 wurde schließlich die Landesgrenze auch im Gebiet von Weyer und Gaflenz auf den heute gülti– gen Stand gebracht. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts zeigten sich im gesamten Land deutliche Krisensymptome, die die ge– samte Gesellschaft und vor allem die landwirtschaft– liche Lebensmittelproduktion betrafen. Klimatische Ver– änderungen und verschiedene Katastrophen führten zu Hungersnöten, 1277 herrschte eine große Hungersnot in Kärnten und der Steiermark, 1317 eine der schwer– sten , die sich europaweit auswirkte. Ab 1347 breitete sich die Pest aus, der in ein igen Gebieten, vor allem den dichter besiedelten , bis zu einem Drittel der Bevöl– kerung zum Opfer fielen. In einigen Regionen Österreichs - etwa in Niederöster– reich und im Burgenland - kam es infolge der Seuchen– züge der Pest und wegen Verschlechterung der Bewirtschaftungsmöglichkeiten im 14. und 15. Jahrhun– dert zu einer Reduktion der Bevölkerung und vielfach auch zum völligen Verschwinden von Ortschaften - sogenannten Wüstungen. In unserem Gebiet dagegen wächst die Bevölkerung - in den Regionen um Eisen– erz, Vordernberg und im obersten Mürztal, besonders auch um Steyr, das im Jahr 1543 6.416 Einwohner zählt und damit die drittgrößte Ansiedlung auf der Fläche des heutigen Österreich war - nach Wien und Schwaz in Tirol, das durch den Silberbergbau enormen Auf– schwung erlebt hatte. In Niederösterreich bildete sich DIE RAHMENBEDINGUNGEN eine Verdichtungszone um Waidhofen an der Ybbs. 15 Insgesamt lebten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhun– derts auf dem Gebiet des heutigen Österreich etwa 1,5 Mio Menschen. Linz hatte damals etwa 2.500, Enns 2.000 Einwohner. Der Landtag im 16. Jahrhundert Die „Landschaft", wie die politische Führung des Lan– des hieß , bestand aus Vertretern der vier Stände, der Herren, Ritter, Prälaten und der sieben landesfürstlichen Städte (Freistadt, Gmunden, Linz, Wels, Steyr, Enns und Vöcklabruck) . Ihr gegenüber stand der Landesfürst, gegen den sie immer wieder versuchte, Eigenständ ig– keit im Besitz, in Rechten und Freiheiten zu erreichen und zu bewahren . Durch den Protestantismus war der Einfluß des Prälatenstandes, also der katholischen Geistlichkeit, zugunsten des Adels zurückgegangen. Die Städte waren in der Landschaft meist durch Mitglieder des Stadtrates vertreten , die jedoch nicht als Person sondern nur im Namen der Stadt agieren konnten. Die landesfürstlichen Städte waren dem Kaiser unmittelbar unterstellt und konnten daher auch in Religionssachen nicht frei handeln. Andererseits hatten ein ige Städte durch ihre wirtschaftliche Situation Einflußmög lich– keiten , die über den rechtlichen Status weit hinaus gin– gen. Das selbstbewußte Auftreten der Steyrer Bürger, die immer wieder ihre wirtschaftliche Bedeutung in die Waagschale werfen konnten , führte häufig zu Konflik– ten mit der „Obrigkeit". Versammlungsort des Landtages war ab 1521 ausschließlich Linz. Die politische Macht der Eisenhändler Die zentrale Rolle der Steyrer Eisenhändler in wirtschaft– licher Hinsicht, wirkte sich auch auf ihre Stellung in der politischen Entwicklung aus. Während in anderen Städ– ten das „Stadtregiment", also die politische Führung des Gemeinwesens, von den Handwerkern und ihren Zünften bestimmt wurde, war der Steyrer Stadtrat weit– gehend von den Händlern beherrscht. ,,Zum Aufgabengebiet des Rates von Steyr gehörte es, die Bürger zu regelmäßigem Eiseneinkauf anzuhalten und die Einhaltung der Privileg ien zu überwachen . Schon im Stadtrecht von 1287 lassen sich Spuren ei– nes Ausschusses der Bürger erkennen. Im 14. und 15. Jahrhundert bestand er aus sechs Mitgliedern, die mit dem Stadtrichter die Vertretung der Stadt nach au– ßen und die Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern zu besorgen hatten. Der Burggraf von Steyr hatte den Rat in der Vertretung der städtischen Privilegien zu un– terstützen . Parallel mit dem Aufschwung des Eisen- 11

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