Die Österreichische Eisenstraße

Im Jahr 900 drang erstmals ein ungarisches Heer über die Enns vor. Nach der Rückschlagung durch bayeri– sche Soldaten wurde die Befestigung der Ennsburg errichtet. Mit der Niederlage des bayerischen Heeres bei Preßburg im Jahr 907 wurde die Enns zur Ostgrenze Bayerns und damit des fränkischen Reiches. Nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 entstand östlich der Enns die ottonische Mark, die Keimzelle des baben– bergischen Österreich. Am 1. November 996 wurde von Kaiser Otto III. eine Urkunde ausgestellt, in der erstmals der Name „Ostarrichi" für d ie Landschaft verwendet wurde. Seit dieser Zeit sind lokale Machthaber von nicht genau abgrenzbaren Grafschaften nachzuweisen. Die Grafen von Lambach haben wahrscheinlich in der zwei– ten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Burg Steyr errich– tet. Der herrschaftliche Mittelpunkt des Gebietes um Kirchdorf dürfte der Georgenberg bei Micheldorf ge– wesen sein. Die steirischen Otakare Die Herrschaft der Grafen von Lambach erstreckte sich im 11 . Jahrhundert vom Hausruck im Norden über die Alm und die Krems bis zum Toten Gebirge und wahr– scheinlich bis zur Enns. Durch Erbschaft nach den Gra– fen von Lambach dürfte das aus dem Ch iemgau stam– mende Geschlecht der steirischen Otakare (Traungauer) in unser Gebiet gekommen sein. Die Styrapurc wird im Jahr 985 erstmals genannt. Etwa ein halbes Jahrhun– dert später kam sie in den Besitz der Otakare und wur– de namengebend für sie als Markgrafen. 1056 wurden sie auch Markgrafen der Kärntner Mark an der Mur. Mit der Herrschaft Steyr und der sich entwickelnden Stadt Enns beherrschten sie das Ennstal bis zur Donau und einen Großteil des Steyrtales, Besitzungen im Salzkam– mergut, das lschlland, das Trauntal und das Gebiet am Pyhrn. 1122 verlegten sie den Schwerpunkt ihrer Herr– schaft von Steyr an die Mur. Das entstehende Land wurde nach der Hauptburg der Otakare Steiermark be– nannt. Aus dem Herrschaftsbereich der Grafen von Regau entstand die Herrschaft Scharnstein. Die Grundherrschaften des Hochmittelalters waren die Organisatoren des Landesausbaus. Bevölkerungs– vermehrung, eine Ertragssteigerung der Landwirtschaft durch verbesserte Anbaumethoden und ein allgemei– ner wirtschaftlicher Aufschwung führten schon damals im wesentlichen zum heutigen Erscheinungsbild unse– rer Landschaft. Im 12. und 13. Jahrhundert drang die Besiedlung durch Rodung in bis dahin unzugängliche Täler vor. 10 DIE RAHMENBEDINGUNGEN Zu dieser Zeit begann auch die Bedeutung von Enns und Steyr durch ihre verkehrs- und handelspolitische Lage zu wachsen. Enns erhielt eine eigene Münzstätte - die erste auf dem Gebiet Oberösterreichs . Im Jahr 1212 erhielt Enns von Herzog Leopold VI. das Stadt– recht verliehen , wobei damit wohl bereits bestehende Privilegien bestätigt wurden. Enns ist aber nicht die „äl– teste Stadt Österreichs" - andere Orte verfügten be– reits früher über Privilegien einer Stadt (z.B. St. Pölten wohl seit 1159), oder waren aufgrund ihrer tatsächli– chen Situation als zentraler Platz als Stadt anzusehen . Im Hochmittelalter kann man in Oberösterreich - wie auch sonst in Mitteleuropa - nicht von definierten Landesgebieten sprechen. Das Staatswesen war von Personenverbänden bestimmt, von Abhängigkeiten von den jeweiligen Herren. ,,Land und Leute" bedeutete, daß vor 1200 der Akzent auf Leute, nachher auf Land liegt. Das wichtigste am Land war also vor 1200 nicht das Territorium, sondern ein Verband von Personen, der sich um geistliche und weltliche Fürsten und Hochadelige scharte. Diese Leute legten mit ihren menschlichen und ökonomischen Beziehungen eine Art Netzwerk über die Landschaft. 14 Im heutigen Oberösterreich waren die ein– flußreichsten Machthaber die steirischen Otakare. Sie beherrschten entweder unmittelbar oder über Dienst– leute den Großteil unseres Landes. Der Ausbau ihrer Macht, der auch durch Erbschaften erfolgte, scheint sehr reibungslos verlaufen zu sein. Über ihnen stand der Herzog von Bayern, dessen Lehnsleute sowohl die Otakare als auch die Babenberger waren. 1156 wurde die Mark an der Donau zum selbständigen Herzogtum, abgelöst von den Bayern. Unser Gebiet unterstand je– doch weiterhin den Bayern. 1180 wurde schließlich die Steiermark zum se lbständ igen Herzogtum, der otakarische Herrschaftsbereich schied aus dem baye– rischen Herzogtum aus. Aufgrund der 1186 auf dem Ennser Georgenberg geschlossenen Vereinbarung (der „Georgenberger Handfeste") gingen die Besitzungen der steirischen Herzöge nach dem Tod des letzten der Otakare 1192 an Österreich über. In der weiteren Folge befand sich unser Gebiet weitgehend im Besitz der Babenberger. Von den Babenbergern zu den Habsburgern Im Vertrag von Ofen 1254, der den Streit um das baben– bergische Erbe vorläufig beendete, kam die Steiermark an den König von Ungarn, unser Gebiet ging an Otto– kar von Böhmen . Damals wurde die heute noch gültige Südgrenze Oberösterreichs zur Steiermark gezogen. In der Folge begann sich eine Eigenständigkeit des Ge– bietes westlich der Enns gegenüber dem restlichen

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