Steyrer Werksarbeiter, 36. Jg. November 1983, Nr. 5

Fortsetzung DER RICHTIGE WEG Zweierlei ist eindeutig bewiesen: Erstens die Notwendigkeit kürzerer Arbeitszeit, um die Rationalisierungseffekte abzufangen und Massenentlastungen zu verhindern; und zweitens die Notwendigkeit des Lohnausgleiches, um nicht Kaufkraft zu verlieren. Ist es nicht vernünftiger, für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnaus- gleich gezielte Hilfen zu gewähren, um das Beschäftigungs-Niveau aufrechtzuerhalten und neue Arbeitsplätze zu schaffen, als mit großen Mitteln eine wachsende Arbeitslosigkeit zu finanzieren, bis auch diese "unfinanzierbar" wird? HIER IST DAS GELD ! Was haben die Unternehmer mit den Gewinnanteilen gemacht, die sie einer zwanzigprozentigen nicht abgegoltenen Produktivitätssteigerung seit dem Jahre 1977 verdanken? Wenn man weiß, daß allein 1982 mehr als 70 Milliarden Schilling (! ) nahezu unversteuert ins Ausland abflossen, dann kommt man einer Antwort schon sehr nahe. Stärke auch Du die Opposition im Werk. EINBAHNSTRASSE Wir wurden mehrmals darauf aufmerksam gemacht, daß ständig LKW ausländischer Typen, in unserem Werk aus- und einfahren. Mit diesen LKWs werden Anlagen oder Materialien ins Werk transportiert und deshalb haben wir Grund zur Annahme, daß manche Firmen gute Geschäftsbeziehungen zu Steyr-Daimler- Puch pflegen. Wir meinen jedoch, daß es im Geschäftsleben keine Einbahnstraße geben darf. Bedenkt man die angespannte Situation unseres Werkes, bei der der Inlandsmarkt eine große Rolle spielt, wird die Empörung der Kollegen verständlich. Es wäre daher angebracht, sich mit den verantwortlichen Herren dieser Firmen ernsthaft auseinander zu setzen. Eine echte Aufgabenstellung für die Herrschaften im Verkauf. Zur Menschlichkeit des Rom-Systems Wie sehr die SP-Gewerkschaftsführung zur Unsachlichkeit neigt, demonstierte BO Leithenmayr in seiner Stellungnahme zum Artikel des "Steyrer-Werksarbeiter" über das ROM-System. Er will nicht wahr haben, daß in der Vergangenheit von SP-Funktionären wiederholt die besondere Menschlichkeit dieses Systems beteuert wurde. Nun gut, wir vergessen das gerne, wenn in Zukunft solch irre Äußerungen ausbleiben. Wir freuen uns über jeden Erfolg. Eine Feststellung wollen wir aber dennoch treffen. Mit dem relativ hohen Lohn brauchen sich die beim ROM-System beschäftigten Kollegen, nicht vom Betriebsrat beschenkt fühlen. Daß in diesem Bereich relativ hohe Löhne bezahlt werden, ist die Folge einer bedeutenden, systembedingten Mehrleistung der Beschäftigten selbst. Über diese Mehrleistung genauere Auskunft zu erhalten, wäre wesentlich interessanter für die Belegschaft, besonders in jenen Bereichen, wo man zu romisieren gedenkt. Dann könnten die Kolleginnen und Kollegen sicherlich erkennen, warum die Firma Interesse am ROM-System hat, warum Zuschläge bezahlt werden und warum SP-Betriebsräte Spezialausbilungen absolvieren. Die Sache muß ja schließlich feilgeboten werden, von Fachleuten natürlich, so etwas schluckt die Arbeiterschaft nicht so ohne weiteres. Interessant ist auch die Reaktion des örtlichen Betriebsrates auf den Artikel des "Steyrer Werksarbeiters". Er schwört förmlich, den oder die Verräter, die dem GLB etwas erzählt haben, zu finden und fertig zu machen. Eine wahrhaft fortschrittliche, vor allem demokratische Äußerung, muß man schon sagen. Sie offenbart unmißverständlich, was man in SP-Betriebsrats- kreisen unt.er Demokratie versteht. Auch dagegen gibts ein Mittel. GEWERKSCHAFTLICHER LINKSBLOCK

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