Steyrer Werksarbeiter, 36. Jg. September 1983, Nr. 4

Fremdwort „Service" Wenn jemand in den tiefsten Dschungeln Hinterindiens keine Achse für ein Puch- Maxi bekommt, so könnte das zwar für unsere "eifrigen" Manager ein Anlaß sein, auch diesen Markt noch zu erschließen, doch wir würden darüber wohl kaum in unserer Werkszeitung berichten. Wenn aber ein Kollege hier in Steyr im "Hauptreparaturwerk" diesen Bestandteil eines Produktes der eigenen Firma nicht bekommt, so ist das für uns sehr wohl ein Anlaß, darüber zu berichten. Wir sind der Meinung, daß hier am falschen Platz gespart wird, wenn aus "Kostengründen" einfachste Bestandteile der Firmenerzeugnisse nicht einmal im Hauptreparaturwerk lagernd sind. Die auf Grund der Marktsituation wahrscheinlich notwendigen Millionen, die man in die Werbung für Steyr-Produkte hineinbuttert, sollen nicht durch so einen tollpatschig verursachten Imageverlust verlorengehen. "Service" ist zwar ein Fremdwort in der deutschen Sprache, aber die für diese Mißstände verantwortlichen Herren sollten trotzdem einmal den tieferen Sinn dieses Wortes in einem Lexikon nachschlagen . Umwegschuhe Wer nicht schon einmal in den "Genuß" gekommen ist, sich Unfallschuhe holen zu müssen, wird wahrscheinlich nicht glauben, mit welcher Bürokratie das verbunden ist. Wegen einer einzigen Unterschrift muß man mit dem ausgefüllten Materialbezugschein zur Wirtschaftsstelle stapfen, von dort zum nicht gerade nahegelegenen Magazin und dann kann man endlich die heißersehnten Unfall schuhe in Empfang nehmen . Wir wollen nicht den Gebrauch von Unfallschuhen in Frage stellen, aber wir möchten fragen, ob es notwendig ist, Kollegen, die Unfallschuhe benötigen, auf diesen umständlichen und unnützen Weg zu schicken. BETRIEBSKAISER Überrascht waren auch die meisten Betriebsräte unseres Konzernes, als vor kurzem das Ergebnis einer IFES-Um- frage im Auftrag des Arbeiterkammertages veröffentlicht wurde. Kurz zusammengefaßt ergab sie folgendes Ergebnis: Die Vorgesetzten genießen einen höheren Beliebtheitsgrad als die Betriebsräte. Eigentlich brauchen die SPÖ-Betriebs räte nicht überrascht sein, denn der Großteil ist auch in unserem Werk an Arroganz kaum zu übertreffen. Einerseits die Kollegen kaum zu Wort kommen lassen, aber bei jedem kleinen Scherz überkochen. Nicht umsonst werden die Betriebsräte von vielen Kollegen sogar als "BEIR1EBSKA1SER" betitelt. Kein Wunder wenn man bedenkt, wessen Organe viele SP-Betriebsräte heute sind. Eigentlich sollten Betriebsräte die Anliegen der Arbeitnehmer an die höheren Instanzen der Gewerkschaft weitergeben und nicht Druck von den Chefetagen nach unten ausüben ! ! !

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2