Steyrer Werksarbeiter, 36. Jg. September 1983, Nr. 4

Menschliches „ROM-System“ Für jene, die zum Glück mit dem ROM- System noch keine Bekanntschaft gemacht haben, eine kurze Erklärung: Es geht bei diesem System einfach gesagt um eine möglichst effektive Nutzung der Menschlichen Arbeitskraft bei Montagearbeiten. Montagevorgänge werden in kleine und kleinste Teile zergliedert, gemessen, in Punkte umgewandelt und berechnet. Sogar der Blick von einer Schraube zur anderen in Zehntelsekunden wird nicht außer Acht gelassen. Wer nun an seinem Arbeitsplatz mit diesem System konfrontiert wird, kann unter Umständen durch oftmaliges Kratzen am Hinterkopf finanzielle Einbußen erleiden. Jede Bewegung ist genau analysiert und vorbestimmt, der Mensch wird zur Maschine, zum Roboter. chweizer Spezialisten wurden unter großem Kostenaufwand eingesetzt - die hauseigenen waren offenbar nicht fähig, einen ordentlichen Arbeitsablauf zu organisieren. Zur Romisierung bedarf es der besonderen Rücksichtslosigkeit gegenüber der Belegschaft. Man bedient sich lieber der "Schweizer Fachleute". Grüazi ! Bedauerlicherweise setzten die zuständigen bzw. örtlichen Arbeitervertreter diesen Bemühungen auch nichts entgegen, beschönigten das System und bewiesen ihre eigene Strebsamkeit wieder einmal auf der falschen Seite. So etwas gefällt bekanntlich oben .. . ALLES FÜR DIE KONKURRENZFÄHIGKEIT Es liegt auf der Hand, daß der betrie- nene Aufwand in der Getriebefertigung in keinem Verhältnis zum Effekt steht. Weder die Größenordnung der Fertigung noch die Infrastruktur und die Teilgenauigkeit sind für eine funktionierende Romisierung gegeben. Ausbaden dürfen es die Beschäftigten. Die Versprechen hinsichtlich eines Springers oder der erforderlichen Anlernzeiten (große Teilevielfalt) werden nur lückenhaft eingehalten. Man betreibt dort offensichtlich ein Testprogramm, um für weitere Bereiche Erfahrungen zu sammeln. Schließlich will ja alles gelernt sein, auch das Herausquetschen von Höchstleistungen aus den arbeitenden Menschen. Wen wundert' s angesichts derartiger Initiativen, wenn die dort beschäftigten Kollegen übereinstimmend feststellen, daß sich seit der Einführung des ROMSystems früher und stärker als sonst Ermüdungserscheinungen einstellen. Die SP-Fraktion propagiert dieses System aber als besonders "menschlich", weil nämlich Werkzeuge und Bestandteile in genau berechneten, überlegten Reichweiten liegen und weil vielleicht auch die Teilebehälter bunt bemalt sind. Den SPÖ-Betriebsräten muß einmal die Frage gestellt werden, ob sie hier "menschlich" nicht mit "rationell" verwechseln. Wenn nämlich unsere Kollegen zu Robotern degradiert werden, können darüber auch nicht blaue und grüne Schraubenfächer hinwegtäuschen. Zumindest der GEB läßt sich von diesem bunten Spiel nicht verwirren. Dieses ROM-System ist geradezu aufregend menschlich - es zeigt uns die menschlichen Grenzen genau . . . HILF MIT LIEST AUCH DU UNSERE ZEITUNG ? Glaubst auch Du, daß wir mit unserer Zeitung so manche Mißstände aufdecken ? DANN LEG’ AUCH DU BITTE EIN "SCHÄUFERL" NACH ! Das kannst Du in Form einer SPENDE für den"WERSARBEITER" machen. Die Spenden nehmen unsere GLB- Funktionäre jederzeit gerne entgegen. - Damit wir auch weiterhin in DEINEM Sinn arbeiten können ! —

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