Steyrer Werksarbeiter, 36. Jg. März 1983, Nr. 1

Harte Maßnahmen im Konzern Kurzarbeiter verlieren rund 4000 Schilling In drei Monaten STEYR. Ein von der Planung errechneter Beschäftigungsengpaß für die Monate Februar, März und April erfordert nach Meinung der Firmenleitung und der Betriebaratsmehrheit Kurzarbeit im Ausmaß von dreizehn Arbeitstagen dieses Zeitraumes. Die Seriosität dieser Berechnungen läßt viele Zweifel offen und ist selbst in SP-Gewerkschafts- kreisen umstritten. Es ist offensichtlich, daß die zuständigen Leitungsgremien ohne brauchbare positive Konzepte fuhrwerken. Viele Arbeiter fragen sich, wie aus einem derart planlosen Zustand heraus exakte und richtige Planungsergebnisse entstehen können, zumal die sehen ist, sowws der sind die 2330 Schilling fünfproz^nt i Te B »•<»113- (Frauen mit 54 und Männer mit 59 Lebensjahren). Alle diese Praxis überall zeigt, daß im Betrieb lokale Flauten einerseits und Produktionshektik anderseits für jeden sichtbar nebeneinander ablaufen. Anscheinend nutzt die Firmenleitung die tiefgehende Arbeitsplatzangst, um mit allen Mitteln aus den Beschäftigten herauszuholen, was eben nur möglich ist. Management im Blindflug Trotz mehrmaliger Zusagen, ein arbeitsplatzsicherndes Firmenkonzept zu entwickeln und dem Betriebsrat vorzulegen, ist bis heute von einem derartigen Konzept nicht einmal eine Spui zu sehen. Das Managementver- halt^n gleicht einem Blindflug, und es gibt keinerlei namhafte Initiativen von selten der hochdotierten Manager. So hat man zum Beispiel noch immer nichts tum Schutz der heimischen Nutzfahrzeugindu- strle vor der ausländischen Konkurrenz unternommen, obwohl Österreich für derartige Importe jährlich 4 Milliarden Schilling ausgibt. Auch auf dem Sektor der Produktionsentwicklung und des Verkaufswesens sind bisher entscheidende x Initiativen ausgeblichen. * Vor diesem Hintergrund ist das jüngste Verhandlungsergebnis zu- standogekommen, welches sich Im wesentlichen aus drei Hauptbereichen zusammensetzt! ersten» Kurzarbeit an dreizehn Arbeitstagen, zweitens Krisenplan-Vorfeldmaßnahmen, drittens Über-« führung von 250 Werkangehörigen xu BMW. Damit wird in den Monaten Februar, März und April die überwiegende Mehrheit der Arbeiter und Angestellten in den Bere;- chen Nutzfahrzeuge, Landmaschinen und Handfeuerwaffen dreizehn Freitage kurzarbeiten. Für das Wälzlagerwerk wurden acht Kurzarbeitstage beschlossen. Die Ausgleichszahlung soll sich aus der staatlichen Kurzarbeitsbeihilfe sowie einem Vorgriff auf die Treueprämie 1982 in Höhe von 2330 Schilling pro Beschäf'igten zusammensetzen. Die Betroffenen kommen nach Meinung von Firmenleitung sowie SP- und VP- Oworkschaftern auf rund 95 Prozent des Bruttolohnes. Bewußte Irreführung Nachdem eine Prämie vom gewerkschaftlichen Standpunkt aus noch immer als Lohnanteil anzulohnverlust zusammenzurechnen, um den wirklichen Verlust für die Betroffenen festzustellen. Dieser Tatsache setzen die Mehrheitsbetriebsräte häufig das Argument entgegen, daß es sich bei den 2330 Schilling nicht um die Prämie handeln kann, denn wer weiß, ob es überhaupt eine Prämie geben wird. Das ist natürlich eine bewußte Irreführung, da in der Vereinbarung die 2330 Schilling schwarz auf weiß als Vorgriff auf die Prämie ausgewiesen werden In Wahrheit verliert jeder der Betroffenen in diesen drei Monaten im Schnitt rund 4000 Schilling, Inklusive Prämienanteil. Das ist für einen Lohn- oder Gehaltsempfänger keine Kleinigkeit. An dieser Tatsache können die ganzen Beschöinigungsargumente der SP-Gewerkschafter nichts ändern. Die Verluste schmälern den Lebensstandard der Steyrer Arbeiterschaft empfindlich, schwächen die Massenkaufkraft neuerlich und bewirken dadurch eine zusätzliche Krisenförderung. Als positiv ist die Einsetzung der Vorfeldmaßnahmen aus dem Krisenplan zu bewerten. Dabei geht es unter anderem hauptsächlich um die Beendigung von Dienstverhältmissen nach dem Sonderunterstützunqsixe^eu Maßnahmen werden jedoch durch die rigorose Anwendung von Kurzarbeit ins Nebensächliche abgedrängt. Viele Kolleginnen und Kollegen vertreten den Standpunkt, daß eine Herabsetzung der Altersgrenze für die Pensionierung nach dem Sonderunterstützungsgesetz um ein weiteres Jahr vernünftig wäre. „Überstellungen* sind bemäntelte Kündigungen Eine besonders heikle Sache ist der dritte Schwerpunkt der entsprechenden Vereinbarung. Demnach sollen in nächster Zukunft (genaue Zeitangaben sind nicht bekannt) 250 Arbeiter von Steyr-Dai m?er-Puch zu BMW „überführt“ werden. Anfang» werden dafür Freiwillige gesucht, wobei die Erwartungen auf Freiwillige nicht sehr hoch gesetzt sind. Die dann noch fehlende Anzahl von Belegschaftsmitgliedern wird letztlich vom Personalbüro bestimmt. Das heißt natürlich, daß die Kollegen gekündigt werden und bei BMW ein neues Arbeitsverhältnis beginnen müssen. Hier ist die Frage zu stellen, was mit jenen Kollegen geschieht, welche bei BMW nicht Fuß fassen können, weil zum Beispiel nach der Probezeit kein echtes Arbeitsverhältnis zustande- kommt. Können diese Mitarbeiter auf ihr Arbeitsverhälntsl bei Steyr-Daimler-Puch zurückgreifen? Alle bisherigen Vorsprachen des Gewerkschaftlichen Linksblocks haben diese Möglichkeit ausgeschlossen. Damit Ist aber endgültig klar, deß mit der sogenannten „Überführungsaktion“ eine, wenn auch geschickt verpackte, Kündigung geplant Ist. Wenn man den betroffenen Kollegen nicht die Möglichkeit gibt, notfalls ins Werk zurückkehren zu können, dann kann man es drehen, wenden und auch bezeichnen, wie man will: Es ist in jedem Fall eine Kündigung. Zu diesem Maßnahmenpaket wurde noch eine Beschäftigungsgarantie bis 31. Dezember 1983 gegeben, in welche auch die ehemaligen Lehrlinge mit befristetem Dienstverhältnis einbezogen sind. Die jüngsten Erfahrungen mit den firmenseitigen Beschäftigungsgarantien erlauben jedoch keine allzu großen Hoffnungen. Alles in allem wird mit dem vorliegenden Abschluß von der Belegschaft ein schweres Opfer verlangt, ohne daß ein zukunftsweisendem Konzept vorgelegt wird. Ohn^ solches Konzept kann aber ein Maßnahmenpaket keine Zustimmung finden, was den Linksblockvertreter im ArbeiterbeFortsetzung siehe nächste Seite

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