Steyrer Werksarbeiter, 33. Jg. Juni 1981, Nr. 3

Stevrer ll Werksarbeiter WERKSZEITUNG DER STEYRER ARBEITER UND ANGESTELLTEN 33„JAHRQ\NG J U N I 1 9 8 1 Nl.JM.1ER 3 Betriebsrat Gustl Mascher : GEGEN DIE ZUSTIMMUNG ZUR TEUERUNGSUND BELASTUNGSPOLITIK Die Massensteuerbelastung hat sich in den letzten . Jahren verdreifacht~ Allein 1981 und 1982 wird das Lohnsteueraufkommen um mehr als 2o Milliarden Schilling steigen. Der Finanzminister will aber nur eine Mini-Lohnsteuerreform mit Wirksamkeit ab 1.Jänner 1982 durchführen, die nicht mehr als 4, 5 Milliarden bringen soll. Die Kommunisten fordern eine echte Senkung der Lohnsteuerbelastung für untere und mittlere Einkommen, die ohne Minderung der Staatseinnahmen möglich ist, wenn man gleichzeitig das in- und aus1än<lische Großkapital stärker besteuert. Wirksame Maßnahmen gegen die Teuerung sind möglich, wenn man zum Beispiel eine Senkung der Großhandelsspannen durchführt, die nicht selten 100 bis 300 Prozent betragen. Die von der SP geführten Konsumgenossenschaften sollten ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht werden und · preisdrückend wirken, anstatt selbst die gleichen Handelsspannen zu kassieren und daran zu profitieren. Wir fordern auch zum gemeinsamen Widerstand gegen die Absicht einer neuerlichen Preiserhöhung bei Benzin, Heizöl und Diesel auf. Die fünf größten US-Ölkonzerne haben nach ihren eigenen Angaben in einem einzigen Jahr 160 Mil~iarden Schilling Profite erzielt. Die 0MV müßte preisdrückend wirken, anstatt sich zum Sprecher der multinationalen Ölkonzerne zu machen. In Wirklichkeit wäre sogar eine Senkung der Benzin-, Heizöl- und Dieselpreise möglich. Ich fordere alle Kolleginnen und Kollegen zum verstärkten und einheitlichen Widerstand gegen diese Belastungspolitik auf. Ihre Abwehr und eine Steigerung der Massenkaufkraft ist auch im Interesse der Sicherung von Arbeitsplätzen gelegen. :A.LLEN KOLLEGINNEN UNO KOLLEGEN EINEN ERHOL - ~ SAMEN URLAUB WÜNSCHT LINKSBLOCK 1

2333Mieter sollen 150MillionenSzahlen Die KPlf 1111 die Mlettr von Steyr-MOnlchholz nicht Im s tlch 2333 Mieter der WAG-Siedlung Münichholz sollen die Althaussanierung der Wohnungsaktiengesellschaft mit 103 Millionen Schilling finanzieren. Einschließlich des Zinsendienstes und der Mehrwertsteuer wird sich dieser Betrag auf rund 150 Millionen Schilling erhöhen. Weil sich die Mieter, unter-stützt vom Mieterschutzverband und von der KPÖ-Fraktion im Steyrer Gemeinderat, dagegen wehren, beschäftigt sich mit dem Ansinnen der WAG das zuständige Gericht. Auf einer kürzlich abgehaltenen Gemeinderatssitzung nahm KPÖ-Gemeinderat Otto Treml zu diesem Problemkreis Stellung und betonte, daß in dieser Riesensumme auch die Enttarnung der während des zweiten Weltkrieges schwarz gefärbelten Hausfassaden der WAG-Wohnungen in Münichholz mit einem Kostenaufwand von rund 30 Millionen Schilling enthalten sei. Der Tarnanstrich der Häuser, so Gemeinderat Treml, erfolgte damals in der Hauptsache, um das in der Nähe liegende Steyr-Werk vor Bombenangriffen zu schützen und die Hitlersehe Kriegsmaschinerie nicht zu stören. Protest! Der KPÖ-Mandatar verlangte, daß auch die Steyr-Werke, die ilbrigens bei 90 Prozent der WAG-Wohnungen das Einweisungsrecht haben, einen finanziellen Bei trag zu den Reparatur- und Enttarnungskosten leisten. Bisher hnt <ler Stevr-KC"lnzprn Pinf' finanzielle Beteiligung abgelehnt, weshalb c!;i, so \.iemeinderat r re1111, notwendig sei, daß der Betriebsrat des Werkes Druck auf die Firmenleitung ausUbt und diese zur Flüssigmachung von Geldmitteln zwingt. Auch die Stadt Steyr müsse Beitrag leisten, "damit die stung der Mieter in traQharen zen gehalten werden" kann. einen BelaGrenKPÖ-Gemeinderat Treml wurde bei seinen Ausführungen von Vizebürgermeister Schwarz (SP) unterstützt, der von einer "moralischen Verpflichtung der Steyr-Werke, hier mitzuzahlen", sprach, während die Fraktionen von SP, VP und FP bei diesem wichtigen Anliegen tausender Arbeiter, Angestellter und Pensionisten beharrlich schwiegen. Gegen die neuerlich beabsichtigte Preiserhöhung bei Benzin und Öl hat der Ge - samtbetriebsrat der Voest-Alpine AG im Namen der Belegschaft sowie der Zentralbetriebsrat des Steyrkonzerns namens der 20.000 im Steyrkonzern beschäftigten Arbeiter und Angestellten Protest eingelegt. Der Handelsminister wird aufgefordert, diesen ungerechtfertigt erscheinenden Preisantrag der Mineralölwirtschaft abzulehnen! Die KPÖ und der Gewerkschaftliche Linksblock haben schon unmittelbar nach Be - kanntgabe des beabsichtigten Preisantrages der Ölmultis von Handelsminister Staribacher verlangt, diesen neuerlichen Raubzug der Ölmultis keine Zustimmung zu geben. Eigentümer,Herausgeber,Druck u. Verleger: Gew.Linksblock im ÖGB,Siegfried Vratny. Für den Inhalt verantw,: Siegfried Vratny, beide Steyr, Johannesgasse 16.

Achtung auf die Schwarzen! Vorrang hat die Sicherung der Wettbe• w erbsfähigkeit der Unternehmen, die Verbreiterung der Eigenkapitalbasis; unsere Aufgabe ist es, der ÖVP zu die• nen; die Forderung nach mehr Urlaub und Arbeitszeitverkürzung ist skanda• lös . Das waren die markantesten Sprüche des bisherigen ÖAAB-Obmannes Alois Mock und seines Nachfolgers Herbert Kohlmaier auf dem ÖAAB-Bundestag Ende November letzten Jahres. Wer sich ein wenig interessiert, weiß, daß der ÖAAB als Teil der ÖVP auch an die In· teressen des OVP-Wirtschaftsbundes gefesselt ist, also der Unternehmer. f)arum stehen auch immer wieder Forderungen und Kampagnen auf der Tagesordnung, die den Unternehmen nützen. Zum Thema »Eigentumsbildung« gab es schon ein paar Anläufe. Dieser Angriff in Richtung Zwangssparen konnte bisher abgewehrt werden. Auf derselben Ebene liegt der ÖAAB mit seinen oft radikalen Forderungen. Wir erin· nern uns an das Vorpreschen für eine Steuerreform - dann war's auf einmal ruhig, weil ja das Geld dafür von den Unterneh• mem geholt werden müßte. Ein anderer war »Eine Woche mehr Urlaub für alle« - weil man nicht hinter dem allgemeinen Druck für diesen sozialen Fortschritt zurückbleiben wollte. Wie sehr sich der ÖAAB dafür wirklich zerrissen hat? Gar nicht ... Auch bei den Nacht·, Schicht· und Schwerarbeitern versucht er, für sich Stimmung zu machen, wurde von den meisten aber durchschaut . Die Arbeitszeit muß auf allen Ebenen kürzer werden , das ist schon durch die rasch wachsende Arbeitsintensität und die zunehmenden Belastungen aus der Arbeitsumwelt notwendig. Damit die Unternehmer nur ja recht lange die Zusatzgewinne aus der Produktivitätssteigerung kassieren können, bezeichnet jetzt der OAAB diese Forderungen als skandalös. Dabei erhebt er gerne als angeblich christlich orientiert das Monopol auf wahre Menschlichkeit. Christlicher Zwilling des ÖAAB ist die Fraktion Christlicher Gewerkschafter; offiziell zwar selbständig, ist das Verhältnis zwischen beiden Vereinigungen, laut Kohlmai• er, reibungslos. Ob wirklich reibungslos oder nicht, die Politik ist tatsächlich dieselbe! Wardas überhaupt notwendig? Der ,ogenann~ ,,Stev,er Theateralc4ndal" 1 a.714 diea¾'lr Tage nach einer nicM ata.tt(lefundenen ,.Ehrenbeleidtauno,1"t,erh4n4lu11{1 vor dem Bezirk,oericht iein En4e in Wohlqefollen. W~ berich-tet, ha.tte das Kulturamt der Stadt Ste111 (de1aen V01'1itzend~r SP-Bilrgermetster Wetu ut) dte Aufftlhruna dea Jugendatilcker „WM heißt hier Liebe?" abgelehnt und lieh auf tüu Nit,eau de& polizeibekannten „PornoJltgera" Ma.rUn Humer uftd rea.kttonll:rer ÖVP-PoUttker beoe• ben. Mehrere ZeUufl9en, a.uch unaer Blatt, schrieben. adneruU 110n ,.unverständlichen Zensurmaßml.hmen". So da.chtms auch 123 Schillerin11.en u.714 Schil'tet sowie eZf Pro• feuoren du Bund,e,realgyrrmcsium, Steyr, die aich Ende Mitn 1981 tn einem l.eseTl:nief an etne regk.rnale Woeheruiettung wand• ten und gegen dcu Auf1il:f.ru11{1s• verbot protestierten. Der SteJ!f'er Bilrgermetster hat• te unter der Devt,e „Wa.s heißt hier Zemur?" Lehrer wie Schtl• ler Ehrenbeleidigun.g geklagt eM e11 aiur VerhandJung vor Gericht kam, eintgten sich beide Seiten auf einen „Verglei ch". Der Bürgermeister erkliiru, von ettJ4m „Auffiihrungsveroot" dea Stückes sei keine Rede gewesen, er hatte nur gegen die Auffilhrv.ng fm Rahmen du Stewer Kulturamtes Bedenken. In der Tat: .dai umstrittene Stück wi rd am 25. Juni In ei nem Ste11rer Gasthaw unur der Patronanz der Gewerkachatt,jugend in Szene gehen.. Für belte Rekl.1me wurde mittlerweile gesorgt, da beispielsweise die Vor ladung der elf Prof.essoren zu Gericht en die11em Tag den Schulbetrieb a.m Bu.ndesreaZgvmru.isium Steyr vlJUig lahmlegte un4 i.lnter den Schillern zu heftigen Debatten. ffJ,hrte. Unbeantwortet bleibt nac.h wie 1,or ,litt Frage, wesluilb du Steyrer BfJ.rgermeillter, dessen fortschr itfüche Geiinnung aJZQemein bekannt ist, engagierte demokratische Lehrer wr den Kadt zttteren woUU. Der Vonourl der ,.zensur" .rchw.;bt a:l.so ioeimhfn über dteur politii!ch hllclut ufl4eHkllten Szen1i1ritt. -leb• Tadshikische Volks• kunst begeisterte in Steyr Lm Neuen Stadttheater fand ei•n Festabend mit dem derzeit in Österreich gastierenden Vol.kskun.stoosemble aus Ta<lshl'ltl&tan statt. Namens der österreichisch• Sowjetischen Gesellschaft konnte Land~ekretär Erich R ledD. l!!i·n zahl* reich erschienenes Publikum. begTij* ßen, darunter auch den Leiter des Städtischen Kulturamtes, Dr. Luu:, und Gemeinderat Otto Tremt. !Die Darbietungen der Gäste aus der Tad.shikischen Sowjetrep\ll'bllk lbegel&terten jung u r.d alt. ~onders 'beei ndruckt walt'en die Besucher von der Tatsache, daß in der Tanz~, Musik- und Gesanggruppe (lile Mädchen dominierten. Elne Sprecherin der Gäste, die zugleiC'h Mitglied der Akademi e der Wissenschaften in iOU.s.hanbe 1st, erläuterte den Charakter des Ensembles und die Besonder- 'heHen der Sowjetrepublik Tad.shikistan. · },Jung...Hitler" empört die FP I n Ste1,ff sei zwischen dem SPO-Bürgermetster und der ,.fretheifüchen' ' FraktiOn etn „offener Krieg" 11usgebroche11., bertchtet eine OVP-Wochenteitung. Der FP-t andesgeschäftsf!ihter von Oberöstenetch, 11'uehs,set empört ül:11'n• Auperungen, die der Ste11rer Bürgermetster Wetss ilber den FP-Bundesobmann Steger und den Ex-Bundesobmann und Gra.- :ter Bürgermeister Göt:t oet4n ha.t. Was eioenfüch hat der Ste11re1 Bürgermeister t1erbrocM11.? Er hat, i ehr zum Unt erschied anderer hoher SPÖ-F'un ktionltre und SPO-Mandata.re, die Geistesha.ltung lfer „Freiheitlichen" beim tichtige'4 Namen genannt. Der Stetrtet B1lrgel'ffitister hat si,- gers Aufgtbltuenheit und die poUtis.chen Beleidt{Jtdt{Jen de/1 Ju1tb:- ministers durch „ Saubermann" Steger ant1epranc1u1 un4 den Gra:ttr BüTgermetster GBtz als einen „Jung-Hitler" bezeichnet. Besonders verbittert lind die ,.Freiheitlichen" noch da1"Uber, daß aer Ste1,1rer Bürgermel.ster .,die Verwefldung von stadtetge• nen Sesseln für eine FP-lCundgebung verboten." hat . •• Wozu dfese, wilde aeachrei dn .,Frli1t.ettlfoht11."'! , Es tst doch nur logisch, daß man einer Partet, dte einen „Ju1tgHlt let" in thren R1ih.e1' hat, ehien Stuhl rum Vet'WeUen mtrwelgert. • Odet etwa ,itcht? - 1cb -

Steuerreform • • • Woher das Geld nehmen? Die Statistik spricht Bände: Mac:hte die Lohnsteuer der Arbeiter und Angestellten 1968 noch 8 MIiiiarden Schil• llng aus, so sind für heuer bereits 60,9 MIiiiarden vorgesehen. Die Einnahmen sind also um das Sieben• elnhalbfache gestiegen. Und die Löhne und Gehälter? Sie sind Im selben Zeltraum bloß auf das 3,6fache gestiegen. Also nicht einmal halb so hoch. Wie Ist das möglich? Steuerprogression ■ ■ II heißt das Zauberwort, mit dem es dem Finanzminister gelingt, bei jeder Lohnerhöhung ein immer größer werden• des Stück wieder wegzusteuern. Was die Teuerung von der Lohnerhöhung übrigläßt, das frißt der erhöhte Steuersatz weg. Die Realeinkommen stagnieren - heißt es dann. Oder sinken sogar, was für 1981/82 bereits angekündigt wird Eigentlich müßte es jedes Jahr eine sich an der Teuerungsrate orientierende Steueranpassung geben. Tatsache aber ist, daß es die letzte Steueranpassung 1975 gab. Daß es im Jänner 1982 endlich wieder zu einer Steuerreform kommen muß, wagt heute niemand mehr ernsthaft in Frage zu stellen, denn der jetzige Zustand ist nicht mehr haltbar. Was bringt die Steuerreform 1982? Der ÖGB verlangte, daß die Einnahmen aus der Lohnsteuer um 12 Milliarden sinken sollen. Das ist, auf die Teuerung umgelegt, weniger als die Steueranpassung 1975 brachte, aber es zeigt sich, daß die Arbeiter und Angestellten sogar um diese 12 Milliarden kämpfen müssen, denn der Finanz• minister bietet bloß 8 Milliarden - die ÖVP verlangt als „echte Opposition" gar nur 6 Milliarden (wobei sie vor allem die Spitzengehälter steuerlich entlastet sehen will). Und jetzt will der ÖGB von seiner ursprünglichen Forderung abgehen. Salchers Steuerpläne Der neue Finanzminister Salcher will den Arbeitern und Angestellten auf anderem Weg wieder wegnehmen, was sie durch eine Ministeuerreform erhalten würden: • So will er das Kleine Kfz-Pauschale abschaffen, um es durch ein Pendlerpauschale zu ersetzen. Ein Versuch, eine Gruppe von Arbeitern und Angestellten gegen eine andere auszuspielen und sich dabei noch ein Körberlgeld zu holen. • Einen Sturmder Entrüstung löstesein Vorschlagaus, auch das 13. und 14. Monatsgehalt voll zu besteuern. Andererseits ist er gegenüber der ÖVP bereit, auf die sogenannte Quellensteuer oder Anonymitätsabgabe auf Sparzinsen zu verzichten, wenn dafür die Steuerreform geringer ausfällt. Nach den ursprünglichen Vorschlägen sollte die neue Abgabe nur die Reichen und Superreichen und deren „schwarze Gelder" treffen. Bundeskanzler Kreisky kapitulierte in dieser Frage vor dem Druck der ÖVP und FPÖ und verzichtete auf diese Steuer. . Woher das Geld nehmen? Was die Arbeiter und Angestellten von der Steuerreform erwarten, Ist klar: • Senkung der Lohnsteuerbelastung In den unteren und mittleren Einkommensbereichen. • Lohn•, Gehalts- und Pensionserhöhungen, die der Teuerungeabgeltung dienen, dürfen nicht wieder w~ateuert werden. Eine echte Lohnsteuerreform Ist ohne Minderung der Staatseinnahmen nur durch eine stärkere Beateuerung des Inund auslindlschen Kapitals möglich, z. B. • durch Verringerung der Steuerprlvlleglen des Kapitals, die allein etwa 70 MIiiiarden Schllllng Im Jahr ~uimachen; • durch stärkere Besteuerung der multlnatlonalen Konzerne, die 1980 Ober 40 Mllllarden Schilling Ins Ausland transferieren konnten. Kaufkraftsteigerung bedeutet Wirtschaftsbelebung Das Wehgeschrei der Unternehmer, wenn man .an ihren Begünstigungen rührt , ist bekannt. Die sowieso schon krisengeschüttelta Wirtschaft wird das nicht überleben, heißt es immer wieder. In Wahrheit ist es umgekehrt: Ein wirksames Mittel gegen die Krise ist es, wenn man die Kaufkraft der Bevölkerung stärkt. Ein Weg dazu ist die soziale Steuerreform auf Kosten des Kapitals. Sie ist auch im Interesse der Sicherung von Arbeitsplätzen gelegen!

AM LAUFENDEN BAND • • • Ein Aderlaß nach dem anderen für die arbeitenden Menschen: Preise, Tarife, Zinsen, Steuern. Dazu Angriffe auf soziale Errungenschaf - ten am laufenden Band. Vonseiten der Unternehmer und der reaktionärsten Kräfte in unserem Land werden täglich neue Forderungen erhoben. Mock und Jie FPÖ verlangen stärkere Aufrüstung, Abfangjäger usw. - ganz im Stile des US-Präsidenten Reagan, der die "Europäer" aufforderte, dafür die Gürtel enger zu schnallen. Inflation 7,2 Prozent Zu diesem Zeitpunkt, als die Inflation in Österreich die vorläufige Rekordmarke von 7,2 Prozent verzeichnet, beeilt sich ÖGB-Präsident Benya, ein Bekenntnis zur "Rücksicht auf die Wirtschaft" ab - zulegen. Die Löhne würden nicht mehr entsprechend der Inflations - rate. erhöht werden, meinte er, so daß außer dem Reallohnverlust aufgrund der Steuerprogression noch die Schröpfung über die Unternehmer-Preispolitik nicht wiedergutgemacht wird. Benyas"Grundsätze' ' zur Lohnpolitik haben somit einen weiteren Schritt in Richtung auf die Unternehmerinteressen gem~cht. Wir erinnern~ "Die Löhne müssen entsprechend dem möglichen Wirtschafts - wachstum steigen", hieß es noch vor ein paar Jahren. Was können schließlich die Arbeiter und Angestellten dafür, wenn die kapita - listische ,Wirtschaft so mieß funktioniert, daß die Kapazitäten nicht ausgelastet ~erden können ..• Später steckte Benya zurück= ' 'Das Wirtschaftswachstum" oder "die gestiegene Produktivität" sollte Maßstab für die Lohnforderungen sein. So wäre die Verteilungsparität zwischen den Lohn-und Profiteinkommen noch einigermaßen ge wahrt geblieben. In der Folge sank Ben~'as Bereitschaft, die Interessen der arbeitenden Menschen zu wahren, auf die Formel "Abgeltung der Inflation" . Das beinhaltet bereits eine Umverteilung zum Kapital. Und ein star- ~es -Nachhinken der Kaufkraft - nicht gerade günstig für die Ent Wicklung der Konjunktur. Ganz tief gesunken ist der ÖGB~Präsident mit seiner letzten Kapitulationserklärung an die Unternehmer. Sollte es nach seinem, also der "Sozialpartnerschaft" Willen gehen, dü~fte die Inflation auch heuer 15 Prozent ausmachen - sollte es kein Wirtschaftswachstum geben,· würden dann wahrscheinlich auch keine Lohnforderungen •erhoben. Das Kapital reibt sich schon die Hände Di_eAntwort MOSSEN DIE BETROFFENEN GEBEN - jene, die arbeiten. Es ist nicht ihre Schuld, wenn die kapita - listische Wirtschaft am Ende ist. Mit "Opfern" werden die Probleme nicht gelöst - im Gegenteil, es würden sich nur einige wenige noch hemmungsloser bereichen. Das muß aber verhindert werden.

SCHICHTARBEITERGESETZ : Profit geht vorMenschlichkeit...:.. 1 1 1 UNC WAS DIE PHRASEN GEWISSER GEWERKSCHAFtER WERT SIND Zehntausende Arbeiter sind zutiefst enttäusc~t : Sie erwarteten sich eine spUrbare Vermenschlichung ihrer Arbeitswelt. Mehrere Jahre dauerte der Kampf um Verbesserungen fUr die Nacht-, Schichtund Schwerarbeiter und alle, die am Arbeitsplatz besonderen Gefahren fUr die Gesundheit ausgesetzt sind. Der GLB hat als Sofortmaßnahme eine höhere Anrechnung solcher Arbeitszeiten auf den Anfallstermin fUr die Pension verlangt und, dafUr viele tausende Unterschriften gesafumelt. Vonseiten einiger maßgeblicher Gewerkschaften wurde eine 11 Gegenkampagne11 ge - startet: Nicht frUher in Pen1&,ion, S,Q:.ndern mensctili·~tre Arbeitsplätze. Die beiden Forderungeri ste~fn aber nicht im Widerspruch zueinander. Die Wirklichkeit - , erschreckender Gesundheitszustand unter den betroffenen Kollegen - hat schließlic» den Gesetzentwurf erzwungen. Von vornherein war der Kreis scWon sehr eingeengt, außer - dem läuft die Regelung mit der frUheren Pension in zehn Jahren aus. Angeblich deshalb, weil ja im Gesetz Erleichterungen fUr die Nacht-·, Schicht- und Schwerstarbeiter enthalten sind, wodurch eine frUhere Pensionierung.. ni .c ht mehr nötig ist. Einige gute Ansätze war~n tatsächlich vorhanden - aber sie wurden den Unternehmern geopfert . Einige Beispiele· "Sta tt mindestens fUnf Minuten Paus pro Stunde,wie es im Dallinger-Entwurf noch vorgesehen war, fanden sich in der Regie - rungsvorlage nur mehr zehn Minuten pro Schicht; statt einem zusätzlichen Urlaubstag für sieben Wochen Wechselschicht gibts den erst , wenn im Dienst~ jahr 70mal mindestens sechs Stunden NachtschichtSchwerarbeit geleistet werden mußte; betriebsärztliche Betreuung wird nur ..._____________________ in Betrieben mit mindestens 50 Beschäftigten verlangt , und zwar erst dann. wenn mindestens 50mal pro Jahr zwischen 22 und 6 Uhr mindestens 6 Stunden gearbeitet wird. Auch eine unmeschliche Verschlechterung des OallingerEntwurfs. Statt eine wirklich spUrbare Vermeschlichung der Arbeitswelt durchzusetzen, wurde auf allen Linien der Rü ckz ug vor den Unternehmern angetreten. Diese Erfahrung muß uns lehren . die Phrasen mancher Gewerkschafter besser zu durchschauen . . .

Lohnverhandlungen Metall - Bergbau - Energie ·Die Arbeiter sind die großen Draufzahler Der Gewerkschaftliche Linksblock hatte vor Beginn der Verhandlungen im Zentralvorstand einen Verhandlungsvorschlag unterbreitet und die anderen Fraktionen ersucht, diesen in ihre Beratungen mit einzubeziehen. Der GLB verlangte 700 Schilling für alle gleich als Abgeltung für eine damals angenommene 6prozentige Teuerung plus 4 Prozent zur Abgeltung einer 5,5prozentigen Leistungssteigerung, was eine bescheidene Reallohnerhöhung bedeutet hätte. Bei einer vollen Durchsetzung dieser Forderung wären die Unternehmergewinne immer noch stärker gestiegen als die Reallöhne der Arbeiter; es wäre nur ein bescheidener Anteil an der Produktivitätssteigerung. UNSERE SOZIALPOLITISCHEN FORDERUNGEN: Kollektivvertragliche Sicherung eines Soziallohnes - eine Woche mehr Urlaub für alle sowie volle Angl~ichung der Abfertigung an die der Angestellten. Diese Forderungen betrachten wir als die vordringlichsten, und sie wären auch durchsetzbar gewesen. DER ZENTRALVORSTAND BESCHLOSS MIT MEHRHEIT, 7,8 Prozent lstlohnerhöhung, mindestens 550 Schilling monatlich, 9,8 Prozent KV-Lohn-Erhöhung, Erhöhung der Zulagen, der Lehrlingsentschädigung und Verbesserung der Abfertigung zu fordern. WAS IST VON DIESER FORDERUNG ÜBRIGGEBLIEBEN? 6,2 Prozent lstlohnerhöhung ohne einen Mindestbetrag. 8,1 Prozent KV-Lohn-Erhöhung sowie der Zulagen und der Lehrlingsentschädigung, eine teilweise Verbesserung der Abfertigung, wobei nur bei 25jähriger Betriebszugehörigkeit die volle Angleichung erreicht wurde. Geltungstermin 1. bzw. 6. Oktober 1980, das bedeutet 13 Monate Laufzeit des alten Vertrages. Was bringt dieser Abschluß? Die Nettolohnerhöhung beträgt im Monat im Durchschnitt bei einem Bruttoverdienst von S 7000.- S 266.50, bei S 9000.- S 341.50, bei S 10.800.- S 380.- und bei S 11.500.- S 405.70, das sind etwa 5 Prozent, und damit wird eine 6,5prozentige Teuerung nach 13 Monaten natürlich nicht abgegolten.

DIE DRAUFZAHLER SIND BESONDERS DIE FRAUEN Dadurch, daß der Mindestbetrag von 550 Schilling fallengelassen wurde, sind die Niedrigverdiener am härtesten betroffen. Der Geschäftsführende Vorsitzende und VerhandlUngsleiter der Gewerkschaft Metall - Bergbau - Energie, Sepp Wille, hat trotz Beschluß des Zentralvorstandes, einen Mindestbetrag zu verlangen, aus seiner Abneigung kein Hehl gemacht und das mit dem Unternehmerargument, daß damit ihr Lohngefüge in Unordnung käme, auch öffentlich erklärt. WAS BEKOMMEN DIE ARBEITER FÜR PRODUKTIONSUND LEISTUNGSSTEIGERUNG? Nachdem offen erklärt wurde, daß diesmal die Teuerung nicht voll abgegolten wird, wurde von den anderen Fraktionen darüber gar nicht gesprochen. Bei den Verhandlungen wurde alles unter den Tisch gekehrt, worauf die Arbeiterschaft berechtigten Anspruch hat. SEPP WILLE ERKLÄRTE: Die Lohnpolitik stehe auf zwei Beinen - in der Gewerkschaft und im Betrieb. In den letzten Jahren wurde betrieblich kaum eine Lohnerhöhung erreicht, und wenn es zu betrieblichen Lohnkämpfen kam, gab die Gewerkschaft keine Unterstützung. Auch bei diesem Lohnabschluß war es klar, daß anschließend betrieblich kaum etwas erreicht werden kann. Mit dieser Lohnpolitik kann man keine Arbeitsplätze sichern. Mit der Senkung der Kaufkraft wird zuerst die Konsumgüterindustrie gefährdet und im Gefolge die gesamte Eisen- und Stahl industrie. Die Gewerkschaft muß die Interessen der Arbeiterschaft vertreten und nicht einer verfehlten Finanz- und Wirtschaftspolitik der Regierung die Mauer machen. Aus diesen Gründen haben unsere Vertreter im Zentralvorstand diesen Lohnabschluß abgelehnt. Nur mit Unterstützung der Arbeiterschaft können weitere Verschlechterungen verhindert werden. Unterstützt den Gewerkschaftlichen Linksblock! Gewerkschaftlicher Linksblock im Zentralvorstand der Gewerkschaft Metall - Bergbau - Energie Leopold Pipek, BRO König & Bauer Franz Eigenbauer, Vors. Stellvertr. BR VA Traisen Karl Russheim, ZBR Vöest-Alpine AG Gustl Mascher, BR Steyr-Werke Eigentümer, Herausgeber, Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Richard Klug, per Adresse: Gewerkschaftlicher Linksblock, 1206 Wien, Höchstädtplatz 3 - Druck: Globus, 1206Wien

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