Viele Zehntausende Arbeiter und Angestellte haben vor dreißig Jahren, im September und Oktober 1950, von ihrem Recht Gebrauch gemacht, mit der Waffe des Streiks gegen die untragbaren Belastungen des 4. Lohn- und Preispaktes zu kämpfen. Es ging gegen die enorme Preissteigerung, gegen die ungeheuren steuerlichen Belastungen. Dagegen kämpften Kommunisten, Sozialisten, christliche und parteilose Arbeiter und Angestellte. Sozialistische Betriebsräte, Betriebsratsobmänner standen gemeinsam mit den Kommunisten an der Spitze des Streiks. Es handelt sich also um keinen Putsch. Diese Putschlüge wurde auch später vor Gericht eindeutig widerlegt. Aber gerade diejenigen, die bei uns mit allen Mitteln gegen die Streikenden auftraten, Polizei einsetzten und auch heute noch bei uns gegen Streiks sind, haben auf einmal ihr Herz für die Streikenden in Polen entdeckt. Das ÖGB-Präsidium hat sich mit den Zielen der streikenden Arbeiter in Polen solidarisiert. Was verlangen die polnischen Arbeiter? • Indexgebundene Löhne (automatische Abgeltung der Teuerung) • Herabsetzung des Pensionsalters auf 55 Jahre für Männer und 50 Jahre für Frauen. Pensionsanspruch — unabhängig vom Alter — bei 35 Pensionsjahren • Bezahlter Mutterschaftsurlaub von 3 Jahren • Freie und geheime Gewerkschaftswahlen von unten nach oben Die polnische Regierung hat in einem Abkommen der schrittweisen Erfüllung dieser und anderer Forderungen bereits zugestimmt. Bei uns aber will das ÖGB-Präsidium von solchen Forderungen nichts hören, obwohl unser Land wirtschaftlich viel entwickelter ist als Polen. Haben unsere Arbeiter und Angestellten nicht ein Recht darauf, vom OGB die volle Unterstützung für die Verwirklichung dieser Forderungen im eigenen Land zu bekommen?
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