Steyrer Werksarbeiter, 32. Jg. Juni 1980, Nr. 4

Märchenerzähler Androsch in Steyr Llnksblock-Vertretar fordert unverzüglich Lohnsteuerreform - Finanzminister flochtet In billigen Antikommunismus und brüskiert den Generaldirektor der Steyr-Werke Eine unverzügliche Reform der unsozialen Lohnsteuer verlangte auf der Delegiertenkonferenz der Steyr-Werke, an der etwa 400 Beschäftigte, darunter Betriebsräte, Vertrauensmänner und Direktoren und Bürgermeister Weiss, teilnahmen, Betriebsrat Gustl Mascher (Gewerkschaftlicher Linksblock). Der Sprecher des GLB war der einzige Debattenredner, und er richtete diese Forderung direkt an Finanzminister Androsch, der vor den Delegierten über Österreichs Situation (Rückschau und Ausblick) referiert hatte. Bezeichnenderweise hatte Vizekanzler Androsch das gleiche Manuskript in der Hand, das ÖGB-Präsident Benya einen Tag zuvor auf der Betriebsrätekonferenz der Vöest-Alpine verlesen hatte. Betriebsrat Mascher meinte, es sei auf die Dauer untragbar, daß die Lohnsteuer ständig neue Höhen erklimme, während die Steuern der Großunternehmer stagnieren, und erinnerte an die einstimmigen Beschlüsse zahlreicher ÖGB-Organisationen und ÖGB-Konferenzen auf rasche Senkung der Lohnsteuer. Anhand eines Beispiels aus der Steyrer Arbeiterschaft zeigte Betriebsrat Gustl Mascher, daß sich die Lohnsteuer, die 1970 bei 636 Schilling lag, 1975 auf 1540 Schilling erhöhte und 1980 bereits auf 2300 Schilling im Monat hinaufgeklettert sei. Minister Androsch lehnte eine Lohnsteuersenkung sogar für das Jahr 1981 kategorisch ab, und in Ermangelung einleuchtender Argumente begab er sich auf das ausgefahrene Geleise des Antikommunismus. Unter anderem verstieg— er sich zur Behauptung, daß es " im Handel mit den Oststaaten Schwierigkeiten" gebe und führte Kooperationen mit sozialistischen Ländern an. Aber gerade bei der Kooperation Steyr- Polmot (Polen) ist der Generaldirektor der Steyr-Werke, Malzacher (der es schließlich besser wissen muß als der Steuereintreiber Androsch) völlig anderer Ansicht. Malzacher betonte jüngst neuerlich, daß die Geschäfte mit der polnischen Polmot "ohne Schwierigkeiten sich gut entwickeln". Wie Androsch Steyrer Mieter schröpft Finanzminister kassiert aus Wohnhausreparaturen 10 Millionen Schilling In Steyr—Münichholz sollen 2333 Mieter, die in Wohnbauten der Wohnungs-Aktiengesellschaft (WAG) untergebracht sind, für unbedingt erforderliche Reparaturarbeiten den Betrag von 150 Millionen Schilling aus eigener Tasche bezahlen. Das ergibt in den nächsten Jahren pro Mieter eine finanzielle Belastung von 65.000 Schilling. Der Finanzminister kassiert bei dieser Wohnhausrenovierung allein durch die Mehrwertsteuer rund zehn Millionen SchilAuf der am 21. Mai in den Steyr-Werken abgehaltenen Delegiertenkonferenz, bei der Finanzminster Androsch, wie berichtet, das Hauptreferat hielt, packte Betriebsrat Gustl Mascher (Gewerkschaftlicher Linksblock) die Gelegenheit beim Schopf und brachte dieses Problem zur Sprache. Androsch hatte vorher den rund 400 Delegierten eingeredet, in Österreich habe sich in den letzten Jahren dank der SP-Regierung ein "neuer Wohlstand" entwickelt und die Arbeiterschaft gehöre nunmehr "zur Mittelklasse". Demgegenüber sagte Betriebsrat Eigentümer'Herausgeber„Druck u.Verleger:Gewerkschaft!.Linksblock im ÖGB,Otto Treml. Inhaltverantw.: Otto Treml. Beide Steyr,Johannesg.16

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