WERKSZEITUNG DER STEYRER ARBEITER UND ANGESTELLTEN 32.JAHRGANG APRIL 1980 NUMMER 3 POLNISCHE GÄSTE IN STEYR Der erste Sekretär der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei Wroclav, Ludvik Drozdz, und der Vorsitzende des Rates der Region Wroclav, Janusz Owczarek, die sich anläßlich von Freundschaftstagen Polen-Österreich in Wien aufhielten, statteten am 28. März 1980 gemeinsam mit dem Botschafter der Polnischen Volksrepublik in Wien, Andrzej Jedynak, dem Bürgermeister der Stadt Steyr Franz Weiss, der Steyr-Werksdirektion und der oberösterreichischen Landesleitung der KPÖ einen Besuch ab. Der Zusammenkunft im Haus der KPÖ, bei der Landesobmann Alois Wipplinger die Gäste begrüßte, wohnten Funktionäre der Landesleitung sowie Betriebsräte der Vöest-Alpine und der Steyr-Werke bei. Es gab einen interessanten und herzlichen Meinungsaustausch über politische und wirtschaftliche Fragen. Beide Seiten unterstrichen besonders die guten Handelsbeziehungen zwischen Polen und Österreich, insbesondere mit oberösterreichischen Großbetrieben, wie mit den Steyr-Werken, die seit 1975 eine Kooperation mit dem staatlichen Konzern Polmot betreiben, die in Steyr hunderte Arbeitsplätze sichert. Von links nach rechts: Botschafter A.Jedynak, Gemeinderat Otto Treml, Siegfried Vratny, Erich Simmer, Anselm Hinterreithner, Betriebsrat Gustl Mascher, neben ihm der erste Sekretär der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei von Wroclav, Genosse Ludvik Drozdz, poln. Dolmetsch und GLB-Landessekretär Fritz Gerhartinger.
SCHWHßARBEIT MACHT KRANK! Die Frage der Gesundheitsschäden durch Schweißarbeit ist derzeit noch ziemliches Neuland. Bis vor nicht allzu langer Zeit machte sich darüber kaum jemand Gedanken. Inzwischen aber zeigt sich immer deutlicher daß gerade bei Schweißern besondere Krankheitsformen die mit hoher Wahrscheinlichkei t mit der Arbeit menhängen. Statistiken aus der BRD zeigen daß die mit selbst zusamLebenserwartungen von Schweißern 49.2 Jahren kraß unter dem allgemeinen Durchschnitt liegt. Der ÖGB-Nachrichtendienst vom 8.5.1979 enthält eine Mitteilung, nach der man eine neuen Berufskrankheit auf der Spur ist: In einem Bi sc hofshofener Betrieb konnte bei 12 von 5o untersuchten Schweißern eine Ablagerung von Ei senkr i s ta 1 - len im Bindegewebe der Lunge fe stellt werden. Die Auswirkungen ser Ablagerungen sind nach dieser Untersuchung ähnlich wie bei Silikose, allerdings noch wesentlich aggressiver. SCHWEISSEN IN VERBINDUNG MIT FARBBESCHICHTETEM MATERIAL Ein zweites Problem stellt sich dort, wo Schweißen in Verbindung mit farbbeschichteten Materialien (Rostschutz) erfolgt. Solche Farben enthalten in der Regel hochgiftige, äußerst schädliche Stoffe, wie Toluol, Xylol aber auch Bleioxyd. Bis jetzt konnten bei Schweißern vor allem folgende typische Erkrankungsformen festgestellt werden : 1. Lungenerkrankungen (bzw. die sogenannte "Schweißer1unge”). Ursache : Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Einwirkung von Meta11stoffen auf das Bindegewebe der Lunge. 2. Herz—Kreislauferkrankungen. (häufig endend mit Herzinfarkt). Ursachen : Herz-Kreislaufbelastung durch Hitze, Leistungsdruck und Streß, unter Umständen auch durch Einwirkung von Kohlen- monoxyd. 3. Lebererkrankungen. Ursachen : vermutlich Einwirkung giftiger, in Rostschutzfarben enthaltener Stoffe - Xylol, Toluol WAS IST NUN ZU UNTERNEHMEN Kurzfristig müßten folgende Maßnahmen durchgesetzt werden : - sofortige Durchführung von Messungen und Schad stoffana1ysen - laufende Untersuchungen, vor allem Blut, Harn, Lunge - Aufnahme der Schweißerkrankungen in die Liste der Berufskrank- heiten - Herabsetzung des Pensionsalters bei Schweißen unter belastenden Bedingungen (Schichtarbeit, Hitzebelastung usw.) Längerfristig : -Beseitigung der Gefährdungsfaktoren bzw. Reduzierung auf ein Minimum durch entsprechende Maßnahmen wie z.B. wirksame Absauganlagen , Anlagen zur Niedrighaltung der Lufttemperatur, Ausschal tung von Streßbelastungen usw. -Lösung des Problems der Farbbeschichtung von Schweißmaterial
Jetzt erst recht: Herabsetzung des Pensionsalters Eine Fülle von arbeitsmedizinischen Untersuchungen hat ergeben: Schicht- und Nachtarbeit macht krank. Dies zeigt sich in allen Betrieben. • Von 279 Arbeitern, die aus dem Linzer Werk der VOEST-Alpine im vergangenen Jahr ausgeschieden sind, mußten rund 33 Prozent infolge von Krankheit schon vor der Erreichung des 60. Lebensjahres die Arbeit aufgeben. Der Auftrag des letzten ÖGB-Kongresses an den Bundesvorstand des ÖGB, in dieser wichtigen Frage initiativ zu werden, gewinnt durch die gravierenden Tatsachen eine ganz besondere Aktualität. Schon über 12.000 Unterschriften Der Gewerkschaftliche Linksblock hat daher heuer die Initiative ergriffen und eine breite Unterschriftensammlung für die Herabsetzung des Pensionsalters für Schicht-, Nacht- und Schwerarbeiter eingeleitet. Diese Aktion ist schon bisher recht erfolgreich verlaufen. Es wurden bis jetzt über 12.000 Unterschriften für diese wichtige Forderung geworben. Eine Reihe von Beschlüssen und Stellungnahmen hat inzwischen gezeigt, daß diese Forderung tatsächlich voll der Auffassung der Kollegenschaft entspricht und daß zur Verbesserung der Lage der Schicht- und Schwerarbeiter wirksame Maßnahmen gesetzt werden müssen. • Die Vollversammlung der Ortsgruppe der VOEST-Alpine in Linz hat sich hinter diese Forderung gestellt, ebenso die Linzer Bezirkskonferenz der Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie. Eindeutiges Befragungs-Ergebnis In der Frage der Erleichterung der Schicht- und Schwerarbeit hat auch die Metallarbeitergewerkschaft eine Umfrage durchgeführt. In dieser Umfrage konnten sich die Kollegen auch zu anderen Möglichkeiten einer Verbesserung, wie verlängerter Urlaub, Vermehrung der Pausen und Humanisierung der Arbeitsplätze äußern. • 55 Prozent aller Befragten haben sich eindeutig für den Vorrang der Herabsetzung des Pensionsalters für Schicht- und Schwerarbeiter ausgesprochen. • In den Aluminiumwerken Ranshofen, in denen diese Befragung auf einer besonders breiten Basis durchgeführt wurde, sprachen sich sogar 64 Prozent der befragten Kollegen für die Herabsetzung des Pensionsalters aus.
• Diese Beispiele zeigen, daß um die Frage eine intensive Bewegung entstanden ist, wie sie seit langem nicht mehr zu verzeichnen war, weil es sich bei der Herabsetzung des Pensionsalters für Schicht- und Schwerarbeiter eben wirklich um ein vordringliches Anliegen der Arbeiter handelt. Jetzt beim Wort nehmen Dieser Stimmung in den Betrieben mußten inzwischen auch führende Betriebsrats- und Gewerkschaftsfunktionäre Rechnung tragen. • So erklärte der Zentralbetriebsratsobmann der Chemie Linz AG, Bundesrat Gargitter, bei der Sitzung der oberösterreichischen Landesexekutive des ÖGB vom 6. März, daß diese Forderung gegenwärtig die wichtigste im Betrieb ist. • Bei der Landeskonferenz der Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie, die am 15. März in Steyr stattfand, bekannte sich Zentralbetriebsratsobmann Nationalrat Ruhaltinger von der VOEST-Alpine ebenfalls zur Herabsetzung des Pensionsalters für Schicht- und Schwerarbeiter auf 57 Jahre. So interessant und bedeutsam all diese Stellungnahmen und Befragungsergebnisse auch sind, die Herabsetzung des Pensionsalters für Schicht- und Schwerarbeiter ist damit natürlich noch nicht erreicht. Die Bewegung in den Betrieben muß noch wesentlich stärker werden, damit die berechtigte Forderung auch durchgesetzt werden kann. • Es kommt darauf an, bei dieser wichtigen Frage nicht locker zu lassen. Der Gewerkschaftstag der Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie im Mai kann zu einem weiteren Höhepunkt im Kampf um die entscheidende Erleichterung für die Schicht- und Schwerarbeit werden. Dazu ist es notwendig, daß die Unterschriftensammlung noch breiter wird! • Auf jede einzelne Willensäußerung kommt es anl • Unterstützt die Bewegung für die Herabsetzung des Pensionsalters für Schicht- und Schwerarbeiter solidarisch durch eure Unterschrift! Gewerkschaftlicher Linksblock — aktiv für Deine Interessen
IMA! TAG DER SOLIDARITÄT \ Zum neunzigsten Mal begeht Kampf- und Feiertag den 1. die internationale Arbeiterklasse ihren Mai. Dieser Tag wurde nicht willkürlich festgelegt. Die Entstehung des 1. Mai hat ihre besondere Geschichte. Arbeitervertreter aus 22 Ländern, die gleichzeitig Gründer der II. Internationale waren, forderten die Arbeiter aller Länder auf am 1. Mai 1890 für den 8-Stundentag und die internationale Solidarität auf die Straße zu gehen. Zum erstenmal demonstrierten damals die Arbeiter, als noch nicht daran zu denken war, diesen Tag zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Das Echo auf den Aufruf der II. Internationale war groß. In London, Paris, Brüssel, Petersburg, Moskau, Warschau, Wien und Bukarest herrschte Arbeitsruhe und es kam zu Streikes und Aufmärschen. 90 JAHRE 1. MAI Inzwischen sind 90 Jahre vergangen, aber der 1. Mai hat seinen Sinn behalten. Der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ist nicht aufgehoben, sondern wird durch die Politik der Sozialpartnerschaft lediglich verwischt und vernebelt. Es zeigt sich immer deutlicher, die Durchsetzung der Interessen der Lohn- und Gehaltsempfänger crlux^eit Aktionen. Nur dort, wo sich die Beschäftigten zur Verteidigung ihrer Arbeitsplätze zur Wehr setzen,haben sie auch Aussicht auf Erfolg. Um die Realeinkünfte zu sichern und eine Steigerung der Kaufkraft der arbeitenden Menschen zu erreichen ist es notwendig aktionsmäßig aufzutreten. Auch für die Durchsetzung einer aktiven Lohnpolitik und einer sozialen Steuerreform ist- es notwendig, daß sich die arbeitenden Menschen selbst zu Wort melden. FÜR EIN GESUNDES LEBEN Die Herabsetzung des Pensionsalters für Schicht-, Nacht-,Schwer-und gesundheitsschädigende Arbeit erfordert, daß die Unter sehriftenak - tion mit noch größerem Nachdruck fortgesetzt wird. Die Durchsetzung unseres Zieles die Gesundheitspolitik ausschließlich an die Interessen der arbeitenden Menschen zu orientieren, erfordert noch viele Aktivitäten. Auch der Widerspruch zwischen der Welt des Kapitals und der Welt des Sozialismus wird immer deutlicher. Unsicherheit, anhaltende Massenarbeitslosigkeit, Benachteiligung und Diskriminierung ganzer Völker und Rassen, Ausplünderung der Entwicklungsländer im Kapitalismus. Aufwärtsentwicklung, Sicherheit, nationale Gleichberechtigung, sich entfaltende sozialistische Demokratie im Sozialismus. Um davon abzulenken versuchen die reaktionären Kräfte des Imperialismus die errungenen Erfolge der Entspannung und des Friedens wieder rückgängig zu machen. Daher demonstrieren wir an diesem 1. Mai auch für die weltweite Solidarität der Arbeiterklasse mit den sozialistischen Staaten und der nationalen demokratischen Befreiungsbewegung in den Entwicklungsländern. Gegen die verlogene antikommunistische Hetze, für eine aktive Neutralitätspolitik Österreichs im Interesse der weiteren Festigung der Entspannung für Abrüstung und Frieden.
35 JAHRE «.REPUBLIK NIE WIEDER FASCHISMUS I 25 JAHRE IMMERWÄHRENDE NEUTRALITÄT NIE WIEDER KRIEG I KUNDGEBUNG Steyr - Stadtplatz Es spricht: BETRIEBSRAT DER STEYR-WERKE Gustl Mascher Der 1. Mal Ist ein Internationaler Kampftag der Arbeiterbewegung, er ist ein Tag, an dem wir unseren Forderungen neue Krafft verleihen. Eigentümer,Herausgeber,Druck u.Verleger: Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB, Otto Treml. Inhaltv.: Otto Treml. Beide Steyr,Johannesg.16
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