Steyrer Werksarbeiter, 32. Jg. Jänner 1980, Nr. 1

Kriegsrelikte bei Arbeiterwohnungen Worauf die Zeitung des Arbeiterbetriebsrates der Steyr-Werke «vergessen" hat Groß und brakt hat das Ongan des geschäftsführenden Ar- belterbetafebsrates der Steyr-Werke „Gemeinsam“ in seiner letzten Nummer über die Leistungen der Steyr- Werke für dl« Stadt berichtet. Nun ist es gewiß richtig, daß die Arbeiter und Angestellten der Steyr- Werke Hervorragendes leisten (was allerdings in dem Bericht kaum zum Ausdruck kommt), die Steuerleistung der Steyr-Werke für die Stadt ist jedoch als eher bescheiden zu bezeichnen. Sde ist beispielsweise bei der Gewerbesteuer des Großbetriebes Steyr-Wertes geringer als die des Mittelbetriebes GEM. „Gemeinsam** schwelgt euch über die Fassadenerneuenungen bei Bürgerhäusern der Altstadt anläßlich der 1000-Jahr-Feier der Stadt im nächsten Jahr. Hier ist es die Gemeinde, die einen Löwenanteil zu diesen Renovierungsarbeiten leistet, im Voranschlag 1979 ist hierfür eine Summe von sechs Millionen Schilling eingesetzt Ein Beispiel, über das in Steyr viel und erbittert diskutiert wurde, war das Apothekerhaus in Zwischenbrücken. Hier wunden Re- novierungsarbeiten im Ausmaß von 1,5 Millionen Schilling durchgeführt, weil das Haus viele Jahre lang völlig vernachlässigt worden war. Von diesem Aufwand von 1,5 Millionen Schilling hat der Besitzer selbst nur rund 120.000 Schilling geleistet. Stadt, Land und Denkmailamt haben den „Rest“ bezahlen müssen. Es ist klar, daß eine solche Verteilung der Kosten bei der Bevölkerung Unwillen au&löst. Von einer Fassadenaktion, die äußerst dringlich wäre, spricht jedoch „Gemeinsam** nicht: Von der Beseitigung des noch aus den Kriegszeiten stammenden Tarnanstrichs vieler WAG-Häuser in Müiüehhoilz. in denen hauptsächlich Bedienstete der Steyr-Werke wohnen. Die KPÖ verlangt seit Jahren, daß diese Kriegsrfassaden erneuert werden. Hier müßten allerdings auch die Steyr-Wenke in die Tasche greifen, denn sie haben seit der Nazizeit das Einweisung»- beziehungsweise Verfügungsrecht über diese Wohnungen. Von einer Finanzierung einer solchen Fassadenerneuerung dieser Häuser wollen jedoch die Steyr- Werke nichts wissen. Darüber schweigt sich .Gemeinsam“ aus, obwohl die Entfernung des Tarnanstriches von Arbeiterhäusern ebenso zur Verschönerung der Stadt gehören würde wie die Renovierung von stolzen Bürgerhäusern. Bei der jüngsten Sitzung des Steyrer Gemeinderates wurde über ein Gespräch berichtet, das Bürgermeister Weiß mit Steyr-Generaldirektor Dr. Malzacher geführt hat und bei dem auch von der Entfernung des Tarnanstriches die Rede war. Gemeinderat Treml (KPÖ) gab der Hoffnung Ausdruck, daß es nun endlich ernst wenden möge mit der Erfüllung dieser alten Forderung, die von der KPÖ stets mit allem Nachdruck unterstützt wanden ist Teuerung: 4,7 Prozent Reallohnverlust droht—Pensionserhöhung schon aufgefressen—Benzin, Heizöl: Weitere Teuerung Im Dezember 1979 verzeichnete der Verbraucherpreisindex Preiserhöhungen gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres von 4,7 Prozent. Es ist dies der kräftigste Teuerungssprung seh langem. Angesicht der Ittnmtftn Uhmwtab die fw omh* wogt unter diesem Prozentsatz Jaget), muß schon jetzt ein Großteil der Lohn- und Gehaltsempfänger mnen realen Einkommens- verlust hinnehmen. Auch die Nettoerhöhung der Pensionen zum Jahresbeginn ist bereits jetzt durch die Teuerung aufgefressen. Den stärksten Anstieg verzeichnete die Gruppe „Ernährung und Getränke**. Die Teuerung trifft damit jene Bevölkerungsschichten am härtesten, die einen relativ großen Anteil Ihres Einkommens für die Befriedigung der Grundbedürfnisse ausgeben müssen — aldo die Ärmeren. Im Dezember-Index sind wohl die jüngsten Preiserhöhungen für Mllch- und Milchprodukte, aber noch nicht jene saftigen Teuerungssprünge Im Energiebereich enthalten, die erst im Jänner in Kraft traten. Weder die bei Strom und Gas und erst recht nicht die gestern in Kraft getretenen neuen Preiserhöhungen bei Treibstoffen und Ofenheizöl, wobei Insbesondere erstere und letztere Vornehmlich wieder Personen und Haushalte mit geringerem Einkommen treffen. Doch schon drohen neue Belastungen: Die Ölfirmen . haben bereits einen neuen Erhöhungsantrag für Benzin und Heizöl angekündigt. Sta- ribacher und Benya haben schon halb und halb zugestimmt. Androsch wieder bat die Erhöhung der Mineralölsteuern nur verschoben, aber nicht gufgeboben, Sekanina verlangt eine Aufstockung in drei Raten um je vierzig Groschen. Damit würde der Benzinpreis an die 10-Sohllllng- Marke heranklettern. Die Treibstoffpreise haben bekanntlich Signalwirkung: sie lösen erfahrungsgemäß eine Teuerungswelle In allen Bereichen aus. Biese unsoziale Preis- und Tarifpolitik, zu der sich die erhöhten Abzüge zur Sozialversicherung und die ungemilderte Progression der Lohnsteuer gesellen, fordert zu einem energischen Widerstand der arbeitenden Bevölkerung und der Pensionisten heraus. Ein weiteres fühlbares Absinken des Lebensstandards kann nur durch eine sofortige aktive Lohnpolitik der Gewerkschaften, durch einen verschärften Druck aus den Betrieben verhindert werden. Kreisky und seine Regierung wollen den Arbeitern, Angestellten und Pensionisten den Gürtel enger schnallen. WEHRT EUCH!

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