S 8 9. Bundeskongreß des OGB 390 stimmberechtigte Delegierte nahmen am 9. ÖGB Kongreß, der unter der Losung stand '’Vollbeschäftigung - Soidarität - für eine humane gesicherte Zukunft". Viele Probleme sind in dieser Losung enthalten, die die Arbeiter, Angestellten und öffentlich Bediensteten beschäftigen. Wie man diese Probleme löst wird davon ab - hängen, ob der ÖGB sich weiter auf die "partnerschaftlichen" Vereinbarungen orientiert oder von den Klasseninteressen der Beschäftigten leiten läßt. In den offiziellen Reden von Bundeskanzler Kreisky und Finanz - minister Androsch wurde die gute Zusammenarbeit des ÖGB mit der Regierung und das Verständnis, das er den Problemen der Regie - rung entgegenbringt, gelobt. Kritische Diskussionen Über 100 Delegierte nahmen an der Diskussion teil. Es ist interessant, daß es viele Redner gab, die kritisch zur ÖGB Politik Stellung nahmen. Kritische Stimmen gab es zur Sozialpartner - schäft und seinen negativen Auswirkungen auf die Beschäftigten - zum steigenden Einfluß der multinationalen Konzerne - zur Steuer- und Lohnpolitik. Die Diskussion hat gezeigt, daß die Politik des ÖGB nicht nur von Vertretern des Gewerkschaftlichen Linksblocks, sondern auch von vielen Sozialisten kritisch beurteilt wird. Dem Kongress lagen 177 Anträge der Gewerkschaften vor, die in vielen Fragen weiter gehen und besser waren, als die Anträge des Bundesvorstandes. Der Großteil dieser Anträge wurde dadurch entwertet, indem sie nicht von den Delegierten am Kon - greß beschlossen, sondern zur Weiterbehandlung dem Bundeskongreß zugewiesen wurden. Wie die Erfahrung zeigt, bedeutet das für diese Anträge ein "Begräbnis erster Klasse." Diese Vorgangsweise bedeutet eine Entwertung des Kongresses als höchstes Forum des ÖGB und eine Einschränkung der gewerkschaftlichen Demokratie. Die christlichen Gewerkschafter waren bisher keine Alternative zur Politik des ÖGB, das zeigte sich auch am Kongreß. Sie waren durch ihre Meinungsgegensätze innerhalb ihrer Fraktion am Kongreß aufgespalten und gaben bei der Behandlung der Anträge sehr widersprüchliche Stellungnahmen ab. Die Vertreter des Gewerkschaftlichen Linksblocks haben grundsätzlich zur Gewerkschaftspolitik Stellung genommen, positive Forderungen unterstützt aber die Sozialpartnerschaftspolitik des ÖGB kritisiert. Die Delegierten des GLB haben die Forderungen der Arbeiter, Angestellten und öffentlich Bediensteten vertreten, wie z. B. zu den Fragen der Sozialpolitik-, Steuer- und Lohnpolitik - Arbeitsrecht, Novellierung des Arbeitsverfassungsgesetzes - Rationalisierung- und Schutzgesetze - Gefahr der multinationalen Kon - zerne - zur Energiepolitik - Mitbestimmung und konkrete Vorschläge zur Lösung der bestehenden Probleme gemacht. Wir sind der Meinung, daß die Anträge und aufgerollten Probleme viele Anhaltspunkte und Möglichkeiten bieten, um durch Aktionen und Bewegungen die berechtigten Forderungen durchzusetzen.
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