Steyrer Werksarbeiter, 30. Jg., Mai 1977, Nr. 3

Streik- Theater ·u;~Yi ~nd S&W~1er: "Und wenn lhne.n unsere Vorsteliun1 1ut 1efa.Ilen hat, dann beehren Sie uns nächstes Jahr wieder.,." Sozialpartnerschaft gerettet Kreisky ist es wieder einmal ge- \ungen. Der für Montag vorbereitete Streik in der Metallindustrie und im Bergbau fand nicht s tatt. Die Sozialpartnerschaft ist gerettet. Übriggeblieben sind die Arbeiter. Das Rezept der Unternehmer filr die jüngsten Lohnverhandlungen ist voll aufgegan - gen. Mehr als sechs Wochen ist es nun her: daß die Gewerkschaftsvertreter ihre Forderungen mit zehn Prozent auf den Ist-Lohn, 7.WÖlf Prozent auf den KV-Lohn, Verbesserung der Abfertigungsbestimmungen und einer neuen Entgeltregelung festlegten. Damals erklärten die obersten Metallarbeiter, Benya und Sekanina, noch, die Forderung sei ~eaHstlsch, und es werde kernen großen Verhandlungsspielraum geben ....;, man könnte höchstens ein paar Zehntelprozent nachgeben. Der Gewerkschaftliche Linksblock befürwortete schließlich diese Forderung, obwohl ihre eigene schon im Oktober des vergangenen Jahres erstellte Forderung von 650 Schllling Teuerungsabgeltung für alle plus vier Prozent für zwölf Monate eine bessere Lösung gebracht hätte. Der GLB betonte aber gleichreitig, daß die 10-Prozent-Forderung nahezu das Minimum ist. Während dann die Unternehmer dieser Forderung das provokante Angebot von vier beziehungsweise fünf Prozent für 15 Monate (bei einer Teuerungs~ rate von 7,3 Prozent für zwölf Monate!) entgegensetzten und die weiteren Verhandlungen durch lediglich geringfügige Erhöhungen immer weiter hinauszögerten, purzellte von Mal zu Ma,l die Forderung des VerhandlungskOD;l!l.iee!l,.4""M~l4'\h- UAAf, Berg,- arbeiter tiefer. S&on betm 'Zurückweichen von 10 auf 9,25 Prozent ging es um mehr als nur ein paar Zehntelprozent. Hier glitt man schon unter die Erhaltung des Reallohnes, denn mindestens 9,5 Prozent wären notwendig gewesen, um d 'e Teuerung von zwölf Monaten, die Steuerprogression und die Erhöhung der Sozialversicherung auszugleichen, um also lediglich den Reallohn auf die Höhe zu bringen, die er nach dem vergangenen Lohnabschluß hatte. Von einer Abgeltung der Produktivitätssteigerung wäre auch dabei noch gar keine Rede gewesen. Doch es blieb auch n icht bei 9,25 Prozent, plötzlich war überhaupt nur mehr von neun Prozent die Rede. Sechs Wochen waren inzwischen verstrichen, der von der Gewerkschaft geforderte Geltungstermin - 1. Februar - war längst vorbei, und die Unternehmer setzten ungehindert · ihre freche Verhandlungstaktik, das heißt Verzögerungstaktik fort. So konnte es nicht weitergehen. Das konnte man · sich nicht mehr bie'.' ten lassen, in den Betrieben ·stieg der Unmut unter den Arbeitern. Das mußten auch die treuesten Sozialpartner in der Gewerkschaft sehen. Während aber daraus folgend im Zentralvorstand der Metallund Bergarbeitergewerkschaft eins timmig beschlossen wurde, zu streiken, falls auch am vergangenen Freitag kein Abschluß zustande käme, ließ sich gleichzP'itlg Benya von seiner · Fraktion und der VP-Fraktion die Vollmacht geben, auch mit 7,5 . Prozent auf. den Ist-Lohn und zehn Prozent auf den KV-Lohn abschließen zu dürfen. Bei diesen Freitagverhandlungen setzte Benva dann die Forderung vorerst · auf 8,5 Prozent herunter, während die Unternehmer weiterhin stur auf ihren 6,25 Prozent verharrten und keinerlei Verhandlungsbereitschaft zeigten. Im intimen Rahmen des kleinen Verhandlungskomitees meinte er dann schließlich, .man wäre auch mit 7,5 Prozent zufrieden. Die Unternehmer hatten jetzt, nach sechs Wochen Hinhaltetaktik, die Metallarbeiter dort, wo sie sie haben wollten. Diese 7,5 Prozent hatte Sekanina schon einmal im Herbst genannt, wollte damit aber letztlich nichts gesagt haben. Es war offensichtlich die Zahl, die damals schon im geheimsten Sozialpartnerschaftsgremium zirkulierte. · Nicht genug damit, wollten die Unternehmer.jetzt aber auch noch die Verbesserungen bei Abfertigung und Entgelt gestrichen wissen. Der drohende Streik bedrückte sie offensichtlich nicht. Sie ließen es darauf ankommen, beziehungsweise verließen sich auf die Sozialpartner. •Prompt·· vergatterte- 'd.ann ·auchSaittstag ~ nach . dem .· Abbruch der Verband.Jungen;._:;; Kreislcy~die obersten Sozialpartner . zu .. sich, und tags darauf hatte man die Metall- und Bergarbeiter schon ihrer · Möglichkeit des Kampf~ beraubt. . Unter Ausschluß . der Öffentlichkeit . war man sich einig: 7,5 Prozent ·auf den IstLohn, rund 9 Prozent auf den ·xv-Lohn, von der geforderten Abfe~ngsverbesserung · blieb nur ein geringer · ·Teil, und die Frage Entgelt wurde auf <lie lange Bank geschoben. Der Streik, den die Arbeiter begrüßt .hatten, da damit dem Jahr für Jahr geübten tJnternehmerdfätat einmS!l entgegenget~eten worden wäre, war abgewürgt. Die Gewerkschaft wurde zurückgestaucht und mußte ihr Gesicht verlieren. Doch der soziale Friede ist gerettet - den Preis müssen einmal mehr die betroffenen· Arbeiter durch einen spürbaren Reallohnverlust zahlen.

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