Steyrer Werksarbeiter, 30. Jg., Mai 1977, Nr. 3

Steyrer Jll Werksarbeiter /; --. Cr Jt~ ~ ('~~\ ('' __ ,,,,. -===-= . • ... ✓• ' i '· WERKSZEITUNG DER STEYRER ARBEITER UND ANGESTELLTEN •3O.JAHRGANG MAI 1977 NUMMER 3 Demonstrationen, Kundgebungen, Maifeiern in ganz Österreich: Tausende mit der KPOe Demonstrationen in zahlreichen S'tödten und Gemeinden, Kundgebungen, Maifeiern an Dutlenden Orten: Das war der 1. Mai der Kommunisten. In ganz Österreich haben viele tausende arbeitende Menschen mit der KPC für ihre Interessen demonstriert. Der Kampf um eine soziale Steueneform, das Verbot der Neonazi und die internationale Solidaritöt standen dabei im Vordergrund. Im Bild v.r.n . l.: Martin Grasser Obmann d.Mieterschutzverbandes,Gerhard Fürtbauer, Betriebsrat Herbert Mascher, Arbeiterkammerrat Gustl Mascher,Anselm Hinterre i tner, Siegfried Vratny, Erich Simmer u.Gemeinderat Otto Treml . Eigentümer , Herausgeber , Druck , Verleger : Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB , Otto Treml. Inhaltv .: Otto Treml . Beide Steyr , J ohanne sg . 16

U:ntern.ehmer haben sich durchgesetzt Linksblock gegen Reallohnverzicht Nach dem Eingreifen Kreiskys in den Metallarbeiterkonflikt gab sich Sonntag die GewerkschaftsfOhrung mit den schon vorher zugestandenen siebeneinhalb Prozent Ist-LohnErhöhung und geringfügigen Verbesserungen der Abfertigungsbestimmungen zufrieden. Uber die neuen Entgeltbestimmungen wurden nur Verhandlungen für 1978 zugesichert. Der für Montag Daß die christliche Fraktion gemeinsam mit der SP-Fraktion den Abschluß als positiv bezeiebnet, besti" tigt nur ihre Demagogie. Es zeigt, daß man . Er~lä.rungen ihre,s Chefs. Gass.._ ner über die ungenllgende Lohnformel Benyas nicht ei'Dd : nehmen kann. vorbereitete Streik wurde abgesagt. · Die Ver,lierer dieser Lohnrunde sind die Metall- und Bergarbeiter. Die Teuerung wöhfend der Laufzeit von dreizehneinhalb Monaten hat ihre Löhne um zirka acht Prozent entwertet. Die brutto siebeneinhalb Prozent Erhöhung sind netto nicht mehr als Der Gewerkschaftliche. Linksblock hat den Abschluß, der zu einem Reallohnverlust der · ·Metall- und Bergarbei ter führt, sogleich am Sonntag im , Vorstand der Gewerkschaft abgelehnt. . sechs Prozent. Die ohnehin bescheidene Forderung nach einer zehnprozentigen IstLohn-Erhöhung wurde von den Unternehmern strikt abgelehnt. Sie waren lediglich bereit, 7,5 Prozent zu bieten. Die Verbesserung der Abfertigungs- .und Entgeltbestimmungen lehnten sie grundsätzlich ab. Diese unnachgiebige Haltung der Unternehmer zwang die Metallarbeitergewerkschaft, einen unbefristeten Streik zu beschließen. Mit diesem Beschluß war eine völ - lig neue Situation entstanden. Die Metallarbeiter· waren bereit, durch Kampfmaßnahmen die Forderungen durchzusetzen, und hofften, daß in der neuen Situation wieder das urspriingiiche Pake1;, von dem Benya und Sekanlna gesagt hatten, die Gewerkschaft könne an Abstrichen nur Zehntelprozente zur Kenntnis nehmen, Verhandlungsgegenstand sei. Aber nicht die ·Metallarbeiter, die noch auf Landeskonferenzen Ihre Entschlossenheit · zum ·Ausdruck brachten, sprachen das letzte Wort. Bundeskanzler Kreisky schaltete :sich als• Vermittler zwischen den sogenannten Sozialpartnern ein. Heraus kam ein Kompromiß, bei dem die Metall- und Bergarbeiter auf der Strecke blieben. Die Schlagzelle in der „AZ": .,Unternehmer lenkten ein", soll nur von der· Tatsache ablenken, daß .die Führung der Gewerkschaft der. 'Metallund Bergarbeiter Ihre Kraft nicht einsetzte, lhre eigene Forderung nicht konsequent vertrat und offensichtlich auf Wunsch · des Bundeskanslers sich mit dem Unternehmerangebot zufriedengab. Die -Verbes-- serung der Abfertlgungsbe&UIDDlimgen •kostet - die ., Unternehmer . fu& nichts., , · -Es Ist kein .Wunder, daß: dle i ~flr'.' gediehe fresse · diesen Absclµus einen ,,,Sle1 'der VernuaftH nennt. denfl ftlr .sie Ist vernllrittfr, was :der kapltall11t11cbeil Wlrtliebaft dient. Der Inhalt des Abschlusses Die Gewerkschaftsforderung lautete urJprUnglieh: 1. Erhöhung der Mindes tstundenlöhne um 12 Prozent; 2. Erhöhung der Ist-Löhne um 10 Prozent; 3, Erhöhung der im Ko_llektivvertrag angeführten Zulagen im Ausmaß der Erhöhung der Mindestlöhne beziehungsweise iim Ausm aß uer Ist-Löhne; 4. E11höhung de.r Lehrlingsentschädigungen; 5. Angleichung der Abfertigun gsbes timmungen an das Angestdltengesetz ; 6, Änderung des Vordienstbegr iffes in Entgeltbegriff (Einbeziehung der S0hmutz-, Erschwernis- , Gefahren - , Montage-, Sohioht- und Nachtar beitszulage, Vorarbeiter zuschlag , sowie Überstundenentlohnung). Geltungstermin: 1. Februar 1977. Der neue Abschluß: Geltungstermin: 14. März 1977; Ist-Lohn- ErhöJ;i.ung: 7,5 Prozent; Gießereien: 6 Prozent, 1,5 Prozent individuell ; Kollektivvertrag: Erihöhrung der Mindestlöhne im Durchschnitt um 9,28 Prozent. Abfertigung: 5 Jahre alt 4 Woohen 10 Jahre alt 8 Wochen 15 Jahre a•lt 12 Wochen 20 Jahre alt 18 Wochen 25 Jahre alt 24 Wochen lehrlingsentsch6digung: 1. Jahr alt S 350.- 2. Ja1hr alt S 480.~ 3. Jahr alt S 600.- 4, Jalhr alt s sott~ Nachtarbeitszulage: Stunde alt S 5.50 2. Schichtzulage: Stunde alt S 1.25 neu 1,5 Monatsverdienste neu 2,5 Monatsverdienste neu 3.,5 Monatsverdienste neu 5,5 Monatsverdienste neu 7 Monatsverdienste neu S 390.- •nw S 530.- neu S 660.- ·. neu·· S WO.- n eu S 6.- neu S 1.35 Eigentümer, Hereusgeber. Druck und Verleger : Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB. Otto Treml. lnha l tv . : Otto Treml. Beide Steyr , Johannesg. 16 Gev#erbcha~licher Linksblock Kommunisten,linke SozialistenundParteilose

Streik- Theater ·u;~Yi ~nd S&W~1er: "Und wenn lhne.n unsere Vorsteliun1 1ut 1efa.Ilen hat, dann beehren Sie uns nächstes Jahr wieder.,." Sozialpartnerschaft gerettet Kreisky ist es wieder einmal ge- \ungen. Der für Montag vorbereitete Streik in der Metallindustrie und im Bergbau fand nicht s tatt. Die Sozialpartnerschaft ist gerettet. Übriggeblieben sind die Arbeiter. Das Rezept der Unternehmer filr die jüngsten Lohnverhandlungen ist voll aufgegan - gen. Mehr als sechs Wochen ist es nun her: daß die Gewerkschaftsvertreter ihre Forderungen mit zehn Prozent auf den Ist-Lohn, 7.WÖlf Prozent auf den KV-Lohn, Verbesserung der Abfertigungsbestimmungen und einer neuen Entgeltregelung festlegten. Damals erklärten die obersten Metallarbeiter, Benya und Sekanina, noch, die Forderung sei ~eaHstlsch, und es werde kernen großen Verhandlungsspielraum geben ....;, man könnte höchstens ein paar Zehntelprozent nachgeben. Der Gewerkschaftliche Linksblock befürwortete schließlich diese Forderung, obwohl ihre eigene schon im Oktober des vergangenen Jahres erstellte Forderung von 650 Schllling Teuerungsabgeltung für alle plus vier Prozent für zwölf Monate eine bessere Lösung gebracht hätte. Der GLB betonte aber gleichreitig, daß die 10-Prozent-Forderung nahezu das Minimum ist. Während dann die Unternehmer dieser Forderung das provokante Angebot von vier beziehungsweise fünf Prozent für 15 Monate (bei einer Teuerungs~ rate von 7,3 Prozent für zwölf Monate!) entgegensetzten und die weiteren Verhandlungen durch lediglich geringfügige Erhöhungen immer weiter hinauszögerten, purzellte von Mal zu Ma,l die Forderung des VerhandlungskOD;l!l.iee!l,.4""M~l4'\h- UAAf, Berg,- arbeiter tiefer. S&on betm 'Zurückweichen von 10 auf 9,25 Prozent ging es um mehr als nur ein paar Zehntelprozent. Hier glitt man schon unter die Erhaltung des Reallohnes, denn mindestens 9,5 Prozent wären notwendig gewesen, um d 'e Teuerung von zwölf Monaten, die Steuerprogression und die Erhöhung der Sozialversicherung auszugleichen, um also lediglich den Reallohn auf die Höhe zu bringen, die er nach dem vergangenen Lohnabschluß hatte. Von einer Abgeltung der Produktivitätssteigerung wäre auch dabei noch gar keine Rede gewesen. Doch es blieb auch n icht bei 9,25 Prozent, plötzlich war überhaupt nur mehr von neun Prozent die Rede. Sechs Wochen waren inzwischen verstrichen, der von der Gewerkschaft geforderte Geltungstermin - 1. Februar - war längst vorbei, und die Unternehmer setzten ungehindert · ihre freche Verhandlungstaktik, das heißt Verzögerungstaktik fort. So konnte es nicht weitergehen. Das konnte man · sich nicht mehr bie'.' ten lassen, in den Betrieben ·stieg der Unmut unter den Arbeitern. Das mußten auch die treuesten Sozialpartner in der Gewerkschaft sehen. Während aber daraus folgend im Zentralvorstand der Metallund Bergarbeitergewerkschaft eins timmig beschlossen wurde, zu streiken, falls auch am vergangenen Freitag kein Abschluß zustande käme, ließ sich gleichzP'itlg Benya von seiner · Fraktion und der VP-Fraktion die Vollmacht geben, auch mit 7,5 . Prozent auf. den Ist-Lohn und zehn Prozent auf den KV-Lohn abschließen zu dürfen. Bei diesen Freitagverhandlungen setzte Benva dann die Forderung vorerst · auf 8,5 Prozent herunter, während die Unternehmer weiterhin stur auf ihren 6,25 Prozent verharrten und keinerlei Verhandlungsbereitschaft zeigten. Im intimen Rahmen des kleinen Verhandlungskomitees meinte er dann schließlich, .man wäre auch mit 7,5 Prozent zufrieden. Die Unternehmer hatten jetzt, nach sechs Wochen Hinhaltetaktik, die Metallarbeiter dort, wo sie sie haben wollten. Diese 7,5 Prozent hatte Sekanina schon einmal im Herbst genannt, wollte damit aber letztlich nichts gesagt haben. Es war offensichtlich die Zahl, die damals schon im geheimsten Sozialpartnerschaftsgremium zirkulierte. · Nicht genug damit, wollten die Unternehmer.jetzt aber auch noch die Verbesserungen bei Abfertigung und Entgelt gestrichen wissen. Der drohende Streik bedrückte sie offensichtlich nicht. Sie ließen es darauf ankommen, beziehungsweise verließen sich auf die Sozialpartner. •Prompt·· vergatterte- 'd.ann ·auchSaittstag ~ nach . dem .· Abbruch der Verband.Jungen;._:;; Kreislcy~die obersten Sozialpartner . zu .. sich, und tags darauf hatte man die Metall- und Bergarbeiter schon ihrer · Möglichkeit des Kampf~ beraubt. . Unter Ausschluß . der Öffentlichkeit . war man sich einig: 7,5 Prozent ·auf den IstLohn, rund 9 Prozent auf den ·xv-Lohn, von der geforderten Abfe~ngsverbesserung · blieb nur ein geringer · ·Teil, und die Frage Entgelt wurde auf <lie lange Bank geschoben. Der Streik, den die Arbeiter begrüßt .hatten, da damit dem Jahr für Jahr geübten tJnternehmerdfätat einmS!l entgegenget~eten worden wäre, war abgewürgt. Die Gewerkschaft wurde zurückgestaucht und mußte ihr Gesicht verlieren. Doch der soziale Friede ist gerettet - den Preis müssen einmal mehr die betroffenen· Arbeiter durch einen spürbaren Reallohnverlust zahlen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2