Steyrer Werksarbeiter, 23. Jg., Dezember 1970, Nr. 7

Die Freiheit und die Gaska111mer Zei c-.hnung: Arndt In Kette,, geschlagen, doch ungebeugten Hauptes, von Häschern und Henkern bedroht, doch fest und unbestechl ich in ihren Oberzeugunaen - so sieht der Zeichner die i(ünderin de ; Fre ine ·t. i-i icht Symbol - figur einer erlogen~ , lö rigst zerstücke lten Frei heit ouf amerikon iKhem Boden, sondern zukunftsweisende Facke lträgerin eiMr großen Idee . Die ungebrochene Freiheit und. Nixons Gaskammer - Synonyme für erhobene Größe auf der einen. für ein System de, Barba rei ouf der orderer.1 Seite . In diesen Tagen , do Millionen Menschen in aller Welt mit Herz und Verstand . mit Worten und Ak - tionen urn Leben und Freiheit der amerikani schen Kommunistin Angela Davi s ringen, verdeu tficht diese Vision dos ganze Ausmaß des Kamp - fes. Der gegen Angela Davis geführ te Schlag des Nixon•Regimes, dess en Ideol ogen und Kopfjäger bei Hitler, Hirnmler und Rosenberg in die Schule gegangen sind, so!I ollen Amerikanern ge lten, die für Frieden, 3000 demonstrieren für Angela Davis freiheit, Gleichheit und Menschenwürde oufgesto11den sind. Auf die Zertrümmerung der Volksbewegung aerichtet, soll er den Auftakt für die Oberfl utung jener Dämme geben, d ie Amerika heute noch vorn Faschismus t rennen . Wer Angela Davis verteidigt, wer den schützenden Ring der Solidarität um sie schließen hilft, steht mit in der vordersten Frontlinie des An t ifaschi smus. Nixon, der 1953 als Eisenhowers Stellvertreier die Ermordung der R0senbe rgs mitbefohl. will offenbar ol5 USA-Goskommerpräsident in die tl uchbeladene Geschichte des lmperiolismus eingehen . Die Wahnsinnsrechnung dieses Amokläufers muß durchkreuzt werden: Die Freiheit beugt sich nicht. Sie hat mächt ige Beschirmer. Täglich wächst das He~r ihrer Verbündeten. Millionen und aber Millionen sind zu ihrem Schutze aufgezogen. Die Gaskammern Hitlers dürfen sich nicht wie - derholen . Alles für die Rettung von Angela Davis! Freiheit für Bobby Seale und Angela Davis, zwei Wortführe r der militanten Farbigenbewegung in den Vereinigten Staaten, forderten am Samstag etwa 3000 jugendliche auf einem Dernonstralionszug durch die Frankfurter Innenstadt. Zwei Stunden lang mußte am ersten verkaufsoffenen Sams• tagnachmittag vor Weihnach ten der Verkehr von der Hauptgeschäftsstraße umgeleitet werden. Freiheit für Angela Davis! Von der „f reiheit" etwas ernüchtert Hans Heigl und Franz Weiß sahen das "freie Amerika" 46 · ·cewerkschaftsfunktionäre aus ganz Öst~rreich, unter ihnen die Betriebsratsobmänner Heigl und Weiß, waren kürzlich drei Wochen lang i11 den USA. Was sie, die bisher immer als die Prediger der ,,freien" westlichen Welt auftraten, über. ihre Eindrücke in „Gottes eigenem land" sagen, ist interessant. Amerika, ,das ist der Grundtenor, ist uns techn isch schon um ein Jahrzehnt voru aus, •aber in sozialer Hinsicht um Jahr• zehnte zurück. · Mindestens fünf Prozent ·der Ameri• kaner . sind ständig arbeitslos, bei den Jugendlichen beträgt die Rate 17, bei den „Farbigen" gar 26 Prozent. Es gibt eine Sozialversicherun~, aber die ist so gering; daß ein Pemlonist seinen Lebens• standard b;s zum Existenzminimum zurückschrauben mi.rß, um weiterleben. zu können. Es gibt eine Kranlcerwersicheruog,' aber der Mann, dei' r:mstlich krank wird, kommt auch finanziell schnell 21ns Ende: Ein Spitalsbett, ohne Arzt; ohne Medikamente, kostet 85 bis 95 Dollar pro Tag, Behandlung usw. muß sepa_[at bezahl t werden. Der techn ische Fort• schritt beutet den Mann an der Maschine, den Mann am Reißbrett bis zum letzten aus. Erschüttert waren die Gewerkschafter, als . sie eine Rundfahrt durch mehrere Slums in New York machten: Das haben wir nicht er.,vartet, sagen sie jetzt, dort sind Hunger, Ungeziefer, Not und Kälte der ständige Beg!eiter der Bewohner. In solchem Mil ieu gedeiht dann auch die Kriminali tät. Sehr nachdenklich waren die ÖGB-Fünktionäre ;ils ihnen der Fremden• führer trocken folgende Richtlin ien . gab: Bitte, gehen Sie nicht all ein au:;, bleiben Sie in Gruppen, tragen Si e nie viel ·Geld bei sich, wenn sie überfallen. werden, wehren Sie sich nicht, unsere Gangster schießen sofort. Betriebsratsobmann Heigl weiß ein Lied vom „amerikanischen Alltag" zu singen, man hat sein Hotelzimmer ausgeplündert. Der Manhattan-River ist eine stin• kende, lebensgefährlich giftige Brühe, in der aus verständlichen Gründen strengstes Badeverbot herrscht. Die Luft in Detroit, vor allem aber in New York, ist zum Schneiden dick, so dick, daß eine auf europäische Verhältnisse genormte automati~che · l<amera ununterbrochen das rote· Licht „Nicht aufnahmebereit" zeigt. Der Amerikaner, vor allem aber der arbei tende Mensch in 'den USA, kennt keine Ruhe: Die Sorge vor Krankheit, vor Invalidität und vor dem Alter drückt ihn nieder. Ein .,freier" Mensch ist er nicht, das wird nun wohl auch jenen aufdämrnern, die bisher Amerika über den grünen Kl ee gelobt haben.

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