Steyrer Werksarbeiter, 21. Jg., September 1968, Nr. 6

SPÄHTRUPPS MIT WERKMEISTERPRÜFUNG ===.....,=;:===-====-===,=• =· =====,=====· ::t:l zz=c ======,::=,=====:i=• = Hurra, Hurra ! Wir haben einen neuen Direktor! (Den wievielten eigentlich???; Und wie jeder Direktor hat auch er sein spezielles Steckenpferd.Seines ist " Einhaltung der Ar bei tszei t "· Der Herr Direktor war erschüttert, als er neulich bei einem Rundgang einige Arbeiter tatenlos u.mhe :rst ehen sah! Das b.ractte :i.hn auf die Palme 1Nachdem Direktoren mit 11gev:öhnlichen" Arbei ter n nich t zu spreche:r. pflegen, hat er den Grund des Umhers tehens nicht er fRhren.Hätte er· gefragt, dann hätte man ihf gesagt, daß die .Kollegen o.e.;1 ARBEITSBEGINN abwart e:t;en, es war nä.n1lich 15 .10 und die Kollegen beg;::i.nnen d.ie Arbe i t erst um 15. 2o!l ? 1 ! Daß sie schon s o bald an ihrem Ar bei tsplatz, waren~ spricht ni et. t gegen, sondern für sie 1 Das freilich he.t der Herr Direktor nicht gevmsst und daher prasselte auf di·e untergebenen Meister und Betriebsleiter ein Donnerwetter nieder. Die aber lassen nichts auf sich sit ~~ en und geben den 11Schwtu-zen Peter11prompt an die Kolleger~ weite r . Seit Wochen gibt es Tag für Ta 6 Streit! Da ist ein Kciblege zu bald waschen gegangen1 da ·wurde einer eine :Minute vor der Pause beim Jausnen erwischt und so weiter und so weiter.Sicher muß Disziplin sein, man muß die Arbeits zeit einhalten. Aber die lächerliche Vri.nutenstreiteret der letz.., ten Wochen ist er~tschieden zuviel! Weiß denn der Herr Direktor Uber hau:pt, wie schmutzig man bei der Arbeit wird, weiß er überhaupt , wie schwer der Dreck der Gießerei, der Schmiede aber amh der Ölfilm des Autobaues und der Großpresserei weggehen? Sicher nicht, sons·t würde er sich nicht mit so lächerlichen Kleinigkeiten abgeben! Ein Direktor bezieht - das ist allgemein bekannt - kein geringes Gehalt! Und es erscbeint uns allen unwahrscheinlich, daß er seine hochbezahlte Arbeitszeit dazu ve:;I;'~ wendet, um die Kollegen beim Waschen und Jausnen zu beobachten! Wir · sind tief erschüt ter t, daß auch die "Kleinen" unter den Angestellten dieses Theater mi tmachenl Daß sie auftragsgemäß vor den Waschräumen standen,ist klar.Die . Kollegen haben deme ntsprechend 11:ß.g.i.ert ur:d sind eben später ins Bad gegangen. Aber einige :Heister haben ühers Ziel hinausgeschossen! Sie wollten nicht nur die Kollegen hindern , die Arbeitszeit zu kürzen, sie woll:- te n Sündenböcke finden! Und sie haben sich zu diesem Zwecke recht lächer - lieh benommen! Sie haben hinter Säulen und Kisten gepasst, sie sind sogar in den Baderaum gegangen und h aben sich hinter Vorhängen versteckt, um 1 "Bösewicht" melden zu können! Haben die Herren nichts anderes zu tu.n? Sind sie so unterbeschäftigt? Haben sie ihre Werkme.i.sterprüfu:hgen nur dazu g,emacht, um sich al.s schleichende Amateurdetektive betätigen zu können? Wir können erfreut feststeller., da.ß diese Gattung von Vorgesetzten in d e r l"'d.nderzahl ist. Die Mehrheit weiß genau, daß die Kollegen ihre Arbeit leisten, daß sie gut und prä.zise r:-,rl' ei ten. Woher kämen denn sonst die hohen Dividenden der Aktionäre. Und noch eines, liebe Kollegen! Keine Angst! Wenn ihr im Bade steht und hinter euch bewegt sich ein Vorhang und ein Auge blinzelt auf euch, das ist sicher kein II W a r m e r' 11 , der sich an euren nackten Körper begeilen will, wenn ihr hinter einer Säule einen schleichenden Schatten seht, das ist sicher kein Werksspion! Das ist bestj_mmt einer der Go ttseidank-seltenen Gschaftelhubern, die unbedingt um einen Stern mehr haben wollen. Ihnen ist nicht zu helfen.Da gibt es keine HeiJ.ung, die muß man dumm sterben lassen. Im Zeichen der Pressefreiheit Innenminister Soronics hat in W e I s eine höchst .demokratische A11ordnung,- getroffen. Er hat einem Po1izeibeamten, der in seiner Freizeit ais Berichterstatter für das SPÖ-,,Tagblatt" arbeitet, strikt untersagt, diese Tätigkeit auch fürderhin auszuüben. Der Grund für diese „allerhöchste" Entscheidung liegt darin, daß ·der Minister den berichterswttenden Poli - !eibeamten offenbar für den Urheber einl:!s Berichtes hält, der in einer Wiener Zeitung über ihn ·beziehungs- ·Neise über Vorkommnisse bei der :iurgen.fändischen Weinkost au f dem Weiser Vo!ksfest, bei der der Innenminister einen Abend verbracht hat, erschi"enen ist Man überlege einmal : Wels ist eine Gemeinde mit einer überwiegenden SPÖ-Mehrheit. Der Polizeidirektor ist ein .Roter",· Und dann kommt der· OVP-lnnenminister und untersagt einem Polizeibeamten dieser Stadt eine Freizeitbeschäftigung für das SP~Blatt. Das ist fürwahr ein Beweis für das Obermaß an Freiheit, das es bei uns gibt, das ist wahrhaftig ein Beweis für die mustergültige Pressefreiheit, · wie sie bei uns (nach den Auslassungen des SPÖ-Blattes) angeblich herrscht. •. Eigenti.irn.er , ~erausgeber, Verleger und Druck: Frakt:Lon der Gewerkschaftlichen Einheit im. 0GB - Otto 'I'rem.1.Inha lt verantw · Ot+-o 'T'reml be-'r'ie St<>yr J •• • " ·-· - , ..L- ~ - ' ohannesgal;ise 16.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2