Steyrer Werksarbeiter, 20. Jg., Juni 1967, Nr. 2

SPO-Funktionäre ohne Ausweg? Betrlebs~ot Gvstl· Musct,er· (üewerks~hoflUche !Einheit) \antwortet dem tfGB•WJrtschaflsexperlen Dr. Lachs Dr. -laclis,' 'Wi rtschaftsexp~ rte des 0GB, setzte sich vor rund ·.?oo:- Defe,; gierten aus ' allen ' Tei len d_ei- SteyrWerke. mit brJ!nneoo~n Wirtscflaf\sirageri auseinander. · Es · war ~ein rosiges Bild, das der Referent zeigen konnte: me· Zeit ,des •Wirtschaftswunders•· ge~t ·zu Ende, in Westdeutschland •haben · aliein im laufe eines Jahres rund eine Mil; lion (1) Arbei.ter durch Kündi'g:mgen, Umstelh.mge_n und Kurzarbeit i;d1were wirtschafüiche Schäden ·erlitten. In Österreich sei die L~e zwar .etwas günstiger, dQch allein die . Tatsache, d:iß auch hjer ur:i) rund .35 Pro~ent -weniger Arbeitsplätze angeboten werden, -g~öe zu denken. Dje Investitionen gehen zu~ rück, das •frisierte zwar die Zahlungsbilanz durch gedngere . . Importzahlen; mache sich aber auf die Dauer durch ·eine Stagnation de r Produktivität bemerkbar. Nach Dr. · Lachs ·sind 'in · den nächsren Monaten Preissteigerungen von mindestens viereinhalb Prozent zu erwarten. . Die Steyr0D'aimler--Puch AG - erzeuge -nach wie vor Motorräder und · Mopeds; die in der Gesamtwirtschaft .abgeschri_eben • sind. - □a~egen denke in -<1:eser renommierten Autofirma niemand .an die Pkw-Produktion; die nach Ansicht von Dr. Lachs groB'e Entwicklungsmöglichkeiten hätte. · Dr. : Lachs s~gte . hier nichts Neues: Schon· vor Jahren hat Betriebsrat Custl Mascher (Gewerkschaftliche E·inhei tl dieses - Pro_ble_m . vor · den Kolleg!in des Werkes angeschnitten. An Hand des Beispieles Holland· zeigte Dr. Lachs; daß auch ein kl eines :L'and nicht am Ran·d der Weltwirtschaft stehen muß :' Ph il_;ps, Unilever · tmd Shell . mischen· im ·wettwirtschaitsleben · kräftfg mit, Österreich hat ·m,t seinf,! n mächJigen Vöes t im Weltmaßsfab höchstens . ei nen . Mitte lbe trieb zu bieten. · Die Forsch4ng -sei das Mark der Wirt• soliaft, in Osterreich ist sie · ein Stiefkind. Die Au~aben für Forschung seien deilkbar·· gering, ·osterreich rang iert im Weltmaßstab in derselbe~ Gruppe wie Pakistan und Ghana. Die Ver-suche des OVP-Finanzmihisters. das Wachstum der Wirtschaft mittels der bekann ten Wachstumsgesetze zu ·steigern, ~ind danebengegangen. Die Kaufkraft · wurde riicht erhöht. Dr. · Lachs kr itisierte den Erpressungsversuch des Finanzministers an deri ·Gewerkschaften: Er will ~gnadenhalber:" die neuen Lohnsteuerreformen schon ab 1. Oktober 1967 ;n Kraft setzen; wenn sich die Gewerkscha,ften verpflichten, bis zum ·1. September 1967 keine Lohnforderungen mehr z u stellen. Derartige Vorschläge, meinte der. Reterent. sind unannehmbar. , Programme auch _durchsetzen , Betrie_bsrat . Gustl Mascher (Gel-'/erkschaftliche .Einheit) antwortete: Wa.s Dr, Lachs gesa-gt hat, ist ·sicher richtig. Di~ Frage ist nur : Weiß man das erst selt gestern? Wohl hat der 0GB Programme auf dem ' laufenden Band produziert, .er hat sil! aber nicht .durchgesetzt. Wenn die Gewerksohaften nicht die ·Kraft · der anderllhalb Millionen Mitglieder ·einsetzen. wird niemand mehr deri Gewerksch~ftsbund . ernst nehmen. Gustl Mascher . verwies · auf Doktor Kreiskys verhängnisvollen Irrtum: Nur nicht- ·. außerhalb · des -Parlamentes kämpfen. Sicher, meinte- Genosse Mascher, könnten die gewerkschaft• li<;het1 Forde'ningen mit den Stimmen der ÖGB-Abgeordneten iin Parlament durchgesetzt : werden. •Die Erfahrung aber hat" gezeigt ,daß die ÖAAB-Leute im Parlament immer auf der Seite der OVP-Parteiführurig stehen. Bet;i_el?srat Mascher beantragte . ,ne. Resolution der rund 8000 Steyr-Wetk• Arbeit_er geg~n. die V_erschleppungs.ta.kti.k.. . des F1nanzmm1sters ·. m der . Lohnsteuer• frage. · · In seinem Schlußwort zeigte Dr. Lachs sein zweites Gesicht : War er. in seinem Referat ein Arzt, der eine riol:,tige Diagnose stel-l te, erwies er sich . in . der Antwort an den Sprecher der Gewerkschaftlichen .Einheit als , einer, der: keine Behandluhg?möglichkeit des Leidens weiß : Nur keiner Streik. nur keine Aktionen, war der tiefe Sinn ~einer opportunisti-· $Chen .Kur•-. In seiner von den Delegierten mit großer Skepsis aufgenommenen „Rechtfertigung" der SPÖ-Politik (Marke Kreisky) wurde er vom Nat:onalratsabgeordneter .Schmiol, dem Zentralbetriebsratsobmann des Konzerns noch übertroffen. Schmid! versuchte' den Del'egierten vorzurechnen, was' unter Umständen ein Streik jedem Arbeiter kosten könnte. Und seinen spitzfindigen Kalkulationen folgte die für einen Soz;a. listen unfaßbare Äußerung: .,Demokratie kann man nicht mit Streiks zurechtzimmern.• . • •Was würden wohl die französischen, die . belgischen oder italienischen Sozialisten zu dieser ff These• sagen? Was wäre_der Werkzeugmacher Josef Sd,midl heute, wenn die Vorkämpfer der Arbe:iterbewegung Österreichs vor siebzig Ja~ren auch so gedacht .hättenl. · Steyr-Werke wehrten sich gegen Prämie ■ ll ■ ... obwohl die wirtschoftllche Lage gut ist.... t~eu• Direktortnpostan In den Steyr-Werken hat es zwar im letzten , Halbjahr keine Künd igungen gegeben. durch natürlir:hen Ab· gang abe r ist d ie Be legscha ftszahl ·von . 11124 auf 8051 zurückgeganget, . Es werden auch we iterhin mehr Arbe itsplä tze ~esucht als angeboten . Di esen Zustand henützen die Unternehmer als Wa ffe gegen d ie berechtigten Forderungen de r Arbe1terschilft. Dies erkläite ·:eet rieb,- ra tsobmann Hans Heigl- vor rund 200 .Delegierten aus allen Teilen des Werkes _Zur · Illustrat ion zeigte · er, d aß di~ Produkt ivitätsprämi e 1966, d ie am 1. Jul i 1967 in Form einer ·Werksak tie ausbezahlt wird, erst nach langen zähen Verhandlungen erkämpft we rden konnt e. Ursprüngli ch wollte die Firma übe rh ,1 upt ni chts geben'. Das echte Gesi cht des Kap itali smus zeigt die Direktion .i n der Frage der Hitzezulagen fü r. die Gießerei und di e Schmiedebetriebe. Di e Direktoren weißem sich ha rtnäcki g, di ese Zulagen der schwe ra rbeiteriden Gießereiarbei ter und Schmiede in ei ner der Preisen tw icklµn ,; Rechnun )< tragenden Weise zu e rhöhen.· Daiü r ist" die ~irrna in ande rt'r Hi nsicht nich t klei nlich : nicht weni ger als sechs heue Vorstiincl sdi rektoren mit stat tl ichen Gehäl t~ rn wurden en11agie r·t, zwei Büros von Wirt schafl sexper ten arbei ten im Wl'!rk. Es -Reht u_m di e Einführung von Sparmaßnahmen au f Kmten d e r Arbeit t>rscha h. . _Bedauerlir:herwe ise zei gt de r Betriebsral hie r nicht die H91tun.: _ die ' die Arl>elier von ihm erwart en dürfen: wie' ein~. Ka tze um den he ißen Brei schl ich Betriebsra tsobmann Hans °H_eigl -um die Fr~ge der analyt ischen Arbeitsplatzbewertun~ he rum: .,Wir-· sind noch we it weg davon", me inte e r. und di e Frage, ob cfi ese neue Fo rm der Ausbeutung vom Betr iebsra t akzep tie rt ode r abgel~h nt werde, beantworte t e r. ndiese Frage we rden wi r den Koll egen überlasse_n· . . Auch sons t ·/s r de r Bericht des Stev rWe rke- Betrie9sra t5obmannes kei neswegs erfreuli ch: Die Sicherhei tsmaßnahmen ·· in, Werk lassen zu wünschell' übrig. Nac:h l~ngem Kampf ist es end lich gelullgen, die Einre-ich ung eines Kredit - a11t rar,es zur [ rr icht'ung modehier ßelüftungsanlagen zu e rre ichen. Wann der Ant ral( genehmigt wi rd und wann die fü r d ie Gesundhei t der Arbeiter unbedi ngt erforderlichen · Anlagen gebaut we rden , steht allerd ings noch in den St ernen. Wirtschatfliche Lage gut Dabei ist, wie die kürzlkh veröffen tli chte Bilanz der Steyr-Werke zeigt, dit wirt§chaftliche La11e dt5 Be-· tr iebE!s sehr gut. Die Aktionäre erhalten 11 . Prozent Dividen<len und st-ehen damit an der Spitze der österre ichischen Kap ita listen. -□ er Absatz - an Traktoren läßt nichts zu wünschen übrig. OGB-landessekretiir Knöpfelmacher, der al s Gast uschienen wu. meinte, daß der Arbeiterschaft schwere Zeiten bevorstünden, und daß deshalb E,in igke it das Gebot de r Stunde sei. Die De le11ie rt en wandten 5ich in Ent-5chl ie- .Bungen ge,ien die Erhöhung de r Hift• pflic htverslch~rung und de r Fem5ebund ltundfun kgebli hrl!n.

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