Für dns W€rk aber begann eine neue Zeit. Schluss mit der Waffenproduktion war die Paro:le ... In unermüdlicher Arbeit krempelten die Steyrer Arbeiter das ganze Werk um.Wie schon im Schlussabschnitt des Krieges,begnnn man Motore,Kraftfahrzeuge zu produzieren.Herrliche Produkte entstanden,Autos,deren technische Qunlität _ den Ruf Steyrs ~ls Fahrzeugfa.brik in alle Welt trug,die noch in den Jahren nachjd.em 2.Weltkrieg gefahren wurden.Steyr schien einer neuen,friedlichen Illüte entgegenzusehen.Und doch war den fleissigen Steyrer-Arbettern ein besseres Leben . nicht gegönnt.Während sie im Schweisse ihres Angesichts an den Öfen., an den Drehbänken und in den Montagegruben Spitzenprodukte erzeugten,waren in Wien gewissenlo~e Börs.enspekulanten am Werk.Die neureichen Finanzhyänen,durch Krieg und Nachkriegszeit unvorstellbar mächtig ge- :worden, lebten in s ·aus und Braus.Ohne 1nomische Kenntnisse bauten sie ein ~u:r tenhaus ~iner Wirtscho;ft auf,das eines T~ges jäh zuso.mmenbrnch.Einige der Speku_lonten jagten sich eine Kugel in den KÖpf,die Mehrzahl tnuchte unter . um einige Jn.hre· später wieder wie ein Fettauge in der Suppe unversehrt an die Oberfläche zu kommen.In Steyr aber waren die Hallen leer.·rm ·gnnzen Werksareal ·waren 900 Ar~ beiter beschäftigt,mehr als· 5.000 Arbeitslose gehörten zum Alltag der Stadt. Erst nach langen Jahren der Not konnten die Arheiter,die schuldlos für die Verbrechen der Spekulanten büseen mussten, wieder Arbeit finden. Der Teufel aber schlief nicht. · Die Jahre des Hungers und der Entbehrung hatten di~ eiter reif gemacht,seinen Spießgeselzu empfangen.Hitler kam n3.ch Öst.erch und mit ihm ein neuer Krieg.Wiesausten die Maschinen auf Hochtouren,wieder gab es Arbe·itsplätze in Hülle und Fülle.Wieder. aber erschienen in den ~eitungen die schwarz~ränderten .Anzeigen: 11Gefnllen für Führer und Yaterla.nd.". Gegen Ende des Krieges dröhnten die Bo~benformationen der Ameriknner über dc.s Werk.Sie liess·en nur Ruinen zurück.Aus den Trümern des Werkes aber. bnuten die Steyrer Arbeiter ein neues~ grösseres und schöneres Werk.Sie hungerten,sie litten Kälte,a.ber sie arbeiteten.Zu einer Ze;i.t,a.ls k_ein .Aktionär zu sehen war,legten · sie den. Grundstein für die heute mächtigste Privatfirma Österreichs .1945 gnb kein Kapitalist einen Groschen für eine Steyr-Werks-Aktie. Heute haben die Steyr-Werke ein gewalti - ges Aktienkapital und enorme Rücklagen. Die Aktionäre der Steyr-Werke sind reichund härter geworden.Immer hartnäckiger stellen sie sich gegen soziale Forderungen.Sie haben wohl schon vergessen,wer ·das Werk gerettet hat.Auch wir denken selten daran.Darum sollten wir uns wenigstens jetzt beim Jubiläum daran erinnern. -o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o- .1', ~. . . JUBILAUMSZUWCNDUNG . ,,,.,.,1111111,., 1,111111.I, , ' ••m•• ·• ·1•11•1,• 11 111 ,,,,,,u,11uum!!'';"ll 'lll tl ,uu11 1111• •u11ummuu,1e,m....,.,,..,,....,.., ..u,· Ohne sich näher fest '.~µlegep., erklärte ltürzlich Vorl:itandsdirektor Dipl-. Ing.Rabus., daß den Belegsc'ihaftsmitgliedern die "Hände übergehen"würden.Gemeint waren die Zuwendungen anlässlich der Hundertjn.hrfeier der Steyr-Werke.Nun endlich. hat die Firma die Karten nufgedeckt, IN DER DIREKTIONSVERFÜGUNG Nr. 153 wird das Jubiläumsge~chenk bekanntgegeben. Neben der Werksaktie,die alle Belegschaftsmitglieder wie alljährlich als Produktivitätsprämie erhalten,bekommen alle Beschäftigten eine goldene Erinnerungsmünze, die 330 Schilling wert sein soll.Arbeiter, die weniger als f}inf Jahre im Betrieb beschäftigt sind,bekommen sonst nichts.Zwischen 5 und 15 Jahren Dienstzeit wird eine weitere .Aktie nusgegeben,für je weitere 5 Jahre, Dienst:eit ebenfalls eine .Aktie mehr,s6 dass die Höchstsumme sieben Aktien betragen ko.nn.Es sind . nllerdings nur_wenige Arbeiter und Angestellte,die eine so lnnge Dienstzeit aufzuweisen haben.Die grosse Mehrheit der Arbeiter hat zwischen lo und 15 Dienstjahren.Die Fi:r:ma hat hier nicht eine 5 jährige Steigerung eingesetzt9sondern sie hnt wohlweslich bei lo ~ Dienstjahren keine Steigerung eingeführt. Das bedeutet sicherlich für die Firma eine bedeutende Ersparnis.Die ~emerkung von Ing.Rabus,"die Hände werden übergehen", . war also doch etwas übertrieben.Aber Direktoren pflegen eben auch manchmal einen Scherz zu machen• NICHT AIB GESCHENK sondern als Ergebnis eines langen Kampfes haben die· Arbeiter der .Steyr-Werke einige bedeutende Verbesserungen durchgesetzt. Die weitestreichende ist wohl die Durch- ~etzung eines Garantielohnes .für nlte Arbeiter.Die Älteren kommen eben mit dem modernen Hetztempo nicht mehr mit und werden aus dem .Akkord,system genommen. • Verdienstentgroig und bedeutend niedrige Renten sind die Folge gewesen.Arbeiter zwischen dem 55.und dem .60. Lebe~sjahr,, die auf schleohter beznhlte Arbeitsplätze versetzt werden,erhulten nun bei einer Dienstzeit von 25 Jahren 85 Prozent und bei einer Dienstzeit von 3o J ahren 9o Pro- \
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