Steyrer Werksarbeiter, 16. Jg., September 1963, Nr. 9

Wenn der Betriebsrat die Kündigungen Mit Recht fr agen sich die Kollegen:Wi e l a nge soll dieses systematische Zurück~ weichen noch dauern? Wir Arbeiter sind eine große Macht,die Führung unserer Gewerkscha ft aber denkt nicht daran,diese Macht einzusetzen. Sie weicht dauernd zurück. Ob es sich in Bausch und B0 gen abgelehnt hätte, wäre es Sache des Einigungsamt e s gewesen,sich der einzelnen Fälle anzunehmen. Die 11 FÄLLFf SOZIALER HÄRTE" wären beim Einigungsamt auf alle Fälle gestrichen worden. Darüber hinaus aber hätte die Mehrzahl der gekündigten Kollegen eine echte Chance gehabt,den Arbeitsplatz zu erhalten.Unserer Firma wäre es sehr schwer gefallen, auf Grund ihrer Bilanzen und der veröffentlichen hoh~n Dividenden d~n Nachweis zu erbringen,daß sie ohne die geplanten Kündigungen in wirtschaftliche Schwierigkeiten komme. Zu diesen wirtschaftlich schwerwiegenden Argumenten hätte man die geballte um Teuerungen, Lohnforderungen oder Kündigunge n h andelt,immer versuchen 11 Unwere 11 Vertreter dem Kamp;f auszuweic~n · Kraft der Metall- und Bergarbeitergewerkschaft einsetzen müssen. · Jahrelang schon läuft die Forderung: Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgl eich.Die Einführung der 40 Stunden - Woche hätte die Kündigungen illusorisch gemacht. und immer wieder sind es wir Arbeiter die die Zeche bezahlen müssen. Es darf sich niemand wundern,wenn die Unternehmer den ÖGB nach dieser permanenten ' 11Bitte-Schön-Taktik11 nicht mehr ernst nehmen und keinerlei Respekt vor ihm haben. Der Klassengeg~ner führt schwere Schläge gegen uns, er führt einen erbarmungslosen Klassenkampf von oben herab. Solange wir uns aber nicht dazu bequemen, mit gleicher Münze zurückzuzahlen, einen energischen Kampf von unten zu führen, werden wir immer wieder zu kurz kommen. We nn es auch die sozialistischen Betri ebsrät e nicht wahr haben wollen: Alle Rechte und sozialen Einrichtungen der Arbeiterschaft wurden nur nach schwersten Kämpfen errungen.Und wir ) Freilich hätte die Ablehnung der Kundigungen einen Kampf bedeutet,die SP und ÖVP Betriebsräte haben aber diesen · Kampf nicht gewollt,sie haben den für sie bequemeren Weg des Kuhhandels gewählt und damit der Firma geholfen, die Kollegen auf die Straße zu setzen. sind der Anschauung,daß die 470 Kollegen, die nun gekündigt wurden,einen harten Kampf wert gewesen wären. 1 MILLIARDE RUCK LAGEN .,., .,.,,,.,,, , 11110111 1111111ii111,111111111u,,11111"..-i-Hfft11111111,,uu ,111111111111u1n-ffi,...,,u111111u1111, ,1♦1--••n,.,n,ot1tt ..u .. ,,.......,_u,,11r11nff-•--•1 In einem Bericht im· Wirtschaftsteil der österreichischen "Neuen Tageszeitung", der für Unt ~rnehmer geschrieben ist, wird eindeutig festgestellt,daß "di e Auftragslage der Steyr-Da imler-Puch-AG im großen urid ganzen gut ist". ' Im Titel wird ausdrücklich die gute Beschäftigung h ervorgehoben,das Walzlagerwerk "ist sehr gut b eschäftigt 11 , die Lieferfristen betragen sechs Monate. .) Wenn man noch dazu aus der Bilanz ersieht,daß allein die Rücklagen 1 Milliarde Schilling betragen,sp ist nur ein Schluß möglich: die Kündigungen von über 450 Arbeitern der Werke in Steyr war eine Maßnahme gegen dme Lohnforderungen der Metall- und Bergarbeiter. Aus den Feststell ungen der "Tageszeitungen" geht weit er hervor,wie falsch und für die Arbeiterschaft nacht eilig di e Haltung der sozialistischen Betriebsratsfraktion war,als sie gegen die über 450 Kündigungen,deren völlige Unmotiviertheit sich nun bestätigt findet, keinen Einspruch erhob,wie es i hr das Gesetz ermöglicht hätte, und als sie nicht zum aktiven Kampf gegen di esen Massenabbau aufrief. · ' Als die Metall- und Bergarbeit e r gewerkscha ft zum erst e nma l offiziell mi tteilte, sie werden Forderungen stellen,hatten iie Unternehme r sofort mit Verge ltungsmaßnahmen auf dem Personalsektor gedroht.Es ist bezeichnend,daß man dazu die Steyr-Werke vorschickte, an der di e v erstaa tlicht e Creditanstalt maßgeblich bet eiligt i .st, die dem früheren Gener alsekre t ä r der Bunde swirtschaftskammer , Finanzminister Korinek,unt erst eht. Schon aus di e sem Grund wäre es von eminenter Wichtigkei t gewesen ,so wie di es di e Gewerkschaftliche Einheit gefordert hat, GEGEN DIE K Ü ND IG u ·N GEN ZU KÄMPFEN!

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