Steyrer Werksarbeiter, 16. Jg., Juni 1963, Nr. 6

3 Besonders die deutschen Arbeiter in der Bundesrepublik haben durch die Neuein - fi.ihrung 0ine große Enttäuschung erlebt . Erst waren sie begeistert I ab_er s.chon nach wenigen Monaten ist eine große Des - illusionierung eingetreten. Psychologisch gut durchdacht, bringt die Neueinführung im Anfangsstadium ihrer Wirkung f ür manche Arbeitsgruppen leichte Lohnerhöhungen . Das Ende aber, ist ste ts ein Lohnstop und eine weitgehende Ausschaltung der Betriebsr äte a l s Ver - treter der Arbeiterschaft . 1~ 0 L LEG E p ROKOF> w a r n t0 eindringlich vor überstürzt0r Annahme da" Neueinführung. Die ANALYTISCHE ARBEITS - PLATZBEWERTUNG enthält zwar auf dem Papier manche positive Punkte, zum Beisp~ sollen Erfahrung und Können des Arbeitem · -nositiv bewer tet und dementsprechend enthnt werden . In der Pr axis aber, werden diese Pl us - punkte meist nicht berücksichtigt, da die moder ne n Maschinen die individu elle geistige Mitarbeit des· Arbeiters viel - fach ausschalten. Nachdem nun auch in den St eyr- Werken die Einführung der analytischen Arbeits-1 platzbewertung im Bereich der Möglich keit liegt und der Steyr-Konze rn al s größter Privatbetrieb Österrei chs eine besondere Stellung genießt, r egte Kollege PROKOP an , die Firma mö - .. ,,.. J]'C . e:il!len Modellvertrag schaffen, der ei - )ge Zeit 'probeweise laufen soll , P~f s sei besonders für die tausenden an- ~ Jrer Betriebe des Landes wichtig, die aus den Erfahrungen der Steyrer-Kol legen vi el lernen könnten . Wie sich der Unternehmer zu diesem Vor - sch lag stellt, ist nicht erui crba r,Tat - s ache jedenfalls , ist, daß in nächster Zeit Dipl. Ing, HANSEL1 ei n Assistent des bekannten Dozenten Dr . WEBER , der mehrere Bücher über die ANALYTISCHE ARBEITSPLATZ-- BEWERTUNG verfasst hat, im Werk auft au - chen wird , um dort Studien im Auftrage der Firma zu betreiben . ES G f BT 1~EINE B ETRI EBSHARM ONIE Int ere s s ant war ein abschli eßender App:1.1 des Referenten an die "christlichen Ge - werkschaft er" , s ie mögen endlich Schluß machen mit der Theorie einer " Be triebs - harmo.ni e 11 • Es gibt keine Betriebsharmonie, es gibt i m Betrieb nur Kampf um bessere Arbeitsbe<}.ingungen. 1 M e h r R h ö h e r e erklärt e Kollege e c h t e L ö h n PROKOP. Dabei fä llt wohl jedem auf, daß diese durchaus ~ichtigen Bemerkungen auch für die vom ÖGB pr opagierte 11SOZI ALPARTNERSCHAFT11 anzuwenden wär e_n . 1N DER DE13ATTE VERWIES KOLLEGE VOVES (GE PUCH- GRAZ) auf die schweren Enttäuschungen , d~e die west - deu t schen Metallarbeiter m:L_t der ANALYTI - SCHEN ARBEITSPLATZBEWERTUNG er lebt haben . Die unersättliche Profitgi er de r Unt er - nehmer ist nichts Neues, sagte Kol l. V O V ES, die hat Mar x schon vor mehr als loo J ahr en analysiert, die analytische Arbeitsplatzbewertung ist nichts anderes als- eine der moder nen Zeit a ngepass te neue Form der Ausbeut ung . Auch Kollege SCHMIDL (Zentr .Betr.Obm.SPÖ) beteiligte sich an dieser Debatte , Er st eht au f dem Standpunkt , daß die Be - triebsräte noch vi el Zeit haben , sich die Sache gründlich zu überl egen und gibt die Parole : ABWARTEN UND WACHSAM SEIN. Kollege HE IG L - SPÖ erinnert daran, daß_ es erst die · Kommunisten waren , die e ine Klärung der Akkordfragen verlangt haben • In der Zeit der Hochkonjunktur habe der Betriebsrat di esen Fr agen wenig Bedeutung ge schenkt , die Verflachung der Konjunktur aber zwinge , Gii::h mit diesem Problem genau auseina nderzusetzen , Der Vertreter des TOCHTERBETRIEBES - KROMAG ze i gte am Beispi e l der BERNDORFER- BESTECKFABRIK, die schon analytisch bewertete Arbeitspl ätze hat und wo die Arbeit er schwer geschä digt wurden , wie schädlich sich die Neueinführ ung in der Praxis auswirkt . Er VJ a r n t e di e Kollegen eindringl i ch davor , sich durch die Pluspunkte ver.- locken zu lassen, Kollege M A SCHE R (GE Hauptwerk) verwies darauf , daß die Neueinführung jede dymamische Lohnpolitik in den Be - t ri eben br emst, wenn nicht gar verhindert. Da s Mit s pr a cher echt der Betri ebsr äte als Vertr e t er der Arbeit erschaft wird weit -

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