Steyrer Werksarbeiter, 16. Jg., November 1962, Nr. 10

"Am Montag in 14 Tagen können sie wieder arbeiten." Kein Gynäkologe von Weltruf würde sich eine Ferndiagnose dieser Art zutrauen. Unser Herr Chefarzt aber tut das ! Wieder taucht die Frage auf,: hat der Mann übernatürliche Fähigkei t en , ist er ein unerkanntes Genie, oder ist e r nur _ein beamteter KV- Schreiber? Wir haben aus dutzenden Fäl l en nur drei herausgegriffen. Es sind das keine Kleinigkeiten, es ha1~ delt sich um entscheide nde Frage n der Gesundheit . Wenn cler Herr Chefarzt glaubt , ei n Telepath , ein Gedankenleser zu sein, dann · soll e r zum Zirkus gehen , dort zahlt man ( --i_el für solche Fähigkeiten. _Jhl t e r sich als Barras~Arzt , a l s KVSchreiber, dann ist e r , bei der von ARBEITiRN v e rwalteten Gebietskr ankenkasse ebenfal ls am fal schen Platz . Will er aber e_in ARZT sein, dann soll er sich als soldher b ~nehme n . Dann muß e r , im Patienten den Hilfsbedürftigen sehen . Dann muß er ihm h e lfen , wieder gesund zu w~rden . KRANKE KOLL.2GEN _GESUND SCHREIBEN , das kann jeder , dazu braucht man nicht Medizin studiert h a b e n . KOLLEGEN ! Wir brauchen einen Chefarzt, der, der Gesundheit der Ko l legen ·dient . ( ildet uns Fälle , wie die Beschriebenen . Wir werden nicht eher ruhen , bis der '-. 1efarz·t sich seiner Aufg=1.ben b ewußt wird und danach handelt ode r bi s e r einem echt e n Arbeiterarzt Pla tz macht . AB T. 43 5 1 Kollegen der Abte ilung 4361 , ihr tut urs leid! Euer Be triebsra t , d e r Walt e r HUBER ist doch wirklich eine Null ! Da hatte neulich ein Kollege (ein E- Wagenfahrer) e ine n Unfall . Dabei fi e l ein Hinterachstrichter vom Wagen auf den Boden. Wagen und Gußteil bliebe n unv erletzt Verl e tzt wurde nur das Lohnsackcrl de s Fahrers . Er mußte nämlich 50.- Schilling Strafe zahlen. WARUM ? weil ei n e längst veraltete Bestimmung aus dem Jahre 1957 besagt, daß Fahrer die einen Unfall v e rschul den , dafür bestr a ft werden können . Diese Bcstim~ung richt e t e sich damals gegen Schwarzfahrten mi t Fahrzeugen im Werks - gelände . · Der bestraft e Kol l ege war kein Schwarzf ahr e r . De r Unfall passierte bei der Arbeit ! KOLLEGEN , ihr wisst selbs t am besten, wi e ihr ge jagt werdet! Einmal do rthin, einmal dahin, TEMPO ! Zeit ist Ge 1 d. T EMPO Die Akkordarbe iter brauchen die Teile! Ihr saust mit ein em TEMPO durch die Hallen , ihr schont weder das Fahr zeug , ru::x:;h euch selbst, aber man verlangt von euch immer mehr! Und da f ällt einmal so ein Stück vom Wagen . Irge nd ein Lump meldet das , ihr werdet best raft . Was hat aber das mit dem Walter HUBER zu tun? Nun , der ist doch euer Bet r i e bsr at . Nur mit seiner Zustimmung war die Be - st r afunß des Kollegen möglich ! Hat den der Mann keine Ahnung, wie schwer eure Arbei t ist, k e nnt er denn eur e Sorgen überhaupt nicht? Weiß er denn nicht, wie s chlecht manche Fahrzeuge, wie gebrechlich die Transport - vorric htungen sind? Findet er , wenn einmal was passiert,kein en anderen Ausweg , als e inen Arbeitskoll egen zu best~afen? Oder will e r sich vielleicht beim Chef ein"1Gutpunkt ho l en? Sei es wie es sei, der Walte r HU BER ist k ein Arbe it e rvertreter ! 1K OLLLGEN J wenn wieder einmal was passiert , ( da s k a nn j ed~n Tag vorkommen) .kommt zu den BETRIEBSRÄTEN de r GEWERKSCHAFTLICHEN EINHEIT ! Di e werden auf keinen Fall,euch b~st rafen, wi e es der SPÖ-Betr .- Rat WALTER HUBER getan hat. SO W/~ HLT MAN RICHTIG Gehst Sonntag du ins .Wahllokal, so ach t e auf die List enzahl : Statt 1, 2 , 3 , den alten Hut, dur chkre uze 4 - dann ist 0s g_ut.•

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