Steyrer Werksarbeiter, 13. Jg., April 1959

j j 1 1 1 GEWERKSCHAFT UND .. PARLAMENT Frage: Kollege Otto .H o r n,. Mitglied _des ·l}undesvorstandes .._des österreichischen Gewerkschaftsbundes, hat dem Pressedienst der Gewerkschaftlichen Einheit anlässlich der bevorstehenden Nationalratswahlen nachstehendes Interview gegeben: Soll der Gewerkschafter im Wahlkampf Stellung beziehen? Antwort: Die überparteilichen Gewerkschaften, deren Einheit eines der wichtigsten Ergebnisse der Nachkriegszeit ist, sollten im Interesse dieser Einheit die Unterstützung wahlwerbender Gruppen unterlassen. Auch die , Gewerkschaftliche Einheit, als einzige der J.Fraktionen im ÖGB, bindet ihre Anhänger und Freunde an keine Partei und an Die ÖVP ist eine Unternehmerpartei. Ihr Eintreten für die Interessen der Unternehmer war also keine Überraschung. Auch die Haltung der FPO, die nur dort Opposition machte, wo die Interessen ihrer westdeutschen Auftraggeber zu wenig berücksichtigt wurden, konnte niemanden verwundern. Unangenehme Überraschungen aber erlebten jene Wähler, die von der SPÖ die nachdrückliche Vertretung der Interessen der Arbeiter und Angestellten erwartet hatten. Sie mußten es erleben, wie die Abgeordneten der SPÖ die Wünsche und Forderungen der Arbeiterschaft fallen ließen und den Wünschen und Forderungen der Unternehmerpartei nachgaben, ja oft sogar selbst die Initiative ergriffen, um unsoziale Massnahmen ( Krankenscheingebühr, Tariferhöhungen etc), durchzusetzen. kein Parteiprogramm. Aber der Einzelne darf und soll Stellung beziehen. Frage: Wie beurteilst Du,Kollege Horn, die Tätigkeit der Parteien seit der letzten Nationalratswahl im Mai 1956? Antwort: Damals, vor drei Jahren waren alle Voraussetzungen gegeben, um die Arbeiter und Angestellten unseres Landes wirklich zum Wohlstand zu führen: Der Staatsvertrag war abgeschlossen, öster- ) reichs Neutralität beschlossen, ungeheure Werte - die Erdölindustrie, die wichtigsten Großbetriebe, Grundbesitz, BodenOtto H o r n. seit 1945 Mitglied . des Bundesvorstandes des ÖGB, hat als Sprecher der Gewerkschaftlichen Einbei t zu allen gewerkschaftlichen Fragen Stellung genommen und stete die Interessen der Ar beiter und A.ngestellten vertreten. In allen entscheidenden Fragen wurden die Forderungen der Arbeiter und Angestellten nur von den kommunistischen Abgeordneten vertreten. Frage: Wir haben gehört, Kollege Horn, daß Du bei den kommenden Nationalratswahlen auf der Liste 4 also für die Kommunisten und Linkssozia:- listen kandidierst? ) schätze - waren dem Staat zugefallen, die Wirtschaft befand sich in einer Periode nie gekannter Hochkonjunktur! Wenn aber die Arbeiter·und Angestellten um ihren Anteil an der Hochkonjunktur kämpften und in diesem Parlament Unterstützung für ihre gewerkschaftlichen Forderungen und Kämpfe suchten - bei den Regierungsparteien haben sie keine gefunden. Antwort: Ja, das stimmt. Ich bin überzeugt, dass die Unterstützung der Liste 4, die Stärkung der Kommunisten und Linkssozialisten, auch eine Stärkung der Arbeiter und Angestellten selbst bedeutet, weil damit die Unterstützung aller ihrer Forderungen im Parlament gewährleistet wird. Deshalb rufe ich alle Kolleginnen und Kollegen auf, am 1. Mai mit den Kommunisten zu demonstrieren, am 1o. Mai für die Kommunisten und Linkssozialisten, für die Liste 4 zu stimmen.

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