Werkruf - Jahrgang 4 - Folge 4 -1941

EINST und JETZT! Menschenleere 5abriksballen, stillstehende Maschinen, verlotterte Werkbänke, verschmutzte Gefolgschaftsräume, das Gefühl der Bedrücktheit, der Niedergeschlagenheit, der Unsicherheit der Zukunft in den Mienen der wenigen, überhaupt noch beschäftigten Arbeiter, das war einst, vor 1938, der äußere Eindruck im Werke Steyr. Zerrissenheit der Meinung, persönliche Machtkämpfe, Unterdrückung der freien Gesinnung und politische Verfolgung, die oft die besten Arbeitskräfte aus dem Lande jagte, beschleunigten den Niedergang des Werkes. Tausende Arbeitslose und Ausgesteuerte fristeten in der „Sterbenden Stadt" ihr Dasein in Elendwohnungen und baufälligen Barachen. Die lügend hatte überhaupt keine Aussicht durch Arbeit ihren Lebensunterhalt zu finden und eine Zamilie zu gründen. „Christliche Wohltätigkeit" gab sich den Schein einer sozialen Leistung und ließ dabei die zugrunde gehen, -die sich ihrem politischen Diktat nicht beugten. Die Unpersönlichkeit der Geschäftsführung warein Wesensmerkmal für das Verhältnis von „Arbeitgeber" zu -Arbeitnehmer", die eine Würdigung der persönlichen Leistung des einfachen Arbeiters ausschloß, der nur eine Nummer unter vielen war und dessen wert sich nach Angebot und Nachfrage regelte. Und jetzt: 7000 Arbeitslose und Ausgesteuerte sind in den Produktionsprozeß wieder eingegliedert. Tausende von weiteren Arbeitskräften aus allen Gauen des großdeutschen Reiches haben im Werk Steyr zusätzlich Beschäftigung gefunden und helfen mit, die ungeheuren, uns gestellten Aufgaben zu erfüllen. Ihnen stehen aber heute neuzeitliche Maschinen, schöne Werkshallen und vorbildliche Sozialräume zur Verfügung, um die Leistung auf die erforderliche höhe zu bringen und dadurch selbst ihren Lebensstandard zu verbessern. Schon bei den Jugendlichen beginnt die Sorge des Betriebsführers um feine Gefolgschaft. In einer neuen, modern eingerichteten Lehrwerkstätie und im freundlichen Lehrlingsheim werden nicht nur mehrere hundert Werkzeugschlosser, Dreher, Zormschmiede, Modelltischler, technische Zeichner, Industriekaufleute und sonstige Zacharbeiter herangebildet, sondern auch nach Charakter und Gesinnung zuverläßige und treue Männer für -den Lebenskampf vorbereitet. Neueintretende, ungelernte strafte werden in der betriebseigenen Anlernwerkstätte zu fachlicher Leistung geschult. Viele Hunderte Zrauen und Männer, die durch Dienstverpslichtung in unsere Gefolgschaft eingereiht wurden, kommen so über die Nachteile eines Berufswechsels rasch weg. Dem strebsamen älteren Gefolg- schastsmitglied wird durch das betriebsgebundene Berufserziehungswerk der Deutschen Arbeitsfront die Möglichkeit der fachlichen Zoribildung und des sozialen Ausstieges geboten. Über 600 Gefolgschafter beteiligen -sich laufend daran. Studienbeihilfen, Teilnahme an Zernschulung und sonstige Zörderung begabter Gefolgschaftsmitglieder spornen zu Leistungssteigerung an. Umso zahlreicher sind die brauchbaren Verbesserungsvorschläge, die Gesolgschaflsmitglieder als Gegenleistung zum Nutzen des Werkes machen. So entsteht eine Leistungsgemeinschaft, die in der Betriebsordnung fest verankert ist. Weihnachiszuwen- dungen. Treuezuwendungen, Zamilien-Unterstützung für Eingerückte, Geburten- und Heiratsbeihilfen, Zuscyüsse für KDZ.-Reisen und Gemeinschaftsveran- staliungen, Sonderunierstützungen in Unglücks- und Notfällen entspringen der verantwortlichen Zürsorge- pflicht des Betriebsführers. Sie find sein Dank an die Leisiungsbereitschaft. Der Hebung des Lebensstandards dienen: die Einrichtungen einer großangelegten Werksküche, die mit Zuschüssen des Betriebes die gute Versorgung eines Teiles der Gefolgschaft übernimmt, die Einrichtung eines Gesundheitsdienstes, der von vier Betriebsdaten durchgeführt wird, denen im Gesundheitshaus die besten ärztlichen Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die Beförderung in werkseigenen Kraftomnibussen, in Sonderzügen und die Bereitstellung verbilligter Zahr- und Krafträder, verbilligter Arbeitskleider, die kostenlose Teilnahme an Kino- und Theatervorstellungen und schließlich die Errichtung taufender von voiks- wohnungen. In der Großsiedlung Münichhol; wurden trotz der Schwierigkeiten des Krieges in zwei Jahren zweitausend Wohnungen unter Dach gebracht, von denen bereits über musend bezogen sind. weitere zweitausend sind dort im Entstehen. Aber auch an anderen Stellen wurde die dringendste Wohnungsnot durch die Entschlußfreudigkeit des Betriebsführers behoben. Den nicht bodenständigen Gefolgschaftsmitgliedern wird in wohnlagern, die unter Betreuung der Werkfürsorge stehen, ein heim geboten. Auch hier geht die Jugend voran, indem sie in eigenen wohnlichen Heimen unter HJ- oder BdM-Zührung die Gemeinschaft pflegt. Um aber aus diesen vielen taufenden von Menschen eine Gemeinschaft zu formen, wurde eine dauernde, zielbewußte weltanschauliche Schulung der Gefolgschaft und der Zührerschaft in Reichsschulen, Gauschulen und betriebseigenen Schulungskursen im Rahmen der Deutschen Arbeitsfront durchgeführt. Betriebsappelle und Betriebsveranstaltungen förderten den Gemeinschaftsgeist und stellten in entscheidenden geschichtlichen Stunden den Zusammenhang zwischen Betriebsleben und dem völkischen Geschehen her. Rach des Tages schwerer Arbeit findet die Gefolgschaft Kraft durch die Zreude der Zeierabendgestaltung. Dem tüchtigen Sportler stehen ein eigenes Bootshaus, ein werksbad, eine moderne Schießstätte und ein Sportplatz zur Verfügung. Dem besinnlicher veranlagten bietet die Werkbücherei mit 4.500 Banden, die Teilnahme an der Werkmusik, an der Singschar und an den Gemeinschaften des Volksbildungswerkes die notwendige Entspannung. Der kulturelle Gestaliungswille und der Wille zur Lebensbejahung, aber auch das Selbstbewußtsein, führte aus dem einstigen proletarischen Dasein in kurzer Zeit den Menschen heraus zu einem freien deutschen Arbeiter, zu einem freien deutschen Menjchen. 9

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2