Werkruf - Jahrgang 4 - Folge 3 - 1941

Daft die Hilfeleistungen von den Sanitätern so erfolgreich durchgeführt werden konnten, ist vor allem in der von unserem Betriebsführer Generaldirektor Dr. ITT e i n d l mit den besten Hilfsgeräten ausgestatteten Einrichtung der Unfallsstation und in der vom Werksarzt Di. Mahler durchgeführten Schulung und Praxis der Sanitäter begründet. Die Schulung, für die viel Mühe und Zeit aufgewendet wurde, war dusterst vielseitig und lehrreich, ln verschiedenen Dortragsreihen behandelte der Werksarzt Dr. Mahler die verschiedenen Krankheitserreger, die Blutbilder, und erörterte das für unsere Dolksgesundheit besonders wichtige Kapitel der Lungenkrankheit: in einem bemerkenswerten Dortrag sprach er auch über die Der- erbungslehre. Werksarzt Dr. Hann zeigte im mikroskopischen Bild interessante Präparate von haut-, Hirn- und Knochenteilen. Ergänzt wurde diese allgemeine Unterrichtung der Sanitäter durch Spezial-Unterricht, den Med. Rat Dr. Hain in zwei Lichibildervorträgen über „Die Gefahren der Tuberkulose" und „Anatomischen Zellenausbau" hielt. Der Grundausbildung unterzogen sich 10 Helfer, von denen 7 die Abschlußprüfungen mit Erfolg bestanden. Unsere DRK-haupthelfer Leutgeb und klöckl bestanden desgleichen mit Erfolg den Zugsführerlehrgang der DRK-Landesführerschule. hervorzuheben ist auch die belehrende und aufklärende Mitarbeit der Werkssanität im Dienste der Unfallverhütung. Um die Werkssanität in das Aufgabengebiet des Werkslustschutzes einzuführen, gab unser Werkluftschutzleiter Dipl.-lng. Pamperl in mehreren Gruppenführer- Besprechungen die nötigen Aufklärungen über das Derhalten bei Fliegeralarm und den Einsatz der werks- fanität im Luftschutz. Im Rahmen der praktischen Übungen, wurde auch eine groste Geländeübung durchgeführt, der als Plan ein Fliegerangriff auf eine wichtige Werksabteilung zugrundelag. Anschließend an den Leistungsbericht gab DRK-Gberwachtführer Alte die Ernennungen von Sanitätern zu DRK-Helfern und Dor- helfern bekannt und sprach der Betriebsführung unseres Werkes sowie der Führung unserer DRK-Bereitschast Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit aus. Die DRK-Bereitschaft „Steyr-Werke" gehört nicht nur zu den bestausgerüsteten und ausgebildeten, sie kann mit Stolz auch darauf hinweisen, daß einer der dienst- ältesten Sanitäter der Ostmark, DRK-haupthelfer Joses fjütter, heute noch aktiv in ihren Reihen steht. Für Kamerad hütter, der nunmehr dreißig Jahre ununterbrochen dem DRK, davon 21 Jahre unserem Werk Steyr als Sanitäter dient, ist bei der DRK-Reichs- führung die für diese außergewöhnliche Leistung vorgesehene Ausseichnung beantragt worden. An den Tätigkeitsbericht schloß sich ein Kameradschastsabend an, in dessen Derlauf der Bereitfcßaftsfübrer dem Werksarzt Dr. Mahler den Dank der Bereitschaft zum Ausdruck brachte. Inspektor i. R. Johann Picker — 90 Jahre Einer unserer ältesten mitarbeitet, Inspektor i. R. Johann Pirker feierte am 26. Februar 1941 seinen 90. Geburtstag. Er ist der erste unter unseren „Alten", der zu seinem Geburlstag die Glückwünsche unseres Führers mit einer Ehrengabe entgegennehmen konnte. Unter den zahlreichen wünschen, die Inspektor pirker zu seinem Neunziger zukamen, ist der unseres Führers zugleich höchste Auszeichnung und Dank für ein arbeitsreiches Leben im Dienste der Heimat. All die Opfer und Entbehrungen, die pirker von Kindheit an bringen mußte, all die Mühsal, die er in strengster Selbsterziehung aufbrachte, um ein tüchtiger Arbeiter zu werden, find mit diesem Dank reich belob-.l. Ein kurzer Rückblick auf pirkers Leben zeigt vor allem den ungeheuren Unterschied zwischen der Berufsausbildung von damals und im nationalsozialistischen Deutschland, das dem Lehrling jede Förderung angedeihen läßt. pirker wurde als Kind einfacher Leute in Trofaiach geboren. Trofaiach liegt auf der Südseite, der Sonnseite, des steirischen Erzberges. Daher mag — nicht zuletzt — pirkers sonniges, ausgeglichenes, freundliches Wesen kommen, das seine Mitarbeiter so schätzten. Im Geburtsort aber liegt bereits auch die Dorbestim- mung für den künftigen Beruf zum Eisenarbeiter. Als zwölfjähriger Bub kommt er zu einem Schlossermeister in die Lehre. Doch die beiden ersten Meister taugen nichts. Erst beim dritten Wechsel der Lehre erhält der Junge einen tüchtigen Meister, einen württemberger, der ihm guten Fachunterricht gibt. Diereinhalb Jahre vergingen mit Lehr- und kurzer Gesellenzeit. Dann zieht die steirische Heimat den jungen Gesellen wieder mit aller Kraft an sich, ln Kapfenberg, wo deutsches Eisenschaffen blüht, will pirker seine Kenntnisse oervollkommen. weil er ein Freigeist ist, der den Kirchenbesuch ablehnt, wird er fristlos entlassen. Zwei Jahre schafft er dann in Graz in der weizer Waggonfabrik und hört dort zum erstenmal von dem Aufschwung, den Steyr als neue Waffenschmiede nimmt, pirker sieht Ausstiegmöglichkeiten und entschließt sich kurzerhand nach Steyr zu wandern. Mit einem Stundenlohn von 17 Kreuzern tritt er seinen Dienst bei Werndl im Jahre 1868 an. Der junge Mann aber traut sich eine bessere und höher entlohnte Leistung zu. Er geht daher zur werkzeugfabiik Rathner, um schließlich doch wieder im Jahre 1874 zur Gestereichischen Waffenfabriksgesellschaft als Arbeiter zurückzukehren. Es ist dies die Zeit des großen Preußenauftrages, durch den die Österreichische Waffenfabrik zur bedeutendsten Europas wurde, pirker erlebt nun den gewaltigen Aufstieg, er lernt die Anfänge und Deroollkommung des Austauschbaues kennen, er arbeitet mit am ersten Repetiergewehr, dem System Kropatjchek, und an der Konstruktion Mannlichers. Er erkennt aber auch, daß es mit der fachlichen Fertigkeit allein nicht getan ist. Um das nötige geistige Rüstzeug für die technische Entwicklung und den Groß-Serienbau der Handfeuerwaffe zu erwerben, besucht pirker nach Arbeitsschluß die Abend- und Sonntagskurse der damals schon bekannten Steyrer Fachschule für Eisen- und Stahlbearbeitung. Durch harte Arbeit, unablässige Selbsterziehung und berufliche Fortbildung schafft pirker die Doraussetzungen für den Aufstieg in eine führende Stellung. Er erreicht sie im Jahre 1882 mit seiner Bestellung zum technischen Beamten als Partieführer 1. Klasse (Rang unseres heutigen (Obermeister). Im Jahre 1896 wird pirker zum Werkführer, 1906 zum Gberwerkführer und 1911 zum Inspektor ernannt. Im Weltkrieg beweist Inspektor pirker seine Führersähig- keiten und auch seine kameradschaftliche Obsorge für 20

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