Die Kanpeesserel. Unter Kaltpressen versteht man alle Arbeiten, die auf Dressen gemacht werden, gleichgültig ob Stanz¬ Biege=, Roll=, Präge= oder Ziehoperationen und, in neuerer Seit, auch Staucharbeiten au kaltem Wege. Immer ist eine spanlose Verformung von Blech gemeint. Josef Werndl, der Gründer unseres Hauptwerkes Steyr, erwarb erstmalig um 1864 bei den amerika¬ nischen Maschinenfabriken Pratt, Whitney & Co., Hart¬ ford, bei Ferrocut, Bridgetown, und bei Rudolph & Krummel, Chicago, Exzenter=Dressen, die haupt¬ sächlich zum Abgraten von Gesenkschmiedeteilen ver¬ wendet wurden. Solche Waffenteile mußten damals mühsam mit Meißel und Hammer von hand ent¬ gratet werden. Später wurden auf den Exzenterpressen die verschiedensten gefrästen Waffenteile und auch Bestandteile der gleichfalls in unserem Werk Steyr einst erzeugten Seilengießmaschine „Monoline“ durch soge¬ nannte Ziehmatritzen durchgestoßen. Durch das Kalibrieren wurde eine damals außergewöhnliche die Gleichmäßigkeit und besondere Genauigkeit Grundlagen für den durch Jofef Werndl in der Waffen¬ Großserienerzeugung eingeführten Austauschbau ¬ erzielt. Der Weltruf der Steyr=Waffe begründete sich auf dieser Auswechselbarkeit der gleichen Teile unter¬ einander. Mit seinen tüchtigen Werkmeistern verbesserte Josef Werndl diese Maschinen und baute selbst im „Alten Objekt“ (III) Exzenterpressen mit Dreibolzen¬ kupplung und verstellbarem Tisch. Einzelne dieser Dressen laufen heute noch im Betriebe und geben nicht nur Zeugnis von der robusten Bauart, sondern auch vom weitvorausschauenden technischen Blick jener Männer, auf deren Lebenswerk wir heute weiterbauen. Nach dem Weltkrieg 1914/18 erfolgte die Umstellung unseres Unternehmens auf die Erzeugung von Auto¬ mobilen. Damals wurde eine Anzahl großer hydrau¬ lischer Pressen für die Fertigung der Längsträger, Bremstrommeln, Querträger, Motorträger und sonstiger Verbindungen für den Rahmen angeschafft. Ein Pre߬ haus wurde errichtet, kleinere und mittlere Dressen aufgestellt und aus der gut geschulten Facharbeiter¬ schaft Schnitt= und Stanzenschlosser für die Einrichtung des „Typ II“ im Jahre 1920 eingestellt. Mit großem Eifer wurde alsbald die gesamte Pressereieinrichtung gefertigt; auf der hydraulischen Hh=Dresse sind die ersten Kotflügel gezogen worden, während im Altreich diese noch im Walzverfahren hergestellt werden mußten. Die Ziehwerkzeuge wurden massiv und kräftig dimensioniert, in unserem eigenen Gußwerk geformt und gegossen und in Abteilung I geschlossert und tuschiert. Diele Arbeitskameraden werden sich dieser Seit noch erinnern. Ermutigt durch diesen Erfolg, der weg¬ weisend für die weitere Entwicklung war, wurde die Dresserei vergrößert. Ein Warm¬ preßwerk und eine Karosseriepresserei mit neuen großen Breitziehpressen sind geschaffen worden. Ganzstahl=Karosserie¬ Teile wurden auf diesen Riesen=600=Tonnen¬ Pressen in Tag= und Nachtschicht gepreßt und gezogen. Der richtige Zug kam jedoch erst nach dem Aufbruch des Jahres 1938 in die Sache, als der Absatz unserer Steyr=Wagen eine prunghafte Aufwärtsentwicklung nahm. Bei den deutschen Maschinen=Fabriken wurden die neuesten Breitziehpressen im Drobelauf besichtigt, um das Erprobteste auf dem Gebiete der Kaltpresserei bereit zu stellen und damit unsere Leistungskraft zu stärken. Ein Stab erfahrener Werkzeug¬ Konstrukteure hilft den Kameraden der Werk¬ stätte in gemeinsamer Arbeit die einzelnen Blechziehteile formrichtig erzeugen zu können. Mitten in der Planung für die Weiter¬ entwicklung, mußte dann das deutsche Dolk zu den Waffen greifen. Auch die Kaltpresserei bekam den Auftrag, neben Fahrzeugen für die Wehrmacht sich mit der Herstellung von Waffenteilen in Prägeaus¬ führung zu befassen. Mit Begeisterung und viel Eifer ist diese Sache von den tüch¬ tigen Schnittmachern und Gesenkschlossern angepackt und in kürzester Seit serienreif zum Anlauf gebracht worden. Ganz neue Arbeitsmethoden sindentdeckt worden; durch Stauchen, Ziehen und Rollen die 600=Tonnen=Dresse im Karosseriebau
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2