Werkruf - Jahrgang 3 - Folge 8 - 1940

Kii der Jblege mölde karene Nach Kursin Wochenende! Dieses schlichte Wort bürgt für Ruhe und Erholung nach einer Woche rastlosen Schaffens. Aber im Krieg gibt es keinen festen Seitpunkt für ein Sichausruhen. Gerade an einem Samstag nach¬ mittag erreichte uns der Auftrag, in Norwegen tüchtige Militärfahrer für unsere „Steyr“=Motor=Karette heranzubilden. Noch wußten wir nicht, wie weit uns dieser Auftrag nach Norden bringen wird und wo wir vielleicht noch eingesetzt werden. Doch da gab es kein langes Fragen und Rätselraten; jede uns gestellte Aufgabe durchzuführen, war Befehl. Am Südkamm der Lofoten Zudem bedeutete dieser Auftrag für uns eine Auszeichnung, die wir richtig einzuschätzen wußten, galt es doch, ein „Steyr“=Erzeugnis an einer Front einzusetzen, die vor allem von unseren ostmärkischen Landsleuten bis zum letzten Atemzug gehalten wurde. Mit Feuereifer trafen wir die letzten Vorbereitungen und erwogen und überlegten nochmals alles. Eine letzte Überprüfung der Fahrzeuge, dann ratterten wir, die Kameraden Bergauer, Wölfl und ich, unter Führung unseres erfahrenen Ober=Inspektors Ing. Dicmaus Richtung Berlin los. In Berlin erhielten wir weitere Instruktionen und Zuwachs von drei Mann. Unter Leitung eines Haupt¬ manns traten wir dann die Reise gegen Norden mit zwei holzgaswagen an. Über Lübeck gings in flotter Fahrt nach Flensburg und dann auf dänisches Gebiet. Ein sanftes, reizvolles Hügelland, auf dessen saftigen Wiesen das Dieh weidete, begleitete uns auf unserer Fahrt, die hier auf gut gepflegten Straßen für uns so ziemlich der letzte Genuß war. Nach Fredericia, Karhus, kamen wir nach Halborg, wo unsere Einschiffung nach Oslo. erfolgte. Bei ruhiger See setzte sich unser Geleitzug in Bewegung. Bald erreichten wir das offene Meer und betrachteten uns gegenseitig, denn die Schwimmwesten waren uns doch etwas unbequem. Gleich¬ zeitig erschien auch ein uns ständig begleitendes Flugzeug, das die nähere und weitere Umgebung wie ein Falke abäugte und uns eine kleine Abwechslung bot. Hier gab es schon keine richtige Nacht mehr, nur noch ein Dämmern. Wir schaukelten durch den Kattegat und Skagerrak Oslo entgegen. Schon von weitem erblickten wir den Eingang in den Oslofjord; doch wie lange währte es noch bis wir ihn wirklich erreichten. Knapp vor der Einfahrt in den Oslofjord hatten wir das erste Erlebnis. Ein feindliches U=Boot wurde gesichtet und von einem unserer Begleitschiffe mit Wasserbomben unschädlich gemacht. Nun ging's im Sick¬ Zack=Kurs tiefer in den Hjord hinein, vorbei an der Festung Oskarsborg, wo sich unsere brave „Blücher“ so tapfer geschlagen hatte, dem Hafen von Oslo entgegen, den wir abends glücklich anliefen. In Oslo blieben wir nur einige Tage. Unsere Arbeit beginnt. Mit der Eisenbahn verließen wir Norwegens Hauptstadt, von deren Rathaus die Hakenkreuzfahne flatterte, um nach dem 600 km entfernten Drontheim zu gelangen. Über gesprengte, von unseren Dionieren rasch wieder¬ hergestellte Brücken, Flußläufe, in denen Unmengen von holz geschwemmt wurden, entlang, durch dichte Fichtenwälder, die fast wie Urwälder anmuteten, erreichten wir Hamar. Billehammer wird passiert und dann stehen wir, des Schauens nicht mücke geworden, am Bahnhof von Dombas. Wenn man hier von einem Bahnhof spricht, so ist das wohl ein wenig zu viel gesagt, denn unsere Stuka haben hier ganze Arbeit geleistet. Durch eine immer wilder werdende Gegend erreichen wir am nächsten Tage Drontheim und hier beginnen wir am 1.600 Meter hohen Graakallen die ersten Versuche auf der „Steyr“=Motor=Karette mit unseren braven Soldaten. Dieses Gebiet ist — wenn auch stellenweise gefährlich — für Schu¬ lungszwecke vorzüglich geeignet. Wir hatten hier Felsplatten, heimtückische Sümpfe, besonders aber jenes Gemisch von Morast und Stein, auf dem sich unsere Karette so ausgezeichnet bewährt. Wenn die Soldaten unser Fahrzeug anfänglich auch mit etwas Mißtrauen anschauten, hier oben wurden sie bald eines Besseren belehrt. Wir befuhren mit ihnen Wege, die an¬ sonsten nur von Tragtieren begangen werden können. Und mit der Achtung kam auch die Liebe zur „Steyr“=Karette. Ob¬ wohl, dank dem Eifer und der Geschicklichkeit unserer Schüler, die Schulung immer leichter wurde, mußten wir schließlich doppelt aufpassen, weil sich einige Tollkühne gleich in die Der Raftsund mit den „Sieben Brüdern Wolwoer“, waghalsigsten Kunststücke stürzen wollten. 3

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