Werkruf - Jahrgang 3 - Folge 5 - 1940

Steyr (Daimler)-Skoda motorisierten Pioniere der Austro=Daimler hatte schon vor dem Weltkriege erkannt, daß dem Motor im Heereswesen eine ent¬ scheidende Rolle zukommen wird und daß er bestimmt ist, das Wesen der Kriegsführung grundlegend zu be¬ einflussen. Von diesen Überlegungen geleitet, entwickelte Austro-Daimler Heeresfahrzeuge, die zur Beförderung schwerer Lasten im abwechslungsreichen und schwierigen Gebiet, insbesonders des ostmärkischen Alpenlandes, zu jeder Jahreszeit verwendungsfähig waren. Die tech¬ nisch=konstruktive Planung bewegte sich, dem damaligen Stande der Technik entsprechend, auf zwei, dem gleichen Ziele — Motorisierung der Wehrmacht — zusteuernden Bahnen. Der Wunsch der österreichischen Heeresverwaltung, schwere Lasten, wie Geschütze oder fertig montierte Geschützteile, auf Motorfahrzeugen zu befördern, wurde bereits im Jahre 1912 im Mörser= oder Artilleriezug¬ wagen der Austro=Daimler=Werke, Baujahr 1912, Be¬ zeichnung „M 12“, in beispielgebender Weise erfüllt. Die gestellte Aufgabe wurde durch das Drinzip des Dierrad¬ antriebes grundsätzlich gelöst. Doch erwies sich beim Einsatz des zum raschen Positionswechsel von je zwei Stück Skoda=30,5=cm Mörser bestimmten und mit einem Sechszylinder=100=DS=Motor angetriebenen, in Militärkreisen kurz „Hunderter“ genannten Fahrzeuges, daß es die 24t schwere Last wohl auf mittelguten Straßen bewältigen konnte, im schwierigen Gelände jedoch noch nicht unbedingt zuverlässig war. Nach den überraschenden Erfolgen des „M 12“ bei der Bekämpfung der Festungen Maubeuge, Namur, Givet und Antwerpen entwickelte Austro=Daimler aus ihm über „M 16“ den 80=DS=Dierzylinder=Motorzug¬ wagen „M 17“ der mit seinen auf nahezu 1,5 m Durch¬ messer vergrößerten Dorderrädern die unbedingt sichere Fortbewegung der Artillerieeinheit auch im schwierigen Gelände gewährleistete. An der fiederringung der russischen Festungen Brest=Litowsk, Nowo=Georgiewsk, Przemysl, lwangorod und Gorlice war der „M 17“ entscheidend beteiligt. Els „Seilzugwagen“ leistete „M 17“ auch an der Südfront wertvolle Dienste. Der letzte Vertreter dieser Gruppe von Fernkampf¬ Artillerie=Zugwagen, der „Goliath“ war eines der vielen technisch=geschichtlich bemerkenswerten Stücke unserer Jubiläumsausstellung in Steyr im Sommer 1939. Sein heutiger Nachfolger ist unser 150 pS starker, für den Zug schwerer Geschütze im Gelände hervorragend geeignete „Steyr“ Typ „ADAZ“, bei dem durch das hydraulische Austro=Doith=Getriebe bahnbrechende Arbeit geleistet wurde. Um Massenlasten bei schlechtesten Straßenverhält¬ nissen und über große Steigungen sicher fortzubewegen, versuchte man vom Dierradantrieb zum Dielradantrieb überzugehen. Weil die von den Franzosen im „Train Renard“ angewendete Lösung des mechanischen An¬ triebes der Zugeinheiten vermittels einer durchlaufenden an den Knickstellen als Kardangelenk ausgebildeten Welle nicht befriedigte, beschritt Austro=Daimler zur Lösung des Droblems gänzlich neue Wege. Sie führten durch die Genialität der Konstrukteure und das Können des österreichischen Facharbeiters zum Siele. Nach den Datenten des österreichischen Generalmajors Ottokar Landwehr baute Austro=Daimler in aller Stille vor¬ erst den benzin=elektrischen „B=Zug“. Dieser „Landwehr¬ Train“, wie ihn die Militärs und Techniker nannten, bestand aus einem Maschinenwagen, dessen 150=ps¬ Motor mit einem vor ihm liegenden Gleichstromdynamo Der „C-Zug“ auf Schiene. Rechts: Generatorwagen mit Bettungswagen, dahinter Generator mit Lafettenwagen. 2

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