Wenfsachten mitten im Kriege! Unbeeinflußt von allem Ge¬ schehen fließt das Band der Seit an uns heran und bringt uns in seinem bunt gewebten Lauf die Feste des Jahres. So ist nun Weihnacht vor der Türe und beinahe etwas überrascht stehen wir dieser Tatsache gegen¬ über, etwa so, wie wenn die Haus¬ frau inmitten des Groß=Reine¬ machens plötzlich Besuch bekommt. Doch mit dem Worte „Weihnacht“ ist auch die Stimmung, die die Weihnachtszeit mit sich bringt, über uns gekommen! Weihnachtsstim¬ mung, das ist Gabenstimmung, das Bedürfnis, Freude zu bereiten und selbst Fernerstehende zumindest mit einem Kartengruß zu bedenken. So entstand auch der Plan, den¬ jenigen Gefolgschaftskameraden, die aus ihrem Pflichtkreis in un¬ seren Werken unter die Fahnen gerufen wurden, durch unser Ge¬ denken eine kleine Weihnachts¬ reude zu bereiten. Die Betriebsführung bewilligte eine Liebesgabenaktion und über¬ trug die Durchführung der Werks¬ küchenverwaltung des Werkes Steyr. Da hieß es nun „Freiwillige“ vor und ein Gutteil unserer Werks¬ küchenkameradinnen opferte freu¬ dig Mittagspause und Abendfreizeit. Da wurden Reks gebacken, Apfel auf Glanz gewischt, kleine Däckchen in Weihnachtspapier gewickelt, Adressen sortiert und geschrieben und was der ielen Kleinarbeit noch daran hing. Und als das Werk mit viel Emsigkeit, viel Gepläuder und heiterem Gesang gediehen war präsentierte sich solch ein Liebesgabenpaket recht nett und ansehnlich mit folgendem Inhalt: Kletzenbrot, Hausmacher=Reks, Kan¬ diten, Erfrischungsbonbons, Apfel, Zigaretten, ein Werkskalender 1940, obenauf ein Tannenzweiglein mit Kerzchen und Kerzenhalter und eine Glückwunschkarte unseres Betriebs¬ führers Generaldirektor Dr. Meindl. So können wir Daheimgebliebenen am Weihnachtsabend das Bewußtsein haben, daß unsere Arbeitskameraden draußen, fern der engeren Heimat, aus dem Weihnachts¬ gruß unsere Verbun¬ denheit mit ihnen ühlen werden. Möge aber allen Kameraden, denen im Soldatenrock, so¬ wig denen an der Werkbank und am Schreibtisch mit dem ansteigenden Licht nach Sonnenwende im Vertrauen auf die Zukunft eine frohe Weihnacht und ein erfolgreiches Neu¬ jahr 1940 beschieden ein! K. Turkovic.
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