14 DER HOCHALTAR Der Steyrer Goldschmied Johann Josef Carl Hueber umgab zum Dank für eine 1703 erfolgte Heilung das Gnadenbild mit einem Strahlenschein und silbernem Laubwerk, das Emailmedaillons mit Szenen aus der KindheitsgeschichteJesu trug. Die Kirche war so errichtet worden, daß der Fichtenstamm mit dem Gnadenbild an seiner ursprünglichen Stelle verblieb. An der Rückseite des vor ihm aufgestellten einfachen Altares waren das von Sertl aus Melk mitgebrachte Bild "Heiliger Wandel" und eine 1703 von Anna Susanna Schemereggerin, Goldschmiedin in Steyr, als Votiv gespendete geschnitzte Marienstatue angebracht. Um 1720 erhielt der Gnadenaltar einen hochragenden Aufbau von vergoldetem Schnitzwerk, das wohl dem um diese Zeit auch sonst für Garsten tätigen Leonhard Sattler aus St. Florian zugeschrieben werden kann. Mit quellendem Gewölk senkt sich in bewegter Spirale eine große Engelsglorie (35 Putten und Cherubsköpfchen) um den konservierten Stamm des „Christbaums", in dem Sertl einst sein Gnadenbild barg. Der Entwurf dazu dürfte noch von Jakob Prandtauer stammen. Die Vermutung ist naheliegend, daß ihn dazu das aus seiner Tiroler Heimat kommende Weihnachtslied „Es hat sich heut eröffnet das himmlische Tor" inspiriert hat. Der Hochaltar wurde freistehend vor dem Apsishintergrund errichtet. Da er zudem auf alle Architektur verzichtet, kann er mit Recht als einzigartiges Werk des österreichischen Barock bezeichnet werden. Um 1760 erhielt die Gnadenfigur eine neue Fassung mit einer vergoldeten, ovalen Silberkapsel. Die Emailmedaillons (ca. 1715) wurden an der Leuchterbank zwischen den in Vertiefungen befindlichen Reliquien von römischen Märtyrern (Prudentia, Perpetua und Donatus) angebracht. Den herzförmigen Tabernakel ersetzte eine in Kupfer getriebene und vergoldete Weltkugel, ein Werk von Josef Hieber, Kupferschmied in Unterhimmel. Darüber dient das Buch mit den sieben Siegeln als Aussetzungsthron.
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