Vorwärts Nr. 3, 33. Jahrgang, September 2000

Abschied von Alois Zehetner Einer der „alten Garde" unserer Partei, Genosse Alois Zehetner, ist nach längerem Leiden am 19. Juli 2000 im 95. Lebensjahr gestorben. Mit ihm verliert die Arbeiterbewegung und die KPO einen jahrzehntelang führenden Funktionär und Repräsentanten der kommunistischen Bewegung mit hohem Ansehen weit über unsere Partei hinaus. Alois Zehetner wurde am 16. Mai 1906 als viertes Kind einer angesehenen Arbeiterfamilie in Steyr geboren und war seit frühester Jugend politisch tätig . Er zählte zu jener Generation, die zwei fürchterliche Weltkriege, Armut, Hunger und Not sowie Faschismus miterlebte. Nach Absolvierung der Volks- und Bürgerschule besuchte er die Fachschule Steyr, die er 1923 mit Vorzug abschloß . Anschließend arbeitete er als Schlosser in den Reithofferwerken und wurde bereits mit 17 Jahren aktives Mitglied der Gewerkschaft . Ab 1920 war Zehetner aktives Mitgli ed der Sozialistischen Arbeiterjugend , der Wehrturner und in der Folge Funktionär der Sozialdemokratischen Partei sowie des Republikanischutzbundes. 1925 trat Zehetner als Facharbeiter in den Dienst der Steyr-Werke, wo er 1929 als Vertrauensmann im Lehrenbau und 1931 als Betriebsrat gewählt wurde und im Interesse seiner Kollegen tätig war. Alois Zehetner und der führende Arbeiterfunktionär BRO August Moser waren im Februarkampf 1934 in Steyr die maßgebenden Organisatoren des Kampfes gegen den Heimwehrfaschismus und Dollfuß-Diktatur, die in Steyr besonders grausam gewütet haben. Nach der Niederwerfung der Arbeiterproteste kam es zu Verhaftungen und Verurteilungen zahlreicher Vertreter der Arbeiterbewegung sowie zu Hinrichtungen, darunter Josef Ahrer. Um den faschistischen Henkern zu entgehen , flüchtete Gen. Zehetner in die Tschechoslowakei, wo er Mitglied der bereits verbotenen Kommunistischen Partei Osterreichs wurde. Nach Zwischenstationen in Prag und im Emigrantenheim Zbraslav emigrierte er gemeinsam mit vielen anderen Schutzbündlern in die Sowjetunion, wo er als hochqualifizierter Feinmechaniker und Instrumentenbauer in der 1. Moskauer Uhrenfabrik tätig war und bereits nach zwei Jahren Meister und Leiter einer Abteilung wurde. Die Belegschaft dieses Werkes wähl - te Zehetner in den Moskauer Stadtsowjet, wo er im Ausschuss für Bildung und Schulwesen tätig war. Es folgten arbeitsreiche Jahre bis am 22. Juni 1941 die deutschen Faschisten die Völker der Sowjetunion überfielen. Alois Zehetner und andere Schutzbündler meldeten sich zur Roten Armee. Mit dem Einsatz seines Lebens hat er gegen den Hitler-Faschismus, gegen die Nazi -Diktatur und Fremdherrschaft gekämpft, ist für die Herstellung eines freien , unabhängigen und demokrat ischen Qsterreich eingetreten . Diese Einheit von Uberzeugung und eigenem Handeln ist Zeit sei - nes Lebens ein hervorragender Charakterzug unseres Gen. Zehetner geblieben. 1946 kehrte Zehetner nach Steyr zurück, war als Bezirkssekretär der KPO, als Gemeinderat und von 1949 bis 1952 als Stadtrat tätig. Auf Grund seiner hohen Qualifikation wurde er 1952 in die Voith-Werke nach St. Pölten berufen, wo er bis 1955 als PerMUSEUM ARBEITSWELT STEYR auschwitz eine ausstellung gegen das vergessen Gastausstellung: Linzer „Forum gegen Vergessen" und Karl Stojka in Kooperation mit Mauthausen aktiv Steyr 6. Oktober bis 10. November 2000 täglich von 9 bis 17 Uhr Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 5. Oktober 2000 19 Uhr/ Zeitwerkstätte - Museum Arbeitswelt 20 .30 Uhr/ Großer Saal - Museum Arbeitswelt Benefizkonzert Kurt Ostbahn und Band sonalchef tätig war. Von Ende 1955 bis zu seiner Pensionierung machte sich Zehetner dann als laQgjäl]riger Gewerkschaftsreferent der KP0-00. und Landessekretär de~.GE durch seine Opferbereitschaft und Uberzeugungskraft einen Namen und war Vorbild für viele Funktionäre der Partei und Gewerkschaft. Ein besonderes Anliegen war Alois Zehetner immer das Wirken für den Frieden, er zählte zu den besten Friedensaktivisten in Oberösterreich und war im österreichischen Friedensrat tätig. Auch als Pensionist gab es für ihn kein Ausruhen, er war in den Freundschaftsges~llschaften der DDR und im Vorstand der OSG in Oberösterreich tätig. Als Steyr~r KP-Funktionär und als Mitglied der 00. Landesleitung und Obmann des KZ-Verbandes Steyr war er aktiv und stellte sich als Vortragender über Zeitgeschichte zur Verfügung. Im Mittelpunkt seines Wirkens stand in den letzten Jahren die Aufarbeitung der NS-Zeit. Sein besonderes Anliegen war dabei, sein politisches Wissen an die jungen Menschen weiterzugeben . Alois Zehetner gehörte 76 Jahre der Gewerkschaft an, war 66 Jahre Funktionär der KPÖ. Für seine herausragenden Taten und Leistungen für die Arbeiterbewegung, für Freiheit und soziale Gerechtigkeit wurde er in manigfacher Form mit Auszeichnungen und Anerkennungen gewürdigt. Alois Zehetner war lnhabet der Befreiungsmedaille der Republik Osterreich, auf die er besonders stolz war. Wir werden Genossen Alois Zehetner stets in bleibender Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unsere Anteilnahme gilt seiner Gatt in und Kampfgefährtin Auguste, der Tochter Erika, dem Schwiegersohn Siegfried, dem Enkel Thomas Lippnig und allen anderen Angehörigen . Aus der Trauerrede von Otto Treml bei der Verabschiedung in der Feuerhalle der Stadt Steyr. KPÖ-BundesvorstaQd, Landesvorstand 00, Vorstand Steyr ~.nd KZ-Verband 00. Sidonie ,,Gestorben in Auschwitz" Das 1Ojährige lebensfrohe Mädchen aus Letten-Sierning wurde 1943 im KZ-Auschwitz vergast.

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