Als wi r am Stadtplatz ankamen , war dieser schon voller Menschen. SP-Betriebsratsobmann Karl Jungwirth hatte das Sirenensignal zur Arbeitsniederlegung geben lassen , und so war neben der Steyrer Bevölkerung auch die Belegschaften aus 50 Klein- und Mittelbetrieben aus Steyr und Umgebung gekommen. Bezirkshauptmann Dr. Markus Grabner (ÖVP) versprach den versammelten rund 16.000 Menschen, er würde unverzüglich deren Protest an die Bundesregierung weiterleiten. Nach Schluss der Protestkundgebung bei der Redner aller Fraktionen sprachen , gingen die Arbeiterinnen widerwillig wieder in die Betriebe zurück. Zu Mittag desselben Tages wurde über den Rundfunk der Inhalt des Lohn-Preis-Paktes bekannt gegeben: Unter anderem wurde Brot von S 1,90 auf S 2,40 verteuert, die Semmel von 17 auf 27 Groschen , Mehl von S 1,82 auf S 2,98 und der Strompreis um 42 Prozent. Als sogenannte Abgeltung all dieser gravierenden Teuerungen sollten wir eine Lohnerhöhung von 10 Prozent bekommen. Oktoberstreik 1950: Kundgebung der Steyrer Arbeiter auf dem Stadtplatz gegen den 4. Lohn-PreisPakt. 16.000 Arbeiter und Angestellte aus allen Betrieben. Es sprachen: Gewerkschaftssekretär August Moser (KPÖ) , Landtagsabgeordneter Josef Pöschl (SPÖ) , Bezirkshauptmann Dr. Markus Grabner (ÖVP) und Betriebsrat Ing. Leopold Linsenmayer (KPÖ). Am nächsten Tag wurde in einer Vollversammlung von der gesamten Belegschaft einstimmig der Streik beschlossen . Der ÖGB-Präsident wurde aufgefordert, in einer Vollversammlung seine Politik zu rechtfertigen. Eine Delegation der Steyr-Werke wurde von ihm jedoch gar nicht empfangen. Betriebsrätekonferenz in Wien Am 30. September nahmen dann 13 Arbeiterfunktionäre aller politischen Richtungen an der großen gesamtösterreichischen Betriebsrätekonferenz in WienFloridsdorf teil. Dort wurde beschlossen, die Streiks bis zu einer - 3 - .,.TJJWN_ Freitag, 29. September, Betriebsvollversammlung be - schließtfür Montag, 2. Oktober, Urabstimmung. Samstag, 30. · September: Gesamtösterreichische Betriebsrätekonferenz in Wien. 13 Vertreter aus verschiedenen Steyrer Betrieben nahmen daran teil. Montag, 2. Oktober, früh: Berichtsversammlung, anschließend geheime Urabstimmung in den Abteilungen über „Wiederaufnahme der Arbeit oder Streik". Er· gebnis: 3.893 Kollegen sprechen sich für den Streik und 1.705 gegen den Streik aus. Dienstag, 3. Olctober, früh: Aussprache im Rathaus zwischen Vertretern des Streikkomitees und
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