Vorwärts Nr. 3, 33. Jahrgang, September 2000

Warnstreik in der Voest Als im darauf folgenden Jahr schon wieder ein Lohn-PreisPakt ausgehandelt wurde, der eine Verteuerung fast alter Grundnahrungsmittel vorsah, war doch abzusehen , wie die Arbeiter und Angestellten reagieren würden. Am 26. September 1950 soll - te dieser Pakt dem Ministerrat vorgelegt werden. Schon am Tag zuvor kam es in der Voest in Linz zu einem Warnstreik. Man hat in der Folgezeit immer wieder versucht, den Oktoberstreik als Werk der Kommunisten und als Putschversuch hinzustellen und wie man sieht, versucht man das auch heute noch von Zeit zu Zeit. Nun gab es damals in der Voest in Linz einen Betriebsrat aus 14 VdUlern , 12 von der SPÖ und nur 2 Kommunisten . Wenn es also selbst hier zum ersten Warnstreik kam, dann können wohl kaum nur die Kommunisten dahinter gesteckt haben. Der damalige kommunistische Nationalratsabgeordnete Franz Honner hat bekanntlich gleich nach dem Streik Bundeskanzler Figl, Innenminister Helmer und ÖGB-Präsident Böhm mit ihrem Gerede vom Putsch der Lüge geziehen und hat sie aufgefordert, sie mögen doch auch nur einen Wahrheitsbeweis erbringen. Sie blieben jeden Beweis schuldig. Dennoch kommt man immer wieder mit der Putschlüge, wenn es gegen die Kommunisten geht. Jeder, der in Steyr beim Oktoberstreik dabei war, weiß, dass es eine große gemeinsameAktion war, die von allen Arbeitern und Angestellten beschlossen worden war. Wie groß, das konnten auch wir Kommunisten zu Beginn gar nicht abschätzen. Nach dem es am 25 . September 1950, wie in der Voest, auch in anderen Betrieben zu Empörung über den Pakt und zu spontanen Arbeitsniederlegungen gekommen war, gingen am nächsten Tag die kommunistischen Betriebsräte zu den SPÖ-Kollegen, um über Maßnahmen in unserem Betrieb zu verhandeln. Allerdings hatten zu diesem Zeitpunkt die Schichtarbeiter im H-Bau - Rahmenbau die Arbeit erst gar nicht aufgenommen und so zogen nun an der Spitze Kommunisten und SPÖ-Funktionäre durch die Abteilungen und forderten die Kolleginnen und Kollegen auf, mit zum Betriebsratsgebäude zu ziehen. Dort versammelten sich immer mehr, bis der Betriebsrat (14 SPÖ, 8 KPÖ, 1 VdU) einen Warnstreik und eine Protestdemonstration zur Bezirkshauptmannschaft auf dem Steyrer Stadtplatz beschloß. Der Beschluss wurde den über 6.000 versammelten Arbeitern und Angestellten vom damaligen SPÖ-Betriebsratsobmann Jungwirth übermittelt. 16.000 am Stadtplatz Auf dem Weg vom Hauptwerk zum Stadtplatz gingen sozialistische und kommunistische Betriebsräte an der Spitze der Demo, darunter SP-Betriebsratsobmann Karl Jungwirth und KPBetriebsratsobmann vom Wälzlagerwerk Franz Hofmann, gemeinsam an der Spitze des Zuges, mit ihnen auch der ÖGB-Bezirkssekretär Michael Sieberer zusammen mit dem kommunistischen Metallarbeitersekretär August Moser. Auch der SP-Landtagsabgeordnete Josef Pöschl ging in der ersten Reihe des Protestmarsches. - 2 - Wronlk .,,.'.Jl1'... Montag, 25. September, 18 Uhr: KPÖ-Funktionärsberatung im Parteiheim Ennsleite (Bauern - straße) mit Anna Haider (Landesleitung) und Rudolf Kührer (BR Voest) Dienstag, 26. September, 6 Uhr: Frühschicht H-Bau beginnt nicht mit der Arbeit. Versammlung der Abteilung. Anschließend marschieren die Ko llegen an der Spitze Pfeningbauer (SPÖ) und Treml (KPÖ) über Gußwerk, Flumo und Autobau (Kollegen dieser Abteilung schlossen sich an) zum Vorplatz des Betriebsratsgebäude. 7 Uhr: Beginn der Betriebsratssitzung. KPÖ-BR beantragen Proteststreik gegen den 4. LPA. 8.30 Uhr: BRO Karl Jungwirth (SPÖ) spricht zu den versamme lten Kollegen und gibt den Warnstreikbeschluss des BR bekannt. 9 Uhr: Marsch zum Stadtplatz, an der Spitze die Betriebsräte, Landesrat Kalb, Gewerkschaftssekretär Moser Gustl und Michael Sieberer. 10.30 Uhr: Kundgebung von 16.000Arbeiterinnen und Arbeiter aus 50 Betrieben. Vom Gerüst der Hauptpost sprechen: Kalb, Moser, Unsenmayer, Pöschl und Bezirkshauptmann Dr. Grabner. Mittags: Arbeit in den Betrieben wird widerwill ig aufgenommen . Laut Radio-Mittagsnachrichten sanktioniert Ministerrat den „Preistreiberpakt", anschließend Arbeitsniederlegungen in einzelnen Abteilungen wie im Rahmenbau. Mittwoch, 27. September, früh~ Streik-Vollversammlung fasst Streikbeschluss, Streikkomitee gewählt. Donnerstag, 28. September, früh: 35-köpfige Delegation unter der Leitung von BRO-Stellvertreter Alfred Baumann, darunter Metall-Gewerkschaftssekretär Gustl Moser nach Wien.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2