Vorwärts Nr. 2, 33. Jahrgang, Juni 2000

[fl!\:rlJ!j@ In Stronachs globalem Aug las-Stall Von Maria Kecker J etzt endlich hat er den Stall gefunden, in dem er sich so richtig ausspin(n)en kann: Andreas Rudas, weiland Spin-Doctor der SPÖ, ist heute Stallbursche bei Frank Stronach, striegelt dessen Pferde und trägt Sorge dafür, daß sie Rennen um Rennen gewinnen, auf dass die Wettgelder in die richtigen (TV-)Kanäle fl ießen. Richtig wohl fühle er sich in diesem Stall , läßt Rudas über ein Wirtschaftsblatt ausrichten. Bei Magna könne er endlich "seine ei - gene Unternehmensphilosophie verwirklichen, die ihm von SPFreunden früher Kritik eingetragen" habe. Besonders freue ihn, dass sich Magna aus gewerkschaftlichen Debatten heraushalte (!), was wiederum das "extrem gute Betriebsklima" (O-Ton Rudas) fördere. Vom Klima-Behübscher zum Stronach-Behübscher - das Zelebrieren eines trendsettigen Führerkults war schon immer Sache des Andreas Rudas gewesen. Sein politischer Realitätsverlust hingegen wächst proportional mit dem Reichtumskoeffizienten der Bosse, in deren Sold er seine Amnesie kultiviert. G esellschaftspolitische Analyse hält er offensichtlich für die Paranoia einiger gewerkschaftli - cher Spinner. Und was , bitte sehr, bringt da schon ein Blick auf die soziale und ökonomische Realität? Dieser verstellt bloß die Sicht auf die wahren Identifikationselemente moderner Lebensinszenierung: "Prod'Jkte", "zielgruppenorientiertes Marketing", "elektronisches Entertainment" - das sind sie, die gesellschaftspolitischen Markierungspunkte Rudas'scher Grenzziehung. Aber immerhin hat er in der Person des Magna-Aufsichtsrates Vranitzky ein vorbildhaftes Zugpferd gefunden, mit dem er ent lang dieser Grenzstreifen in eine gewerkschaftsfreie Zukunft galoppieren kann. Vor dem Hintergrund derartiger Zugpferde aus dem Stall des Frank Stronach darf man gespannt sein , welche weiteren aus dem (Regierungs-) Rennen geworfenen SPÖ- bzw. FPÖ-Politiker (Grasser wurde bei Magna bekanntlich ausgemistet, um Finanzminister werden zu können) in Stronachs globalem Augias-Stall ihr Ausgedinge finden werden. Karl Schlägl vielleicht, den könnte man trefflich auf vorlaute und unbotmäßige, weil die Installierung eines Betriebsrates fordernde Mitarbeiterinnen ansetzen - immerhin brächte Schlägl ausreichende Erfahrung im Mund-Zupicken mit; außerdem könnte man seine Scheuklappen gut gebrauchen. 0 der vielleicht der Kurzzeit-Minister Michael Krüger, der seine virilen Qualitäten als Zureiter hinlänglich verbreiten ließ ; so ein Hengst fände doch allema l Platz im Magna-Stall. 0 der gar Ex-Kanzler Klima, der könnte im Magna-Konzern als Leithengst für "lnternetwetten für kids" fungieren oder einfach nur eine ruhige Kugel - in Ebreichsdorf - schieben. 2 Länger arbeiten heißt mehr Arbeitslose! Die neue Schwarz-Blaue Regierung hat den SPÖ-ÖVP-Vorschlag nach Hinaufsetzung des Frühpensionsalters voll übernommen. Nach 35 oder mehr Versicherungsjahren dürfen Frauen nun trotzdem erst mit sechsundfünfzigeinhalb, Männer mit einundsechzigeinhalb Jahren in Pension gehen. Geht man früher, drohen Pensionskürzungen um bis zu 20 Prozent. Also länger Arbeiten und weniger Pension lautet das Motto von Schwarz-Blau! Derartige Verschlechternungen sind nicht nur aus sozialen Gründen abzulehnen. Sie sind auch aus arbeitsmarktpolitischen Gründen ein Wahnsinn! Das Geld, das sich der Staat durch eine derartige Verschlechterung der Pension spart, würde nicht zur Sicherung der bestehenden Pensionen verwendet, sondern zum Zurückzahlen der Schulden. Und vor allem: Bleiben Menschen länger im Arbeitsprozeß, steigt die ohnehin hohe Arbeitslosigkeit noch weiter an . Junge Menschen hätten es noch schwerer, einen Arbeitsplatz zu finden. Jeder, der ein wenig Ahnung von der Realität der Arbeitswelt hat, weiß, dass mit jeder neuen Rationalisierung Arbeiter und Angestellte abgebaut werden. Wer verliert dann als erster seinen Arbeitsplatz, die "Jungen" oder die "Alten"? Wobei man in der Arbeitswelt heute bereits mit über 40 als alt gilt! Wenn ÖGB und Arbeiterkammer gemeinsam mit den Belegschaften der BetriebeWiderstand entwickeln, kann dieser Anschlag auf das Pensionssystem verhindert werden. Wichtig wird sein, dass auch die Pensionistenverbände Druck machen. Noch wird versucht, Jung und Alt gegeneinander auszuspielen. Ich meine, Jung und Alt müssen den Sozialabbauern gemeinsam Widerstand entgegensetzen ! Nur so werden die Pläne der ÖVP-FPÖ Regierung zu verhindern sein. Siegfried Vratny Vorsitzender der KPÖ-Steyr

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