Vorwärts Nr. 2, 33. Jahrgang, Juni 2000

Erscheinungsort Steyr, Verlagspostamt 4400 Steyr, ,,13667 L 69 U" NUMMER 2 33. JAHRGANG Uni •ena1tt1onzur II 1der!§la..., ~------We Lebensfreude für JUNG und ALT N ach den Mächtigen soll die beliebte Schwimmschule im Wehr graben mit Ende der Badesaison 2000 geschlossen werden. Über Ersuchen der Stadtgemeinde baute 1874 der allmächtige Fabriksbesitzer JosefWerndl die Schwimmschule für seine Arbeiter und deren Kinder. Die modernen Bäder in Steyr und Garsten können der Beliebtheit der alten Schwimmschule keinen Abbruch tun. Eine Bürgerin itiative mit dem Sprecher Josef Rauch, ehemaliger Steyr Werksarbeiter, hat zur Rettung des ältesten Arbeiterbades eine Unterschriftenaktion gestartet, mit dem Ziel, durch mehrere tausend Unterschriften dieses historische Bad für die Steyrer Bevölkerung und der Umlandregion zu erhalten. Man will den Magna-Konzern und im speziellen Frank Stronach selbst dazu bewegen, ihrer Eigentümer-Verantwortung gerecht zu werden und den Weiterbestand des ältesten Arbeiterbades Europas auch für die Zukunft zu sichern. Treten auch Sie mit Ihrer Unterschrift für die Erhaltung der Schwimmschule ein. An einen Haushalt! P.b.b. N Zuviel .......J Dienst -, zu wenig Geld! Der Zivildiener Leopold /. über seine finanzielle Lage: Ich verbrauche im Augenblick pro Monat etwas mehr als zehntausend Schill ing. Das ist bereits das Limit, ich wüßte nicht, wo ich noch sparen könnte. Für das Wohnen brauche ich rund die Hälfte: 3.300 Schill ing für die Miete, 1.200 für Strom, Gas, Telefon. Der Rest geht fürs Essen, 3.800 Schilling , für die Körperpflege 500 Schilling, für Fahrtkosten und Freizeitaktivitäten mit Freunden 1.500 Schilling auf. Für Kleidung bleibt nichts übrig. Ab Juni muß ich von 3.648 Schilling leben, ich habe einen Überzieh ungsrahmen von 5.000 Schill ing bei der Bank. Es ist mir auch nicht möglich , auf Kredit zu leben. Deshalb habe ich dem Innenminister einen Brief geschrieben, ihm meine existenzbedrohliche Lage geschildert und warte auf Antwort. Stellen Sie sich vor, Ihr Einkommen liegt bereits 1.000 Schilling unter dem Existenzminimum, und dieses wird noch um 50 Prozent gekürzt, Sie werden gezwungen, den Posten zu behalten und können nicht kündigen! Es gäbe noch eine Möglichkeit, ich könnte nach einer Arbeitswoche von 50 Stunden am Wochenende arbeiten. Haben Sie schon einmal probiert, die ganze Nacht zu kellnern, wenn Sie in der Vorwoche nichts zu essen hatten?

[fl!\:rlJ!j@ In Stronachs globalem Aug las-Stall Von Maria Kecker J etzt endlich hat er den Stall gefunden, in dem er sich so richtig ausspin(n)en kann: Andreas Rudas, weiland Spin-Doctor der SPÖ, ist heute Stallbursche bei Frank Stronach, striegelt dessen Pferde und trägt Sorge dafür, daß sie Rennen um Rennen gewinnen, auf dass die Wettgelder in die richtigen (TV-)Kanäle fl ießen. Richtig wohl fühle er sich in diesem Stall , läßt Rudas über ein Wirtschaftsblatt ausrichten. Bei Magna könne er endlich "seine ei - gene Unternehmensphilosophie verwirklichen, die ihm von SPFreunden früher Kritik eingetragen" habe. Besonders freue ihn, dass sich Magna aus gewerkschaftlichen Debatten heraushalte (!), was wiederum das "extrem gute Betriebsklima" (O-Ton Rudas) fördere. Vom Klima-Behübscher zum Stronach-Behübscher - das Zelebrieren eines trendsettigen Führerkults war schon immer Sache des Andreas Rudas gewesen. Sein politischer Realitätsverlust hingegen wächst proportional mit dem Reichtumskoeffizienten der Bosse, in deren Sold er seine Amnesie kultiviert. G esellschaftspolitische Analyse hält er offensichtlich für die Paranoia einiger gewerkschaftli - cher Spinner. Und was , bitte sehr, bringt da schon ein Blick auf die soziale und ökonomische Realität? Dieser verstellt bloß die Sicht auf die wahren Identifikationselemente moderner Lebensinszenierung: "Prod'Jkte", "zielgruppenorientiertes Marketing", "elektronisches Entertainment" - das sind sie, die gesellschaftspolitischen Markierungspunkte Rudas'scher Grenzziehung. Aber immerhin hat er in der Person des Magna-Aufsichtsrates Vranitzky ein vorbildhaftes Zugpferd gefunden, mit dem er ent lang dieser Grenzstreifen in eine gewerkschaftsfreie Zukunft galoppieren kann. Vor dem Hintergrund derartiger Zugpferde aus dem Stall des Frank Stronach darf man gespannt sein , welche weiteren aus dem (Regierungs-) Rennen geworfenen SPÖ- bzw. FPÖ-Politiker (Grasser wurde bei Magna bekanntlich ausgemistet, um Finanzminister werden zu können) in Stronachs globalem Augias-Stall ihr Ausgedinge finden werden. Karl Schlägl vielleicht, den könnte man trefflich auf vorlaute und unbotmäßige, weil die Installierung eines Betriebsrates fordernde Mitarbeiterinnen ansetzen - immerhin brächte Schlägl ausreichende Erfahrung im Mund-Zupicken mit; außerdem könnte man seine Scheuklappen gut gebrauchen. 0 der vielleicht der Kurzzeit-Minister Michael Krüger, der seine virilen Qualitäten als Zureiter hinlänglich verbreiten ließ ; so ein Hengst fände doch allema l Platz im Magna-Stall. 0 der gar Ex-Kanzler Klima, der könnte im Magna-Konzern als Leithengst für "lnternetwetten für kids" fungieren oder einfach nur eine ruhige Kugel - in Ebreichsdorf - schieben. 2 Länger arbeiten heißt mehr Arbeitslose! Die neue Schwarz-Blaue Regierung hat den SPÖ-ÖVP-Vorschlag nach Hinaufsetzung des Frühpensionsalters voll übernommen. Nach 35 oder mehr Versicherungsjahren dürfen Frauen nun trotzdem erst mit sechsundfünfzigeinhalb, Männer mit einundsechzigeinhalb Jahren in Pension gehen. Geht man früher, drohen Pensionskürzungen um bis zu 20 Prozent. Also länger Arbeiten und weniger Pension lautet das Motto von Schwarz-Blau! Derartige Verschlechternungen sind nicht nur aus sozialen Gründen abzulehnen. Sie sind auch aus arbeitsmarktpolitischen Gründen ein Wahnsinn! Das Geld, das sich der Staat durch eine derartige Verschlechterung der Pension spart, würde nicht zur Sicherung der bestehenden Pensionen verwendet, sondern zum Zurückzahlen der Schulden. Und vor allem: Bleiben Menschen länger im Arbeitsprozeß, steigt die ohnehin hohe Arbeitslosigkeit noch weiter an . Junge Menschen hätten es noch schwerer, einen Arbeitsplatz zu finden. Jeder, der ein wenig Ahnung von der Realität der Arbeitswelt hat, weiß, dass mit jeder neuen Rationalisierung Arbeiter und Angestellte abgebaut werden. Wer verliert dann als erster seinen Arbeitsplatz, die "Jungen" oder die "Alten"? Wobei man in der Arbeitswelt heute bereits mit über 40 als alt gilt! Wenn ÖGB und Arbeiterkammer gemeinsam mit den Belegschaften der BetriebeWiderstand entwickeln, kann dieser Anschlag auf das Pensionssystem verhindert werden. Wichtig wird sein, dass auch die Pensionistenverbände Druck machen. Noch wird versucht, Jung und Alt gegeneinander auszuspielen. Ich meine, Jung und Alt müssen den Sozialabbauern gemeinsam Widerstand entgegensetzen ! Nur so werden die Pläne der ÖVP-FPÖ Regierung zu verhindern sein. Siegfried Vratny Vorsitzender der KPÖ-Steyr

KAMPFER/SCHER 1. MAI Gegen FPÖVP Belastungspolitik Die Demonstration in Linz und die Kundgebung am Hauptplatz stand im Zeichen des Widerstandes gegen die undemokratische, unsoziale und rassistische Reg ierungspolitik. Auf Transparenten wurde darauf hingewiesen , daß die SPÖ-Regierungen die Privatisierungs- und Sozialabbaupolitik, welche FPÖVP nun durchziehen, vorbereitet haben. KPÖ Landesparteivorsitzender Leopold Mikesch betonte in seiner Rede, dass die sozialdemokratische Partei kein glaubwürd iger Garant für die Verteidigung der sozialen Errungenschaften ist. Mikesch fordert auf, den Protest und Widerstand gegen die FPÖVP-Regierung fortzusetzen. H HES SYMBOL ENTFERNT - Haupttor mit Zielscheibe Die Zielscheibe mit dem Namen der Stadt wurde zu einem Begriff für fortschrittliche Technik und hervorragende Qualität und Präzision. Nun wurde im Mai 2000 dieses Symbol am Haupttor entfernt. Neues Wahrzeichen am Haupttor Der Magna-Konzern verkaufte Steyr-Antriebstechnik (SAT) an die deutsche Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF) Passau. "Wir wollen nicht die neuen Herren spielen", erk lärte kürz l ich Hans-Georg Härter, Vorsitzender der Geschäftsführung der ZF Passau. Derzeit sehe er keinen Grund für Kündigungen unter den 600 übernommenen Beschäft igten. Gewisse Veränderungen seien aber notwendig, um den Standort Steyr langfristig abzusichern. So soll dieArbeitszeit flexibilisiert werden. Denkbar sei auch die Einführung eines Arbeitszeitkontos, wie sie sich schon in anderen ZF-Werken bewährt haben , sagte Härter. Es ist zu hoffen, dass es in Zukunft für die Kolleglnnen nicht so wird, wie sein Name, HÄRTER. Von der SAT-Übernahme nicht betroffen sind 250 Engineering-Mitarbeiter in Steyr und St. Valentin. Das Entwicklungszentrum bleibt bei Magna und heißt nun Steyr GmbH. - 3 - 1933 erfolgte die Fusion der AustroDaimler-Puch AG mit der Steyr-Werke AG zur SteyrDaimler-Puch AG. Damit wurde Steyr zur "Autostadt" dieses Konzerns. L Im Bild von links: Vorsitzender ZF Passau Hans-Georg Härter, Rudolf Klein und Gina M. Biondi, Geschäftsführer ZF Steyr. Impressum: Medieninhaber (Verleger) , Hersteller: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16, 4400 Steyr, Tel. 07252/53179. Redaktion: Siegfried Vratny, Verlags- und Herstellungsort:

Steyrer KPÖ-Funktionäre Siegfried Vratny und Sigmund Preßlmair legten einen Kranz bei der Gedenkstätte ----nieder. Große Beleiligung bei der Befreiungsfeier in Maulhausen 14.000 Menschen - darunter wieder viele aus Italien, Frankreich, Polen und Deutschland, sowie auffallend viele Jugendliche aus Österreich - nahmen an der Befreiungsfeier in der Gedenkstätte des 1938 unmittelbar nach der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland errichteten Konzentrationslagers Mauthausen am 7. Mai 2000 teil. Von Vertreterinnen der KPÖ - darunter Parte ivorsitzender Walter Baier und Landesvorsitzende r Leo Mikesch wurden wi eder die trad itionell en Kranzn iederl egungen bei den nationalen Gedenkstätten durchgeführt. Im KZ Mauthausen waren noch in den letzten April tagen 1945 auf ausdrückli - chen Befehl des Nazi-GauleitersAugust Eigruber zahlreiche Kommunisten ermordet worden, weil die All iierten "kei - ne aufbauwilligen Kräfte" vorfinden sollten. Ebenfalls fand auch heuer wieder eine gemeinsame Jugendkundgebung von KJÖ-Junge Linke und Sozialistischer Jugend OÖ bei den Gedenktafeln für KJVÖ und SAJ im Innenhof des KZ statt. Beim Einmarsch auf den Appellplatz legten die Delegationen der Länder, aus denen Häftlinge im KZ Mauthausen inhaftiert waren Kränze nieder. Besonders umfangreich war der österreichische Block, darunter die Vertretungen von KPÖ und KZ-Verband., sozialdemokratische Freiheitskärf!pferlnnen , e}n Jugendblock von SJ , OGJ und KJOJunge Linke, sowie die Homosexuelle Initiative, autonome Gruppen und verschiedene türkischeArbeitervereine wie ATIGF, DIKD und TIKB gehörten. ExLandtagsabgeordneter Helmut Edlmayr begrüßte als Sprecher der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen (ÖLM) und des Vereins Mauthausen Aktiv zahlreiche diplomatische Vertreterinnen und Ehrengäste, darunter auch eine Abordnung jener Gis, die im Mai 1945 als erste US-Soldaten das KZ Mauthausen betrat. ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch unterstri ch in seiner Ansprache mit der Aussage, dass das KZ Mauthausen "kein Touri smus-Ort ist", die Bedeutung der Gedenkstätte und klagte "alle jene an , die Täter und Mittäter gewesen sind", sowie jene, "die aus taktischen , politischen Gründen mit dem Rassismus und der Fremdenfeindlichkeit tagespolitisches Kleingeld machen wollen". In der von Vikar Viehböck verlesenen Rede des erkrankten Diözesanbischofs Maximilian Aichern wurde erklärt, dass "das Vergessen des Bösen die Erlaubnis zu seiner Wiederholung ist". An dem umstrittenen und von den Opferverbänden boykottierten Konzert der Wiener Philharmoniker unterhalb der ''Todesstiege" im Steinbruch des KZ Mauthausen, bei der Simon Rattle Beethovens "Neunte" dirigierte, nahmen rund 7.000 Menschen teil. Bundespräsident Thomas Klestil sprach in seiner Ansprache von "Scham und Zorn darüber, dass es nicht zuletzt auch Österreicher gewesen sind , die an diesen Untaten beteiligt waren" und es hoch an der Zeit sei , sich allen Fragen im Zusammenhang damit zu stellen. Klestil forderte , daß Österreich "mit Offenheit darüber diskutieren und längst überfällige Versäumnisse bereinigen" müsse. Im Vorfeld der Befreiungsfeier hatten zahlreiche Gedenkkundgebungen bei den zahlreichen Nebenlagern des ehemaligen KZ Mauthausen, teilweise mit starker internationaler Beteiligung wie etwa in Ebensee aus der italienischen Partnerstadt Prato, stattgefunden.

~ V-, V-. v' ~ ,___.._J~ =ii... Links befindet sich ein kranker Häftling, auf dessen Brust schon die Nummer steht, die bedeutet, dass er für die Verbrennung bezeichnet ist. Nach der Besetzung Österreichs wurde bereits im Sommer 1938 im Steinbruch von Mauthausen ein "Außenkommando" des KZ Dachau errichtet. Im KZ Mauthausen waren im Verlauf der Jahre bis zur Befreiung im Mai 1945 etwa 200.000 Personen inhaftiert. Nach erhaltenenAufzeichnungen wurden in Mauthausen 122. 767 Menschen auf die grausamste Weise ermordet. Von den Toten waren: Sowjetische Bürger 32.180 Deutsche Antifaschisten 1.500 Polnische Bürger 30.203 Belgische Bürger 742 Ungarische Bürger 12.923 Österreichische Antifaschisten 235 Jugoslawische Bürger 12.890 Holländische Bürger 77 Französische Bürger 8.203 Amerikanische Bürger 34 Spanische Bürger 6.502 Luxemburgische Bürger 19 Italienische Bürger 5.750 Englische Bürger 17 Tschechoslowakische Bürger 4.473 Bürger aus anderen Ländern Griechische Bürger 3.700 u. Staatenlose 3.100 Ausser den oben angeführten wurden zehntausend Häftlinge sofort nach der Einlieferung ins Lager erschossen oder vergast. Diese Häftlinge wurden von keiner Evidenzstelle erfasst und sind auch in obiger Zahl nicht enthalten. Ausstellung bis 7. Juli 2000 GEGEN RASSISMUS in der ZEITWERKSTATT: ,, Wir werden nicht als Rassisten geboren - Das weiße Bild vom Schwarzen Mann" MUSEUM INDUSTRIELLE ARBEITSWELT - STEYR - 5 NIKO RIEDMOLLER Antifaschistischer Widerstandskämpfer, verhaftet im September 1934, KZ Dachau bis 1939, überstellt ins KZ Mauthausen, dann bis 5. Mai 1945 im KZ Steyr. Nach der Befreiung Chefredakteur des "Steyrer Wochenblatt". Niko Riedmüller hat in drei KZs über zehn Jahre lang die Unmenschlichkeit des Faschismus am eigenen Leibe gespürt. Bereits mit 18 Jahren war er wegen der illegalen Tätigkeit verhaftet und 1934 ins Konzentrationslager Dachau überstellt worden . Kam anschliessend ins KZ Mauthausen und 1944 mit einem Arbeitertransport ins Nebenlager SteyrMünichholz. Der deutsche KP-Funktionär Niko Riedmüller trat im Steyr-Werk mit KPÖ-Wi - derstandskämpfern in Verbindung. Kurz vor Kriegsende erfuhren sie von einer bevorstehenden Evakuierung des KZLagers durch die SS. Mit sowjetischen, polnischen, französischen und spanischen Genossen arbeitete Riedmüller einen Ausbruchsplan aus, um im letzten Moment möglichst viele Kameraden vor dem panischen Zugriff der SSWachmannschaft zu retten. Als am 5. Mai 1945 die ersten Befreiungstruppen der US-Armee in Steyr eintrafen, waren die Häftlinge bereits frei, da die SS-Wachmannschaft das KZ-Lager nachts heimlich in Zivilkleidung verlassen hatte. Niko Riedmüller nahm sofort Verbindung zu Steyrer KPÖ-Funktionären auf, die er in der Widerstandsbewegung kennen gelernt hatte, und schloss sich der KPÖ Bezirksleitung von Steyr-Ost an. War Chefredakteur der ersten Wochenzeitung "Steyrer Wochenblatt" und anschließenden Redakteur der OÖ Tageszeitung "Neue Zeit". 1946 heiratete er die KPO-Angestellte Hedwig Kogler. Obwohl das Paar später nach Deutschland ging, blieb Nikolaus Riedmüller den Steyrern bis zu seinem Tod im Jahr 1988 eng verbunden.

m1n:4Jqrn KZ Lager Steyr-Münichholz L ic /1on im K 11z ntra tion Ing r Mauthausen. Das Konzentrationslager SteyrMünichho lz war das älteste Teil - lager von Mauthausen, wurde im März 1942 errichtet und hatte ei - nen Höchststand von 3.090 Häftlingen. Zum größten Teil befanden sich russische, jugoslawische, polnische, spanische, deutsche und französische Häftlinge im Lager. Die Gefangenen wurden größtenteils in der Rüstungsproduktion in den Steyr-Werken eingesetzt , aber ebenso wurden sie beim Hallen- und Straßenbau, bei der Erstellung von Luftschutzbunkern und - Stollen für die Stadt Steyr und auch bei Siedlungsbauten eingesetzt. Die Nazis hatten die Absicht ihre politischen Gegner durch Zwangsarbeit , Kälte, Hunger, Schläge und Martern aller Art umzubringen, für die die Worte: Freiheit , Unabhängigkeit und Menschenrechte noch etwas bedeuteten. 4.585 MENSCHEN ERMORDET In der Zeit von 1938 bis Mai 1945 wurden im KZ-Mauthausen und in den Nebenlagern Steyr, Gusen, St. Valentin-Herzograd, Ternberg und Großraming 4.585 Häftl inge ermordet - im Krematorium Steyr eingeäschert und namenlos im Urnenfriedhof beigesetzt. Daran erinnert das Mahnmal der Stadt Steyr im Urnenfriedhof. 1938: .................. 22 1942: ............... 429 1939: ............... 408 1943: ............... 365 1940: ........... 2.549 1 9 4 4: .................. 9 5 1941: ............... 664 1945: .................. 53 Register im Sterbebuch der städt. Bestattung Steyr. ~ 6 ~ DER LEITER DES STEYRER KREMATORIUMS WÜNSCHTE RECHT VIELE LEICHEN AUS DEM KZ-MAUTHAUSEN Franz Moser (47) wurde im April 1947 angeklagt wegen der Verbrechen des Hochverrats und der Verletzung der Menschlichkeit und Menschenwürde. Franz Moser, ein gebürtiger Bayer, der seit 1936 der Auslandorganisation der NSDAP angehörte, war von 1939 bis 1945 der Leiter der Städtischen Unternehmungen der Stadt Steyr, darunter auch des Krematoriums . Er erhielt eine Gewinnbeteiligung von 10 Prozent. In das Krematorium Steyr wurden von 1938 bis Mai 1945 - 4585 Leichen der im KZ-Mauthausen und in den Ne-benlagern verstorbenen oder zum Tode gemarterten Häftlinge mit städtischen LKWs der Stadt Steyr zur Verbrennung gebracht. Moser war aus reiner Gewinnsucht bestrebt viele Leichen zur Verbrennung zu erhalten, um seinen Gewinnanteil zu erhöhen. Er hatte enge Kontakte mit dem berüchtigten Lagerkommandant Franz Ziereis (SS) und den SS-Wachmannschaften. Moser war ein fantastischer Nationalsozialist, brutaler Antreiber und Ausbeuter, so Zeugen beim Prozeß. Franz Moser wurde zu 1 Jahr schweren Kerker verurteilt. Der größte Teil der Täter wurde nie vor ein Gericht gestellt, tauchte unter und verschwand.

GEDENKFEIER Anlässlich der 55. Wiederkehr der Befreiung des KZLagers Steyr organisierte das Komitee "Mauthausen aktiv" Steyr am 8. Mai 2000 beim KZ-Denkmal Steyr in der Haagerstraße eine Befreiungsfeier. Mag. Karl Ramsmaier, Vorsitzen- die Polnische Botschaft, Herr der des Komitees, konnte zahl- Cerary Kruk, Botschaftssekretär. reiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens begrüßen, besonders den Schülerchor der KarlPunzer-Hauptschule Münichholz, Stadt- und Gemeinderäte an der Spitze Ing. Dietmar Spanring, die zweite Landtagspräsidentin Gerda Weichsler, die Vertreter der polnischen Botschaft, Frau im Bild rechts: Anna Kuzinska, 1. Bot- StadtratDietmarSpanring, SprecherfürdieStadtSteyr, s Ch aftsse k ret ä r i n un d daneben Landtagspräsidentin Gerda Weichsler. Herrn Cezary Kruk, Sekretär der Zum Gedenken an die Opfer des Botschaft und Vizedirektor des Faschismus und der WiderPolnischen Instituts Wien sowie standskämpferlnnen wurden die Vertreter der SPÖ, ÖVP, Grü- Kränze beim Denkmal und annen, LIF, KPÖ und des KZ-Ver- schließend beim Mahnmal im bandes Steyr. Urnenfriedhof sowie bei der polGedenkansprachen hielten für nischen Gedenktafel niedergedie Stadtgemeinde Steyr, Stadt- legt. rat Ing. Dietmar Spanring und für s' ~ u:i .2 ~ ...... -........ "'" ~ ' '-r··, • ( ~-<";. Denkmal Steyr, Haagerstraße. Kranzniederlegung durch Mag. Waltraud Neuhauser-Pfeiffer und Otto Treml. Vertreter der Polnischen Botschaft in Österreich und des Komitees „Mauthausen aktiv" Zweiter von links: Steyr vor der Gedenktafel für die polnischen Opfer des Hitlerterrors im Urnenfriedhof Steyr. 7 Alois Zehetner, Freiheitskämpfer, KPÖ Stadtrat a.D. der Stadt Steyr.

Pensionsreform: SENIOREN ZITTERN - 5PEKUIANTEN JUBELN Die Pensionsreform der Regierung ist in dieser Form nicht notwendig. Schwarz/blau haben den Unternehmern 15 Milliarden Schilling geschenkt. Das Geld dafür holen sie sich bei den Senioren. Diese Tatsache kann man nicht oft genug sagen. Außerdem geht es dabei um eine gesellschaftspolitische Weichenstellung vom Umlageverfahren zur Privatpension. Das steckt hinter dem Dreisäulenmodell der FP. Im Umlageverfahren finanzieren di e Beiträge der Akt iven unmittelbar di e Pens ionen. Bei d n kapitalg d eklen Pensionszahlungen müss n di se aus den Erträgen, also au Zin n und Dividenden der W rtp piore und Aklion, in denen das Kapit I ver nlagl i l , [inanziert werden. Die Pensionsinvestm ntrond sind vom Kapitalm rkt , von der Börse abhängig und damit vom Wert den Papieren den Kursen, und der Ausschüttungsfähigkeit der Ver nlagungen. Eine Vorausschau über die ntwicklung über 20 , 30 Jahre ist unmög lich. Dazu kommt , dass die Pensionsinvestmentfonds nur das eingesetzte Kapital verzinsen , aber nicht die lnrlati on abgelten . Warum soll die Entwicklung der Finanzmärkte über so lange Z it sicherer sein als die Entwicklung der finanziellen Grundlagen des Staa tes? Bank n und Versicherungen rechnen mit jährlich über 30 Mrd. Schilling, die in die Pensionsinvestmentfonds fl ießen, an deren Zinsen sie ja auch verdienen woll en. Das ist ihnen schon einige Dutzend Werbemi llionen wert. Es geht aber um mehr. l angfristig soll das Interesse der Pensionistlnnen nicht an ein hohes Beschäftigungsniveau, von dem die Finanzierung des öffentlichen Pensionsversicherungssystems abhängt, gebunden bleiben, sondern auf hohe Dividenden und Zinsen orientiert werden , also an eine Wi rtschaftspolitik zugunsten des weiteren neoliberalen Umbaus der kapitalisti schen Gesellschaft. Di e Senioren zittern. Sie müssen später in Pension gehen. Die Spekulanten jubeln . Sie bekommen Zusatzmi ll iarden für ihr ri skantes Börsespiel. Bei der Pensionsreform der Reg ierung geht es ni cht um die Si cherung des Pensionssystems, sondern um Umverteilung von Arm und Reich.Wenn es so ist - und die Zahlen belegen dies -, dass der Anteil des Bundeszuschusses zur Pensionsversicherung von 30 % im Jahre 1988 auf 23,4 % im Jahre 1998 zurückgegangen ist, so zeigt dies, dass von einer Unfi nanzierbarkeit des Systems keine Rede sein kann. Die KPÖ verlangt eine bessere Gesundheitsvorsorge für alle Arbeitnehmer sowie neue Finanzierungsmodelle für das Sozialversicherungssystem. Wir fordern: Schließung von Steuerschlupflöchern und Einführung der Wertschöpfungsabgabe! Tobin-Steuer auf Spekulationsgewinne! Das Eintreiben der Steuerschulden der Unternehmer! Robert T. Peterson, 77, ist am 1. Mai 2000 in Valparaiso, Indiana an Herzversagen gestorben. Er war einer jener Amerikaner, die ihr Bedauern ausdrückten über das Leid , welches der unschuld igen Zivilbevölkerung durch die alliierten Bomber zugefügt wurde. Darunter litt er ein Leben lang und brachte dies noch vor sechs Monaten in Bad Hall , bei der Präsentation seines Buches "Bomberschütze und Augenzeuge" zum Ausdruck. Durch seine Menschlichkeit gewann er viele Freunde in Österreich , welche sein Andenken in Ehren halten. "Wer ein Buch schreibt, der bleibt," sagte Bürgermeister Leithenmayr. Robert Peterson bleibt nicht nur in seinem Buch für uns lebendig, sondern auch in unseren Herzen. Seine trauernden Freunde - 8 - MUSEUM INDUSTRIELLE ARBEITSWELT Wehrgrabengasse 7, A-4400 Steyr DAUERAUSSTELLUNG 07. März bis 20. Dezember, Dienstag bis Sonntag , 9 .00 bis 17.00 Uhr Die Ausstellung befasst sich mit der wechse lvollen Geschichte der Stadt Steyr. In acht Bereichen wird mit Bildern und Texten , mit Film und Ton , mit Originalobjekten und Environments von Brüchen und Krisen , von verpassten Chancen und gelungenen Projekten , von gesellschaftlichen und gelungenen Projekten , von gesellschaftlichem und kulturellem Wandel erzählt. Die Ausstellungsthemen sind durchaus nicht nur steyr-spezifisch zu sehen , sondern geben einen Einblick in die Veränderungen von Leben und Arbeiten in unserer Gesellschaft, wie sie sich im Verlaufe der letzten 500 Jahre vollzogen haben.

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