Vorwärts Nr. 3, 32. Jahrgang, Dezember 1999

Karl Punzer und seine Mitarbeiter in der Steyrer Widerstandsbewegung haben davor nicht kapituliert, vielmehr haben sie sich im vollen Bewußtsein darüber, daß sie mit ihrem Widerstand , ihren Aktivitäten gegen das NS-Regime ihr eigenes leben aufs Spiel setzen , den Kampf gegen ein übermächtig erscheinendes System aufgenommen und ihn bis zur letzten persönlichen Konsequenz geführt. Das was Karl Punzer im Namen von Friede, Freiheit und Gerechtigkeit in seinem viel zu kurzem Leben gelei - stet hat, ist wahrlich beispielgebend. Sein Leben , se_i_n mutiges Eintreten für seine Uberzeugung und sein couragierter Kampf gegen eine Obrigkeit , die Unterdrückung , Unfreiheit und Menschenverachtung zum Prinzip erhoben hat , muß uns daher Mut machen und Ansporn sein, im Geiste von Karl Punzer weiterzuwirken - für Frieden und Freiheit , für Toleranz und Menschlichkeit, für Gleichheit und Menschenwürde. E rst Frauen und Männer wie Karl Punzer haben den Wiedereintritt Österreichs in die demokratische Völkergemeinschaft nach dem zweiten Weltkrieg erleichtert. In diesem Sinne danke ich dem Komitee "Mauthausen aktiv" Steyr und im speziellen Otto Treml , für die Initiative zu dieser Gedenktafel für Karl Punzer. D ie Stadt Steyr setzt damit neben verschiedenen anderen Mahnmalen, Gedenksteinen und vor allem auch Straßenbenennungen nach Widerstandskämpfern ein wei - teres sichtbares Zeichen , daß der Kampf gegen Krieg und Faschismus niemals endet und Männer wie Karl Punzer uns dafür immer ein leuchtendes Beispiel bleiben werden. 1 n diesem Sinne verneigen wir uns heute, zwei Tage vor seinem 55. Todestag, vor Karl Punzer, einem jener tapferen Männer unserer Stadt, der im Kampf gegen Hitler und sein Regime für Freiheit und Demokratie sein Leben verlor. Die Gedenktafel, die wir heute enthüllen, soll Erinnerung sein und Appell an uns sowie für zukünftige Generationen für Humanität und Toleranz den Grundlagen des Friedens in der Welt einzutreten! Nach dem Beispiel des Steyrer Freiheitskämpfers Karl Punzer! JNGh'.PEJ~ii;,K:,1',':-- KARL f(FJl! ZER 1~,; ,ij 1 nWürdigung von Karl Punzer, Leiter des antifaschistischen Widerstandskampfes in der Region Steyr, enthüllte Bürgermeister Leithenmayr eine von der Stadtgemeinde Steyr gestiftete Gedenktafel. D ie Gedenktafel für Karl Punzer kündet symbolisch vom Opfer der Steyrerlnnen im Kampf um Demokratie, Freiheit und Souveränität. Vorsitzender der KPÖ Steyr, Siegfried Vratny übergab an Hauptschuldirektor Günther Doppler ein Porträt von Karl Punzer. Abschließend wurde ein Schülerprojekt unter der Leitung von Fr. Anneliese Hopf über Karl Punzer präsentiert. - 6 - IM GEDENKEN A N KARL PUNZER 1912 ,· _ 1944 EIHElTSMMPFER . . . ... ... 12. 1944 REN E·IES E 0 l C H Mit Karl Punzer mussten nachfolgende 14 aktive Steyrer Widerstandskämpfer ihren Einsatz gegen den Fasch ismus und Krieg, für ein freies Österreich mit dem Tod bezah len: Johann Brandtne~ Johann Buchholzer, Friedrich Derflinger, Alois Kisely, Willy Gruber, Anton Koller, Rupert Konrad, Johann Palme, Otto Pensl, Josef Petinger, Johann Riepl, Herta Schweiger, Ferdinand Sigmund und Josef Ulram. Für Österreich war die Fremdherrschaft des Hitler-Faschismus eine Zeit blutigster Unterdrückung und Verfolgung jedes freiheitlichen Gedankens. Überall , in den Betrieben , in den Geschäften standen Spitzel und Horcher, um jede Regung des Widerstandes gegen die faschistischen Kriegstreiber im Keime zu ersticken. Konzentrationslager mit all seinen Schrecken, Kerker und das bluttriefende Fallbeil schwebten als ständige Drohung über den österreichischen Freiheitskämpfern , die allen zum Trotz den Glauben an die Wiedergeburt Österreichs und einer freien, unabhäng igen und demokrati - schen Republik nicht aufgaben . Wie in ganz Österreich, so arbeiteten sie auch in Steyr an der Schaffung einer Wi - derstandsbewegung, bildeten Kampfgruppen und entwickelten ständig neue Methoden, um den immer schwieriger werdenden Kampf gegen die faschistische Barbarei fortzusetzen. Sie stellten Flugblätter her, die den Weg aufzeigten, der zu gehen war, um die NS-Gewaltherrschaft, die so tief und zerstörend in das Leben unseres Volkes eingriff, abzuschütteln . Dieses schwere Ringen kostete seine Opfer. Immer wieder riß die gefürchtete Gestapo die mutigsten Widerstandskämpfer aus den Reihen der illegalen Steyrer Kampfgemeinschaft. Diese Freiheitskämpfer, sie brachten die größten Opfer für die Wiedererringung der Freiheit Österreichs. Man kerkerte sie ein , verschleppte sie in die Konzentrationslager, quälte und folterte sie, man verbrannte sie in den Krematorien und verstreute ihre Asche. Sie haben bis zu ihrem letzten Atemzug Österreich die Treue gehalten . Ihr Opfer verpflichtet uns, alles zu tun , damit sich diese unglückliche Epoche in unserem Land, in Europa nicht noch einmal wiederholt.

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