Vorwärts Nr. 3, 32. Jahrgang, Dezember 1999

Bloderer wurden nach zweijähriger Untersuchungshaft am 24. Mai 1944 zum Tode verurteilt. Ihre schwersten Verbrechen : Sie hatten das Ziel, "die Ostmark vom Reiche loszureißen", wie es in der Anklageschrift geheißen hatte. In der Todeszelle des Stadlheimer Gefängnisses warteten die drei Steyrer auf die Hinrichtung . Die Gewalthaber ließen sich Zeit. Das Schafott hatte ja damals Hochbetrieb. Hitlers Henker stellten täglich Rekorde auf. 32 Sekunden benötigte ein geübter SSMann für die Hinrichtung eines Freiheitskämpfers. Täglich hörten die drei Todeskandidaten die Schritte der Leidensgenossen, die zum letzten Gang ihre Zellen verließen. Sie hörten die letzten Schreie der Opfer, Flüche gegen Hitler und sein Reich, Hochrufe auf die unterdrückten Länder, die Kommunistische Partei, die Rote Armee. Karl Punzer, Franz Draber und Josef Bloderer nützten die Zeit in der Todeszelle , so gut es ging. Sie wollten sich nicht willenlos abschlachten lassen, sie planten die Flucht. Bei einem Luftangriff wurde die Wasserle itung des Gefängnisses zerstört . Punzer, Draber und Bloderer wurden mit anderen Häftlingen zum Wassertragen eingetei lt. Am 30. November mußte also das letzte gewagt werden . Punzer, Draber und Bloderer verließen um 9 Uhr die Zelle. Streng bewacht gingen sie bis zum ersten Tor. Plötzlich gab Punzer das vereinbarte Zeichen. Alle drei ließen die Wassereimer fallen und begannen zu laufen. Sirenengeheul ertönte. Die drei Steyrer Kommuni sten liefen um ihr Leben . Durch den ersten Hof zur Mauer. EINER BLIEB ZURÜCK... Dort - das hatte Punzer schon vorher ausgekundschaftet - war eine kleine Tür. Die war vormittags meist offen. Durch sie gingen die Frauen der Wärter einkaufen . Draber erreichte als erster die kleine Tür. Ein Druck, sie war offen und damit der Weg in die Freiheit. Wie vereinbart, liefen die drei nach verschiedenen Richtungen davon . Punzer, geschwächt durch die jahrelange Haft unterernährt, konnte nicht lange durchhalten . Den schützenden Wald vor Augen, brach er auf einer Wiese zusammen. Er sah noch , wie seine Genossen den Wald erreichten , dann holten ihn die Häscher ein . Brutal wu rde er hochger issen und in die Zel le zurückgeschleppt. Auf langen gefährlichen Wegen erreichten Franz Draber und Sepp Bloderer die Freiheit. Sie konnten die Zerschlagung des Faschismus erleben . Karl Punzer aber, der Bezirksobmann der KPÖ-Steyr, wurde am 5. Dezember 1944 um 18 Uhr enthauptet. Mit einem Hochruf auf seine unterdrückte Heimat Österreich starb er als 32-jähriger für die Freiheit seines Volkes im Kampf gegen den Fasch ismus. Die Hauptstraße im Steyrer Stadtteil Münichholz und die Hauptschule Münichholz tragen zu seiner Ehrung und immerwährenden Erinnerung seinen Namen : Karl Punzer. ~!j@ Gecle..........l flr Karl Punzer Aus Anlaß des 55. Todestages von Karl Punzer lud Bürgerme ister Leithenmayr zur Gedenkfeier und Enthül lung einer Gedenktafel vor der K. Punzer-Hauptschu le Mün ichholz. Bezirksschu l inspektor Heinz Hack konnte Lehrerinnen und Schülerinnen, sowie zah lreiche Ehrengäste begrüßen, die zur Gedenkfeier gekommen waren. Darunter Angehörige des von den Faschisten ermordeten Willi Gruber, die engsten Mitkämpfer von Karl Punzer, Maximilian Petek, Franz Stingl, sowie Vertreter des KZ-Verbandes Alois Zehetner und Erna Draber, Vertreter des Komitees "Mauthausen Aktiv" Steyr mit Vorsitzendem Karl Ransmaier, Landtagsabgeordnete Gertrude Schreiberhuber, Nationalrat Walter Murauer, VizeBgm. Friederike Mach, Altbürgermeister Franz Weiss, Altbürgermeister Heinrich Schwarz, Mag. Dir. l. R. Hofrat Dr. Franz Knapp, Mag. Dir. OSenatsrat I.R.Dr. Johann Eder und Vertreter der KPÖ mit Landesparteivorsitzendem Leopold Mikesch, sowie die Presse, Lokal-Radio, RTV-Steyr, Stadträte und Gemeinderäte. In einer eindrucksvollen Gedenkrede würdigte Bürgermeister Leithenmayr das Leben und den mutigen Freiheitskampf des Steyr-Werksarbeiters und Kommunisten Karl Punzer, der von der Nazidiktatur zum Tode verurtei lt und ermordet wurde. Bürgermeister Hermann Leithenmayr erinnerte in seiner Gedenkrede: ... Mahnmale oder Gedenktafeln , wie wir sie heute für den von den Nazi-Schergen hingerichteten Steyrer Freiheitskämpfer Karl Punzer enthüllen, dienen nicht nur der Erinnerung an Persönlichkeiten oder auch an Ereignisse und sie dienen nicht nur dem Festschreiben von Namen und Taten . - 5 - Begrüßung durch BS/ Heinz Hack. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Schülerinnenchor unter Leitung von Fr. Christine Hain. Mahnmale und Gedenktafeln haben vor allem die Aufgabe und Zielsetzung, etwas weiterzugeben , etwas zu überliefern und für die Nachwelt zu erhalten. Im Falle der Gedenktafel für Karl Punzer, der im Alter von 32 Jahren für seine Gesinnung und sein unerschrokkenes Eintreten für ein freies, demokratisches Österreich vom Terror-Regime Hitlers ermordet wurde, ist die Botschaft für uns, aber auch für unsere Kinder und Kindeskinder ganz eindeutig und lautet: Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg! Nie wieder Gesinnungsterror und Gewalt! Eine Botschaft, ja ein Appell , der gar nicht oft genug in der Öffentlichkeit erhoben werden kann, weil darin nicht nur der Wunsch nach Frieden enthalten ist, sondern vor al lem auch der Wunsch und das Recht der Menschen auf Würde und Freiheit. Würde und Freiheit, zwei elementare humane Werte, die von der Nazi-Diktatur, die vom Hitler-Faschismus mit Füßen getreten wurden. Fortsetzung Seite 6

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