Vorwärts Nr. 3, 31. Jahrgang, September 1998

\lnnR@n@ N~I-OPfER IOAGEN CA UNl!J SIBI-D'AIMILEI-PUC:M Deutsche und US-Anwälte haben Sammelklagen auf Zahlung von Schadenersatz gegen österreichische Großbetriebe vorbereitet, die während der NAZl~Zeit Nutznießer von Zwangsarbeit waren. Dazu zählt die Steyr-DaimlerPuchAG. Dem Unternehmen soll zudem eine Klage wegen „grausamer Behandlung" der Zwangsarbeiter im Konzentrationslager Melk drohen. Die voraussichtliche Verfahren sd auer schätzt der Münchner Rechtsanwalt Michael Witte aufgrund der Erfahrungen in der Schweiz auf zwei Jahre: ,,Wir werden an der Klage festhalten, bis sie erfüllt ist oder ein außerordentlicher Vergleich zustande gekommen ist." Von 1938 bis Mai 1945 wurden 4.585 KZ-Häftlinge im Krematorium Steyr eingeäschert und die Asche in Urnen namenlos in einem Massengrab auf dem Urnenfriedhof Steyr beigesetzt. ._, • ..i,:;1) .. Das Denkmal für die Opfer des Faschismus der Stadt Steyr erinnert mit der Aufschrift: .,Niemals vergessen ". Partisanengruppe im Ennstal - Den Volkssturm entwaffnet 1943 gab es in den sogenannten "Gauen der Ostmark" nicht weniger als 693.000 NSDAP-Mitglieder. Dagegen gab es in den sieben Jahren NSDiktatur nur rund 100.000 verfolgte österreichische Widerstandskämpfer. Auch im Bezirk Steyr gab es Widerstand gegen die NS-Diktatur in viel - fältigen Formen. Beschränkte sich der Widerstand gegen das NS-Regime vorerst auf das Nichtbeachten des Hitlergrußes, das Hören von ausländischen Radiosendern oder Herstellung und Verbreiten von Flugblättern, so verstärkte sich die Tätigkeit der Widerstandsbewegung vor allem in den Steyr-Werken. In Losenstein im Ennstal leitete der KPÖ-Funktionär Anton Brenner eine Widerstandsgruppe. Am 20. Juli 1943 wurde über Auftrag der Gestapo Linz von der Gendarmerie Losenstein bei Anton Brenner, seinerzeit in Losenstein, Stiedelsbach Nr. 149 (heute: Dürnberg Nr. 21) wohnhaft, wegen Verdachts des Schwarzhörens und sonstigen staatsfeindlichen Verhaltens eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Brenner sollte verhaftet und zur Gestapo nach Linz überstellt werden . Unmittelbar vor Beginn der Amtshandlung ist Anton Brenner in einem unbewachten Augenblick in Hemd und Unterhose durch das Fenster geflüchtet. Nach einiger Zeit wurde Anton Brenner gelegentlich eines Besuches seiner Frau in Wien von der Gestapo aufgegriffen und verhaftet. Brenner und seine Frau wurden der Gestapo in Steyr überstellt, wo seine Frau nach einiger Zeit freigelassen wurde. Mit Unterstützung der Steyrer Widerstandsbewegung und seiner Frau konnte er wieder aus der Haft fliehen . Anton Brenner kam ins Ennstal zurück und bildete eine Partisanengruppe im Schiefersteingebiet von Losenstein. Die Partisanen versteckten sich anfangs auf dem sogenannten "Tanzboden" bei der Hackermauer, später wurden die Widerstandskämpfer im Bauernhaus Deisl versteckt. Dazu diente eine Öffnung im Küchenboden , die mit einer Schuhlade getarnt war. Oftmalige Hausdurchsuchungen durch Gendarmerie und die Gestapo blieben erfolglos. Letzte Aktion Die Partisanengruppe Brenner entwaffnete in der Nacht vom 5. auf den - 5 - 6. Mai 1945 den Volkssturm. Der Volkssturm war in der Schloßtaverne in Losenstein versammelt , darunter NS-Bürgermeister Klaus , Peter Hirner, Wolfgang Strasser, Wöhry, Miesriegler u.a. Gegen 0.30 Uhr stürmten die Widerstandskämpfer, darunter Anton Brenner, Erich Wartecker und russische Zwangsarbeiter, die Schloßtaverne, liefen in den ersten Stock, wo der Saal lag , hinauf, und Brenner schoß in den Saal hinein. Eine Kugel traf das Kn ie von Wolfgang Strasser, eine weitere verletzte Peter Hirner schwer. Adolf Klaus erhielt einen Schuß in den Oberarm und vor der Schloßtaverne wurde der Chauffeur eines Offiziers angeschossen , der Volkssturm entwaffnet. Die Freiheitskämpfer übernahmen vorübergehend die Verwaltung Losensteins. Anton Brenner, der Partisan im Ennstal, sein Name wurde zu einem Begriff des Widerstandes gegen Faschismus. Er war nach der Befreiung vom Mai bis Ende Juli 1945 Leiter der Ortspolizei von Losenstein.

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