Vorwärts Nr. 3, 31. Jahrgang, September 1998

Erscheinungsort Steyr, Verlagspostamt 4400 Steyr,,, 13667 L 69 U" NUMMER 3 31. JAHRGANG SEPTEMBER 1998 An einen Haushalt! P.b.b. Gemeinsam gegen Zinsgier! Wohnen ist zu teuer. KPÖ. Rul11ternaitclerloll........-.! Die Lohn - und Gehaltserhöhungen der letzten Jahre haben den Arbeitnehmerinnen de facto nichts gebracht. Mehr noch: Die Realeinkommen der „unselbständig Beschäftigten" sind 1996 und 1997 sogar gesunken. Man muß gar nicht die Statistiken bemühen - ein Blick in die eigene Brieftasche sagt mehr als alle Tabellen. Es gibt Gründe für diese Entwicklung: Die Lohnerhöhungen bewegten sich brutto um die Inflationsmarke, was netto zu Verlusten führt, da die Lohnsteuer „progressiv" eingehoben wird. Konkret: Wer brutto mehr verdient, zahlt für dieses Mehr eine anteilmäßig höhere Steuer. D ie Fachleute nennen diesen Effekt die „kalte Progression". Was lange Gesichter bei den Arbeitnehmerinnen erzeugt, freut den Finanzminister: Trotz eingefrorener Reallöhne ist seine Lohnsteuereinnahme in den letzten zehn Jahren von 88 auf 188 Milliarden Schilling gestiegen! Gleichzeitig sind die Einnahmen aus Gewinn und großen Vermögen gesunken, obwohl die Gewinne explosionsartig angewachsen sind und sich gigantische Vermögen in den Händen weniger angehäuft haben. Gewissenlose Spekulanten werden sogar gefördert, indem ihre Spekulationsgewinne völlig steuerfrei bleiben. S PÖ und ÖVP tragen als Regierungsparteien die volle Verantwortung für diese unverantwortliche Steuerpolitik, die dazu geführt hat, daß heute fast nur mehr die Arbeitnehmerinnen für die Finanzierung staatlicher Aufgaben aufzukommen haben. Das ist in unseren Augen ein schreiendes Unrecht. KPl:J undGLB fordern daher: • eine massive Senkung der Lohnsteuer für kleine und mittlere Einkommen • die Lohnsteuersenkung muß langfristig sein. Das heißt, daß bei der Lohnsteuer und den Freibeträgen die jährliche Inflation berücksichtigt werden muß • eine Umverteilung der Steuerlasten durch höhere Gewinn- und Vermögensbesteuerung sowie eine steuerliche Erfassung der Spekulation D ie steuerliche Entlastung der Arbeitnehmerinnen bringt eine Kaufkraftstärkung und Konjunkturbelebung mit sich. Dadurch erweitert sich der Spielraum für öffentliche Investitionen, was gesamtwirtschaftlich von Vorteil ist und neue Arbeitsplätze bringt.

1991 : KPÖ Kundgebung am Stadtplatz in Steyr für 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und Sicherung der Arbeitsplätze. Arbeitsplatzsicherheit und neue Arbeitsplätze gibt es nur, wenn die enorme Rationalisierung in Industrie und Dienstl e istung durch weitere Schritte in Ri chtung Verkürzung der Arbeitszeit aufgefangen wird . Wenn in immer kürzerer Zeit mit weniger Arbeitskräften immer mehr produziert wird , dann bedeutet der Verzicht auf Arbeitszeitverkürzung Massenarbeitslosigke it. Und diese ist unverantwortlich und teuer. Gleichzeitig ist die Rationalisierung der Grund für die Gewinnexplosion, weil die damit verbundene Steigerung der Arbeitslosigkeit nicht abgegolten wurde. Unversteuerte Gewinne, die nicht rückinvestiert werden , bringen weder Arbeitsplätze , noch können sie gesamtwirtschaftlich nutzbar gemacht werden . Es ist daher noch an der Zeit, als ersten Schritt die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich durchVierte Ennsbrücke in Bau Das Bild zeigt den Baufortschritt der vierten Ennsbrücke. Bereits im Dezember 1990 verlangte der KP-Sprecher im Gemeinderat der Stadt Steyr den Bau einer vierten Ennsbrücke. Treml sagte in seiner Budgetrede: ,,Zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs ist der Bau der Nordspange und die Errichtung einer vierten Ennsbrücke, angrenzend an die städtische Mülldezusetzen. Hier kann ein Gleichklang mit Frankreich und Italien gefunden werden . Die schärfsten Gegner der Arbeitszeitverkürzung sind oft dieselben Unternehmer, die Steuern hinterziehen und unterdrücken und am liebsten keinen einzigen Schilling zum Gemeinwohl beitragen wollen. Hätte man vor zwanzig und mehr Jahren auf diese Leute gehört, dann würden in Österreich noch 48 Wochenstunden gearbeitet werden und die Arbeitslosenzahlen doppelt so hoch liegen . Aber: Ohne politischen Druck - auch auf Arbeiterkammer und ÖGB - wird sich nichts bewegen. Daher rufen wir alle Kolleginnen und Kollegen auf, unsere Aktion zur Senkung der Lohnsteuer und der Arbeitszeit zu unterstützen. EU: Jeder zehnte Arbeitslos In der EU waren im Sommer 1998 über 17 Millionen Personen ohne Arbeit. Davon in Deutschland 4.3 Millionen. ponie, notwendig. Mit Weiterführung der Umfahrungsstraße in Richtung Ramingdorf bis zur Messerer-Straße, Fortführung durch die zwei Bahnunterführungen bis zur Gußwerkstraße und in der Folge der Ausbau der Mannlicher-Straße bis zur Einbindung in die Seitenstettnerstraße (Diese Umfahrungsstraße ist bereits bis auf 100 Meter fertiggestellt) . Der Gemeinderat soll verstärkt bei Bund und Land den Bau der Nordspange und die Errichtung der unbedingt notwendigen vierten Ennsbrücke verlangen . Gleichzeitig ist immer wieder die Schaffung einer leistungsfähigen Straßenverbindung von Steyr in den oberösterreichischen Zentralraum zu urgieren." Viele Jahre sind seither vergangen und es wird noch einige Zeit dauern, bis diese geplanten und in Bau befindlichen Projekte errichtet sind. Impressum: Medieninhaber (Verleger). Hersteller: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16, 4400 Steyr, Tel. 07252/53179. Redaktion: Siegfried Vratny, Verl ags- und Herstellungsort : Steyr.

Die Geschichte der J,..,......... 1 in Sn ,,. Das Buch „Vergessene Spuren" von den beiden Autoren Mag.phil. Waltraud Neuhauser-Pfeiffer, Jahrgang 1954, und Mag.theol. Karl Ramsmaier, Jahrgang 1961, wurde bereits 1993 erstmals aufgelegt und ist bereits seit längerer Zeit vergriffen. Buchpräsentation Im Juli wurde vor mehr als 130 Personen im Museum Industrielle Arbeitstwelt - Zeitwerkstatt - Steyr, eine um 100 Seiten erweiterte und ergänzte Neuauflage präsentiert. Das interessante Werk vermittelt Leben und Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Steyr sowie die Verfolgung nach 1938. Waltraud Neuhauser-Pfeiffer und Karl Ramsmaier beschreiben auch den berüchtigten Todesmarsch der ungarischen Juden im April 1945 durch das Ennstal und Steyr sowie das schreckliche Leben im Konzentrationslager Steyr-Münichholz. Das Buch „Vergessene Spuren" vermittelt nicht nur ein tragisches geschichtliches Ereignis der Steyrer Juden, sondern ist auch eine Mahnung dafür, welcheAuswirkungen Intoleranz und Rassenhaß verursachen. Wir trauern um Leopold Linsenmayer Ing. Leopold Linsenmayer, einer der bekanntesten Steyrer Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime und führender KP-Funktionär, starb in Wien im Alter von 78 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Seit seiner Jugendzeit war er aktiv in der Arbeiterbewegung und trat im Mai 1945 der KPÖ bei. Sein aufrechtes Wesen hatte ihn bei der Bevölkerung und vor allem bei den Beschäftigten der Steyr-Werke sehr beliebt gemacht. Linsenmayer wurde am 22. Februar 1920 in Wien geboren. Nach seiner Ausbildung zum Techniker wurde er als junger Ingenieur in die Steyr-Werke (damals Hermann-Göring-Werke) in Steyr dienstverpflichtet. Im Jahre 1944 kam er mit der Widerstandsbewegung gegen das Nazi-Regime in Verbindung . Sofort nach der Befreiung arbeitete er mit, eine demokratische Stadtverwaltung wieder aufzubauen und gehörte dem ersten Gemeinderat der Stadt Steyr an. Beruflich und als Angestelltenbetriebsrat wirkte er beim Wiederaufbau der bombenzerstörten Steyr-Werke mit und auf Grund seines fachlichen Wissens als Konstrukteur wurde er als Fachlehrer in die Werkschule berufen , sodaß ihm mit der Ausbildung des Nachwuchses auch ein wichtiges Stück Zukunft für Steyr anvertraut war. Im Jahre 1950 bildeten die Arbeiter und Angestellten der Steyr-Werke einen Kernpunkt des Oktoberstreiks, der letzten großen österreichischen Streikbewegung im Kampf gegen das wiedererstarkende Kapital der Nachkriegszeit. - 3 - Vergessene Spuren Die Geschichte der Juden in Steyr Waltraud NeuhauserMPfeilfer Karl Ramsmaier ~,J~~,~ ,Ki'l'~ '', ~~~~,~~,~\V,., ii~'"l~io~~,, o~·n ,, ~~K',KEJ j1 ,-, , "~~ i~~~ ·, "i,~!l.._,; ~o,~ ··, Edition Geschichte der Heimat Buch gebunden, 2. Auflage 1998, 330 Seiten mit historischen Fotos und Abb. S 298, - Nach der Niederlage wurde Linsenmayer, sowie nahezu alle aktiven Kommunisten, gemaßregelt und aus dem Werk entlassen . Anschließend war er bis 1955 Direktor im Nibelungen-Werk St. Valentin. Danach übersiedelte er nach Wien und war in einigen Betrieben als Betriebsleiter und in einem Betrieb der Stadt Wien bis zu seiner Pensionierung beschäftigt. Er war längere Zeit in der Bundeskontrolle des Mieterschutzverbandes Österreich tätig. Linsenmayers Leben ist ein interessanter Teil der Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung . In sei - nem Leben , in seinem Wirken als Kommunist sind die Grundsätze einer gerechten sozialen Politik in einem hohen Maß zum Ausdruck gekommen. Grundsätze, die nicht das Profitstreben einer Minderheit, sondern das Wohl des Menschen in den Mittel - punkt stellen. Daher hat er in der Stadt Steyr und darüber hinaus die Achtung und Wertschätzung genossen. Die KPÖ und seine Steyrer Freunde werden Ing. Leopold Linsenmayer ein ehrendes Gedenken bewahren.

\JI i n:4J !J W .,,..... ,o. NUT%NIESSE VO ZWANGSARBEIT N ach dem „Anschluß" Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 mit der Eingliederung der Steyr -Daimler-Puch AG in die RWHG (Reichswerke Hermann Görig) sollte der Konzern innerhalb weniger Jahre die größte Expansion in seiner Geschichte erfahren. Unter kriegskonjunkturellen Bedingungen erhöhte sich das Grundkapital von 11 Millionen RM (Reichsmark) im Jahr 1938 auf 80 Millionen RM im Jahr 1943, der Umsatz stieg im selben Zeitraum von 57 Mio. RM auf 456 Mio. RM. 25.000 ZWANGSARBEITER BEI SDPAG Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich 1938 von 7.000 auf 50.000 im Jahr 1944, die Hälfte davon waren ausländische Zwangsarbeitskräfte. Darüber hinaus arbeiteten direkt oder indirekt an die 30.000 KZ-Häftlinge in acht Konzentrationslagern bei unzureichender Verpflegung und ohne Entlohnung für die Interessen der Steyr-Daimler-Puch AG. Von April 1944 bis April 1945 bestand in Melk eine der berüchtigten „Außenstellen" des KZ Mauthausen. 15.000 Menschen wurden damals zur Zwangsarbeit in einem 3 km entfernten Stollen der Steyr-Daimler-Puch-Werke eingesetzt. Der sogenannten „Operation Quarz", einem 65.000 m2 großen Stollensystem zur Fertigung von Kriegsmaterialien, fielen 5.000 Menschen qualvoll zum Opfer. PROFIT AUS NAZIKNECHTUNG Im März 1942 wurde in der Nähe des neuen Kugellagerwerkes in Steyr-Münichholz ein Außenlager des KZ-Mauthausen errichtet, in dem bis zu 2.000 Häftlinge untergebracht waren, die hauptsächlich im Kugellagerwerk eingesetzt wurden. Damit hatte die Steyr-Daimler-Puch AG als einer der ersten Rüstungsbetriebe ein eigenes Konzentrationslager. Gezeichnet mit „ Ost". Sowjetische Zwangsarbeiterin in den SteyrWerken, 20. Jänner 1943. Die Steyr-Werke haben während des Zweiten Weltkrieges Tausende ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt , die teilweise zu_Tode geschunden wurden. 1,4 Millionen zivileArbeitskräfte ab 15 Jahren wurden aus der Sowjetun ion ins Reich verschleppt. Ein fürchterliches Ereignis spielte sich im ehemaligen Objekt XI 11 der - 4 - Französi scher Zwangsarbeiter in der Gewehrfertigung , 23. September 1942. Zu diesem Ze itpunkt kam bereits jede dritte Arbeitskraft im Hauptwerk Steyr aus dem Ausland . Waffenfabrik im Wehrgraben ab, wo kriegsgefangene Italiener als Zwangsarbeiter eingesetzt waren. Als Fliegeralarm gegeben wurde , schloß man sie in die Werkhalle ein. Bomben setzten die Halle in Brand und 60 Häftlinge verbrannten. Wegen der Bombenangriffe sollte die Kugellagerproduktion nach Melk verlegt werden, wo im Vorort Roggendorf bis 15.000 KZ-Häftlinge beim Bau des Stollenprojekts „Quarz" eingesetzt wurden. Fast 5.000 von ihnen kamen dabei ums Leben. In der Gewehrfabrik Radom (SDPAG) in Polen wurden jüdische Zwangsarbeiterinnen eingesetzt , das Wohnlager Radom wurde ab Anfang 1944 als KZ geführt. Bei der Räumung der Gewehrfabrik von Radom im Sommer 1944 wurden die jüdischen Zwangsarbeiter in das KZAuschwitz deportiert, die Maschinen in die Fertigungsstätten nach Steyr und in das KZ-Gusen transportiert und dort in die bestehenden Produktionseinheiten (Stollen) integriert. Ein weiteres Nebenlager des KZ Mauthausen gab es in Herzograd bei St. Valentin, um das Nibelungenwerk, das zweitgrößte Panzerwerk im Dritten Reich , mit Arbeitskräften zu versorgen .

\lnnR@n@ N~I-OPfER IOAGEN CA UNl!J SIBI-D'AIMILEI-PUC:M Deutsche und US-Anwälte haben Sammelklagen auf Zahlung von Schadenersatz gegen österreichische Großbetriebe vorbereitet, die während der NAZl~Zeit Nutznießer von Zwangsarbeit waren. Dazu zählt die Steyr-DaimlerPuchAG. Dem Unternehmen soll zudem eine Klage wegen „grausamer Behandlung" der Zwangsarbeiter im Konzentrationslager Melk drohen. Die voraussichtliche Verfahren sd auer schätzt der Münchner Rechtsanwalt Michael Witte aufgrund der Erfahrungen in der Schweiz auf zwei Jahre: ,,Wir werden an der Klage festhalten, bis sie erfüllt ist oder ein außerordentlicher Vergleich zustande gekommen ist." Von 1938 bis Mai 1945 wurden 4.585 KZ-Häftlinge im Krematorium Steyr eingeäschert und die Asche in Urnen namenlos in einem Massengrab auf dem Urnenfriedhof Steyr beigesetzt. ._, • ..i,:;1) .. Das Denkmal für die Opfer des Faschismus der Stadt Steyr erinnert mit der Aufschrift: .,Niemals vergessen ". Partisanengruppe im Ennstal - Den Volkssturm entwaffnet 1943 gab es in den sogenannten "Gauen der Ostmark" nicht weniger als 693.000 NSDAP-Mitglieder. Dagegen gab es in den sieben Jahren NSDiktatur nur rund 100.000 verfolgte österreichische Widerstandskämpfer. Auch im Bezirk Steyr gab es Widerstand gegen die NS-Diktatur in viel - fältigen Formen. Beschränkte sich der Widerstand gegen das NS-Regime vorerst auf das Nichtbeachten des Hitlergrußes, das Hören von ausländischen Radiosendern oder Herstellung und Verbreiten von Flugblättern, so verstärkte sich die Tätigkeit der Widerstandsbewegung vor allem in den Steyr-Werken. In Losenstein im Ennstal leitete der KPÖ-Funktionär Anton Brenner eine Widerstandsgruppe. Am 20. Juli 1943 wurde über Auftrag der Gestapo Linz von der Gendarmerie Losenstein bei Anton Brenner, seinerzeit in Losenstein, Stiedelsbach Nr. 149 (heute: Dürnberg Nr. 21) wohnhaft, wegen Verdachts des Schwarzhörens und sonstigen staatsfeindlichen Verhaltens eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Brenner sollte verhaftet und zur Gestapo nach Linz überstellt werden . Unmittelbar vor Beginn der Amtshandlung ist Anton Brenner in einem unbewachten Augenblick in Hemd und Unterhose durch das Fenster geflüchtet. Nach einiger Zeit wurde Anton Brenner gelegentlich eines Besuches seiner Frau in Wien von der Gestapo aufgegriffen und verhaftet. Brenner und seine Frau wurden der Gestapo in Steyr überstellt, wo seine Frau nach einiger Zeit freigelassen wurde. Mit Unterstützung der Steyrer Widerstandsbewegung und seiner Frau konnte er wieder aus der Haft fliehen . Anton Brenner kam ins Ennstal zurück und bildete eine Partisanengruppe im Schiefersteingebiet von Losenstein. Die Partisanen versteckten sich anfangs auf dem sogenannten "Tanzboden" bei der Hackermauer, später wurden die Widerstandskämpfer im Bauernhaus Deisl versteckt. Dazu diente eine Öffnung im Küchenboden , die mit einer Schuhlade getarnt war. Oftmalige Hausdurchsuchungen durch Gendarmerie und die Gestapo blieben erfolglos. Letzte Aktion Die Partisanengruppe Brenner entwaffnete in der Nacht vom 5. auf den - 5 - 6. Mai 1945 den Volkssturm. Der Volkssturm war in der Schloßtaverne in Losenstein versammelt , darunter NS-Bürgermeister Klaus , Peter Hirner, Wolfgang Strasser, Wöhry, Miesriegler u.a. Gegen 0.30 Uhr stürmten die Widerstandskämpfer, darunter Anton Brenner, Erich Wartecker und russische Zwangsarbeiter, die Schloßtaverne, liefen in den ersten Stock, wo der Saal lag , hinauf, und Brenner schoß in den Saal hinein. Eine Kugel traf das Kn ie von Wolfgang Strasser, eine weitere verletzte Peter Hirner schwer. Adolf Klaus erhielt einen Schuß in den Oberarm und vor der Schloßtaverne wurde der Chauffeur eines Offiziers angeschossen , der Volkssturm entwaffnet. Die Freiheitskämpfer übernahmen vorübergehend die Verwaltung Losensteins. Anton Brenner, der Partisan im Ennstal, sein Name wurde zu einem Begriff des Widerstandes gegen Faschismus. Er war nach der Befreiung vom Mai bis Ende Juli 1945 Leiter der Ortspolizei von Losenstein.

~!)@ Die Inquisitoren hatten Hochkoniunktur Waldenser lebend verbrannt D ie Machthaber verfolgten immer schon Andersdenkende, wenn diese eine scheinbare oder tatsächliche Bedrohung der herrschenden Zustände darstellen . Im 16. und 17. Jahrhundert, fast hundert Jahre lang , war Österreich protestantisch und Steyr eine Hochburg des Protestantismus. D er österreichische Protestantismus beginnt keineswegs mit dem Auftreten Martin Luthers. Schon lange vorher gab es re ligiöse Strömungen, von den Katholiken als Ketzer abgeurteilt und von den Protestanten als deren Vorläufer glorifiziert, die eine breite Verankerung in der Bevölkerung fanden . E ine wichtige Strömung waren die Waldenser, die auf den Lyoner Kaufmann Waldes zurückgehen und 1184 aus der katholischen Ki rche ausgeschlossen worden waren . Trotz vielfältiger Verfolgung tauchte diese Lehre bis weit ins 15. Jahrhundert immer wieder auf. D as Waldensertum strebte ein reines Christentum an, das auf die Bibel als einzige relevante Instanz rekurrierte und daher auch den Laien die Fähigkeit zusprach, die Bibel auslegen zu können. Damit forderte es die offizielle Kirche heraus, deren Strukturen auf dem Priesteramt aufgebaut ist. Das Monopol der Priester zu predigen, also die Bibel auszulegen, stellten sie ebenso in Frage wie das Monopol der Männer auf das Priesteramt. Der staatl ichen Autorität waren sie suspekt, weil sie den Mil itärdienst ablehnten, den Eidschwur bekämpften und gegen die Todesstrafe auftraten. G roße Teile Oberösterreichs dürften sich im 13. Jahrhundert mehrheitlich dem Waldenserturn zugewandt haben. Steyr war ein Zentrum der Waldenser. Vor allem die Handwerker waren den neuen Lehren zugetan. In regelmäßigen Abständen erschienen Inquisitoren. Zumeist wurden die des Irrglaubens Überführten zu öffentlicher Umkehr gezwungenen und mußten Bußkreuze tragen. Blieben sie hartnäckig, wurden sie zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Um 1397 stehen in Steyr 1.000 Verdächtige vor dem lnqui sitionsgericht und es geschah das Unvorste llbare: mehr als 100 Frauen und Männer, die ihren Glauben von den Großeltern herleiten konnten, wurden im Kraxental in Garsten bei 1997 wurde in Steyr am Prof. Jörg Reitterplatz das Waldenserdenkmal errichtet, gestiftet von lrmgard und Hannes Braunsberger. Die vom Steyrer Bildhauer Mag . Gerald Brandstötter gestaltete Rundplastik stellt die Verbrennung der Waldenser dar; eine Frauen-Figur symbolisiert Versöhnung und Toleranz. Steyr lebend auf dem Scheiterhaufen verbrannt. In SteyrPyrach heißt heute noch eine Flur "Ketzerfriedhof", denn die Ermordeten durften nicht in geweihter Erde begraben werden, ihre Asche wurde entweder in den Fluß oder Wind gestreut. D ie Gründe der Verurteilung zum Flammentod können aus heutiger Sicht nur Kopfschütteln hervorrufen. Die sogenannten Ketzer hatten einige Sakramente abgelehnt, weil sie in der Bibel nicht erwähnt werden , weigerten sich, an das Fegefeuer - eine zeitgenössische Erfindung - zu glauben, hielten Fürbitten für Verstorbene für überflüssig, und sie verwarfen die Ordnung der kirchlichen Hierarchie und deren materielle Basis, wie Anhäufung von Reichtum, Schätzen und Grundbesitz, und wollten das Dogma der Jungfräulichkeit Ma.riens nicht anerkennen . D er berüchtigte "Ketzerjäger" Pe trus Zwicker, Inquisitor in den - 6 - Jahren 1395 und 1398, verhängte nicht nur Todesstrafen, sondern auch demütigende Bußen: Die wegen Häresie verurteilte 60jährige Witwe Els Feur aus Dambach muß für den Rest ihres Lebens auf der Vorder- und Rückseite ihres Kleides das blaue Bußkreuz tragen. Weiters hat sie an sieben aufeinanderfolgenden Sonntagen um die Kirche von Garsten zu gehen, wobei sie der Priester mit Ruten schlägt. Danach muß sie sich auf die Kirchenschwelle legen , damit sie von den Kirchgängern getreten werden kann, bis der Pfarrer das Zeichen zum Aufstehen gibt. D ie radikale Verfolgung hat die österreichischen Abtrünn igen, besonders die Waldenser, am Lebensnerv getroffen. Im 15. Jahrhundert klingt die Jagd auf sie aus, 1411 scheint inWien die letzte Verurtei lte auf dem Scheiterhaufen ums Leben gekommen sein.

LASST KLEINBERGER ARBEITEN . Für Primar Kleinberger: Demo mit schwarzen Transparenten vor dem Linzer Landhaus. Im Vordergrund links Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und rechts Sprecher Franz Josef Hartlauer, vierter von rechts im Bi ld Steyrs ehemaliger Gemeinderat Otto Treml , der als erster einen Notarztwagen für Steyr und Umlandgemeinden gefordert hat. Dank des Engagements von Dr. Kleinberger ist nun seit 1989 im Raum Steyr ein Notarztwagen rund um die Uhr im Einsatz. Im Jänner dieses Jahres, bei der Übergabe eines neuen Notarztwagens im LKH Steyr, würdigte Univ.Prof.Dr. Volker Draxler besonders die Verdienste von Prim.Un iv.Prof.Dr. Gunter Kleinberger für die Schaffung des NAW-Notdienstes für rund 100.000 Menschen in Steyr und Umlandgemeinden. Demo für Primar · Gunter Kleinberger Am 28. August marschierten 160 Steyrlnnen mit Transparenten zum Linzer Landhaus und protestierten bei Landeshauptmann Dr. Pühringer gegen die beabsichtigte Frühpensionierung von Primarius Univ.Prof.Dr. Gunter Kleinberger, Leiter der Abteilung Innere Medizin I des Landeskrankenhauses Steyr. Der 56-jährige Dr. Gunter Kleinberger ist ein hervorragender Facharzt mit vielen Verdiensten. Die Disziplinarkommission der Landesregierung legt Dr. Kleinberger schwere Mängel im Führungsverhalten und die Mißachtung von Anordnungen der ärztlichen Leitung des LKH Steyr zur Last. Der Sprecher der Patienten1 nitiative, Franz Josef Hartlauer, übergab Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer 500 Unterschriften mit der Bemerkung: ,,Seine Stärken sind stärker als seine Schwächen." D as Gewicht der Demonstranten, die zur Uberreichung der Petition mitmarschiert sind, wird auch von LH Pühringer in die Waagschale geworfen. Er versprach den Demonstranten, daß man sich um eine gerechte Lösung bemühen werde. Das Urteil der Disziplinar-Oberkommission wird Ende September vorliegen. Dann, sagt er, kann noch die Landesregierung korrigierend eingreifen. - 7 - Prim. Univ.Prof. Dr. Gunter Kleinberger Dank an Patienten und Freunde In den letzten Wochen und Monaten sind meine Familie und ich in einen finsteren Schacht gefallen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gab. Plötzliche wurde uns ein Seil zugeworfen und warme Lichtstrahlen der Zuwendung gaben uns wieder Mut. Wärme , die Änderungen schafft, kann nur entstehen, wenn die Strahlen gebündelt werden . Dafür danke ich Herrn Franz Josef Hartlauer und Herrn Horst Röber, die sich in die erste Reihe gestellt haben und mit einer bemerkenswerten Zivilcourage und hohem Einsatz für mich eingetreten sind. Qas Leben schafft ewige Bindungen . Uberwältigt war ich von den vielen Unterschriften und vom persönlichen Eintreten der Patienten und Freunde vor dem Landeshauptmann Dr. Pühringer. Nur wer je in einer ähn lichen Situation war wie ich, kann nachempfinden, daß ich jeden Einzelnen umarmen möchte. Da ich nicht jeden Patienten oder Freund ausmachen kann, möchte ich mit diesem Schreiben allen, die meiner Familie und mir geholfen haben, aus ganzem Herzen danken. Ich möchte auch jenen Ärzten und dem Pflegepersonal meiner Abteilung sowie anderen Mitarbeitern des LKH Steyr danken, die mir durch Worte und persönliche Briefe Mut zugesprochen und zu verstehen gegeben haben, daß sie es gerne sehen würden, wenn ich im Krankenhaus Steyr weiter arbeite. Aus den Med ien und von Patienten, die in Linz bei der Übergabe der Petition dabei waren, habe ich erfahren, daß Landeshauptmann Dr. Pühringer der Meinung ist, daß die Fronten zwischen mir und dem Krankenhaus verhärtet seien und ich nicht kompromißbereit sei. Ich habe dem Landeshauptmann einen Brief geschrieben, in dem ich ihm versichert habe, daß meine Front „Versöhnung" heißt und ich durchaus bereit bin, über eine gerechte Lösung, die alle Beteiligten zufriedenstellt, zu reden. Ich habe auch den Landeshauptmann gebeten, vermittelnd zu wirken. Wenn ich heute wieder freier atmen kann, und meine Fami lie und ich mit Hoffnung in die Zukunft schauen, dann verdanke ich das meinen Patienten und Freunden. Prim.Univ.Prof.Dr. Gunter Kleinberger

Wiedersehentreffen mit beliebtem Schauspieler GOTIFRIED TREUBERG Am 1. September besuchte der Schauspieler und ehemalige Theaterdirektor Gottfried Treuberg mit der Schauspielerin und Gattin Edith sei - ne Freunde in der Stadt Steyr. Das Wiedersehentreffen fand im Schwechaterhof statt, an dem alte Freunde , darunter die ehemaligen Schauspieler Walter Gilly und Friedrich Gruber sowi e der ehemalige KP-Gemeinder t Otto Tr ml, t il - nahmen. Man tauschte Erinnerungen aus und sprach über gute und weniger erfreuliche Zeiten im Steyrer Theaterleben . Der beliebte Schauspieler Gottfried Treuberg, heute 87 Jahre alt, war bereits während des zweiten Weltkrieges einige Jahre im „Al - ten Stadttheater" in Steyr engagiert. Nach dem 2. Weltkrieg , im Mai 1945 und der wiederentstandenen Mei - nungsfreiheit entstand der Wunsch in der Bevölkerung nach einer echten unzensierten Kunst, die Wahrheit auf der Bühne. In der geteilten Stadt, in Steyr-Ost gab es kein Theater. Gottfried Treuberg mit Unterstützung des KPFunktionärs Nik Riedmüller (KZHäftling in Dachau und SteyrMünichholz) und der sowjetischen Stadtkommandantur, schuf das „Neue Theater" in der Turnhalle des ehemaligen „Deutschen Turnvereins" in der Jägergasse. Nachdem man am 15. September 1945 in das Alte Stadttheater übersiedelt war, erfolgte der Theaterbetrieb mit Schuberts „Dreimäderlhaus". Unter der Direktion Gottfried Gottfried Treuberg Treubergs gab es bis 1948 ein eigenes Ensemble im Stadttheater Steyr mit rund 900 Aufführungen von 128 verschiedenen Stücken. Erste VolkskunstFestspielwoche in Steyr Treuberg erinnert sich an die erste Volkskunst-Festspielwoche, die von 27 . Juni bis 6. Juli 1947 in Steyr abgehalten wurde . Sie stand unter dem Ehrenschutz von Landesrat Anton Azwanger. Gespielt wurde ,,Faust" im Theater, ,,Dreimäderlhaus" im Schloßgraben, ,,Musikant Gottes" im Theater bei Eintrittspreisen von 1,50 bis 6 Schillingen. Die Festspielwoche war ein voller Erfolg und der damalige Bürgermeister Ing. Leopold Steinbrecher wünschte Gottfried Treuberg und seinem Ensemble, daß die Festspielwoche zu einer ständigen Einrichtung werde, die der alten Eisenstadt auch den Ruf einer Stätte der Volkskunst eintragen sollte. Zwei Jahre danach wurde der regelmäßige Spielbetrieb mit eigenem Ensemble im Stadttheater Steyr aufgegeben. Treuberg ging mit einem Teil der Schauspieler nach Wien und schuf später das ,,Gratis Theater" in Wien. Gottfried Treuberg blieb in all den vielen Jahren bis heute ein echter Freund der Stadt Steyr und kommt immer wieder gerne nach Steyr um zu hören, was sich in seiner geliebten Stadt tut. - 8 - Oberösterreichische Landesausstellung Die Proiekte in Steyr MUSEUM INDUSTRIELLE ARBEITSWELT Wehrgrabengasse 7, A-4400 Steyr, Öffnungszeiten: 9.00 bis 18.00 Uhr glühendrot/krisenbleich Zeitmontagen zu Arbeit und Kultur der Industrieregion Steyr INDUSTRIEFORUM Pyrachstraße 1, A-4400 Steyr Öffnungszeiten: Bis 2. November 1998, täglich 9.00 bis 18.00 Uhr BMW MOTOREN Hinterbergerstraße 2, A-4400 Steyr Öffnungszeiten: Bis 2. November 1998, täglich 9.00 bis 18.00 Uhr Eintrittspreise: Keine wird nicht aus Steuergeldern, sondern durch Spenden bezahlt

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