Vorwärts Nr. 2, 31. Jahrgang, Juni 1998

Erscheinungsort Steyr, Verlagspostamt 4400 Steyr, ,, 13667 L 69 U" 31. JAHRGANG JUNI 1998 53. Jahrestag der Befreiung des KZ-Mauthausen Der 10. Mai stand im Zeichen des Gedenkens an die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen und der 49 Nebenlager. In der Gedenkstätte Mauthausen fand die Hauptkundgebung statt, bei der Bundeskanzlei" Viktor Klima die Gedenkrede hielt und auch Kardinal Franz König sprach. Tausende Menschen kamen aus vielen Ländern Europas, darunter ehemalige Häftlinge und ihre Angehörigen. Eine große Abordnung der KPÖ mit dem Vors. Mag. Waier Baier an der Spitze sowie die KJÖ und SJ nahmen an der Befreiungsfeier teil und legten an den Gedenkstätten Kränze nieder. Die Befreiungsfeier im ehemaligen KZ-Mauthausen ist nicht nur ein Gedenken an die Opfer des Faschismus und die Widerstandskämpferinnen gegen das Hitlerregime, sondern gleichzeitig auch Aufforderung an die Bundesregierung, entsprechend den antifaschistischen Grundlagen der Zweiten Republik alle faschistischen und rechtsextremistischen Aktivitäten entschieden zu bekämpfen, so Walter Baier, Bundesvorsitzender der KPÖ. An einen Haushalt! P.b.b. Museum industrielle Arbeitswelt ist ein Standort der OÖ. Landesausstellung. „glühendroVkrisenbleich" Zeitmontagen zur Arbeit und Kultur der Industrieregion Steyr. Niemals vergessen KPÖ-Funktionäre Siegfried Pötscher, Linz und Siegmund Preßlmair, Steyr legten zum Gedenken an die Opfer des Faschismus den Kranz der KPÖ-OÖ nieder.

~,1n~nw Gedenken an die Befreiung des KZ-Steyr Am 5. Mai 1945 befreiten mutige KZ-Häftlinge, darunter der deutsche Funktionär der KPD Nik Riedmüller das KZ-Lager Steyr und übergaben es zur Mittagszeit den anrückenden US-Soldaten. Mit einer eindrucksvollen Gedenkfeier beim Mahnmal an der Haagerstraße wurde am 11. Mai der 53. Jahrestag der Befreiung der überlebenden KZ-Häftlinge begangen . MitAnsprachen und Kranzniederlegungen haben eine französische Abordnung und Steyrerlnnen der Befreiung gedacht. An der Gedenkveranstaltung, die vom Komitee „Mauthausen aktiv" Steyr organisiert war, nahmen Überlebende des Holocaust und deren Angehörige teil, sowie Vertreter der demokratischen Parteien der Stadt Steyr. An der Spitze Bürgermeister Hermann Leithenmayr und der polnische Botschaftsrat Matenz Kujawa. Jean Guerbette sprich t für die französische Lagergemeinschaft Bürgermeister Hermann Leithenmayr Aus seiner Rede: ... auch der Gemeinderat der Stadt Steyr fühlt sich diesem Gedenktag verpflichtet , und ich habe daher in der Gemeinderatssitzung am 7. Mai eine öffentliche Erklärung abgegeben, bei der ich die Bedeutung und den Stellenwert dieses Gedenktages unterstrichen habe. Und ich habe in dieser Erklärung festgestellt, daß ich diesen österreichisehen Gedenktag unter anderem deshalb für so wichtig und wertvoll erachPolnischer Botschaftsrat Matenz Kujawa te, weil damit öffentlich eine Geisteshaltung in unserem Land dokumentiert wird , die von Humanität und Miteinander geprägt ist, von Verständigung und Verständnis, von Toleranz und friedlicher Koexistenz. Und weil damit gleichzeitig auch dokumentiert wird, was diese Gesinnung absolut ausschließt: nämlich Gewalt und Rassismus, Haß und Intoleranz, Ignoranz und Gleichgültigkeit. Der österreichische Gedenktag, aber natürlich auch die heutige und alle übrigen derartigen Kundgebungen sind ein Symbol dafür, daß die schrecklichen Geschehnisse in Mauthausen und den anderen Massenvernichtungslagern des Hitler-Regimes niemals ad acta gelegt werden , sondern, daß die Erinnerung an dieses unsagbare Leid , das Menschen damals zugefügt wurde, wachgehalten wird , daß diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit niemals vergessen werden. Gleichzeitig und nicht zuletzt besitzen alle diese Kundgebungen aber auch einen hohen Appell-Charakter. Wird doch damit auch immer wieder die gesellschaftliche Verantwortung eingemahnt, wachsam zu sein gegenüber den Strömungen, die faschistisches Gedankengut leider bereits auch heute wieder transportieren. Und dieser Verantwortung, meine Damen und Herren, können wir nur dann wirklich gerecht werden, wenn wir engagiert und entschlossen gegen jede - 2 - Form von Antisemitismus und Fremdenhaß auftreten; wenn wir uns mutig und entschlossen jedem entgegenstellen, der - wo und wie auch immer - versucht, die Gleichheit und die Würde der Menschen in Frage zu stellen. Wir müssen - und diese Aufgabe ist nicht delegierbar - allen jenen rechtzeitig in denArm fallen, die Angste und Verunsicherungen zu Haß aufputschen, in dem sie „Schuldige" liefern. Wir müssen jenen die Aktionsbasis entziehen, die für alles und jedes sofort diese „einfachen" Lösungen parat haben, wobei sich diese „einfachen Lösungen" darin gleichen, daß dem anderen die Schuld am eigenen Schicksal gegeben wird, daß negative Entwicklungen projiziert, einfach jemand anderem angelastet werden . Aber noch ein ganz wesentliches Ziel, verehrte Anwesende, sollten wir uns gerade anläßlich der heutigen Kundgebung wieder deutlich bewußt machen: Daß es nämlich dringend notwendig ist, auch gegen die Kultur der Gleichgültigkeit anzukämpfen , weil sie eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Demokratie und somit für die Freiheit und den Rechtsstaat darstellt. Wir müssen daher danach trachten, daß Toleranz und Verständnis nicht mißverstanden und zur Entschuldigung für Gleichgültigkeit und Apathie werden. Gefragt und gefordert sind vielmehr Mut und Engagement, Offenheit und Toleranz - kurzum: ein geistiges Klima, in dem menschenverachtende Ideologien, wie sie Nationalsozialismus und Faschismus darstellen, keinen Nährboden finden; wo Haß, Gewalt und Krieg als verabscheuungs- und menschenunwürdig gebrandmarkt, bekämpft und im Keim erstickt werden . Zu diesem geistigen Klima aktiv beizutragen , es zu bewahren und immer wieder neu zu schaffen - das ist die Aufgabe der Politik. Und in diesem Sinne ist der Kampf gegen Gewalt und Rassismus, gegen Faschismus, Nationalsozialismus sowie jede wie immer geartete totalitäre Ideologie auch ein Auftrag, der niemals endgültig erledigt werden kann, sondern der mit Mut und Entschlossenheit von uns allen dauerhaft zu erfüllen ist.

\Yi q Hi$' !J W t.-- ..,,_ s Die feierliche Eröffnung der Zeitwerkstätte Steyr erfolgte am 11. Mai durch den oberösterreichischen Landesschulratspräsidenten Johannes Riedl. Johannes Riedl, oö. Landesschulratspräsident Aus seiner Rede: ... ,,Denken ist, was dem Handeln vorausgeht!" Diese Sentenz stammt von Bert Brecht, einem Dichter des Widerstandes, der vor 100 Jahren geboren wurde. Vor 50 Jahren setzte das Netzwerk menschenverachtender Vernichtung ein, nachdem ihm erkanntes, widersprochenes und doch wirksames Denken über den abwegigen Herrenmenschen vorausgegarmen war. Die topographische Landkarte Osterreichs hat die Greuelorte längst überdeckt, keine Straßenkarte, kein Schulatlas weist sie aus. Immer wieder werden die Blutspuren des Holocaust in Österreich geleugnet, oftmals die geschlagenen Wunden der deutschen SS entlastend zugeschrieben , obwohl auch Österreicher namhaft am Holocaust beteiligt waren. Ich bezeuge es, daß es war, bei meinen drückenden Kindertränen. Ich stand 1945 verängstigt am Massengrab vor dem unfaßbaren Leichenberg im weißen Bett einer Sandgrube in Gusen. Mein Vater hätte darunter sein können. Als Christdemokrat hat er systemmißtrauisch „schwarzgehört" - BBC. So wußte er zuviel. Ein Freund, damals Ortsgruppenleiter der NSDAP, hat ihn vor dem KZ bewahrt. Mein Onkel, er war kommunistischer Arbeitervertreter, holte sich im Konzentrationslager Buchenwald eine tödliche Krankheit. Ich verpfände mich dafür, daß das Unfaßbare an Menschenschändung, an Menschenschinderei geschah. Ich habe mit angesehen, was mir ein brennendes Mal in die Seele gedrückt hat, den sinnlosen SS-Mord an einem der dunkelsten Tage meines Lebens, als ich 8 Jahre alt war: Die gestreiften Gefangenen wurden herbeigekarrt von Mauthausen und Gusen nach St. Georgen an der Gusen, um den Sandberg auszuhöh len für ein Messerschmidt-Flugzeugwerk . Der schwarze Schlund des Stolleneingangs nahm uns auf vor den Fliegerangriffen der Alliierten im Jahr 1945. Einmal um die Mittagszeit signalisierte die Sirene Fliegeralarm und es tönte durch den Volksempfänger „Einflug über Kärnten und Steiermark!" Meine Mutter raffte das Nötigste zusammen, ich nahm noch rasch einen Apfel mit auf den Weg . Vor dem Stolleneingang warf ich den Apfelbutzen weg. Ein ausgeschundener, ausgehungerter KZler stürzte sich auf diesen Speiserest. Er kam nicht dazu, ihn zu verzehren. Ein SS-Scherge fiel mit dem Gewehrkolben über ihn her - die Schläge dröhnen noch in meinem Ohr, wenn ich die Erinnerung wachrufe. - In einer nebenstehenden Hütte wurde der Häftling erschlagen. Ich verpfände meine Augen , meine Ohren, es gesehen und gehört, die Wahrnehmung erlitten zu haben. KZ, diese Chiffre löst immer noch hilflosen Zorn und aufbäumenden Widerstand in mir aus. Unsere Gedenkstätten sollen Denk-Male sein. Denken verknüpft mit dem, was die Archäologie des Vergangenen zu Tage fördert. Mal bedeutet Zeichen der Glaubwürdigkeit und der Ernsthaftigkeit. Es muß uns ernst sein, wenn wir bedenken , was Anton Roth 6 Tage vor seiner Hinrichtung am 13.8.1942 schrieb: ,,Wenn Du das Schreiben wirklich bekommst, hebe es gut auf, und wenn die Zeit kommt, so laßt Du es jeden lesen , uamil Ihr wißl, wa::; wir hier milgernachl haben. " Die Zeit ist, sie wird stets sein . Zeitwerkstatt Steyr In der Zeitwerkstätte soll Schülerlnnen anhand von aktuellen Themen Geschichtsbewußtsein vermittelt werden. Die Idee zu einer „Zeitgeschichte-Werkstatt" in Steyr geht auf eine Initiative des Komitees „Mauthausen aktiv" zurück, dessen Ziel die Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus in der Stadt und der Region Steyr ist und das eine Reihe von Projekten in diesem Sinne durchgeführt hat. Die Zeitwerkstätte Steyr folgt der Überlegung , daß historische Wissen nicht allein über Bücher vermittelt werden kann. Die nicht an eine vorwiegend schulisch/akademische Form gebundene Arbeitsweise erlaubt es, Personen aus unterschiedlichen sozialen Kontexten in die hostori-sche Arbeit einzubeziehen. Erklärtes Ziel der Zeitwerkstätte ist es, einem Bild ent-gegenzuarbeiten, daß Politik nur jenseits des individuellen Lebens stattfindet, weshalb insbesondere die Geschichte der Ausgeschlossenen, der „underdogs" und Beherrschten, die im hostorischen Prozeß meist zum Schweigen verurteilt wurden, zum „Forschungsgegenstand" erhoben wird. Daniel Valeu Bei der Eröffnung der Zeitwerkstätte sprach Daniel Valeu , ehemaliger französischer Häftling im Konzentrationslager Steyr. In seiner Rede erinnerte Valeu an die unmenschliche Behandlung und an die schwere Arbeit in den Steyr-Werken, wo die KZ-Häftlinge aus fast allen Ländern Europas wie Galeerensklaven behandelt wurden. Nach seiner ergreifenden Daniel Valeu, Karl Ramsmai r, Waltraud Neuhauser-Pfeiffer und Christa Nowshard . Rede übergab er einen Eßlöffel , ein Taschenmesser, einen Gürtel, ein Stück Stoff aus der Häftlingskleidung und Zeichnungen aus dem KZ-Lager an Karl Ramsmaier, Vorsitzender des Komitees „Mauthausen aktiv" Steyr und an Christa Nowshard, Pädagogische Abteilung - Museum industrielle Arbeitswelt. Somit können diese Originalgegenstände aus dem ehemaligen KZSteyr in der ZEITWERKSTÄTTE ausgestellt werden.

1864: Josef Werndl gründet in Steyr die Waffenfabrik „Josef und Franz Werndl & Comp. ", die binnen wen iger Jahrzehnte zu einem der größten Rüstungsbetriebe der Monarchie wächst. 1891 beginnt in Graz die Firma „Johann Puch & Comp., fabrikmäßige Erzeugung von Fahrrädern" mit der Produktion. 1899 wird in Wiener Neustadt die „Österreichische Daimler-Motoren-Gesellschaft Bierenz, Fiescher & Cie" gegründet und erzeugt nach eigenen Konstruktionen und Patenten Personenkraftwagen , Lastkraftwagen , Elektromobile und Omnibusse. Auch Daimler wird im ersten Weltkrieg zu einem wichtigen Rüstungsbetrieb. 1918: Daimler in Wiener Neustadt ist einer der Ausgangspunkte des Jännerstreiks, diese Streikbewegung trägt wesentlich zum Ende des Krieges bei . PKW Steyr - Typ XII, Baujahr 1926 Der Typ XII wurde bereits in Fließbandfertigung hergestellt. Im Jahre 1926 war er das Glanzstück aller nationalen und internationalen Automobilausstellungen. Von 1926 bis 1929 wurden von ihm 11 .124 Stück hergestellt. In der Ausstellung „GLÜHENDROT/ KRISENBLEICH" im Museum Industrielle Arbeitswelt in Steyr kann man die- \J'J n:4Jn w 34 re ........ IZJ„ eh ..........n zu Encle sen Steyr-PKW Typ XII aus dem Jahre 1926 bis 2. November 1998 besichtigen. 1931: „Eine Stadt stirbt" schrieb Redakteur Ernst Fischer. Beim Arbeitsamt Steyr waren 7.982 Arbeitslose vorgemerkt. 1.100 Steyrerlnnen ohne jedes Einkommen wurden von der Fürsorge erfaßt, die wöchentliche Unterstützung betrug 3 Schi ll ing. ♦ 1933: Erfolgte die Fusion der Austro-DaimlerPuch AG mit der Steyr-Werke AG zur Steyr-Daimler-Puch AG . Damit wurde Steyr zur „Autostadt" dieses Konzerns. Die Zielscheibe mit dem Namen der Stadt wurde zu einem Begriff für fortschrittliche Technik und hervorragende Qualität und Präzision. 1934: In Oberösterreich ist Linz und Steyr einer der wichtigsten Schauplätze des Februar Aufstandes. In Steyr-Ennsleite können sich Arbeiter einige Tage gegen die Übermacht von Militär, Gendarmerie und Heimwehr halten. Die Schutzbündler Hans Buchmayr, Rudolf Meierzedt, Karl Havlicek, Heinrich Maurer, Johann Weiss, Gustav Hilber, Franz Valenta, Alois Seitlinger, Alois Schöppl - 4 - und Alfred Predl fallen im Kampf, der erst 26-jährige Josef Ahrer wird wenig später am 17. Februar 1934 durch ein Standgericht zum Tode verurteilt und am gleichen Tag im Gefängnishof SteyrBerggasse hingerichtet. ♦ 1936: Es wurden bemerkenswerte Automobile gebaut ' _/ J . ~:\rJ .;:_/· lllllik~ ::~ Steyr Typ 50 - ,,Steyr-Baby" @tl} ' 1L sn&! DSTERREICHS KLEINWAGEN -•In-- 1 47..... ........ - .... . .. , ..... ~ 4j{J(J SCHILLING kosrere IIKJtJ der Osterrelchlsche Steyr-Kktn.wu«cm. Werbung 1936: ,,Steyr-Baby" Typ 50 Kaufpreis S 5.000,- = 30 Monatsgehälter (Monatsverdienst damals 160 Schilling) Steyr-Typ 220- Baujahr 1937

1938: Die Steyr-Werke werden dem Hermann-Göring-Konzern angeschlossen. Führendes Rüstungsunternehmen des Dritten Reiches, neben der Waffenproduktion, Lastkraftwagen und Kugellagern werden Motore für Messerschmitt-Flugzeuge von tausenden Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen hergestellt. Terrormaßnahmen der SS, SA und Werksgestapo gegenüber den politischen Gefangenen setzen ein. Messerschmitt-Flugzeug Unmittelbar nach dem Anschluß Österreichs an Hitler-Deutschland bilden sich Widerstandsgruppen im Steyr-Werk, eines der ersten Volksgerichtsverfahren richtet sich gegen die Steyrer Widerstandsgruppe unter der Leitung der KPÖ-FunktionäreAlois Kisely, Ludwig Scheich! und Josef Blumenschein. Im Sommer 1942 wird eine größere Gruppe der SteyrerWiderstandsbewegung im Steyr-Werk von der Gestapo verhaftet. Die KPÖFunktionäre Karl Punzer, Josef Bloderer, Franz Draber, Johann Palme, Johann Riepl , Anton Ulmann, Toni Kogler und Josef Petinger werden zum Tode verurteilt. • ----- 1946: Die Erfahrung und noch vorhandene Teile und Werkzeuge des MilitärImpressum: Medieninhaber (Verleger), Hersteller: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16, 4400 Steyr, Tel. 07252/53179. Redaktion: Siegf ried Vratny, Verlags- und Herstellungsor t: Steyr. fahrzeuges „A-Typ" ließen bereits 1946 die Serienfertigung eines 3 t-LKWs mit Benzinmotor zu. Ein Jahr später kam der „Ahnherr" der Steyr-Diesel-LKW, der 380er. „Kommandeu1Wagen11 Steyr-Typ 2000 A Baujahr 1942 ♦ 1947: Die ersten Steyr-Traktoren mit Dieselmotoren liefen vom Fertigungsband. Steyr-Traktor 29 PS - Typ 180 1950: Die Arbeiter der Steyr-Werke bilden einen Kernpunkt des Oktoberstreiks, der letzten großen österreichischen Streikbewegung im Kampf gegen das wiedererstarkende Kapital der Nachkriegszeit. Nach der Niederlage werden nahezu alle aktiven Kommunisten gemaßregelt und aus dem Werk entlassen. 1958: Die Produktion des Puch 500 läuft in Graz-Thondorf an , eine Lizenzproduktion von Fiat mit einem Motor aus eigener Entwicklung, das erste- und bisher einzige österreichische Auto der Nachkriegszeit in Serienproduktion. ♦ 1964: Die Steyr-Daimler-Puch AG feierte das hundertjährige Bestandsjubiläum und - 5 - war eines der bedeutendsten Unternehmen ganz Österreichs. Die Stadt schickte ihre fähigsten Arbeiterinnen und Ingenieure in das Werk, es bildete den Nachwuchs zu qualifizierten Fachkräften heran, die in der Fahrzeugproduktion, in Wirtschaft und Politik Spitzenpositionen einnehmen. Fast alle Steyrer Bürgermeister und viele Stadtvertreter kommen vom Steyr-Werk. Die Geschichte des Werkes ist reich an Erfolgen, aber auch an Krisen . ♦ 1978: Zwischen Steyr-Daimler-Puch AG und den Bayrischen Motorenwerken München (BMW) wurde eine gemeinsame Tochtergesellschaft gegründet, die noch vor Produktionsbeginn aufgelöst wurde. ♦ 1996: Verkaufsverhandlungen mit dem südkoreanischen Daewoo-Konzern scheitern am Widerstand von Bevölkerung und Belegschaft: die Koreaner fordern die beinahe vollständige Aufhebung des österreichischen Arbeitsrechtes für den Betrieb. Steyr-Typ 948 9. Jänner 1998: Die Creditanstalt-Bankverein (CA) verkauft - vorbehaltlich der Zustimmung durch den Aufsichtsrat - ihren Anteil am Steyr-Konzern an den kanadischen Auto-Zulieferer-Multi Magna. Entgegen den gesetzlichen Bestimmungen werden die Belegschaftsvertreter vom Verkauf nicht informiert. ♦ 24. Mä1% 1998: Der Aufsichtsrat der CA stimmt - nach Nachbesserungen unter Druck der Öffentlichkeit - dem Verkauf der CA-Anteile am Steyr-Konzern an Magna zu.

rnJJW!Jnw Vereinsauflösung ist ein Erfolg jahrelanger antifaschistischer Proteste - DidlalaN--- - ~-.......ia..i, Als Erfofg der jahrelangen Proteste der antifaschistischen Bewegung bezeichnet die KPD-Oberösterreich die per 25. April 1998 vom Innenministerium verfügte sofortige Untersagung der Betätigung des Vereins „Dichterstein Offenhausen " (VDO) sowie die Auflösung dieses rechtsextremen Vereins. Den letzten Anstoß für diesen Schritt hatte ein Rechtsgutachten des wiener Verfassungsrechtlers Heinz Mayer gegeben. ,,Ohne die seit Anfang der 90er Jahre jährlich in Offenhausen stattgefundenen Antifa-Proteste sowie Aktivitäten zahlreicher Gruppen , darunter auch der KPÖ, auf politischer und juristischer Ebene, wäre dieser Schritt des Ministeriums nicht zustande gekommen", stellt KPÖ-Landesvorsitzender Leo Mikesch fest. Noch im April 1997 hatte nämlich Innenminister Karl Sch lögl dem Antifa-Komitee Linz mitgeteilt, ,,eine Vereinsauflösung bzw. Untersagung der Veranstaltung wäre gesetzlich nicht gedeckt". Neben den seit 1992 jährlich stattfindenden vor allem von autonomen Gruppen getragenen Protestaktionen in Offenhausen selbst hatte im März 1993 der oö Landtag und im November 1994 der Offenhausener Gemeinderat die Auflösung des Vereins „Dichterstein Offen1997: Rekorcliahr für die CA Nach der Bank Aust ria hat auch die Creditanstalt eine Erfolgsbilanz für 1997 vorgelegt. Die Dividende wird von 12 auf 14 Prozent erhöht. Das Betriebsergebnis konnte die CA auf 7,3 Milliarden Schilling steigern. hausen" und das Verbot der jährlichen ,,Offenhausener Kulturtage" verlangt. Zuletzt wurde diese Forderung in einem „Offenen Brief" von 231 Prominenten aus Kultur, Politik, Wissenschaft und Kirche an Minister Schlögl gestellt. Allerdings muß dem Vereinsverbot auch die Schleifung der Anlage des Dichtersteins in Offenhausen (Bezirk Wels-Land) folgen, die seit 1963 als Kultstätte rechtsextremer Kreise aus dem ganzen deutschsprachigen Raum dient. Ebenso muß verhindert werden, daß anstelle des VDO ein Ersatzverein dessen Tätigkeiten übernimmt und die traditionellen „Offenhausener Kulturtage" als Treffen von alten und neuen Nazis unter dem Deckmantel der Literaturpflege weiterführt , verlangt die KPÖ. Sozialdemokratie Ende des Klassenkampfes SP-Bundesgeschäftsführer And reas Rudas meint, daß „die alte Frontstellung Arbeitgeber - Arbeitnehmer „nicht aufrecht erhalten werden kann , wie in der Vergangenheit. Die Gesellschaft könne nur dann funktionieren, wenn Menschen Geld einsetzen und Arbeitnehmer die Arbeit auch annehmen . - 6 - Vor über 100 Jahren G egen Ende des vorigen Jahrhunderts trachteten fortschrittliche Arbeiter sich in Gewerkschaften zu organisieren. Mein Vater war Schlosser in den Steyr-Werken. An einem Sonntag im Jahr 1897 war ine einem Gasthaus „unter Polizeischutz" eine Versammlung.Auch mein Vater sprach über die Bedeutung der Gewerkschaft und forderte seine Kollegen auf, der Gewerkschaft beizutreten. Am nächsten Tag wurden er und noch zwei Kollegen entlassen. Der Grund der Entlassung wurde ins Arbeitsbuch eingetragen und er bekam nirgends Arbeit. Meine Mutter fand in der Werndl Nagelfabrik Arbeit. Mit diesem geringen Lohn mußte die Fami lie leben. Als ich im Mai 1906 als viertes Kind das Licht der Welt erblickte, wurde die Sorge noch größer und mein Vater war schon 9 Jahre arbeitslos. Mein Vater sammelte Beeren, Schwämme und hin und wieder verdiente er durch Holzschneiden im Konsumverein einige Kreuzer. Erst als die Steyr-Werke größere Aufträge hatten , brachte sein ehemali - ger Meister meinen Vater ins Werk . Die Errungenschaften in den folgenden Jahrzehnten haben die Bedeutung der Gewerkschaft bewiesen. Alois Zehetner Vor 60 Jahren Besonders tragisch verlief das Schicksal Jura Soyfers, der heute als einer der größten Talente der österreichischen Literatur angesehen wird . Als Jude, bekannter Antinazi und seit 1934 Kommunist dreifach gefährdet, wurde er am 12. März 1938 beim Versuch, die Schweizer Grenze zu erreichen, festgegnommen und in das KZ Dachau gebracht. Er starb mit 26 Jahren am 16. Februar 1939 im KZBuchenwald an Typhus, wenige Tage nachdem er seine Einreisepapiere in die USA erhalten hatte. D er Linzer __ Rechtsanwalt Dr. Siegfried Köhl (KPO-Funktionär, gestorben am 25.12.1997) und andere kommunistische Funktionäre hatten bereits im März 1938 (!=inmarsch der Deutschen Wehrmacht in Osterreich) in Wien eine kommunistische Widerstandsgruppe aufgebaut und wurden im November desselben Jahres von der Gestapo verhaftet. S iegfried Köhl wurde 1941 vom Volksgerichtshof nach § 80 und § 83 Vorbereitung zum Hochverrat, begangen durch den Versuch , gewaltsam die „Alpen- und Donaugaue", das heißt Österreich vom Großdeutschen Reich loszureissen und die deutsche Regierung zu stürzen , zu 9 1/2 Jahren Zuchthaus verurteilt. D r. Köhl entkam am 6. Mai 1945 in der Strafanstalt Stein dem blutigen Massaker der SS, dem 386 Häftlinge zum Opfer fielen.

Steyr: SIUSSENNAMEN ALS ZEUGEN DER ZEIT Stadtteil Ennsleite: Viktor-Adler, 1852 - 1918, Sozialdemokrat; Karl-Marx, 1818 - 1883, Philosoph; Straße des 12. Februar 1934; Koloman Wallisch, Sozialdemokrat, Februar 1934 hingerichtet; Josef Wokral, Sozialdemokrat, Bürgermeister; Stadtteil Tabor: August-Moser, Kommunist, Stadtvertreter Stadtteil Münichholz: Karl-Punzer, Kommunist, 5.12.1944 enthauptet, Karl-Punzer-Schule; Josef-Ahrer, Sozialist, 17.2.1934 hingerichtet; Gustav-Hilber, Sozialist, 12.2.1934 erschossen; Bertl-Konrad, Kommunist, Oktober 1944 ermordet; Herta-Schweiger, Kommunistin, 1942 ermordet; Alfons-Petzold, Arbeiterschriftsteller; Hans-Wagner, Kommunist, 1937 in Spanien gefallen; Willy-Gruber, Kommunist, 1942 hingerichtet; Johann-Buchholzer, Kommunist, 1944 ermordet; Fritz-Derflinger, Kommunist, 1945 erschossen, OttoPensel, Kommunist, 1945 ermordet; Dr.Alfred-Klahr, KPÖ-Funktionär, 1944 erschossen; Oskar-Großmann, KPÖ-Funktionär, 1944 ermordet, WillyFrank, KPÖ-Funktionär, 1945 gefallen; Erwin-Puschmann, KPÖ-Funktionär, 1942 hingerichtet; Franz-Sebek, KPÖ-Funktionär, 1943 enthauptet; Ferdinand-Straßer(-Hof), KPÖ-Funktionär, 1942 hingerichtet; Leo-Gabler, KPÖ-Funktionär, 1944 hingerichtet; Karl-Marx-Hof; Paulus-Wörndl(-Platz), Pfarrer, 1944 hingerichtet; Giacomo-Matteotti(-Hof), Sozialist, 1924 ermordet; Josef-Rohrauer, Gründer der „Naturfreunde". EIWin Puschmann ~ z:Sebek - 7 stunbmadjung. !I>it am 22. 6tpttmbtr 1942 oom 'i&lbgrridJts~of t:Ofgen Cßorbtreitung AUm t,od)otrmt aum ~obt unb aum bQuunbtn mtr1urt be:r bürgtrlid)en <f~rtnrtd)tr 9krurltllttn <frwin ~ufd)mann, 37 ~*' oll, unb btibt 0:us Cffiitn, finb l)t~te t ingtridjttt morbtn. ~tlin, btn 7. 3,ä.nnu 1943. ~. 0 ......1.-..,.-11 b,im !B0l!6gnidJt•-•f. Solclle Hiaricl>u1..n,pl,.-l-'1lllllffl- ....-- lffl"p,tU.,lt. plabllu1 Solche Hinrichtungskundmachungen waren öffentlich plakatiert Unsterbliche Opfer Am 7. Jänner 1943 wurden die Funktionäre des Zentralkomitees der KPÖ, Erwin Puschmann und Franz Sebek, nach denen in der Stadt Steyr Straßen benannt wurden, von den deutschen Faschisten ermordet. EIWin Puschmann, am 8. Februar 1905 in Wien geboren, von Beruf Bauschlosser war seit 1923 politisch tätig. Im Februar 1934 kämpfte er für Freiheit und Demokratie, es folgte Verhaftung und Internierung im Lager Wöllersdorf. Nach der Okkupation Österreichs im März 1938 durch Hitler-Deutschland war Puschmann als Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ im Widerstand tätig und wurde im Jänner 1941 von der Gestapo verhaftet, gefoltert, zum Tode verurteilt und am 7. Jänner 1943 hingerichtet. Franz Sebek, geboren am 30. April 1901 , ist bereits mit 14 Jahren der Sozialistischen Arbeiterjugend beigetreten. 1920 folgte der Übertritt zur KPÖ und er war ab dieser Zeit Funktionär der KPÖ und Betriebsrat in verschiedenen Großbetrieben des Baugewerbes. Als Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ organisierte er die illegale Bauarbeiter - gewerkschaft und kämpfte gegen den deutschen Faschismus. Am 27. Oktober 1941 wurde er zum Tode verurteilt und am 7. Jänner 1943 enthauptet.

Steyr Typ XX, Baujahr 1929 ist einer der 14 Oldtimer der heimischen Marke, die in der Ausstellung Tradition - Innovation, Industrie im Wandel zu sehen sind. WPW/JITTv wird nicht aus Steuergeldern, sondern durch Spenden bezahlt Vi q n~ !J W Oberösterreichische Landesausstellung Die PrDielde infleyr INDUSTRIEFORUM Pyrachstraße 1, A-4400 Steyr Öffnungszeiten: 1. Mai bis 2. November 1998, täglich 9.00 bis 18.00 Uhr Industrielle Revolution - Übergang vom Kleingewerbe zur maschinellen Massenfertigung - Aufstieg zur bedeutendsten „Waffenschmiede" der k & k Monarchie - Versuch einer Strukturdiversifikation durch Entwicklung und HerstelBMW MOTOREN Hinterbergerstraße 2, A-4400 Steyr Öffnungszeiten: 1. Mai bis 2. November 1998, täglich 9.00 bis 18.00 Uhr Eintrittspreise: keine Die Ausstellung „drehmomente", der Beitrag von BMW zur oberösterreichischen Landesausstellung 1998, orientiert sich an der industriellen Gegenwart und Zukunft . ,,drehmomente" bietet Einblick in eine der modernsten Produktionsstätten internationaler Dimension . MUSEUM INDUSTRIELLE ARBEITSWELT Wehrgrabengasse 7, A-4400 Steyr, Öffnungszeiten: 9.00 bis 18.00 Uhr glühendroVkrisenbleich Zeitmontagen zu Arbeit und Kultur der Industrieregion Steyr Die Ausstellung „glühendrot/krisenbleich" befaßt sich mit demAufstieg der Stadt durch Handel und Gewerbe. Es - 8 - 199sL . Mai bis ~.November AND : "'* DER •t:.:- . H1.!~:1l1JB lung elektrischer Geräte und Maschinen - Umstieg auf die Fahrzeugproduktion : in einem Jugendstil-Fabriksgebäude wird dieser historische Ablauf dargestellt. Blick auf modernste, umweltfreundliche Fertigungseinrichtungen, Forschung, Lehre und Ausbildung vermitteln dem Besucher innovatives Denken und Handeln als positive Signale für eine erfolgreiche Zukunft der Region Steyr. Begehbare Ausstellungselemente, im Detail beobachtbare Produktionsabläufe und interaktive Installationen bieten eine spannende Auseinandersetzung mit aktuellen Phänomenen und Problemen der heutigen Arbeitswelt. Die Ausstellung riecht, lärmt und lebt. Ihr Vermittlungsziel ist die Förderung der Sprach- und Diskussionsfähigkeit des Besuchers über aktuelle und zukünftige Fragen von Industrie und Gesellschaft. geht aber auch um Brüche und Krisen : ,,Bauern- und Religionskriege, Verfolgung und Vertreibung. Es wird vom Aufstieg Steyrs zur „größten Waffenschmiede des Kontinents" erzählt, gleichwohl vom Abstieg zum „Armenhaus Österreichs" in der Weltwi rtschaftskrise der 30er Jahre. Nach der Massenarbeitslosigkeit folgten intensive Kriegsproduktion und KZ-Wirtschaft. In der Zweiten Republik geht es um Wiederaufbau und um den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel der Stadt. Zeitung 1925: „Die rote Fahne" Buch 1926: „Im lande der befreiten Arbeiter und Bauern"

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