Vorwärts Nr. 1, 31. Jahrgang, März 1998

Fortsetzung von Seite 1 Die Aussagen des von den Medien als Selfmademan bejubelten Magna-Eigentümers Frank Stronach für die Zukunft der dabei besonders unter Druck stehenden 100 %igen Tochterfirma SteyrAntriebstechnik (SAT) sind sehr vage. Der Hinweis, daß die 39.000 Beschäftigten desAutozuliefer-Konzerns Magna auf 128 Standorte in elf Ländern aufgesplittert sind und Stronach in seinem Konzern keine Betriebe mit mehr als 300 Beschäftigten will, sind für den Standort Steyr ein Alarmsignal. Damit ist nämlich im Klartext - nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit den Überkapazitäten in der Autoindustrie - eine Kampfansage an hunderte der derzeit vom überbezahlten SDP-Management ohnehin schon auf rund 800 gesch rumpften Arbeitsplätze verbunden. Di e Unternehmensphilosophie von Magna zielt unverkennbar darauf, durch die Aufsplitterung in eine Vi elzahl klei - ner Betri ebe gewerkschaftli che und betri ebsrätli che Mitsprache in Unternehmensangelegenheiten zu reduzieren und nach Möglichkeit ganz auszuschalten . Nach eigenen Aussagen stimmt Stronach „Philosophisch" mit Gewerkschaften und Betriebsräten nicht überein, wünscht sich also ganz offen unternehmerhörige gelbe Gewerkschaften. Ganz im Sinne heimischer Sozialpartner und kapitalhöriger Medien liegt auch das von Stronach präsentierte Zuckerl, zehn Prozent des Gewinns (sieben Prozent als Aktien, drei Prozent in bar) an die Belegschaft auszuschütten , um diese damit von Kampfaktionen abzuhalten . Daß die restlichen 90 Prozent für die Eigentümer des Konzerns reserviert sind, wird natürlich schamhaft verschwiegen. Die Kehrseite ist ein DollarMilliardär, der nicht nur als Besitzer des größten kanadischen Rennstalls protzt, sondern auch die ohnehin lädierte Infrastruktur der südlichen Vororte von Wien mit der Errichtung des höchst überflüssigen „Vienna Globe Resort Park" inklusive einer monströsen 140 Meter hohen Weltkugel in Ebreichsdorf um sieben Milliarden Schilling nachhaltig zerstören will, womit sich der parasitäre Charakter des heutigen Kapitalismus anschaulich bestätigt. Offenlegung lt. Mediengesetz: Laut §25, Abs. 2: Medieninhaber (Verleger) ist die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) . Die KPÖ ist eine politische Partei. Bundesvorsitzender der Partei ist Mag. Walter Baier. Lt. §25. Abs. 3: Die KPÖ ist Alleineigentümer der WBWirtschaftsbeteiligungs GmbH, Wien. Lt. §25, Abs. 4: Die Blattlinie entspricht der politischen Linie der KPÖ. Impressum: Medieninhaber (Verleger) , Hersteller: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16, 4400 Steyr, Tel. 07252/53179. Redaktion: Si egfri ed Vratny, Verlags- und Herstellungsort : Steyr. Steyr-Verkauf an Magna-Konzem Globale Falle •• Ähnlich schätzt die KPÖ-St_~iermark die Situation ein: Mit der Ubernahme durch den Magna-Konzern sei das Grazer Puch-Werk endgültig in die globale Falle geraten, meint auch der stei - rische KPÖ-Vorsitzende Franz Stephan Parteder und drückt die Solidarität der steirischen Kommunistinnen mit der Belegschaft des Puchwerkes aus. ,,Entscheidungen über die Zukunft der Arbeitsplätze im größten Industriebetrieb der steirischen Landeshauptstadt fallen in Zukunft nicht mehr in Österreich, geschweige denn in Graz. Deshalb sind die besorgten Stellungnahmen des Betriebsrates mehr als verständlich", so Parteder. Auffallend sei auch das Schweigen von Bürgermeister Alfred Stingl abwärts. ,,Vielleicht hat das", so Parteder, ,,damit zu tun , daß höchstrangige SPÖ-Politi - ker diese Entwicklung vorbereitet und durchgezogen haben . Der frühere Verstaatlichtenmin ister und SPÖ - Bundespräsidentschaftskandidat Strei - cher ist Generaldirektor von SteyrDaimler-Puch. Ex-Bundeskanzler Vranitzky fungiert als Berater des Magna-Konzerns. Und Viktor Klima hat als Finanzminister durch den Verkauf der Bundesanteile der CA an die „rote" Bank Austria die Voraussetzungen für das Abstoßen dieses wichtigen Betriebes an einen Auslandskonzern geschaffen . Die Sozialdemokratie redet von sozialer Gerechtigkeit, sie hält Seminare über die negativen Folgen der Globalisierung - und gleichzeitig agieren ihre Spitzenleute in Österreich als die Handlanger multinationaler Konzerne." Gleichzeitig betonte Parteder, daß nach dem Ausverkauf der Verstaatlichten Industrie, dem Abstoßen der Industriebeteiligungen ehemals verstaatlichter Banken und nach dem Deal mit den ESTAG-Anteilen die steirische Industrielandschaft auf bestürzende Weise immer mehr jener der Zwischenkriegszeit ähneln würde: ,,Mit modernistischen Phrasen garniert hält eine altmodische und gefährliche Fremdbestimmtheit endgültig Einzug in unserem Land. " Frank Stronach Großgrundbesitzer in Österreich M it dem Kauf des Steyr-DaimlerPuch Konzerns besitzt der Magna-Konzern über eine Million Quadratmeter Grund und Boden in Steyr, Sierning-Letten, St. Valentin , Wien und Graz-Thondorf. In Steyr sinn es nie Fahriksareale zur Hälfte des Hauptwerkes (300.000 Quadratmeter) , zehn Hektar am Hang der Stadtgrenze beim Gußwerk, ein Teil des Areals des ehemaligen Reithofferwerkes (50.000 Quadratmeter), ein Großteil des Wehrgrabens, Grundbesitz auf der Ennsleite, in Sierning-Letten rund 15 Hektar unbebauten Grund und Wald, in St. Valentin das große Gelände des ehemaligen Nibelungenwerkes (265.000 Quadratmeter) und dazu einen weiträumigen Wald . In Wien (44.000 Quadratmeter) und in GrazThondorf rund 800.000 Quadratmeter. Zu den Grundstücken kommen noch hunderte Wohnhäuser mit mehr als 3.000 Wohnungen , die sich in Steyr, St. Valentin , Sierning-Letten und in Graz befinden. Die Steyr-Daimler-Puch AG hat auch das Einweisungsrecht in über 2.000 WAG-Wohnungen in Steyr-Münichholz, Kohlanger und Sierning-Letten. Dieses Einweisungsrecht wird dem MagnaKonzern übertragen. Von der Bevölkerung wird es als anmaßend empfunden, daß der neue Besitzer weiterhin bei der Wohnungsvergabe bei den WAG-Wohnungen in Münichholz, Kohlanger, Sierning-Letten das Einweisungsrecht bekommt. Mit dem Verkauf an den Magna-Konzern geht die 133 Jahre dauernde Geschichte der Steyr-Werke endgültig zu Ende. 2

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