Vorwärts Nr. 1, 31. Jahrgang, März 1998

E Q) i= ö ö LL Erscheinungsort Steyr, Verlagspostamt 4400 Steyr An einen Haushalt! P.b.b. NUMMER 1 31 . JAHRGANG MÄRZ 1998 Steyr-Daimler-Puch an Magna-Konzern verkauft f l Josef Werndl (1831-1889) schuf eine 7 Waffenfabrik, deren Nachfolge die SteyrDaimler-Puch AG darstellt. '::::,,,~_} «:. :.J • ttI . ~,., tunr euun ... Frank Stro~ch 16. April 1864. Josef Werndl grünDie Obemahme der Steyr-Daimler-Puch AG durch Frank Stronachs Magna-Konzern ist ein weiterer Ausverkauf österreichischer Industriebetriebe. Als Faustschlag ins Gesicht der Beschäftigten und als Absage an eine eigenständige österreichische Industriepolitik bezeichnet der Gewerkschaftl iche Linksblock (GLB) Oberösterreich den am 10. Jänner 1998 überfallsartig durchgezogenen Verkauf der Anteile der staatlichen CA (66,8 Prozent, Börsenwert 2, 1 Milliarden Schilling) an der Steyr-Daimler-Puch AG (Umsatz elf Milliarden Schilling) an den kanadischen Multi Magna (Umsatz 70 Milliarden, Profit fünf Milliarden, Eigenkapital 29 Milliarden Schilling). Mit dieser Nacht-undNebel-Aktion wollten die im Auftrag und mit Einverständnis der Regierung handelnde CA sowie das Steyr-Management unter Führung des SPÖ-Managers Rudolf Streicher nach dem schmählichen Scheitern eines Verkaufs der Steyr-Antriebstechnik (SAT) an den südkoreanischen Daewoo-Konzern im Jahre 1996 bewußt Bedenken gegen diesen weiteren industriepolitischen Ausverkauf ausschalten und den insgesamt rund 6.000 betroffenen Beschäftigten eine Schocktherapie verabreichen. Fortsetzung Seite 2 det in Steyr die Waffenfabrik „Josef und Franz Werndl & Camp", die nach wenigen Jahrezehnten zu einem der größten Industriebetriebe (Rüstung) der k. u. k. Monarchie anwächst. 1891 beginnt in Graz die Firma „Johann Puch & Camp. , Fabrikmäßige Erzeugung von Fahrrädern" mit ihrer Produktion. 1899 wird in Wiener Neustadt die ,,Österreichische Daimler-Motoren-Gesellschaft Bierenz, Fischer & Cie" begründet, die für die damalige Zeit einmalige, nach eigenen Konstruktionen und Patenten konkurrenzfähige Personenwagen, Lastkraftwagen, Elektromobile und Omnibusse erzeugt. Die Firma „Austro-Daimler" wird 1928 mit dem Grazer Puch-Werk fusioniert. 1934 werden die Produktionen in Steyr und Graz zur „Steyr-Daimler-Puch AG" (SDP) fusioniert . Am 9. Jänner 1998verkauft die CA (Creditanstalt-Bankverein) ihren ZweiDrittel-Anteil am Steyr-Konzern an den kanadischen Autozul ieferer-Multi „Magna". Der Kaufpreis : Zwischen zwei und vier Mil l iarden Schilling. Die Belegschaftsvertretung wird von SteyrVorstandschef und Ex-SPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Streicher über den Verkauf nicht informiert, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben wäre. Österreichs Automobilindustrie konzentriert sich nun in der Hand eines einzelnen Mannes: Frank Stronach. Ein weiterer traditionsreicher österreichischer Konzern geht ans ausländische multinationale Kapital.

Fortsetzung von Seite 1 Die Aussagen des von den Medien als Selfmademan bejubelten Magna-Eigentümers Frank Stronach für die Zukunft der dabei besonders unter Druck stehenden 100 %igen Tochterfirma SteyrAntriebstechnik (SAT) sind sehr vage. Der Hinweis, daß die 39.000 Beschäftigten desAutozuliefer-Konzerns Magna auf 128 Standorte in elf Ländern aufgesplittert sind und Stronach in seinem Konzern keine Betriebe mit mehr als 300 Beschäftigten will, sind für den Standort Steyr ein Alarmsignal. Damit ist nämlich im Klartext - nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit den Überkapazitäten in der Autoindustrie - eine Kampfansage an hunderte der derzeit vom überbezahlten SDP-Management ohnehin schon auf rund 800 gesch rumpften Arbeitsplätze verbunden. Di e Unternehmensphilosophie von Magna zielt unverkennbar darauf, durch die Aufsplitterung in eine Vi elzahl klei - ner Betri ebe gewerkschaftli che und betri ebsrätli che Mitsprache in Unternehmensangelegenheiten zu reduzieren und nach Möglichkeit ganz auszuschalten . Nach eigenen Aussagen stimmt Stronach „Philosophisch" mit Gewerkschaften und Betriebsräten nicht überein, wünscht sich also ganz offen unternehmerhörige gelbe Gewerkschaften. Ganz im Sinne heimischer Sozialpartner und kapitalhöriger Medien liegt auch das von Stronach präsentierte Zuckerl, zehn Prozent des Gewinns (sieben Prozent als Aktien, drei Prozent in bar) an die Belegschaft auszuschütten , um diese damit von Kampfaktionen abzuhalten . Daß die restlichen 90 Prozent für die Eigentümer des Konzerns reserviert sind, wird natürlich schamhaft verschwiegen. Die Kehrseite ist ein DollarMilliardär, der nicht nur als Besitzer des größten kanadischen Rennstalls protzt, sondern auch die ohnehin lädierte Infrastruktur der südlichen Vororte von Wien mit der Errichtung des höchst überflüssigen „Vienna Globe Resort Park" inklusive einer monströsen 140 Meter hohen Weltkugel in Ebreichsdorf um sieben Milliarden Schilling nachhaltig zerstören will, womit sich der parasitäre Charakter des heutigen Kapitalismus anschaulich bestätigt. Offenlegung lt. Mediengesetz: Laut §25, Abs. 2: Medieninhaber (Verleger) ist die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) . Die KPÖ ist eine politische Partei. Bundesvorsitzender der Partei ist Mag. Walter Baier. Lt. §25. Abs. 3: Die KPÖ ist Alleineigentümer der WBWirtschaftsbeteiligungs GmbH, Wien. Lt. §25, Abs. 4: Die Blattlinie entspricht der politischen Linie der KPÖ. Impressum: Medieninhaber (Verleger) , Hersteller: KPÖ Steyr, Johannesgasse 16, 4400 Steyr, Tel. 07252/53179. Redaktion: Si egfri ed Vratny, Verlags- und Herstellungsort : Steyr. Steyr-Verkauf an Magna-Konzem Globale Falle •• Ähnlich schätzt die KPÖ-St_~iermark die Situation ein: Mit der Ubernahme durch den Magna-Konzern sei das Grazer Puch-Werk endgültig in die globale Falle geraten, meint auch der stei - rische KPÖ-Vorsitzende Franz Stephan Parteder und drückt die Solidarität der steirischen Kommunistinnen mit der Belegschaft des Puchwerkes aus. ,,Entscheidungen über die Zukunft der Arbeitsplätze im größten Industriebetrieb der steirischen Landeshauptstadt fallen in Zukunft nicht mehr in Österreich, geschweige denn in Graz. Deshalb sind die besorgten Stellungnahmen des Betriebsrates mehr als verständlich", so Parteder. Auffallend sei auch das Schweigen von Bürgermeister Alfred Stingl abwärts. ,,Vielleicht hat das", so Parteder, ,,damit zu tun , daß höchstrangige SPÖ-Politi - ker diese Entwicklung vorbereitet und durchgezogen haben . Der frühere Verstaatlichtenmin ister und SPÖ - Bundespräsidentschaftskandidat Strei - cher ist Generaldirektor von SteyrDaimler-Puch. Ex-Bundeskanzler Vranitzky fungiert als Berater des Magna-Konzerns. Und Viktor Klima hat als Finanzminister durch den Verkauf der Bundesanteile der CA an die „rote" Bank Austria die Voraussetzungen für das Abstoßen dieses wichtigen Betriebes an einen Auslandskonzern geschaffen . Die Sozialdemokratie redet von sozialer Gerechtigkeit, sie hält Seminare über die negativen Folgen der Globalisierung - und gleichzeitig agieren ihre Spitzenleute in Österreich als die Handlanger multinationaler Konzerne." Gleichzeitig betonte Parteder, daß nach dem Ausverkauf der Verstaatlichten Industrie, dem Abstoßen der Industriebeteiligungen ehemals verstaatlichter Banken und nach dem Deal mit den ESTAG-Anteilen die steirische Industrielandschaft auf bestürzende Weise immer mehr jener der Zwischenkriegszeit ähneln würde: ,,Mit modernistischen Phrasen garniert hält eine altmodische und gefährliche Fremdbestimmtheit endgültig Einzug in unserem Land. " Frank Stronach Großgrundbesitzer in Österreich M it dem Kauf des Steyr-DaimlerPuch Konzerns besitzt der Magna-Konzern über eine Million Quadratmeter Grund und Boden in Steyr, Sierning-Letten, St. Valentin , Wien und Graz-Thondorf. In Steyr sinn es nie Fahriksareale zur Hälfte des Hauptwerkes (300.000 Quadratmeter) , zehn Hektar am Hang der Stadtgrenze beim Gußwerk, ein Teil des Areals des ehemaligen Reithofferwerkes (50.000 Quadratmeter), ein Großteil des Wehrgrabens, Grundbesitz auf der Ennsleite, in Sierning-Letten rund 15 Hektar unbebauten Grund und Wald, in St. Valentin das große Gelände des ehemaligen Nibelungenwerkes (265.000 Quadratmeter) und dazu einen weiträumigen Wald . In Wien (44.000 Quadratmeter) und in GrazThondorf rund 800.000 Quadratmeter. Zu den Grundstücken kommen noch hunderte Wohnhäuser mit mehr als 3.000 Wohnungen , die sich in Steyr, St. Valentin , Sierning-Letten und in Graz befinden. Die Steyr-Daimler-Puch AG hat auch das Einweisungsrecht in über 2.000 WAG-Wohnungen in Steyr-Münichholz, Kohlanger und Sierning-Letten. Dieses Einweisungsrecht wird dem MagnaKonzern übertragen. Von der Bevölkerung wird es als anmaßend empfunden, daß der neue Besitzer weiterhin bei der Wohnungsvergabe bei den WAG-Wohnungen in Münichholz, Kohlanger, Sierning-Letten das Einweisungsrecht bekommt. Mit dem Verkauf an den Magna-Konzern geht die 133 Jahre dauernde Geschichte der Steyr-Werke endgültig zu Ende. 2

KPÖ D ie Durchsetzung des Rechts auf Erwerbsarbeit und der Schutz vor erzwungener Arbeitslosigkeit bilden die Grundlage jeder fortschrittlichen und auf sozialer Gerechtigkeit fußenden gesellschaftspol itischen Alternative . Das meint das Recht auf sinnvolle, nicht gesundheits- oder die Umwelt schädigende Arbeit für alle und eine leistungsgerechte , existenzsichernde Bezahlung. Notwendig ist eine Neubewertung derArbeit von Frauen unter Miteinbeziehung der Tätigkeiten im Reproduktionsbereich . Wo formell selbständige Arbeit sinnvoll und erwünscht ist, treten wir für ihre gesellschaftliche Anerkennung und ihren arbeits- und sozialrechtlichen Schutz ein. D ie umfassende Absicherung der Kinder betreuung ist eine entscheidende Voraussetzung für den Abbau geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung. Solange die Gesellschaft nicht das Recht auf Arbeit verwirkl icht, treten wir Kommunisten für eine soziale Grundsicherung ein . Das bedeutet die Schaffung von existenzsichernden Mindesteinkommen bei allen Transfereinkommen und Sozialversicherungsleistungen. Aus alledem ergibt sich , daß wir prioritär für eine erneuerte Beschäftigungspolitik eintreten. Dazu muß der Staat alle wirtschaftspolitischen Instrumente nutzen und neue schaffen. Der bereits bestehende informelle Sektor muß sozial integriert und abgesichert werden. Ohne eine neue Vertei lungspolitik, ohne Einsatz der öffentlichen Haushalte und ohne die Neuformierung eines gemeinwirtschaftlichen Sektors, der lokal , national und international agiert, bleibt dies nicht mehr, als ein fromm~r Wunsch. Demokratische öffentl iche Kontrolle einschließlich öffentliches Eigentum ist vor allem dort erforderlich , wo es um die Grundbedürfnisse der Bevölkerung geht - Wohnbau , Energie, Verkehr, Kommunikation, soziale Dienste und Gesundheit - oder dort wo heute und auf Sicht über die wirtschaftliche Dynamik entschieden wird : Telekommunikation, Biotechnologie, aber auch Banken und Versicherungen. Die KPÖ tritt für eine radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und für die Verteilung der „überschüssigen" Arbeit unter die Nichtbeschäftigten ein. Dies ist nicht nur aus beschäftigungspolitischen Gründen notwendig und als Beitrag zur Umverteilung der Erwerbsarbeit zwischen Männer und Frauen. Das Ausmaß frei verfügbarer Zeit für jeden einzelnen neben der notwendigen Arbeitszeit ist nämlich ein entscheidender Maßstab der individuellen Freiheit und des wirklichen gesellschaftlichen Reichtums, der nicht direkt vom Kapital angeeignet werden kann . Kostenloser Zugang zu allen Bildungseinrichtungen vor und während des gesamten Berufslebens und andere soziale Abs icherungen sind Voraussetzung um mit den modernsten Produktivkräften und Technologieentwicklungen Schritt halten zu können und den modernen Anforderungen beruflicher Mobilität gewachsen zu sein . U m das große Potential zur Schaffung von Arbeitsplätzen zu nutzen sind Klein - und Mittelbetriebe nicht von der Durchsetzung höherer Löhne und Gehälter abzuschirmen, sehr wohl aber vor dem wachsenden Druck des Groß- und Firnmzkapitals zu schützen. Die KPÖ tritt für eine Umverteilung des Reichtums von oben nach unten, für die Wiedergewinnung und Absicherung der schon ereichten sozialstaatlichten Niveaus und Leistungen der Sozialversicherungen und insbesondere der Pensionen durch Abschöpfung des Profitwachstums ein . Dem derzeit größten Anteil der Profite am Volkseinkommen in der jüngsten Wirtschaftsgeschichte steht der geringste Anteil am Steueraufkommen gegenüber. Allein ein Viertel des jährlichen GeldVermögenszuwachses kommt aus Zinsen für die Staatsschuld (hunderte Milliarden Schilling) . Diese öffent l iche Umvertei lungsmaschine zugunsten des Profites für Banken , Versicherungen und Kapital3 Steyr-Magna-Deal ist Einfallstor für Demontage gewerkschaftlicher Rechte Entscheidungsfrage für ÖGBundAK Als Frontalangriff auf elementare Errungenschaften der Arbeiterbewegung - konkret - gewerkschaftliche Organisierung und demokratisch gewählte Betriebsrätinnen - interpretiert der Gewerkschaft liche Linksblock (GLB) die Aussagen des neuen Eigentümers der Steyr-Daimler-Puch AG, Frank Stronach, Chef und Haupteigentümer des kanadischen Magna-Konzerns im ORF-"Report" vom 3. Februar 1998. Stronachs Verwunderung über die Existenz von gewählten Betriebsrätinnen - die er durch rechtlich völ lig ungeschützte „Vertrauenspersonen" ersetzen will - und seine stolz verkündete Aussage, in „seinen" Betrieb!c)n gebe es ke ineGerwerkschaft müssen vom 0GB als Herausforderung verstanden werden , der es mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten gilt. Das medial hofierte Beispiel des Magna-Werkes in Weiz (Steiermark) als „gewerkschafts- und betreibsratsfreie Zone" zeigt eine Negativentwicklung für die lnteressensvertretung der Lohnabhängigen in Österreich vor. Betriebsrat Bemegger: Die politische Pikanterie an dieser durch die Übernahme des Steyr-Konzerns durch Magna entstanden Perspektiven bezeichnet der GLBBetriebsrat Franz Bernegger (Steyr-Antriebstechnik) , daßes ausgerechnet die Spitzen der Sozialdemokratie sind, welche dieses Einfallstor für die Demontage gewerkschaft licher lnteressensvertretung geöffnet haben: Ex-Kanzler Franz Vranitzky, Bank-Austria-Chef Gerhard Randa und Ex-Minister und Steyr-Chef Rudolf Streicher waren bekanntlich federführend beim Magna-Steyr-Deal. Die von Stronach als Alternative zur gesetzlich verankerten Mitbestimmung der Beschäftigten als ,,Fair Enterprise" betitelte ,,Wirtschaftsverfassung" ist de facto nichts anderes als ein Persilschein für das in Nordamerika übliche Prinzip des „Hire and Fire" und soll vom wahren Charakter des parasitären Kapitalismus ablenken . Es spricht für die Versumpfung der Sozialdemokratie, wenn sie ein g~tes Jahrhundert gewerkschaftlicher Tradition in Osterreich dem opfern will. Nach_ Meinung des GLB stehen jetzt die Spitzen von 0GB und Arbeiterkammer vor der Entschei - dungsfrage, ob sie im_sozialpartnerschaftlichen Sinne die von der SPO-Spitze eingeleitete Entwicklung auf Kosten der Lohnabhängigen schlukken oder sich - nicht zuletzt im eigenen Existenzinteresse von Gewerkschaft,Arbeiterkammer und Betriebsrat - gegen die Demontage elementarer Rechte und Errungenschaften zur Wehr setzen wollen. fonds muß ausgeschaltet und damit dieAusplünderung der Sozialtöpfe in den Budgets gestoppt werden. Der Bundesbeitrag zur Pensionsversicherung könnte auf 33 Prozent fixiert werden, wie das bei der Einführung des ASVG festgelegt war. D ie KPÖ ist für das kämpferische Zusammenwirken aller sozialen Massenorganisationen wie der Mieter und der Pensionistlnnen, der Jugendorganisationen und der Hochschülerschaft. In allen diesen Strukturen und vor allem in den Gewerkschaften geht es um das Ziel, dem Klassenkampf von oben den Widerstand von unten entgegenzustellen .

März 1938: 1 n der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 erfolgte unter der Tarnbezeichnung Unternehmen „Otto" der Einmarsch der Hitlertruppen nach Österreich und die gewaltsame Besetzung des österreichischen Staatsgebietes. Am 12. März 1938 marschierten auch in Steyr deutsche Truppen ein. An der Spitze der Stadt wurde Hans Ransmayr (NSDAP) aus den Steyr-Werken als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt. Die Niederlage der Arbeiterbewegung und der Demokratie im Februar 1934 durch den Austrofaschismus erleichterte dem Hitler-Faschismus die Besetzung Österreichs. Damit senkte sich die siebenjährige Zwingherrschaft über unser Land. Steyr - Stadtplatz am 12. März 1938 um 8 Uhr früh. Als unmittelbare Abwehrreaktion darauf gab die damals illegale Kommunistische Partei Osterreichs noch in der selben Nacht einen Aufruf heraus, in dem es unter anderem heißt: ,,Volk von Österreich! Wehre Dich! Mach die Losung zur Tat: Rotweißrot bis in den Tod! Das österreichische Volk wird nie und nimmer die Fremdherrschaft , aufgerichtet unter den Bajonetten und dem Terror, anerkennen." 1 n den Märztagen des Jahres 1938 wurden rund 76.000 Österreicherinnen und Österreicher verhaftet. Bereits am 1. Apri l 1938 ging der erste Transport, darunter Christlichsoziale, Sozialdemokraten und Kommunisten, in das Konzentrationslager Dachau. Als die systematische Propaganda und der gezielte Terror gegen Andersdenkende einsetzte, gelang es den Nationalsozialisten, in einer manipulierten Volksabstimmung die Mehrheit für den Anschluß zu gewinnen. Diesem Druck beugten sich auch viele Österreicher, die Hitlers Ziele nicht durchschauten. Zu jener Zeit gab es in Österreich 800.000Arbeitslose und viele arbeitslose Österreicher erhofften sich durch den Anschluß an Deutschland Arbeit. Während immer 4 mehr Österreicher ins KZ Dachau verschleppt wurden und sich die ersten illegalen Widerstandsgruppen bildeten, entfaltete sich der Antisemitismus auf der Straße. Der rassistische Antisemitismus führte zunächst dazu, daß in der sogenannten Reichskristallnacht, am 9. November 1938, Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt und zerstört, später dann Zehntausende jüdische Mitbürger unseres Landes in Massentransporten in Konzentrationslager gebracht und die meisten von ihnen schließlich im Zuge der „Endlösung der Judenfrage" in Auschwitz und anderen Vernichtungslagern gemartert und ermordet wurden. 1 n Steyr begann bereits 1938 der organisierte Widerstandskampf. Eines der ersten Volks - gerichtsverfahren gegen österreichische Antifaschisten dürfte das gegen die Steyrer Widerstandsgruppe der KPÖ unter der Leitung der Funktionäre Alois Kisely, Ludwig Scheich! und Josef Blumenschein gewesen sein . Diese Gruppe wurde zur Last gelegt, daß sie sich ständig in einer Wohnung in der Waldrandsiedlung getroffen hätten, um die Sender Straßburg und Moskau abzuhören und über die Nachrichten zu diskutieren . Obwohl die meisten der Beschuldigten nicht einmal nachzuweisen war, daß sie die Informationen auch weiterverbreiten, wurden sie wegen „Vorbereitung zum Hochverrat" zu Gefängnisstrafen verurteilt. Diese erste Organisation war jedoch erst der Beginn des Widerstandskampfes. Da Steyr in der Rüstungsindustrie Hitlerdeutschlands eine große Rolle spielte, wu rden zahlreiche Arbeiter aus dem Militärdienst zurückgeholt, weil man sie angesichts der tausenden ausländi - schen Zwangsarbeiter dringend für die Rüstungsindustrie benötigte. Dieses Foto aus dem Jahr 1942 zeigt Steyrer Wassersport/er vor dem Bootshaus der Steyr-Werke, dem heutigen ATSV-Bootshaus. Widerstandskämpfer marschieren, durch das Hakenkreuz-Leiber/ getarnt, am Ufer der Enns.

Alois Kisely wurde sechs Monate lang im Gestapo-Gefängnis in Wien gefoltert: Er ließ sich lieber zu Tode prügeln als daß er einen Namen seiner Mitkämpfer preisgegeben hätte. Die Steyr-Werke wurden damals dem berüchtigten Hermann Göring-Konzern angeschlossen. Steyr arbeitete neben der Waffenproduktion auch für die Messerschmitt-Werke, wobei für die Flugzeuge Motore hergestellt wurden. D ie Steyrer Widerstandsbewegung arbeitete im Dreiersystem. Es wurden Flugblätter hergestellt und verteilt, Gelder für die Unterstützung der Familien von Verhafteten gesammelt. Eine wicht ige Arbeit bestand darin , Verbindung mit ausländ ischen Arbeitskräften aufzunehmen und diese Verbindungen auszubauen sowie KZ-Häftl inge mit Medikamenten, Essen und Informationen zu versorgen. Schon im Jahr 1939 werden zwei Steyrer NaziGegner, Alois Kisely und Hans Brandtner, verhaftet, Kisely stirbt unter der Gestapo-Folter in Wien und Brandtner im Konzentrationslager Mauthausen. 1942 wurde eine größere Gruppen der illegalen Steyrer Widerstandsbewegung verhaftet, und am 23. Mai 1944 die Steyrer Kommunisten Johann Palme, Johann Riepl, Anton Ulram, Franz Draber, Josef Bloderer und der KPÖ-Bezirksobmann Karl Punzer zum Tode verurteilt. Adalbert Schwarz, Ton i Koller und Josef Petinger, die ebenfalls der Kommunistischen Widerstandsbewegung angehörten wurden 1942 verhaftet, gefoltert, abgeurteilt und Toni Koller und Josef Petinger 1944 in München hingerichtet. Franz Draber und Josef Bloderer gelang die Flucht aus der Todeszelle, Karl Punzer wur5 de dabei wieder verhaftet und am 5. Dezember 1944 zusammen mit Johann Palme, Johann Riepl und Anton Ulram in München-Stadelheim hingerichtet. Die Rot-Kreuz-Schwester Herta Willy Gruber wurde zum Tode Schweiger wurde bereits bei verurteilt und in Wien entVerhören zu Tode gefoltert. hauptet. Kurz vor dem Ende der Naziherrschaft werden noch Ferdinand Sigmund, Otto Pensl , Bertl Konrad und Johann Buchholzer auf besonderen Befehl des Gauleiters Eigruber im Konzentrationslager Maut - hausen ermordet. Fritz Derflinger wurde zum Tode verurtei lt und am 1. Mai 1945 in Treffling bei Fritz Derflinger Linz mit anderen Widerstandskämpfern erschossen. Von welcher Standhaftigkeit die eingekerkerten Kommunistinnen und Kommunisten waren , geht schon daraus hervor, daß die Wege der illegalen Verbindungen , die von Steyr in die verschiedensten Gebiete führten, die Gestapo trotz Anwendung brutalster Foltermethoden, nie erfahren hat. Man müßte noch viele Steyrerinnen und Steyrer anführen, die für ihren Kampf für die Befreiung unserer Heimat auf Jahre ins Konzentrationslager und ins Gefängnis kamen sowie auf das brutalste behandelt wurden . Stellvertretend für sie sind Hans Kahlig, Franz Starnberg , Prok. Max Petek, Franz Stingl, Willi Studener und Anton Leitner zu erwähnen. Für sie kam erst die Freiheit, nachdem der Hitlerfaschismus im Mai 1945 geschlagen wurde und der zweite Weltkrieg endete. Der antifaschistische Widerstan~_ darf nicht vergessen werden. Die illegale KPO in Steyr hat im Kampf gegen das Nazi-Regime und für die Freiheit Österreichs eine bedeutsame Arbeit geleistet. Schwer sind auch die Opfer der Steyrer KPÖ die sie in diesem Kampf bringen mußte.

Mit dem Abbruch der Elendsquartiere in Steinfeld wurde begonnen . Die Initiative ging von der KPÖ Steyr aus. Seit Jahren verlangten wir die Beseitigung der Elendsquartiere im sogenannten „Laubengang" in unmittelbarer Nähe des Landeskrankenhauses Steyr. Bereits unter Bürgermeister Heinrich Schwarz haben wir die Verhältni sse im Steyrer Slum aufgezeigt. Unser Sprecher im Gemeinderat, Otto Treml, verlangt den Abbruch und forderte von der Stadtgemeinde, daß auf di esem Areal in Wohnbau mit erschwinglichen Mieten errichtet wird und die bisherigen Bewohner in Gemeindewohnungen zu integrieren. Der Slum in Steyr würde sich dann auflösen. Bereits im Herbst 1997 wurden die Bewohnerinnen aus den Elendsquartieren, der ersten Baracke um- bzw. abgesiedelt, wobei die GWG der Stadt Steyr Wohnungen mit sozialen Mieten bereitstellte. Die Abbrucharbeiten der ersten Baracke erfolgte im Ende September 1997. Die Steyrer Kommuni sten sind für den Abbruch der letzten 1 ndsbaracke in Steinfeld und schlag n d r Stadtgemeinde Steyr die Errichtung eines sozialen Wohnbaus auf diesem Grundstück vor. ASYG Nach langen und zum Teil sehr heft ig geführten Diskussionen wurden Veränderungen im Rahmen des ASVG beschlossen , die sowohl für die derzeitigen Pensionsbezieher, vor allem aber für jene, die in den kommenden Jahren in Pension gehen, wesentliche Verschlechterungen mit sich bringen . Im folgenden möchten wir eine Übersicht über die wichtigsten Veränderungen in den nächsten Jahren geben und ziehen bereits jetzt daraus die Schlußfolgerung, daß allen noch im Berufsleben stehenden Kolleginnen und Kollegen zu empfehlen ist, sich rechtzeitig über die Neuerungen zu informieren bzw. sich beraten zu lassen . 1. Jänner 1998 • Erhöhung der Pensionen um 1,33 Prozent. • Das faktische Pensionsalter soll angehoben werden, was ab sofort einen erschwerten Zugang zu den ,,Frühpensionen" bedeutet. • Erleichterung bei Inanspruchnahme der Gleitpension (weniger Beitragsjahre) • Begünstigte Weiterversicherung für pflegende Personen, welche Pflegebedürftige ab Pflegestufe 5 betreuen. • Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage. • Senkung der Anrechnung des fiktiven Ausgedinges. • Versicherung für geringfügig beschäftigte (weniger als 3.830 Schilling brutto im Monat), die freiwillig Beiträge zur Kranken- und Pensionsversicherung zahlen können. • Versicherungspflicht für alle Erwerbstätigen (Werkverträge). 1. Jänner 2000 • Neuordnung des Steigerungsbetrages in der Pensionsversicherung (2 Prozent der Bemessungsgrundlage pro Versicherungsjahr. • Abschläge für „Frühpensionisten" - 2 Prozent pro Jahr, wenn Frauen vor Vollendung des 60. und Männer vor Vollendung des 65. Lebensjahres in Pension gehen. • Erhöhung der Bemessungsgrundlage für Kindererziehungszeiten (statt bisher 6.500 Schilling gilt der Richtsatz der Ausgleichszulage). 6 DIE LINKE ALTERNATIVE Um die Pensionsleistungen auch in Zukunft zu sichern, bedarf es dreier Voraussetzungen: ► Mehr Arbeitsplätze durch mehr öffentliche Investitionen und allgemeine Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnverlust. Mehr Arbeit heißt mehr Beiträge. ► Abschöpfung der Rationalisierungsgewinne: Wer mehr Gewinn durch Arbeitsplatzvernichtung macht, soll eine WertSchöpfungsabgabe zahlen. ► Kein Kopfsprung in die Euro-Einheitswährung, denn sie bedeutet Kürzung der öffentlichen Investitionen, Sozialabbau und Ausweitung der Arbeitslosigkeit. Lieber feste Wechselkurse als sozial unverträgliche Einheitswährung. Blick von der Ennsleite auf die Bahnhofüberbauung. Die Verkehrsdrehscheibe-Bahnhofüberbauung kostet 137 Millionen Schilling und wird bis Ende des Jahres fertig sein.

m1n0J!J@ KPÖ gedenkt NcL•I___.......... 1 n einer Gedenkrede würdigte Siegfried Vratny, Vorsitzender des KPÖ-Bezi rksvo rstan des Steyr, in der letzten Vorstandss itzung anläßl ich der bevorstehenden 60. Wiederkehr des Jahrestages der Annexion Öster - re ichs die Opfer des Faschismus. Siegf r ied Vratny erinnerte an das gewaltsame Ende der Demokratie in Österreich im Jahre 1934 und beleuchtete die Hintergründe, die am 12. März 1938 zur Besetzung Öster- Karl Punzer, KPÖ-Bezirksobmann, am 5. Dezember 1944 enthauptet. reichs durch HitlerDeutschland geführt hatten. Vratny unterstrich die historische rolle der Widerstandskämpfer in der Region Steyr und in den Steyr-Werken, die sowohl von der nazistischen Gestapo ermordet als auch in den Konzentrati onslagern der SS zugrunde gegangen sind. Im Stadtteil Münichholz, so Vratny, erinnern uns daran jene Straßen, die die Namen von mutigen Steyrer Antifaschisten tragen, wobei er vor allem Karl Punzer, den Obmann der illegalen KPÖ und Herta Schweiger, eine tapfere Kommunistin erwähnte, die ihr junges Leben für die Wiedergeburt und die Freiheit Österreichs gegeben hatten. Gedenktafel in der Strafanstalt Garsten Bereits in den ersten Tagen nach der Besetzung im März 1938 wanderten viele Österreicherinnen in die Gefängnisse oder wurden ermordet. In der Strafanstalt Garsten wurde Strafanstaltsdirektor Othmar Bereiter, letzter Obmann des Christl ich-deutsche Turnvereines Garsten , bereits am 13. März 1938 abends von der Gestapo verhaftet. In der Nacht vom 14. auf den 15. März 1938 wurde Othmar Bereiter bei seinem Transport vom Steyrer Pol izeigefängnis nach Linz von der SS ermordet. 7 Gedenken an die Opfer des Februarkampfes 1934 Am Mahnmal für die Opfer des 12. Februar 1934 auf der Ennsleite und an der Grabstätte von Josef Ahrer im Urnenfriedhof legten Vertreter der KPÖ Kränze nieder. Als ehemalige Kämpfer in den Reihen des Republikanischen Schutzbundes sprachen Alois Zehetner und August Rakowetz über den ungleichen Kampf zwischen Militär, Heimwehr und des Schutzbundes. Bei den Kämpfen am 12. und 13. Februar 1934 wurden die Schutzbündler Hans Buchmayr, Rudolf Meierzedt, Karl Havl icek, Heinrich Maurer, Johann Weiss, Gustav Hilber, Franz Valenta, Alois Seitlinger, Alois Schöppl und Alfred Predl erschossen. Besonders tragisch war die Ermordung des 26-jährigen Josef Ahrer. JosefAhrer Nach der Niederlage der Arbeiter wütete die „christliche" Regierung mit Gal - gen, Erschießungen und Kerker gegen die Schutzbündler. Durch ein Standgericht wurde Josef Ahrer unschuldig zum Tode verurteilt und am 17. Februar 1934 im Gefängnishof in der Berggasse gehenkt. Die Helden der Arbeiterbewegung des 12. Februar 1934 fielen im Kampf gegen Kapital, für Freiheit, Demokratie und Sozialismus.

<i3 .0 ::, .c C 0 I 0 0 LL Notarztwagen hat sich bevvährt E s ist in der Stadt Steyr und in den ■ Umlandgemeinden bekannt , daß der ehemalige Sprecher der KPÖ im Gemeinderat der Stadt Steyr, Otto Treml, viele Jahre für die Anschaffung und Einsatz eines Notarztwagens für die Region Steyr mit rund 100.000 Einwohnern gekämpft hat. Seit Dezember 1989 / gibt es in Steyr einen Notarztwagen und / ein Notarzt-Team. 1 - D er beim Landeskrankenhaus Steyr stationi erte Notarztwagen wurde in diesen acht Jahren zu über 10.000 Einsätzen gerufen, dab i wurden 200.000 km zurückgelegt. Am 1. Dezember 1989 wurde der erste Notarztwagen seiner Bestimmung übergeben. Im Bild v.l. n. r.: Vielen Menschen in un er r R gion konnte d bei das L bon g rellel werd en. Di insätz dokum nlieron den Trend der modernen Notfall - medizin : Bei lebensbedrohlichen Situationen muß so rasch wie möglich der Arzl mit dem NAW zum P ti ent n kommen, um die lebensrettenden Sofortmaßnahmen einleiten zu können . Es zeigt sich auch in Steyr, daß durch den Einsatz eines Notarztwagens Patienten am Leben erhalten und schwere Folgeschäden der Patienten vermindert werden können . Notfallsanitäter, daneben Otto Treml, Vize-Bgm. Karl Holub, Univ. Prof. Prim. Dr. Gunter Kleinberger, Bürgermeister Heinrich Schwarz und ganz rechts Rot-Kreuz-Präsident O.Ö. Starzer. 10.000 NAW Einsätze ----1 Anfang Jänner wurde ein neuer Notarztwagen seiner Bestimmung übergeben. Univ. Prof. Prim. Dr. Volker Draxler, Leiter des Anästhesieinstitutes und leitender Notarzt erinnerte in seiner Rede bei der NAW-Übergabe an die Unterstützung durch Stadt- und Landespolitiker, besonders von Otto Treml und an das Verdienst seines Vorgängers als leitender Notarzt Univ. Prof. Prim. Dr. Gunter Kleinberger, der das Notarztsystem schuf, und daß mit 1. Dezember 1989 in Steyr der Notarztwagen seinen Betrieb aufnahm. 8 Wir sind für Sie da: Dienstag 9.30-11.00 Uhr Donnerstag 9.30 - 11.30 Uhr Büro: KPÖ-Vorstand Steyr Johannesgasse 16 Telefon o 72 52 / 5 31 79

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