Vorwärts Nr. 4, 29. Jahrgang, Oktober 1996

FRANZ DRABER IST TOT Einer der tapfersten Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime ist gestorben. Franz Draber, Vorsitzender des KZVerbandes Steyr, Mitg lied des Landesvorstandes und langjähriger Funktionär der KPÖ ist am 28. August nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 83 Jahren gestorben. Franz Draber war eine der markantesten Gestalten des österreich ischen Widerstandes. Er war schon als Jugendlicher zur Arbeiterbewegung gestoßen. Sein politischer Weg begann in der Sozialistischen Arbeiterjugend und führte 1934 in die Reihen der KPÖ. Schon vor dem Einmarsch der Hitler-Truppen engagierte sich Draber gegen den Nazi-Wahnsinn. Gemeinsam mit Karl Punzer und Josef Biederer organisierte Draber die Wi - derstandsbewegung in Steyr. Es wurden in der Werks-Sportbewegung und im Steyr-Werk selbst illegale Kampfgruppen der KPÖ aufgebaut und Gelder für die Angehörigen von inhaftierten Widerstandskämpfern gesammelt. Mit ihrer Überzeugunskraft gewannen sie Mitkämpferinnen, schulten sie zu mutigen und standhaften Kämpfern gegen die faschistische Gewaltherrschaft und Krieg, für ein freies demokratisches Österreich. Im September 1942 verhafteten Gestapo-Männer Franz Draber, den gelernten Werkzeugschlosser, an seinem Arbeitsplatz im Steyr-Hauptwerk. Die Gestapo wollte von Draber Namen erfahren. Sie prügelten und folterten ihn, aber sie erreichte nicht, was sie erre ichen wollte. Draber blieb trotz der Folter im GestapoKeller standhaft. Schließlich wurde er im Februar 1943 mit seinen Kampfgefährten in das Gefangenenhaus Stadlheim in München überstellt. Am 24. Mai 1944 wurde der 31-jährige Franz Draber und die SteyrWerksarbeiter Karl Punzer (32), Josef Biederer (30) , Johann Palme (23) , Johann Riepl (44) und Anton Ulram (23) vom Volksgerichtshof in München zum Tod durch das Fallbeil verurteilt. Das Del ikt: ,,Vorbereitung zum Hochverrat durch das Bestreben, die Ostmark vom Reiche loszurei Ben". 200 Tage und Nächte saß Draber in der Todeszel le, aus der er mit Punzer und Biederer mit tollkühner Unerschrockenheit, einen Tag vor der angesetzten Hinrichtung, am 30. November 1944 ausbrach . Karl Punzer wurde wieder gefaßt und in die Todeszelle zurückgebracht. Er wurde am 5. Dezember 1944 zusammen mit Palme, Riepl und Ulram hingerichtet. Draber und Biederer konnten entkommen. Draber gelangte in einem achttägigen Gewaltmarsch im Alleingang bis in die Nähe von Steyr und blieb bis Kriegsende im Untergrund. Nach der Befreiung im Jahre 1945 arbeitete Draber mit, die Stadt wieder aufzubauen . Im Juli 1945 trat er in den Dienst des Magistrates Steyr und war dort bis zu seiner Pensionierung als Kanzleirat in der Liegenschaftsverwaltung tätig. Zeit seines Lebens war der Verstorbene politisch für die KPÖ und andere fortschrittliche Organisationen aktiv, so war er viele Jahre auch Bezirksobmann des KZ-Verbandes. Franz Draber war als Repräsentant des KZ-Verbandes Steyr, als KPÖFunktionär, als Zeitzeuge und Vortragender, eine weit über seine Partei hinauswirkende Persönlichkeit, die wie kaum ein anderer für einen kämpferischen Antifaschismus, Freiheit und Fortschritt stand. Die letzten Jahre seines Lebens waren für ihn eine anstrengende Zeit. Er schränkte seine pol itische Tätigkeit nicht ein , sondern verstärkte sie sogar. Er übernahm weiter Vorträge über Zeitgeschichte in Schulen und sprach mit Schülern über seine Erlebnisse als junger Mensch. Mit Franz Draber verliert die KPÖ und damit die Arbeiterbewegung sowie die Stadt Steyr eine herausragende Persönlichkeit. Als Anerkennung seiner Verdienste wurde er mit dem Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich in Silber und dem Ehrenabzeichen der KPÖ in Gold ausgezeichnet. Mit dem Tod von Franz Draber erleiden der Bezirk Steyr und die Landesorganisation Oberösterreich einen schweren Verlust. Unser Mitgefühl gil t seiner Frau Erna, dem Sohn Franz und der Tochter Ingrid, sowie allen Familienangehörigen. Wir werden Franz Draber stets ein ehrendes Gedenken bewahren. (Aus der Trauerrede von Otto Treml bei der Verabschiedung von Franz Draber am 4. September in der Feuerhalle der Stadt Steyr) - 7 -

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