Vorwärts Nr. 2, 29. Jahrgang, Juni 1996

wenn sie etwas gewußt hat - was hat sie dagegen unternommen? Natürlich hat die KPÖ davon gewußt. Sie wußte nicht nur, daß sie ausspioniert wurde, sie entdeckte auch diesen und jenen Spitzel innerhalb und außerhalb der Partei und kappte ihre Beziehungen zu solchen Leuten. Es gab aber gröbere Beweise für die Umtriebe gegen sie im Einvernehmen mit den "westlichen" Besatzungsbehörden: Serien von Einbrüchen in Parteilokalen mit Diebstählen von Karteien und Sitzungsprotokollen usw. Was hätte die KPÖ gegen diese Umtriebe tun können? Es war nicht einmal einfach für sie, in ihrer Presse lauten Protest einzu legen - denn allein schon der herrschende antikommunistische und antisowjetische Psychoterror und der Druck in den Betrieben und Dienststellen schüchterte viele Mitglieder und Anhänger ein. Sie wollte und konnte nicht einmal bei Einbrüchen, die ihr wohlbekannten tieferen zusammenhänge und Hintergründe aufdecken, ohne die Einschüchterung zu verstärken! Der Oktoberstreik 1950 Tweraser schildert als den "Ernstfall" den Oktoberstreik von 1950 gegen den Vierten Lohn- und Preispakt. An diesem Streik waren die oberösterreichischen Großbetriebe führend beteiligt. Doch die US-Besatzungsbehörden hielten sich zunächst zurück; sie August Moser wäre 100 Jahre Ein Leben für die Arbeiterbewegung Österreichs Der bekannte Pionier der Steyrer Arbeiterbewegung August Moser wurde am 22. April 1896 in Wels-Lichtenegg geboren , kam bereits als junger Bau - und Kunstschlosser 1914 in die Waffenfabriks-AG in Steyr. In den Steyr-Werken war er 1916 zum Vertrauensmann seiner Abteilung gewählt worden , 1923 wurde er Betriebsrat (bis 1934) , ab 1926 war er Vorsitzender desArbeiterbetreibsrates. In den Jahren 1920 bis 1934 war Moser in der Nachbargemeinde St. Ulrich sozialdemokratischer Gemeinderat , zwischen 1917 bis 1934 war er Mitglied der Bezirksleitung von Steyr und Leitungsmitglied des Republikanischen Schutzbundes, Vorstandsmitglied der Bezirksund später der Landeskrankenkasse und seit 1933 Mitglied des Parteirates der Sozialdemokratischen Partei Österreichs . Gleichzeitig gehörte er der Landesleitung der Metallarbeitergewerk schaft von Oberösterreich, ab 1933 dem Zentralvorstand an. Am 12. Februar 1934 ist August Moser einer der maßgebenden Organisatoren des Kampfes gegen Heimwehr - faschismus und Dollfuß-Diktatur, die in der Stadt Steyr besonders grausam gewütet haben. August Moser mußte, als der heldenhafte Kampf der österrei - chischen Arbeiter zusammengebrochen war, in die Tschechoslowakei flüchten, wo er die Konsequenzen seines bisherigen politischen Lebens zog und Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs wurde. Von Prag ging Moser gemeinsam mit dem oö: Sozialistenführer Richard Bernaschek in die Sowjetunion, kehrte dann, obwohl steckbrieflich verfolgt, wieder nach Österreich zurück, um am Aufbau der illegalen freien Gewerkschaften mitzuarbeiten. Im Jahre 1937 entging er nur knapp einer bevorstehenden Verhaftung, und ließ sich , nach Zwischenstationen in Prag , Paris und Oslo , 1939 in Schweden nieder, wo er als Schlosser bis 1945 arbeitete. In Schweden war er der Initiator der Freien Österreichischen Bewegung, der auch Dr. Bruno Kreisky angehörte. 1945 kehrte Gustl Moser vom Exil in Schweden nach Steyr, zu seiner Frau Maria und Tochter Auguste zurück. Mosers politische und gewerkschaftliche Tätigkeit nach 1945: Moser war Mitglied der Gründungsversammlung der oö. Arbeiterkammer und deren Vizepräsident in der 1. Funktionsperiode, durch 25 Jahre Arbeiterkammerrat (1946 bis 1971) , Sekretär der Gewerkschaft der Metall - und Bergarbeiter (1946 bis 1950) in Steyr, Gemeinderat der Stadt Steyr (durch 25 Jahre) und durch zwei Funktionsperioden Stadtrat. Bis 1950 war er Mitglied des Zentralvorstandes der Gewerkschafter der Metall- und Bergarbeiter. In der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) war er von 1945 bis 1970: Bezirksobmann in Steyr, Mitglied der Landesleitung Oberösterreichs und Mitgl ied des Zentralkomitees. August Moser, der Pionier der Steyrer Arbeiterbewegung , erhielt hohe Auszeichnungen für das unermüdliche Wirbefahlen nicht die für diesen "Ernstfall" (handelte es sich doch um einen "Putschversuch der KPÖ zwecks Errichtung einer Volksdemokratie"!) vorgesehenen Verhaftungen. Sie konnten die "Rettung Österreichs" schon ihren Vertrauensmännern in der Wiener Regierung und dem kleinen Mussolini an der Spitze des ÖGB überlassen. Neben Maiden hatte auch er seinen TV-Auftritt als die Geschichte mit den (für den "Ernstfall" angelegten) geheimen Waffenlagern und den aus alten Nazis rekrutierten "Partisanen" aufgekommen war. Da konnte er sich mit dem Waffenlager brüsten, das er in seinem Büro in der Gewerkschaft angelegt hatte... Das waren Zeiten! Keine schönen zwar - aber lehrreiche! August Moser ken im Dienste der Arbeiterbewegung , für die er ein Leben lang gewirkt , gekämpft , gelitten und geopfert hat, für die er eingesperrt wurde und in die Emigration gehen mußte. In der Stadt Steyr ist die Straße zwischen Ennser- und Steinerstraße nach August Moser benannt. Moser war Inhaber der Ehrenmedaille für die Befreiung Österreichs vom Faschismus , der Ehrenmedaille der Stadt Steyr sowie des goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich, der Ehrennadel in Gold „für die Verdienste um die Freundschaft der Völker" und hoher Auszeichnungen des Österreichischen Gewerkschaftsbundes sowie der Kommunistischen Partei Österreichs. Der beliebte, mutige Arbeiterfunktionär starb 90jährig am 7. Oktober 1986. Er ist im Urnenfriedhof der Stadt Steyr, in unmittelbarer Nähe des nach den Februarkämpfen 1934 unschuldig zum Tode verurteilten Sozialisten Josef Ahrer, beigesetzt.

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