Vorwärts Nr. 3, 28. Jahrgang, August 1995

STRASSENNAMEN ALS ZEUGEN DER ZEIT Im Juli 1945 beschloß der Gemeinderat von Steyr-Ost die Umbenennung der Straßen im Stadtteil Münichholz nach Widerstandskämpfern und Opfern des Faschismus. Auf Vorschlag der Kommunistischen Partei beschloß der Gemeinderat der Stadt Steyr am 19. Juli 1946 mit den Stimmen der SPÖ, ÖVP und KPÖ, die Benennung nachstehender Straßen in Münichholz: Dr. Alfred Kla(h)r-Straße Oskar Großmann-Straße Franz Sebek-Straße Leo Gabler-Straße Willi Frank-Straße Ferdinand Straßer-Hof Erwin Puschmann-Straße Paulus Wörndl-Platz Sepp-Ahrer-Straße Sie erhielt den Namen nach dem im Verlaufe der Februarkämpfe 1934 im Gefangenenhaus-Berggasse hingerichteten Sepp Ahrer. Wie in anderen Städten wurde nach den Ereignissen des 12. Februar auch in Steyr von den Siegern ein Exempel statuiert . Die Wahl fiel auf den 26-j ähr igen Arbe its losen Josef Ahrer. Er wurde aufgrund einer erwiesenermaßen falschen Zeugenaussage wegen Mordes zum Tode verurteilt und am 17. Februar 1934 hingerichtet. Hans-Buchholzer-Straße Die Straße wu rde nach dem Widerstandskämpfer und Funktionär der illegalen KP, Hans Buchholzer, benannt. Buchholzer wurde im Konzentrationslager Mauthausen ermordet. Fritz-DerfIinger-Straße Der am 23. Februar 1900 geborene Fritz Derflinger stellte sich als klassenbewußter Arbeiter 1934 in den Kampf um die Erhaltung der Ersten Republik. Auch nach der Okkupation Österreichs im Jahre 1938 erlitt seine Tätigkeit keine Unterbrechung. Er wurde Organisator und Mitarbeiter der illegalen Freiheitsbewegung . Im Herbst 1944 verhaftet, wurde Derflinger am 19. April 1945 zum Tode verurteilt, und am 1. Mai, wenige Tage vor der Befreiung, erschossen. Willi-Frank-Straße Der im Jahre 1909 in Wien geborene Willi Frank war von Beruf Schlos$er und gehörte 1938 dem Zentralkomitee der KPÖ an. Von den 23 Mitgliedern des Zentralkomitees sind 12 im Kampf gegen den Faschismus gefallen , unter ihKarl Marx-Hof Giacomo Matteotti-Hof Herta Schwaiger-Straße Karl Punzer-Straße August Hilber-Straße Sepp Ahrer-Straße Hans Wagner-Straße Will i Gruber-Straße nen Leo Gabler, Dr. Alfred Klahr, Ferdinand Strasser, Erwin Puschmann , Franz Sebek und Oskar Großmann . Im Jahre 1941 flüchtete Frank in die UdSSR. Später meldete er sich beim Österreichischen Freiheitsbataillon in Jugoslawien und fand im Verlauf eines Gefechtes gegen einen SS-Verband im Jahre 1944 den Tod. Leo-Gabler-Straße Der am 11 . Mai 1908 in Wien geborene Lederarbeiter Leo Gabler wurde im Verlauf der Februarkämpfe des Jahres 1934 verhaftet und in ein Anhalte lager gebracht. 1937 ging er ins Ausland, kehrte im Mai 1941 illegal in seine Heimat zurück und sch loß sich der österreichischen Widerstandsbewegung an . Schon im Oktober des gleichen Jahres wurde Gabler verhaftet und in das Wiener Gestapogefängnis am Morzinplatz eingeliefert. Im Juni 1943 wurde er zum Tode verurteilt und im folgenden Monat hingerichtet. Seine letzte Ruhestätte befindet sich im Wiener Zentralfriedhof. Oskar-Großmann-Straße Der am 6. Februar 1903 in Tepl itz geborene Oskar Großmann übernahm im Jahre 1921 die Leitung des KJV und war 1930 als Redakteur der "Roten Fahne" im Ausland, und zwar in der CSSR, UdSSR und in Frankreich für Österreich tätig. Nach Kriegsausbruch übernahm er die Führung der in Frankreich lebenden Gruppen von Österreichern und rief eine Widerstandsbewegung gegen Hitler ins Leben, wobei er bei einer Aktion verunglückte und sein Augen licht verlor. Von der Gestapo verhaftet, starb er bei der Fritz Derflinger-Straße Otto Pensl-Straße Bertl Konrad-Straße Hans Buchholzer-Straße Josef Rohrauer-Straße Robert Koch-Straße Alfons Petzolt-Straße Franz Schuhmeier-Straße Einvernahme in der Gestapo-Zentrale in Lyon. Willi-Gruber-Straße Gruber wurde am 14. Jänner 1920 in Steyr geboren und war von Beruf kaufmännischer Angestellter in den SteyrWerken . Während der Zeit des Dritten Reiches erregte er durch seine freiheitliche Auffassung den Verdacht der Gestapo, wurde schl ießlich verhaftet, nach monatelanger Haft zum Tode verurteilt und am 19. September 1944 im Landesgericht in Wien hingerichtet. August-Hilber-Straße Sie ist nach dem am 20. August 1908 geborenen August Hilber benannt. Hilber, von Beruf Elektriker und in den Steyr-Werken beschäftigt, war Mitglied des Republi kanischen Schutzbundes. Im Verlaufe der Februarkämpfe des Jahres 1934 ist er bei der Verteidigung der Ennsleite im Hause Schosserstraße 1 im Kampf für die Demokratie gefallen. Dr. Alfred-Kla(h)r-Straße Dr. Alfred Klahr, geboren am 16. September 1904, besaß leitende Funktionen in der KPÖ. Als im März 1938 die deutschen Truppen in Österreich einmarschierten, ging er ins Ausland. Zweimal konnte er in den folgenden Jahren aus Konzentrationslagern entfliehen und schloß sich schließlich einer Partisanentruppe an. Im Kampfe gegen eine SSPatrouille fand er den Tod. Bertl-Konrad-Straße Konrad, geboren am 31. Dezember 1898 in Steyr, war von Beruf Werkzeugschlosser und in den Steyr-Werken beschäftigt. Seit seiner Jugend war er als

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