Vorwärts Nr. 3, 28. Jahrgang, August 1995

KRAFTWERKSBAU IM ENNSTAL DANK Dr. Bertram Perz Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien Der oberösterreich ische Zentralraum Linz-Wels-Steyr wurde während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft zu einem großen Rüstungszentrum ausgebaut. Für die großen neuen Industriebauten, vor allem das Hütten- und Stahlwerk der Reichswerke Hermann Göring in Linz, der Linzer Stickstoffwerke sowie die neuen Betriebsstätten der SteyrDaim le r-Puch AG, mußten die Energieversorgungskapazitäten entsprechend ausgebaut werden . Neben dem Bau kalorischer Kraftwerke wurde vor allem die Nutzung der Wasserkraft forciert. Die energetische Erschließung der Enns wurde 1941 /42 mit den Bauvorhaben der Staustufe Staning, Mühlrading, Ternberg und Großraming begonnen . Bei allen Großbauten der Energiewirtschaft waren, so wie auch bei anderen Industriebauten, aus ländische, vorwiegend zwangsweise rekrutierte Arbeitskräfte und Kriegsgefangene eingesetzt. Der massenhafte Einsatz von Zwangsarbeitern sollte Abhilfe bei der durch die Einberufung zur Wehrmacht entstandenen Arbeitskräfteknappheit schaffen. Ab 1941 /42 wurden auch KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie und bei Großbauvorhaben eingesetzt. Zu Großraming : Der Bau des Kraftwerkes Großraming durch die Kraftwerke Oberdonau AG begann im September 1942. Vier Monate später, am 14. Jänner 1943, wurden die ersten 300 Häftlinge aus dem KZ Mauthausen nach Großraming überstellt. Die Häftlinge wurden in einem neu errichteten Lager direkt neben der Baustelle, bestehend aus 14 Baracken , untergebracht. Lagerleitung und Wachmannschaften wurden von 25 SS-Angehörigen des KZ Mauthausen gestellt. Das Lager Großraming unterstand als Außenlager dem KZ Mauthausen. Später wurde in Diepoldsau ein Unterlager des KZ Großraming eingerichtet. Bis Mitte 1944 waren ca. 800 , danach bis zu 1017 Häftlinge an der Baustelle eingesetzt. Die Häftlinge stammten aus vielen verschiedenen Ländern . Die größte Gruppe bildeten die Jugoslawen, daneben gab es größere Gruppen deutscher, österreichischer, tschechischer und spanischer Häftlinge. Mit der kriegsbedingten Einstellung des Bauvorhabens Kraftwerk Großraming am 28. August 1944 wurden die Häftlinge nicht mehr benötigt und das Lager aufgelöst. 1011 Häft linge wurden am 29. 8. 1944 nach Mauthausen rücküberstellt. Nach der Totenstatistik der SS kamen im KZ-Außen lager Großraming insgesamt 221 Häftlinge ums Leben . Die Häftlinge starben an den Folgen von Unterernährung, schwerer Arbeit, Erschöpfung und Terror der SS. Kranke, entkräftete und somit arbeitsunfähige Häftlinge wurden laufend nach Mauthausen zurückgeschickt und gegen neue Häftlinge eingetauscht. So wurden allein im Jahr 1944 über 431 Häftlinge nach Mauthausen zurückgeschickt. Zu Ternberg : Der Bau der Staustufe Ternberg durch die Reichswerke Hermann Göring begann im Oktober 1941 . Neben ausländischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen wurden auch KZ-Häftlinge beim Bau des Kraftwerkes eingesetzt. Nach neuesten Erkenntnissen wurde das Lager Ternberg am 15. Mai 1942 -- W ir möchten uns auf d iesem Wege bei den Leserinnen und Lesern für die übermittelten Druckkostenbeiträge für die Gedenkschrift bedanken . Die "Vorwärts" -Redaktion und nicht wie bisher angenommen, Anfang 1943 eingerichtet. Mehrere hundert vorwiegend spanische KZ-Häftlinge wurden aus dem aufgelösten KZ-Außenlager Vöcklabruck nach Ternberg überstellt. Die Zahl von 400 Häftlingen bl ieb bis zur Auflösung des Lagers nahezu konstant. Die Häftlinge waren in einem Barackenlager untergebracht und wurden von SS-Männern bewacht. Mit der kriegsbedingten Einstellung des Bauvorhabens Kraftwerk Ternberg im Herbst 1944 wurde das Lager aufgelöst. Am 18.9. 1944 wurden die 395 im Lager Ternberg festgehaltenen Häftlinge in das KZ Mauthausen gebracht. Insgesamt sind mindestens 10 Häftlinge in diesem Lager ums Leben gekommen. Ebenso wie in Großraming wurden arbeitsunfähige Häftl inge laufend in das Hauptlager Mauthausen zurückgebracht und gegen neue Häftlinge ausgetauscht. GEDENKSTATTE DER OPFER DES FASCHISMUS AM TRUP- .. PENUBUNGSPLATZ TREFFLING Gedenkstätte der Opfer des Faschismus am Rande des Truppenübungsplatzes Treffling Eine Abordnung der KPÖ Steyr, an der Spitze Bezirksobmann Siegfried Vratny, legte zum Gedenken an den heldenhaften Kampf der Widerstandskämpfer einen Kranz am Gedenkstein nieder. Dieses Mahnmal für die Opfer des Faschismus wurde vor fünf Jahren am Rande des Truppenübungsplatzes in der Gemeinde Engerwitzdorf von Bundesp räs ide nt Dr . Kurt Waldhe im und Landeshauptmann Dr. Ratzenböck enthü llt. Am 1. Mai 1945 wurden wen ige Tage vor dem Ende des Weltkrieges 18 oberöstE;rreichische Widerstandskämpfer aup Peilstein - Freistadt - Linz und Steyr erschossen. Darunter die Kommunisten Fritz Derflinger aus Steyr und Willibald Thal l inger, Josef Grillmayr, Karl Hehenberger und Zäzil ie Zinner aus Linz.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2