Vorwärts Nr. 4, 27. Jahrgang, Dezember 1994

LAND EHRT KOMMUNISTEN Die oö. Landesregierung und der Landtag hat den Schriftsteller, unseren Freund und Genossen Prof. Franz Kain den Landeskulturpreis, den mit 150.000Sdotierten AdalbertStifter-Preis, zuerkannt. Franz Kain, Schriftsteller und Journalist wurde am 21. 1. 1922 in Bad Goisern geboren und gilt seit Jahrzehnten in Kennerkreisen als ganz feine Feder. Seine Werke: "Die Lawine", "Der Föhn bricht ein", "Die Donau fließt vorbei", "Der Weg zum Ödensee" , "Das Schützenmahl", "Das Ende der Ewigen Ruh". Verlegt wurden seine Werke anfangs in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), in Österreich wurde dem großartigen Erzähler lange Zeit Anerkennung verweigert. Der Grund war, Kain ist Kommunist. Franz Kain ist seit 1948 Mitglied der oö. Landesleitung der KPÖ, von 1969 bis 1983 Mitglied des Zentralkommitees der KPÖ, war Chefredakteurderoö. Tageszeitung "Neue Zeit " und von 1977 bis 1986 Gemeinderat der Stadt Linz, wo er den Mächtigen brillante Rededuelle lieferte . EHRUNGIM LANDHAUS Bei der Übergabe des Landeskulturpreises am 9. November 1994 in Linz sprach Prof. Franz Kain für die Geehrten, darunter auch der Steyrer Schriftsteller Erich Hackl, allgemein bekannt durch sein Buch: "Abschied von Sidonie". FRANZ KAIN dankte mit folgender Rede : Jeder Pflichterfüllung haftet etwas Strenges an, denn sie ist im Grunde genommen eine Überwindung von Ängsten, Bedenken, Zweifeln und Vorbehalten. Die Pflichtaber, heute den Juroren sowie Landesregierung und Landtag für die Zuerkennung und Ausschüttung der Landes-Kulturpreise zu danken, ist eine freudige, denn heute ist ein Festtag für uns alle. Die Vergebung der Kulturpreise ist nämlich auch ein Feiertag für das Bundesland Österreich ob der Enns, denn heute darf es sich von seiner besten Seite zeigen und kann gleichsam einen Sonntag mitten in die Woche setzen. Prof. Franz Kain, Schriftsteller Freilich haben es solche Feiertage an sich, daß nach ihnen wieder die Werktage kommen, die weniger glanzvoll sind. Auch in der Kultur stehen viele draußen vor der Tür. Was den Adalbert-Stifter-Preis betrifft, so ist er mit tiefem Respekt vor dem poetischen Genius unseres Landes verbunden. Kein Schriftsteller kann an diesem wuchtigen Denkmal vorübergehen, ohne direkt oder indirekt von ihm beeinflußt zu werden. Allerdings geht es dabei nicht um eine blinde Verehrung.Man muß sich durchaus davor hüten, ein unkritischer Epigone Stifters zu sein. Sein Werk und seine Gestalt sind beileibe noch nicht wirklich ausgelotet, denn die scheinbare Abgeklärtheit dieses Werkes ist nur die Frucht einer äuY3erst schwierigen Bändigung. Wichtiges bleibt immer aufs neue zu hinterfragen. Was mag etwa den Verkünder des sanften Gesetzes dazu bewogen haben, einen Roman über Maximilian Robespierre zu planen, just in einer Zeit, da dieser einen ausgesprcechen schlechten politischen Le,r mund hatte und es gar nicht opportun war, sich dieser Gestalt künstlerisch zu nähern? Und worauf spielt er, der wohlbestallte Beamte, wohl an, wenn er Johannes Kepler einen hier in Linz "Gekreuzigten" nennt, dessen Drama auch darin bestand, daß die Landstände höchst ungnädig darauf reagierten, daß er, anstatt die Landvermessung voranzutreiben, wofür er ja schließlich bezahlt wurde, daranging, die Gesetze des Himmels zu entdecken? Da mag man die große Ruhe des Stifter-Werkes bewundern, ebenso 1 notwendig.aber ist es, immer wieder auch in seine Widersprüchlichkeit einzukehren. In einem meiner Bücher habe ich geschrieben, daß der

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