Vorwärts Nr. 4, 27. Jahrgang, Dezember 1994

Erscheinungsort Steyr, Verlagspostamt 4400 Steyr, An einen Haushalt! P.b.b. 27. Jahrgang Dezember 1994 STADT STEYR WIRD IM- •• MER ARMER - POLITIKER IMMER REICHER Die Schulden der Stadt Steyr nähern sich der Milliardengrenze Durch den ungerechten Finanzausgleich geraten die Gemeinden, darunter auch die Stadt Steyr, immer mehr in die Zwickmühle und die Verschuldung nimmt weiter zu . Nach dem Motto "Den letzten beißen die Hunde" wälzt die SPÖ-ÖVP-Koaliti - onsregierung die Budgetsanierung und EU-Kosten auf die Gemeinden ab . 1995 können bereits 113, von insgesamt 445 Gemeinden in Oberösterreich Budget nicht mehr mit eigenen Mittein ausgleichen , das Land muß dafür 167 Millionen Schilling flüssig machen. Die Städte .und Gemeinden wälzen ihrerseits unter dem Druck von Bund und Land Belastungen im großen Stil auf die Bevölkerung ab. So müssen die Gemeinden vom Land festgelegte hohe Mindestgebühren bei Wasser und Kanal einheben, ansonsten erhalten sie keine Bedarfszuwendungen. 1995 sind nur mehr 37 Prozent der von Städten, Gemeinden und Sozialhilfeverbänden geforderten Finanzwünsche vom Land erfüllbar. Damit ist aber die soziale und ökologische Infrastruktur gefährdet. Und einer kommunalen Finanzkraft von 10.224 Schilling je Einwohner steht ein Schuldenstand von 9.557 Schilling gegenüber. LHStv. Fritz Hochmair verschweigt Grundproblem Das von Gemeindereferenten LHStv. Hochmair vornehm verschwiegene Grundproblem dieser Finanzmisere ist die ungerechte Verteilung der gemeinschaftlichen Bundesabgaben durch den Finanzausgleich. Aus diesem "Topf" erhalten die Gemeinden nur rund 17 Prozent , während sie rund 60 Prozent aller öffentlichen Investitionen zu tätigen haben . Hier müßte nach unserer Auffassung sofort eine Umschichtung zugunsten der Gemeinden erfolgen . Eintreibung der Steuerschulden Die Forderung nach Abschaffung wichtiger Gemeindesteuern (Anzeigenabgabe, Ankündigungsabgabe, Getränkesteuer, etc .) gefährdet die Kommunalfinanzen zusätzlich . Durch Eintreibung der 40 Milliarden Schilling Steuerschulden der Unternehmer und höherer Besteuerung des großen Vermögens könnten Impulse für kommunale Investitionen gegeben werden, meinen wir Kommunisten . Die Anforderungen an die Kommunen werden durch die Beschlußfassung verschiedener Bundes- und Landesgesetze zusätzlich vergrößert. Im Ergebnis müssen die Stadt- und Gemeindepolitiker um Bedarfszuweisungen bei der Landesregierung betteln, die vielgerühmte Gemeindeautonomie wird zu einem Fetzen Papier degradiert. 7,(/c:,,, ~ 4"ell, L~r.uu{.Le4«1t, eut,~7,{/~- /ut~eut- ~.~ ~flm/995 Siegfried Vratny Siegmund Presslmair Martin Grasser Otto Treml Polit-Bezüge Derzeit kassieren die oö. Landespolitiker folgende Bruttobezüge (14-mal jährl ich) : Landeshauptmann. 247 .000 Schilling LH-Stellvertreter .. .. 224.000 Schill ing Landesräte ........ .. .. 204.000 Schilling Landtagsabgeordnete (nebenberuflich) ... ... 76.000 Schilling Die Steyrer Gemeindepolitiker kassieref") folgende Bruttobezüge (ebenfalls 14-mal jährlich) : Bürgermeister .. ...... 197.000 Schilling Vize-Bürgermeister (nebenberuflich) .. .... 69.000 Schilling Stadträte (nebenberuflich) .... .. 27.000 Schilling Gemeinderäte (nebenberuflich) ...... .. 8.800 Schi ll ing Die Steyrer Rathausparteien erhalten jährlich eine Parteienfinanzierung von 2,4 Millionen Schilling . SOLCHE PRIVILEGIEN ERFORDERN GEGENWEHR! Zorn und Unzufriedenheit nützen nichts, so etwas muß praktische Folgen haben . Bert Brecht. Nur • Wir zeigen den Privilegienrittern die rote Karte KPÖ

KOMMUNISTEN PROTESTIEREN GE- •• GEN POLITBEZUGE Empörung ist vor allem, wenn SPLandeshauptmann-Stel lve rtreter Fritz Hochmair als normal ansieht , daß die Steuerzahler auch für die "Parteisteuer" aufkommen sollen . Und wenn Hochmair beklagt , daß ihm von brutto 224. 000 Schill ing nach Abzug von Lohnsteuer, Sozia lversicherung und "Parteisteuer" nur 80.000 Schill ing netto bleiben, so leidet er an Realitätsverlust. Da die oö . Landesparteien ohnehin Parteienfinanzierung - jährlich rund 150 Millionen Schilling für ÖVP, SPÖ und FPÖ - kassieren , ist es ausgesprochen unappet it lich, wenn auf dem Umweg über die Polit ikerbezüge zusätzlich Millionen an die Parteien transferi ert werden . Die KPÖ protest ie rt gegen die Höhe der Politike rbezüge und forFakten 500 Millionen für 5 Parteien Rund eine halbe Milliarde kassieren die fünf Parlamentsparteien 1995 auf Bundesebene unter den Titeln Wahlkampfkostenbeitrag, Parteienfinanzierung und Klubförderung aus Steuergeldern. Laut "Salzburger Nachrichten" (17. Oktober 1994) vertei lt sich dieser Kuchen folgendermaßen : e SPÖ .......... .... ... 164,8 Mio. S e ÖVP .. ... .... ... ..... 134,9 Mio. S • FPÖ ...... .......... . 113,3 Mio. S • Grüne .... ..... .. .. .... 44,8 Mio. S e LF ... ....... .... ..... ... 35,9 Mio. S dert neuerlich, den Politikerhöchstbezug (ÖVP-Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck 247.000,- S) auf den Höchstbeamtenbezug (derzeit 81 .125,- S) zu begrenzen, die Fahrtkosten und Spesenpauschale, die steuerfrei sind, abzuschaffen sowie alle Nebeneinkünfte und Nebenpensionen zu untersagen . Mit einer solchen Maßnahme kann d ie FPÖ am Nerv getroffen werden. Politikern , denen di ese r Bezug zu gering ist, sollten sich ein anderes Betäti gungsfeld suchen. Die österreichi schen Polit ikerbezüge sind im international en Vergleich einsame Spitze . Im Nachba rland Schweiz verdienen Politiker nur einen Bruchteil der österreichischen Bezüge, was der Demokratie offensichtlich durchaus nicht schadet. N s II.II r .. müssen sparen Ein Sparpaket zum Fürchten. Die Regierung greift in Ihre Tasche . Gerade Arbeitnehmer zahlen kräftig drauf . Eh rlich erworbene Rechte werden einfach gestri - chen . lnteressens- und "Volksvertreter" halten stil l. Ihnen geht es nur um die Macht. Vor der Wahl und bei der EU-Volksabstimmung hat man gesagt, daß Sozialleistungen nicht gekürzt werden. Heute stellt sich das al s Lüge heraus . Wenn Sie jemand ausrauben , sollten Sie sich wehren. Fordern Sie unsere Informationen zum Sozialabbau an. Damit Sie sich wehren können . KPÖ Name ______ ___ _ Adresse ______ _ ___ KPÖ, Schöngasse 15, 1020 Wien, Tel. 0222/21742-0 Heimat bist Du großer Söhne Freyschlag Fritz, angeschlagener AK-Präsident, liefert den Kapitalisten Argumente. Weil er seinen 176.000-Schil - ling-Bruttobezug mit einer 80-StundenWoche rechtfertigte mußte er sich von 1 ndustriellen-Geschäftsführer Pießlinger höhnisch sagen lassen , daß es nicht zusammenpaßt , wenn ÖGB und AK fi r kürzere Arbeitszeit eintreten , sich ih, r Spitzenfunktionäre aber mit solchen Arbeitszeiten brüsten . Fakten Bundespolitiker Die Politikerbezüge sind wieder in Diskussion. Die KPÖ prangert die Privilegierung der Spitzenpolitiker seit Jahrzehnten massiv an . Hier die Höchstbezüge (brutto 14-mal jährlich) . Bundespräsident und Kanzler haben zusätzlich Anspruch auf eine Dienstwohnung: • Bundespräsident ... ........ 411 .382 S • Bundesminister .... .... ... .. 221 .502 S • Staatssekretäre ....... ...... 221 .502 S • RH-Präsident ... .... ... ... ... 221 .502 S • 1. NR-Präsident ......... ... 210.427 S e 2. u. 3. NR-Präsident .... 210.425 S • Bundeskanzler ...... ........ 205.681 S • RH-Vizepräsident... ... .... 199.352 S • Volksanwälte ....... ........ .. 199.352 S • NR-Klubvorsitzende .... .. 164.149 S • Bundesratsvorsitzender .. 119.453 S • BR-Vizepräsident .......... 119.453 S • NR-Abgeordnete ... ... ....... 98.895 S • Bundesräte ..... .. ........... .. . 49.443 S Die KPÖ fordert, daß Bezüge der Spitzenpolitiker nicht höher als der Höchstbeamtenbezug (derzeit 79.108 Schilling brutto monatlich sein dürfen.

HOTEL WIRD WOHNHAUS Nach einer Förderungszusage von Landesrat Gerhard Klausberger wird das ehemalige Hotel Münichholz in der Hans Wagnerstraße durch die Stadtgemeinde Steyr umgebaut. Es sollen 29 Wohnungen, Geschäftslokale, eine Arztpraxis, Räume für die Arbeitsstiftung und für Kulturvereine eingebaut werden . Dazu bringen wir unseren Vorschlag dem Gemeinderat der Stadt Steyr in Erinnerung, im früheren Hotel Münichholz sollen Räumlichkeiten für eine Zeitgeschichte Werkstätte bereitgestellt werden. Die Zeitgeschichte Werkstätte Steyr soll für Jugend- und Erwachsenenbildung und Künstler, sowie vor allem für Schulklassen benützt werden. Ursprünglich sollte die Zeitgeschichte KJerkstätte im letzten Gebäude des ehe1rüligen KZ Steyr-Münichholz in der Haagerstraße errichtet werden. Es wur - de am 19. März 1993 trotz intensiver Bemühungen des Komitees Mauthausen Aktiv Steyr, vom Besitzer, Erich Sulzenbacher, ohne der notwendigen Abbruchgenehmigung überfallsartig abgerissen. Die Idee der Zeitgesch ichte Werkstätte Steyr soll nun im ehemaligen Hotel Münichholz verwirklicht werden . •• BEI SCHWACHEREN WIRD GESPART Ab 1. Jänner wird in Steyr das "Essen •f Rädern" teurer. Bei den Armen, bei än Kranken wird eingespart . Derzeit zahlen Personen mit Einkommen unter dem Ausgleichzulagen-Richtsatz pro Essensportion 46 Schilling. Ab 1995 wird das Pflegegeld in die Berechnung des Kostenbeitrages einbezogen . Beziehen sie Pflegegeld müssen sie 59 Schilling pro Portion bezahlen , das ist eine Erhöhung um 28 Prozent. Die Pensionen werden mit 1. Jänner um nur 2,8 Prozent erhöht. Ein Pflegegeldbezieher wird daher für '"Essen auf Rädern" im Monat um 390 Schilling mehr an die Stadt zahlen. Stadt Steyr fehlt nun das Geld Die Stadt Steyr muß immer mehr Geld auf dem teuren Kreditmarkt leihen , weil aus dem Stadtbudget seit Jahren gigantische Beträge für die Förderung reicher Industriebetriebe aufgewendet werden. Klassenkampf wird nicht aufgehoben! Schon Karl Marx und Friedrich Engels hatten erkannt, daß die Geschichte "die Geschichte von Klassenkämpfen" ist. Heute heißt das: Auch eine Vereinigung von europäischen Ländern wird den Klassenkampf nicht aufheben. Klassenbewußtsein ist ein Produkt des Lernens, Wissens und der Erfahrung. Natürlich wird die ausbeutende Klasse (Kapitalisten-Großunternehmer) dem Auszubeutenden (Arbeiter, Angestellten u. Intellektuelle) nicht sagen : Wir kaufen deine Arbeitskraft und wollen uns den Mehrwert aneignen , den du erarbeitest . Da sie Macht über Medien und Bildung, Denken und Meinung besitzen, reden sie von "Arbeitgebern und Arbeitnehmern" . Das ist die Umkehr der Wahrheit: Der Werktätige, der seine Arbeit gibt , heißt Arbeitnehmer. Der Unternehmer, der sich die Arbeitskraft nimmt und kauft, heißt Arbeitgeber. Da das Klassenbewußtsein solcher Art vertuscht , verwischt, verschüttet wird , muß es erweckt , bewußt gemacht und immer wieder mit Beispielen gefestigt werden . Seit der Befreiung Österreichs vom Faschismus im Mai 1945 glaube ich an den Sozial ismus und verachte die Unmenschlichkeit des Kapitalismus und bekenne mich auch heute, nach fast 50 Jahren , noch dazu. Die Kommunisten erziehen zur Liebe. Zur Liebe zum Menschen und zur Liebe zum Frieden . Otto Treml , Dezember 1994 Hunderte Millionen Schilling gingen an BMW, Steyr Nutzfahrzeuge (MAN), SteyrAntriebstechnik und Mittelbetriebe. Nun fehlen die vielen Millionen Schil - 1 ing, wie Bürgermeister Hermann Leithenmayr selbst im letzten Amtsblatt feststellt. 1 MILLION •• FORDERUNG SKF (ehemals Wälzlagerwerk) erhält von der Stadt Steyr eine Finanzspritze in der Höhe von 1 Million Schilling. Über einem Zeitraum von fünf Jahren wi rd die finanzschwache Stadtgemeinde Steyr jährlich 200.000 Schilling Zinsenzuschuß gewähren. Bei SKF sind nur mehr 651 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. CHIRURGIE IM NEUBAU Foto Treml Um 731 Millionen Schilling wurde im Landeskrankenhaus Steyr ein chirurgi - sches Zentrum errichtet. Nach sechsjähriger Bauzeit fand am 24. November die Eröffnung statt. Damit hat Steyr das modernste chirurgische Zentrum. Erwin Steyrer gestorben Nach langer, schwerer Krankheit ist Gen. Erwin Steyrer in Linz im 78 . Lebensjahr gestorben . Erwin Steyrer wurde am 17. April 1917 in Linz-Kleinmünchen geboren und entstammt wie sein Bruder, der spätere SPÖ-Minister und Präsident - schaftskandidat Dr. Kurt Steyrer der Familie des namhaften Sozialdemokraten, Linzer Bürgermeisters und Landeshauptmannstellvertreters , Josef Gruber. Erwin Steyrer erlernte den Beruf eines Automechanikers und war schon frühzei - tig in der Arbeiterbewegung aktiv. Im Zusammenhang mit den Februarkämpfen wurde er Mitglied der KPÖ. 1935 wurde er zu fünfeinhalb Jahren Kerker verurteilt. 1937 ging er nach Spanien und kämpfte in den Internationalen Brigaden gegen den Faschismus . Er wurde gefangengenommen und geriet über Frankreich in das KZ Flossenburg, wo er als Häftling mit dem Vermerk "Rückkehr unerwünscht" eingestuft wurde. Er überlebte aber trotz schwerer Verletzungen, an denen er sein ganzes Leben litt, den Naziterror und war sofort nach der Befreiung 1945 wieder politisch aktiv. Mehrere Jahre war er Landessekretär der FÖJ in Oberösterreich. Ab 1950 bis zu seiner Pensionierung war Erwin Steyrer selbständiger Trafikant. Viele Jahre gehörte er zu den Funktionären und Aktivisten des KZ-Verbandes . Wir werden Erwin Steyrer stets ein ehrendes Andenken bewahren . Unsere Anteil - nahme gilt seiner Gattin Hannelore, sei - nem Sohn Erwin und seinem Bruder Dr. Kurt Steyrer. KPÖ Landesleitung Oberösterreich KZ-Verband Oberösterreich

LAND EHRT KOMMUNISTEN Die oö. Landesregierung und der Landtag hat den Schriftsteller, unseren Freund und Genossen Prof. Franz Kain den Landeskulturpreis, den mit 150.000Sdotierten AdalbertStifter-Preis, zuerkannt. Franz Kain, Schriftsteller und Journalist wurde am 21. 1. 1922 in Bad Goisern geboren und gilt seit Jahrzehnten in Kennerkreisen als ganz feine Feder. Seine Werke: "Die Lawine", "Der Föhn bricht ein", "Die Donau fließt vorbei", "Der Weg zum Ödensee" , "Das Schützenmahl", "Das Ende der Ewigen Ruh". Verlegt wurden seine Werke anfangs in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), in Österreich wurde dem großartigen Erzähler lange Zeit Anerkennung verweigert. Der Grund war, Kain ist Kommunist. Franz Kain ist seit 1948 Mitglied der oö. Landesleitung der KPÖ, von 1969 bis 1983 Mitglied des Zentralkommitees der KPÖ, war Chefredakteurderoö. Tageszeitung "Neue Zeit " und von 1977 bis 1986 Gemeinderat der Stadt Linz, wo er den Mächtigen brillante Rededuelle lieferte . EHRUNGIM LANDHAUS Bei der Übergabe des Landeskulturpreises am 9. November 1994 in Linz sprach Prof. Franz Kain für die Geehrten, darunter auch der Steyrer Schriftsteller Erich Hackl, allgemein bekannt durch sein Buch: "Abschied von Sidonie". FRANZ KAIN dankte mit folgender Rede : Jeder Pflichterfüllung haftet etwas Strenges an, denn sie ist im Grunde genommen eine Überwindung von Ängsten, Bedenken, Zweifeln und Vorbehalten. Die Pflichtaber, heute den Juroren sowie Landesregierung und Landtag für die Zuerkennung und Ausschüttung der Landes-Kulturpreise zu danken, ist eine freudige, denn heute ist ein Festtag für uns alle. Die Vergebung der Kulturpreise ist nämlich auch ein Feiertag für das Bundesland Österreich ob der Enns, denn heute darf es sich von seiner besten Seite zeigen und kann gleichsam einen Sonntag mitten in die Woche setzen. Prof. Franz Kain, Schriftsteller Freilich haben es solche Feiertage an sich, daß nach ihnen wieder die Werktage kommen, die weniger glanzvoll sind. Auch in der Kultur stehen viele draußen vor der Tür. Was den Adalbert-Stifter-Preis betrifft, so ist er mit tiefem Respekt vor dem poetischen Genius unseres Landes verbunden. Kein Schriftsteller kann an diesem wuchtigen Denkmal vorübergehen, ohne direkt oder indirekt von ihm beeinflußt zu werden. Allerdings geht es dabei nicht um eine blinde Verehrung.Man muß sich durchaus davor hüten, ein unkritischer Epigone Stifters zu sein. Sein Werk und seine Gestalt sind beileibe noch nicht wirklich ausgelotet, denn die scheinbare Abgeklärtheit dieses Werkes ist nur die Frucht einer äuY3erst schwierigen Bändigung. Wichtiges bleibt immer aufs neue zu hinterfragen. Was mag etwa den Verkünder des sanften Gesetzes dazu bewogen haben, einen Roman über Maximilian Robespierre zu planen, just in einer Zeit, da dieser einen ausgesprcechen schlechten politischen Le,r mund hatte und es gar nicht opportun war, sich dieser Gestalt künstlerisch zu nähern? Und worauf spielt er, der wohlbestallte Beamte, wohl an, wenn er Johannes Kepler einen hier in Linz "Gekreuzigten" nennt, dessen Drama auch darin bestand, daß die Landstände höchst ungnädig darauf reagierten, daß er, anstatt die Landvermessung voranzutreiben, wofür er ja schließlich bezahlt wurde, daranging, die Gesetze des Himmels zu entdecken? Da mag man die große Ruhe des Stifter-Werkes bewundern, ebenso 1 notwendig.aber ist es, immer wieder auch in seine Widersprüchlichkeit einzukehren. In einem meiner Bücher habe ich geschrieben, daß der

große Dichter sich mir erst in der Einzelhaft einer schweren Kerkerzeit wirklich erschlossen hat. Die Formulierung ist wohl überspitzt, wahr aber ist, daß das Eindringen in das WerkAdalbert StiftersZähigkeit und Beharrlichkeit erfordert und er wahrhaftig kein "Drüberstreuer" ist, der sich bei und zu jeder Gelegenheit anbietet. Mit derAuszeichnung, die Sie uns heute zuerkennen, wurde uns ein kulturelles Privilegium verliehen, das uns in Hinkunft begleiten, aberauch verfolgen wird. Eine solche Auszeichnung hat nämlich die Kehrseite, daß ein Ausgezeichneter auch ein Gezeichneter ist. Wer bisher ein vielversprechendes Talent gewesen ist, wird in Zukunft nicht mehr daoach beurteilt werden können, wie vist er odersie etwas gemeint haben bei ihren Versuchen, sondern nur, wie gut sie es getroffen haben. Die Preisträger stehen in einem schärferen Rampenlicht, das Unebenheiten nicht zudeckt, sondern grell aufdeckt. Die künstlerische Unschuld ist mit den Auszeichnungen dahin. In einer noch schwierigeren Lage befinden sich die Kolleginnen und Kollegen, die mit den Haupt-Preisen geehrt werden. Die Erwartung ist hier noch höher und die Öffentlichkeit, grausam wie sie ist, meint dann wohl, daß wir nach so viel Lob und Preis eigentlich nur noch untadalige Meisterwerke hervorbringen uerften. Natürlich sind wir bei solchen unframmen Wünschen weit überfordert, denn die wirklich großen Würfe sind so selten wie Sternstunden. Noch mehr überfordert wären wir, würde man von uns jetzt nur mehr Werke erwarten, die reine Harmonie verkörpern und verströmen. Der große russische Demokrat Alexander Herzen hat einmal gesagt, es wäre falsch, in den Schriftstellern die Ärzte ihrer Zeit zu sehen, sie seien vielmehr der Schmerz ihrer Zeit. Dieses Wort wurde vor rund hundertfünfzig Jahren aLJsgesprochen, es gilt im übertragenen Sinn für alle Kunst und Wissenschaft bis zum heutigen Tag. Der Schmerz selbst heilt nicht, aberohne ihn gäbe es kein Erkennen von Krankheiten und damit auch keine Heilung. Er vor allem ist der unerbittliche Wegbereiter neuer Erkenntnisse. Die Ehrung, die wir heute entgegennehmen dürfen, wird für uns Ansporn sein müssen, unsere Bemühungen mit Zähigkeit und Hingabe fortzusetzen. Dabei wissen wir sehr wohl, daß Kunst die Welt zunächst nicht wirklich verändern kann, schon gar nicht, wenn man sie zum "Direktbeschuß" gegen unbezwungene Festungen einsetzen möchte. Aber Kunst und Kultur wirken und weben mit an der Bewältigung der großen Aufgaben der Menschheit. Wir leben in einerZeit, da wir bereits in den Kosmos vordringen, aber bei allen Triumphmeldungen, zum Jauchzen ist dieser Fortschritt trotzdem nicht, denn was "hier unten" vor unseren Augen tagtäglich geschieht, ist bedrückend und erschreckend genug. Die große Herausforderung stellt sich vns daher nach wie vor in ihrer ganzen Tragweite: Jahrhunderte vorzubereiten, in denen die Menschen bewußter und menschlicher, die Welt gerechter und freundlicher und die Zeiten friedlicher sein werden. KPÖ-BEZIRKSVORSTAND STEYR Steyr, Johannesgasse 16, Tel. (07252) 53179 SPRECHSTUNDEN: Otto Treml Siegfried Vratny Martin Grasser Siegmund Presslmair Karl Riener Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag von 9 bis 11 Uhr von 9 bis 11 Uhr von ~ bis 11 Uhr von16 bis 18 Uhr von 9 bis 11 Uhr Vom BoykottzurAnerkennung Jahrzehntelang wurde der oberösterreichische Schriftsteller Franz Kain ob seines politischen Engagements als Kommunist verschwiegen, in Österreich nicht verlegt, seine Bücher in den hiesigen bürgerlichen Medien kaum rezensiert. Franz Kain wurde schl ichtweg boykottiert . Die gebührende Anerkennung stellte sich erst spät, in den letzten Jahren ein . Ein Höhepunkt der längst überfälligen Ehrungen des Erzählers und Romanciers war die Überre ichung des Adalbert-StifterPreises des Landes Oberösterreich durch die Landtagspräsidentin Angela Ortner. In seiner Laudatio für Franz Kain meinte Schriftste ller-Kollege Walter Wippersberg, Franz Kain zu ehren habe immer etwas von Wiedergutmachung. Man habe ihn zu lange nicht geehrt, nur wenig beachtet. Die geläufige Erklärung, die Kommun istenfresser des Kalten Krieges seien schuld daran, wäre aber nur die halbe Wahrheit. Wippersberg verwehrte sich auch gegen Versuche, den Kommuni - sten und den Schriftsteller Franz Kain - wie schon bei Brecht - auseinanderzudividieren. Franz Kain sei Kommunist und wolle auch so verstanden werden. Wippersberg weiter: "... unbelehrbar ist Franz Kain im gewissen Sinne, sein Leben lang hat er sich nicht ausreden lassen, daß diese Welt eben doch nicht die beste aller denkbaren ist, daß sie gerechter sein und gerechter gemacht werden könnte." Impressum: Medieninhaber (Verleger), Hersteller: KPÖ Steyr,Johannesgasse 16, 4400Steyr.Tel . 07252 / 53179. Redaktion: SiegfriedVratny.Verlags-und Herstellungsort: Steyr

SEINERZEIT VOR 110JAHREN Anläßlich der Elektroausstellung im Jahre 1884 war Steyr die erste elektrisch beleuchtete Stadt Europas. VOR100JAHREN Das Josef-Werndl -Denkmal, ein Werk von Viktor Oskar Tilgners, wurde 1894 auf der Promenade errichtet und zeigt das Standbild Josef Werndl s und vier überlebensgroße bronzerne Arbeiter als Symbole der Ei senbearbeitung und Waffenschmiede. VOR 80 JAHREN später die Modelle 120 und die Weiterentwicklung 200 und 220. • In der Nähe von Prag findet der 12. Parteitag der KPÖ statt . August Moser und Karl Zehetner aus Steyr nahmen teil. Der Vorsitzende Johann Koplenig trat für einenweiteren Zusammenschluß aller demokratischen und fortschrittli - chen Kräfte zur Bildung der Aktionseinheit der Werktätigen ein . VOR 50 JAHREN Die kommunistischen Widerstands - kämpfer aus dem Steyr-Werk Franz Draber, Josef Bloderer und der Bezirksobmann der KPÖ Steyr Karl Punzer wurden von den Hitler-Faschisten zum Tode verurteilt. Draber und Bloderer gelang nach langem Aufenthalt in der Todeszelle die Flucht , Karl Punzerwurde am 5 . Dezember 1944 im Stadelheimer Gefängnis in München nthauptet. b nfall im Jahre 1944 wurden in Steyr di Kommuni st n Fe rdinand Sigmund , Otto P nsl und Johann Buchholzer verhalt t und in den letzten Tagen vor dem nde der Naz iherrschaft von der SS im KZ Mauthau sen e rmord et. Fritz Dertlinger wurde zum Tode verurteilt und am 1. Mai 1945 in Treffling bei Linz erschossen . • Die Sozialistin Katharina Ribnitzky, Gastwirtin in der Damberggasse, wird wegen wehrkraftzersetzenderÄußerungen zur 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. So sagte sie u.a.: "Wenn der Führer nicht wäre , wäre der Krieg nicht" . Erster Weltkrieg - am 6. September VOR 40 JAHREN 1914 kamen 136 Mann mit dem ersten Verwundetentransport nach Steyr. Steyr-Daimler-Puch AG verkauft 1954: Im November zeichnete die Waffenfa- 8.125 Traktore, 3.968 Lkw, 5.937 Pkwbrik 5,000 .000 Kronen Kriegsanleihe . Fiat und 6.380.000 Kugel- und RollenVOR 70 JAHREN lager. Steyr-Daimler-PucherrichteneineLehr- VOR 30JAHREN werkstatt im Hauptwerk Steyr. 15. Sep- Steyr-Daimler-Puch AG feiert das Jubi - tember 1924 Streik der Metallarbeiter läum ihres 100-jährigen Bestandes. In der Waffenfabrik. den Werken sind 17.000 Arbeiter und VOR 60 JAHREN Angestellte beschäftigt. Der Gewinn beträgt 40 Millionen Schilling. • Das von Architekt Helmut Reitter entworfene Konstruktionsgebäude im • Hubert Staufer aus Steyr wurde wegen Teilnahme an der Herstellung von kommunistischem Propagandamaterial verhaftet und mit 5 Monaten Arrest bestraft. • Der von Jentschke konstruierte Pkw Steyr 50, als "österreichisches Volksauto" gedacht, wird der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Pkw Typ 100 wurde bereits produziert, es folgen ein wenig Hauptwerk wird gebaut. • Das technikgeschichtlich interessante kleine E-Werk der Steyr-Werke in Zwischenbrücken wird demontiert. • Die GFM-Gesellschaft für Fertigungstechnik und Maschinenbau, unter der Leitung von Dr. Bruno Kralowetz und Dr. Kurt Ottizky, erzielt einen ,Umsatz von 77 Mill ionen Schilling. VOR20JAHREN Im Wälzlagerwerk sind 2.040 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. • Das Intra-Center an der Ennserstraße wurde mit Baukosten von 67 Millionen Schilling errichtet. Der engagierte Stadtbildschützer und Journalist Walter Kerbl wehrt sich gegen den Bau. Der Neubau wurde hierauf an die PlusKaufhausgruppe vermietet. (ab 1978 KGM-Kaufhaus) VOR15JAHREN 1. Jänner 1979: BMW München und Steyr-Daimler-Puch AG gründen eine gemeinsame Gesellschaft für die Entwicklung , Fertigung und den Vertrieb von Motoren, die BMW-Steyr MotorntGes. m. b. H. , Vorsitz hat Volk) - Doppelfeld von BMW München, Dir. Eugen Egger von Steyr-Daimler-Puch. Das Werk kostet 3 Milliarden Schilling, Die Stadt Steyr zahlt eine Subvention von 21 Millionen, das Land Oberösterreich 114 Millionen und der Bund 900 Millionen Schilling. Kurz vor Betriebnahme des Motorenwerkes im Frühjahr 1982 wurde Steyr-Daimler-Puch aus dem "gemeinsamen Werk" von BMW hinausgedrängt . VOR10JAHREN Die Region Steyr ist ein ausgesprochenes Krisengebiet. Die Arbeitslosenrate liegt in der Stadt Steyr und in den 13 Umlandgemeinden über 5 Prozent und merklich über dem oberösterreichisch1sn Landesdurchschnitt. Der KPÖ Spree nr. im Gemeinderat : "Die allgemeine Ein führung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ist gerade für die Region Steyr sowie angesichts des Anwachsens der Jugendarbeitslosigkeit von größter Bedeutung". VOR 5 JAHREN Bei der Jahresabschlußfeier der RotKreuz-Bezirksstelle Steyr wurde der Notarztwagen seinerBestimmung übergeben. Damit 9!!19 eine jahrelange Forderung des KPO-Sprechers Otto Treml im Gemeinderat der Stadt Steyr und ein berechtigter Wunsch der Bevölkerung der Region Steyr in Erfüllung. • Der KPÖ-Gemeinderat protestierte vor dem Stadtparlament gegen die willkürliche, übertallsartige Zerstörung der ehemaligen Reithotter-Werke und verlangte unverzügliche Maßnahmen der Stadt um einen weiteren Abbruch zu verhindern .

Vor 50 Jahren : SCHAUSPIELER GOTTFRIED TREUBERG IN STEYR Bereits während des 2. Weltkrieges war der beliebte Schauspieler Gottfried Treuberg einige Jahre im "Alten Stadttheater" in Steyr engagiert. Das Stammlokal der Schauspielerinnen des Stadttheaters war 1943-48 dasGasthaus Karl Wipplinger am Grünmarkt. Der Wirt war Kommunist und nach der Befreiung im Mai 1945 Stadtrat in der Stadt Steyr. Nach der Befreiung vom Hitler-Faschismus im Mai 1945 und der wiedererstandenen Meinungsfreiheit entstand der Wunsch in der fortschrittl ichen Bevölkerung nach echter unzensierter Kunst , die Wah rheit auf der Bühne. In der geteilten Stadt Steyr, in SteyrOst gab es kein Theater . Gottfried Treuberg legte selbst Hand an und transportierte mit einem Pferdegespann not1rti.Jndiges Material für Bühne und Saal. eanerTurnhalle des ehemal igen "Deutsthen Turnvereines" in der Jägergasse einst Hochburg der Steyrer Faschisten entstand das "Neue Theater" . Gottfried Treuberg sammelte Künstler um sich , Trude Loreck , Emmy Samek, Fred Roßmann, Ludwig Miller sowie die Ballettänzerin Silvia Hard und die Ballettänzerinnen aus Steyr, Hilde Zimmermann und ihre Schwester Anette Leidlmaier u.a. Auf der Bühne des Turnsaales , bei schlechter Beleuchtung, wurde Theater gespielt. Zur Aufführung kamen: 22. Juni, Premiere: "Der fidele Bauer", 29. Juni, Premiere: "Liebelei" , von Schnitzler, 18. Juli, "Gespenster", 19. Juli, "Die tolle Lola", 20. u. 21 . Juli, zum erstenmal "Ingeborg", 22 . Juli, "Die tolle Lola", u.a. neds nach dreimonatigen Sperre die oeiden Ennsbrücken am 28. Juli 1945 wieder geöffnet waren und Steyr wieder ein Ganzes war übersiedelte das "Neue Theater-Ensemble" in das Stadttheater . Unter der Direktion Gottfried Treubergs gab es bis Ende 1948 899 Aufführungen von 128 verschiedenen Stücken. Nachfolgende Schauspieler!nnen gehörten 1947 dem Stadttheate.r-En - semble an : Edith und Lygia Kapralek , Trude Loreck, Emmy Samek, Lieselot - te Czap, llseWecke,Gottfried Treuberg , Friedrich Gruber, Kurt Ranz , Eduard Graf , Ludwig Miller, Gustav Rudolf , Hubert Reimersthal , Hans Macho, Leo Marek , Robert Werner, Günther Garding, Ekkehard Dittrich , Fred Baarowy und Walter Edstadler. Das ständige Stadttheater unter der Direktion Gottfried Treuberg , erhielt wenig Unterstützung von der Stadtgemeinde Steyr und kam so in finanziell e Schwierigkeiten. GottfriedTreuberg und seine Schauspielerinnen und Schauspieler, darunter der Steyrer Schauspieler Friedrich Gruber, mußten Ende 1948 die geliebte Stadt Steyr verlassen . Am 8. Februar 1949 schrieb der KPÖ Bezirkssekretär Alois Zehetner, Stadtrat der Stadt Steyr an seinen Parteifreund Dr. Viktor Matejka, Ku ltur-Stadtrat in Wien den nachfolgenden Brief: Lieber Genosse Matejka' Der Überbringer dieses Schreibens, Genosse Treuberg, war bis vor kurzem Direktor des Steyrer Stadttheaters. Er und seine Frau Trude Loreck organisietten im Jahre 1945 unter den größten Schwierigkeiten auf Wunsch der russischen Besatzungsmacht das Theater in Steyr-Ost. Nach Abzug der Roten Armee übernahm er die Leitung des Stadttheaters unter den schwierigsten Bedingungen und ohne Unterstützung Foto 1948 - "Die 1. Legion" Aufführung 1948 im Stadttheater Steyr V.l.n.r.: Friedrich Gruber, Kurt Ranz, Gottfried Treuberg, Eduard Graf, Edith Kapralek, Ludwig Miller, Gustav Rudolf, Hubert Reimersthal und Günther Garding. GofflriedTreuberg grüßt die Steyrer Die "Vorwärts "-Redaktion freut sich über den Brief vom ehemaligen Schauspieler und Direktor des Stadttheaters Steyr Dr. h.c. Gottfried Treuberg , in dem er u.a. schreibt : "Immer wieder denke ich an meine Theaterzeit in dem schönen und von mir geliebten Steyr . Es freut mich wirklich sehr, daß es doch noch Menschen gibt, die sich an mich erinnern . Außerdem bin ich wirklich interessiert zu hören was sich in Steyr tut. " Abschließend ersuchte er die Redaktion , alle Steyrerinnen und Steyrer sowie die Bekannten, die sich noch an Gottfried Treuberg erinnern , recht herzlich zu grüßen. der "sozialistisch" verwalteten Stadtgemeinde Steyr. Treuberg war den Sozialisten in der Gemeindeverwaltung stets ein Dorn im Auge undes ist ihnen gelungen, ihn von seinem Posten zu entfernen. Die Bezirksleitung ersucht Dich daher, dem Genossen Treuberg und seinerFrau, die sich viel Verdienste erworben haben, in ihrem weiteren Existenzkampf behilflich zu sein. Für Deine Bemühungen danken wir im Voraus recht herzlich und grüßen Dich mit Freiheit! Für die KPÖ Bezirksleitung Steyr Alois Zehetner Das Treuberg-Ensemble bespielte in der Folge das Wieland-Theater in Wien und ging auf Tournee in Niederösterreich . Sei t 1950 gibt es in Wien TREUBERGS-GRATIS-BÜHNE.Gründer und Leiter: Dr . h.c . Gottfried Treuberg . In der Zeit der großen Theaterkrise (1948 - 1950) in der in Wien Theater wie die "Skala", das "Bürgertheater" u.a. für immer gesperrt wurden, hatte Direktor Treuberg eine Idee und gründete das einmalige österreichische Theater, das Gratistheater. Gottfried Treuberg ist Inhaber des Si lbernen Ehrenzeichens für die Verdienste um die Republik Österreich , des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien , der Goldenen Medaille des Ehrenzeichens für die Verdienste um das Bundesland Niederösterreich und desGoldenen Verdienstzeichens des Landes Wien. Von seiner geliebten Stadt Steyr sind ihm alte Freunde geblieben die ihn als Menschen, Schauspieler und Theaterdirektor verehren und schätzen. Otto Treml

KARL PUNZER Vorsitzender der KPÖ Steyr - vor 50 Jahren wurde er als Widerstandskämpfer hingerichtet Bereits mit 14 Jahren stand Karl Punzer in der Sozialistischen Arbei - terjugend und trat im Jahre 1932 der Kommunistischen Jugend bei. 1934 verteidigte er mit der Waffe in der Hand die Stellungen des Schutzbundes auf der Ennsleite. Im März 1938, als die faschistischen Truppen Österreich überfielen, gab die illegale Kommunistische Partei als einzige Partei die Parole aus: Österreich wird wieder frei, Österreich ist ein lbständiger Staat, alle Kräfte müs n zum Kampf gegen HitlerDeutschland, fü r in freies demokrati schenÖst rre ich mobilisiert werden . Wi e tausend and re Kommunisten und Antifaschisten folgt Karl Punzer dem Auf ruf d r K Ö. Nach der gewa lt sam n in - gliederung Österreichs organisi rt Karl Punzer als Vorsitzend r di ill - gale Organisation der Kommuni ti - schen Partei Steyr, mit dem Ziel: in neues, freies wirklich demokratisch Österreich zu schaffen. Im Herbst 1942 wurde eine Gruppe Steyrer Widerstandskämpfer aus den Steyr-Werken verhaftet, darunter Karl Punzer, Franz Draber, Josef Bloderer, Adalbert Schwarz, Maximilian Petek, Alois Wunderl , Anton Ulram, Johann Riepl und Johann Palme. In Linz wurden Karl Punzer und seine Genossen in der Langgasse in der Gestapozentrale vernommen. Unter "Vern ehmung" verstand die Gestapo allerdings etwas anderes . Es wurde wenig gefragt, dafür geschlagen. Der SSMann Neumüller, der berüchtigte Gestapo-Schläger, tobte seine Kräfte an den wehrlosen Arbeiterfunktionären aus. Aber trotz Schlägen und grausamen Folterungen blieben die eingekerkerten Genossen ungebrochen. Karl Punzer, Franz Draber, Josef Bloderer, Johann Palme, Anton Ulram, alle aus Steyr und Johann Riepl aus Bad Hall wurden nach zweijähriger Untersuchungshaft am 24. Mai 1944 zum Tod durch das Fallbeil verurteilt. Ihr schwerstes Verbrechen: Sie hatten das Ziel, "die Ostmark vom Reiche loszureißen", wie es in der Anklageschrift geheißen hatte. In einer Todeszelle des Stadel - heimer Gefängnisses in München warteten Karl Punzer, Franz Draber und Josef Bloderer auf die Hinrichtung . Die Gewalthaber ließen sich Zeit. Das Schafott hatte ja damals Hochbetrieb. Hitlers Henker stellten Rekorde auf. 32 Sekunden benötigte ein geübter SS-Mann für die Hinrichtung eines Freiheitskämpfers. Tägli ch hörten die drei Todeskandidaten die Schritte der Leidensgenossen, die um letzten Gang ihre Zelle verließen. Sie hörten die letzten Schreie der Opfer, Flüche gegen Hitler und ein Reich, Hochrufe auf die unterdrückten Länder, die Kommunistische Partei, die Rote Armee . WILLY GROBER Nach 200 Tagen aus der Todeszelle geflüchtet Einen Tag vor der Hinrichtung, am 30. November 1944, nach 200 Tagen in der Todeszelle, flüchteten die drei Steyrer Franz Draber, Josef Bloderer und Karl Punzer aus dem Gefängnis Stadelheim in München, Karl Punzer, geschwächt durch die monatelange Folterung, durch die jahrelange Haft unterernährt, konnte nicht lange durchhalten. Den schützenden Wald vor Augen, brach er auf einer Wiese zusammen. Er sah noch wie Draberden Wald und Bloderer den nahegelege, nen Friedhof erreichten, dann holte1r ihn die Häscher ein. Brutal wurde er hochgerissen und in die Todeszelle zurückgeschleppt. Auf langen gefährlichen Wegen erreichten Franz Draber und Josef Bloderer die Freiheit. Sie konnten die Zerschlagung des Faschismus erleben. Karl Punzer aber, der Bezirksvorsit2ende der KPÖ Steyr, wurde vor 50 Jahren, am 5. Dezember 1944, um 17 Uhr enthauptet. Mit dem Hochruf auf seine unterdrückte Heimat Österreich starb er als 32jähriger für die Freiheit seines Volkes. Steyrer Widerstandskämpfer hingerichtet Willy Gruber war Angestellter in den SteyrWerken und als Gegner der Faschisten bekannt. Er war damals 22 Jahre und wurde denunziert, von der Gestapo verhaftet, nach monatelanger, verzehrender Haft zum Tode verurteilt. Der Steyrer Widerstandskämpfer Willy Gruberwurde vor 50 Jahren, am 19. September 1944 um 18.17 Uhr durch den "Henker" von Wien, Johann Reichard, hingerichtet. Der ScharfWilly Gruber, enthauptet am 19. September 1944 richter Reichard (aus Deisenhofen, nahe München) sagte später: 1184 Menschen hat er in Wien "die Rübe abgehauen". Er war für die damalige "Ostmark" zuständig und hat insgesamt über 3.500 Leute hingerichtet. Willy Gruber wurde mit zwei Leidensgenossen in einem Grab im Zentralfriedhof Wien, beigesetzt.

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